Nachlass Fritz Bauer
Extent and Medium
10,5 lfd. m.
Scope and Content
Seit seiner Gründung im Jahr 1995 bemüht sich das Fritz Bauer Institut darum, Dokumente zu seinem Namensgeber, dem hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903-1968), zusammenzutragen. Gemäß seinem Wunsch wurde nach Bauers Tod seine Hinterlassenschaft unter seinen Verwandten und Freunden verteilt. Unglücklicherweise gingen dabei große Teile des schriftlichen Nachlasses - insbesondere Bauers private Korrespondenz - unwiederbringlich verloren. Davon ausgenommen waren diejenigen Unterlagen, die Bauers Testamentsvollstrecker erhielt. Sie bilden den Kern der jetzigen Sammlung des Fritz Bauer Instituts.
Bauers Testamentsvollstrecker bot die von ihm aufbewahrten Unterlagen im Jahr 1996 dem gerade neu gegründeten Studien- und Dokumentationszentrum als Schenkung an. Seitdem wird die als Nachlass geführte Sammlung im Zuge von Forschungsprojekten sowie der gezielten Akquise neuer Dokumente laufend erweitert. Eine wichtige Ergänzung erhielt der Bestand etwa im Jahr 2014 durch die Briefe Fritz Bauers an Thomas Harlan, die dem Institut durch den Nachlassverwalter Harlans vermacht wurden. Aber auch Materialien aus dem Umfeld Bauers finden Eingang in den Nachlass, etwa eine umfangreiche Dokumentation der zeitgenössischen Presseberichterstattung an seinen Wirkungsorten Braunschweig und Frankfurt am Main. Im Herbst 2017 übereigneten Bauers Testamentsvollstrecker und in den Jahren 2017, 2018 und 2021 seine Patentochter dem Fritz Bauer Institut weitere Materialien aus dem Nachlass Bauers. Durch diese Schenkungen konnte unter anderem die wertvolle Privatbibliothek Bauers zu Teilen rekonstruiert werden. Dies ist insofern besonders bedeutsam, als Bauer seine Gedanken während der Lektüre immer unmittelbar in den jeweiligen Werken festhielt und sich auf diese Weise die Genese einzelner Ideen nachvollziehen lässt.
Der Nachlass Fritz Bauer umfasst nach Erschließung, Entmetallisierung und Umbettung 147 Akteneinheiten und Objekte mit einem Umfang von insgesamt 10,50 lfd. m. Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte besaß der Bestand bei seiner Ersterschließung keine innere Ordnung, weshalb bei der Verzeichnung durch den Bearbeiter Johannes Beermann-Schön im November und Dezember 2016 sowie im Dezember 2017 und Januar 2018 eine komplette Neuordnung geschaffen werden musste. Sie orientiert sich zwar begrifflich an den "Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen" (RNA), weicht aber inhaltlich von diesen ab. So ist etwa die Kategorie "Lebensdokumente" nicht im eigentlichen Sinne der RNA zu verstehen, da es sich nicht ausschließlich um originale "Materialien der beruflichen und privaten Lebensführung des Bestandsbildners" handelt, sondern auch um Reproduktionen derselben, die aus verschiedenen Fremdarchiven zusammengetragen worden sind.
Der Gesamtbestand gliedert sich in die fünf Teilbereiche "Werk", "Korrespondenzen", "Lebensdokumente", "Sammlungen" und "Realia". Der Bereich "Werk" umfasst handschriftliche Notizen Fritz Bauers zum Strafvollzug der Zukunft, Typoskripte zu unterschiedlichsten Themen sowie eine Sammlung ausgewählter Publikationen.
