Im Jahr 2013 erhielt das Fritz Bauer Institut den Vorlass von OStA Johannes Warlo mit umfangreichen Unterlagen zu seiner Tätigkeit bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Der Vorlass besteht vor allem aus Dokumenten zu Ermittlungen wegen nationalsozialistischer Gewaltverbrechen, insbesondere im Zusammenhang mit den sogenannten Euthanasiemaßnahmen des Dritten Reiches. Johannes Warlo wurde 1927 in Gleiwitz in Oberschlesien geboren. Vor dem Abschluss seiner Schullaufbahn wurde er als Reserveoffiziersanwärter zur Kriegsmarine einberufen. Im Jahr 1945 befand er sich einige Monate in britischer Kriegsgefangenschaft, bevor er in Bad Nauheim einen Sonderlehrgang für Abiturienten besuchte und sein Abitur ablegte. Im Jahr 1947 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften in Marburg an der Lahn. Auf das 1951 abgelegte erste juristische Staatsexamen folgte ein juristischer Vorbereitungsdienst an verschiedenen hessischen Gerichten. In diesem Rahmen legte Johannes Warlo sein zweites Staatsexamen ab. Seit April 1956 war er im hessischen Staatsdienst (Justiz) u. a. bei den Staatsanwaltschaften in Limburg an der Lahn und in Wiesbaden tätig. Dort war er vor allem mit Wirtschaftssachen befasst. Ab Juni 1961 wurde Johannes Warlo bei der Staatsanwaltschaft beim Oberlandesgericht Frankfurt (Generalstaatsanwaltschaft) beschäftigt. Unter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer wurde er bei der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt vornehmlich mit Ermittlungen zu den sogenannten Euthanasiemaßnahmen des Dritten Reiches betraut. Unter anderem ermittelte Johannes Warlo gegen leitende Angestellte der Dachorganisation "T4", ebenso wie gegen Ärzte der sogenannten Euthanasieanstalten. Zudem verfasste er die Anklageschrift gegen Beteiligte an der Tötung von KZ-Häftlingen zwecks Anlegung der sogenannten "Straßburger Schädelsammlung". Später war Johannes Warlo als Referent für internationale Rechtshilfe in strafrechtlichen Angelegenheiten und Auslieferung tätig. Er befindet sich seit Juli 1992 im Ruhestand.

Der Vorlass Johannes Warlo umfasst nach Erschließung, Entmetallisierung und Umbettung 51 Archiveinheiten mit einem Umfang von insgesamt 2 lfd. m. Im Rahmen der Erschließung durch die Bearbeiterin Sophia Steinmetz im Zeitraum von November bis Dezember 2020 wurde eine komplette Neuordnung geschaffen. Der Gesamtbestand gliedert sich seitdem in neun Teilbereiche. Bei diesen handelt es sich um "Korrespondenzen", "Juristische Fachliteratur", "Verfahren gegen Kurt Borm, Aquilin Ullrich, Heinrich Bunke und Klaus Endruweit (Ks 1/66 GStA)", "Verfahren gegen Horst Schumann (Ks 2/70 GStA)", "Verfahren gegen Hans-Joachim Becker & Friedrich Robert Lorent (Ks 1/69 GStA)", "Verfahren gegen Bruno Beger u. A. (Js 8/66 GStA)", "Weitere Verfahren", "Sonstiges" und "Verfahren gegen Reinhold Vorberg und Dietrich Allers (Js 20/61 GStA) und (Ks 2/66 GStA)". Der Bereich "Korrespondenzen" umfasst berufliche Korrespondenzen Johannes Warlos. Im Bereich "Juristische Fachliteratur" finden sich Publikationen zur Rechtsprechung und Gutachten zu NSG- und sogenannten Euthanasie-Verfahren. Der Bereich "Verfahren gegen Kurt Borm, Aquilin Ullrich, Heinrich Bunke und Klaus Endruweit (Ks 1/66 GStA)" beschäftigt sich mit der juristischen Aufarbeitung der Beteiligung der vier Ärzte an sogenannten Euthanasie-Maßnahmen. Er ist untergliedert in die beiden später unabhängig voneinander geführten Verfahren "Verfahren gegen Kurt Borm (Ks 1/66 GStA)" und "Verfahren gegen Aquilin Ullrich, Heinrich Bunke und Klaus Endruweit (Ks 1/66 GStA)". Auch der Bereich "Verfahren gegen Horst Schumann (Ks 2/70 GStA)" thematisiert die Mitwirkung des beschuldigten Arztes Horst Schumann an Euthanasiemaßnahmen und medizinischen Experimenten. In den Bereichen "Verfahren gegen Hans-Joachim Becker & Friedrich Robert Lorent (Ks 1/69 GStA)" und "Verfahren gegen Reinhold Vorberg und Dietrich Allers (Js 20/61 GStA) und (Ks 2/66 GStA)" finden sich Dokumente der Verfahren gegen administrativ an der sogenannten Euthanasie beteiligte Angeklagte. Der Bereich "Verfahren gegen Bruno Beger u. A. (Js 8/66 GStA)" enthält Unterlagen zum Verfahren gegen Bruno Beger und Andere wegen der Ermordung von KZ-Häftlingen für den Aufbau einer Skelett-Sammlung. Im Bereich "Weitere Verfahren" finden sich einzelne Verfahren zu den Themen NSG und Euthanasie. Der Bereich "Sonstiges" beinhaltet verschiedene Dokumente zu Warlos juristischer Tätigkeit.