Im Bereich "Korrespondenzen" finden sich vor allem die Briefe Bauers an Thomas Harlan aus den Jahren 1962-1968, die das Fritz Bauer Institut im Jahr 2015 vollständig ediert hat (Werner Renz (Hrsg.): "Von Gott und der Welt verlassen". Fritz Bauers Briefe an Thomas Harlan (Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts, Bd. 25), Frankfurt am Main, New York 2015.). Ergänzt wird dieser Teilbereich durch Korrespondenz, die sich in den durch Bauers Testamentsvollstrecker aufbewahrten Unterlagen befand. Zum Teil handelt es sich dabei um Briefe, die als Lesezeichen [?] in verschiedene Bücher aus Bauers Arbeits- und Privatbibliothek eingeschoben waren.
Der Bereich "Lebensdokumente" umfasst neben diversen Zeugnissen und Urkunden Bauers zunächst Materialien zu seiner Mitarbeit in der Redaktion des Editionsprojekts "Justiz und NS-Verbrechen. Die deutschen Strafverfahren wegen NS-Tötungsverbrechen". Des Weiteren finden sich hier Reproduktionen von Lebensdokumenten aus verschiedenen Fremdarchiven. Da diese ursprünglich aus unterschiedlichen Forschungsprojekten des Fritz Bauer Instituts stammen, sind sie nicht einheitlich geordnet und folgen deshalb einerseits einer thematischen und andererseits einer Reihung nach Provenienz. Diese Unterlagen wurden zu Forschungszwecken des Instituts archiviert und stehen daher ausschließlich der internen Nutzung durch MitarbeiterInnen des Instituts zur Verfügung. Eine Einsichtnahme durch externe NutzerInnen ist nicht möglich. Diese kann ausnahmslos nur in den jeweiligen Ursprungsarchiven erfolgen.
Der Bereich "Sammlungen" setzt sich einerseits aus der Arbeitsbibliothek Bauers zusammen. Diese war Teil der Materialien, die sein Testamentsvollstrecker 1968 übernahm und ist nicht nur aufgrund der massenhaften persönlichen Widmungen und Grüße verschiedener Autoren interessant, sondern auch aufgrund der zahlreichen handschriftlichen Anmerkungen und Notizen, die Bauer an den Rändern der Publikationen oder auf Leer- und Rückseiten hinterließ.
Den zweiten Teil des Bereichs "Sammlungen" bilden Materialien, die das Fritz Bauer Institut im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte zusammengestellt hat. Es handelt sich hierbei um eine umfangreiche Zeitungs- und Zeitungsausschnittsammlung zum Wirken Fritz Bauers, eine thematische Material- und Publikationssammlung zu unterschiedlichen Facetten seines Lebens sowie um Akten betreffend ausgewählte Veranstaltungen des Fritz Bauer Instituts zu seinem Namensgeber. Wie im Bereich "Lebensdokumente" sind einige Archiveinheiten des Bereichs "Sammlungen" für die externe Nutzung nicht zugänglich.
Im Bereich "Realia" finden sich verschiedene Gegenstände aus dem Nachlass Bauers, u.a. seine Totenmaske, seine Amtsrobe, ein Aschenbecher und ein 6teiliges Teeservice.
Subjects
- 1. Frankfurter Auschwitz Prozess
- Eichmann-Prozess
- Remer-Prozess
Places
- Frankfurt am Main
- Braunschweig
- Kopenhagen
- Tübingen
- Stuttgart
Bequest Fritz Bauer
Extent and Medium
10.5 running meters
Scope and Content
Since its establishment in 1995, the Fritz Bauer Institute is eager to gather documents regarding its eponym, the Hessian Attorney General Fritz Bauer (1903-1968). According to Bauer's wishes, his inheritance was dispensed among his relatives and friends after his death. Unfortunately, because of that a large part of the literary bequest — especially Bauer's private correspondence — was lost irretrievably. Exceptions to this are the records obtained by the executor of Bauer's last will and testament. They make up the core of the current collection at the Fritz Bauer Institute.
In 1996, Bauer's executor offered the preserved records to the newly established study and documentation center as an endowment. Since then, the collection has been managed as a bequest and is constantly extended through research projects and specific acquisition. Around 2014, the collection gained an important addition: the executor of the estate of Thomas Harlan bequeathed Fritz Bauer's letters to Harlan to the Fritz Bauer Institute. Other material from Bauer's surroundings found its way into the bequest, for example, a comprehensive documentation of the contemporary press coverage at his workplaces Brunswick and Frankfurt (Main). In the autumn of 2017, Bauer's executor, and then in 2017, 2018 and 2021, his goddaughter transferred further material to the Fritz Bauer Institute. Because of these endowments, Bauer's precious private library — among other things — could partly be reconstructed. This is especially significant, as Bauer noted his thoughts immediately when reading the regarding works. Through those means, it is possible to comprehend the genesis of certain ideas.
The Bequest Fritz Bauer contains after description, demetallization and filing, 147 archival units and objects with a total extent of 10.50 running meters. Due to its genesis, the holding did not initially have an internal structure. Therefore, the processor Johannes Beermann-Schön created a completely new structure during indexing in November and December 2016 and December 2017 and January 2018. It conceptually follows the "rules for the description of personal papers and autographs" (RNA, Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen), but deviates from it content-wise. For example, the category "personal documents" not only contains "material of the professional and private conduct" of Fritz Bauer, but also reproductions of such documents, that are collected from various archives.
The holding is divided into five sections: "opus" ("Werk"), "correspondence" ("Korrespondenzen"), "personal documents" ("Lebensdokumente"), "collections" ("Sammlungen") and "realia" ("Realia"). The section "opus" ("Werk") covers handwritten notes of Fritz Bauer regarding the penal system of the future, typescripts regarding diverse topics, as well as a collection of selected publications.
The section "correspondence" ("Korrespondenzen") contains first and foremost the letters of Bauer to Thomas Harlan from the years 1962 to 1968. All of the letters were edited by the Fritz Bauer Institute in 2015 (Werner Renz (Hrsg.): "Von Gott und der Welt verlassen". Fritz Bauers Briefe an Thomas Harlan (Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts, Bd. 25), Frankfurt am Main, New York 2015.). In addition, the section covers correspondence from the records preserved by Bauer's executor. Some of these letters had been used as bookmarks [?] in different books of Bauer's working and private library.
The section "personal documents" ("Lebensdokumente") comprises various certificates and primarily material regarding Bauer's work as a collaborator on the editing project "Justiz und NS-Verbrechen. Die deutschen Strafverfahren wegen NS-Tötungsverbrechen". Furthermore, there are reproductions of personal documents from several archives. Since they originate from different research projects of the Fritz Bauer Institute, they are not in a classified order. They are however organized either thematically, or by provenance. These records were archived for research purposes of the Fritz Bauer Institute only and are therefore only available for internal use. An access by external users is not allowed. The records are only and unexceptionally accessible at the respective original archives.
The section "collections" ("Sammlungen") covers, on the one hand, Bauer's working library. It was part of the materials taken by the executor of the bequest in 1968. The holding is interesting not only due to the many personal dedications and greetings of several authors, but also because of the numerous hand-written notes that Bauer left on the publications' margins and plank pages.
The second part of the section "collections" ("Sammlungen") is constituted by material compiled by the Fritz Bauer Institute during several research projects. It consists of an extensive collection of newspapers and newspaper clippings regarding Bauer's work, a thematic collection of material, and publications regarding various aspects of his life, as well as files concerning selected events of the Fritz Bauer Institute regarding its eponym. As for the section "personal documents" ("Lebensdokumente"), some archival units of the section "collections" ("Sammlungen") are not accessible for external users.
The section "realia" ("Realia") contains various items from Bauer's bequest, for example, his death mask, his robe, an ashtray and a six-part tea set.
Subjects
- First Frankfurt Auschwitz Trial
- Eichmann Trial
- Remer Trial
Places
- Frankfurt (Main)
- Brunswick
- Copenhagen
- Tübingen
- Stuttgart