Polizeipräsidium Berlin - Kriminalpolizeileitstelle

Identifier
A Pr.Br.Rep. 030-02
Language of Description
German
Source
EHRI Partner

Scope and Content

Vorwort

A Pr.Br.Rep. 030-02 Polizeipräsidium Berlin-Kriminalpolizeileitstelle

1. Behördengeschichte

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 begann eine grundlegende Umstrukturierung der Polizei und damit auch der Kriminalpolizei im Deutschen Reich.
Bereits im Jahre 1922 hatte der Reichstag ein Gesetz über die Schaffung eines Reichskriminalpolizeiamtes beschlossen, das jedoch an föderalistischen Störmanövern Bayerns und Preußens scheiterte (Wagner, Hitlers Kriminalisten, München 2002, S. 19)
Am 17. Juni 1936 wurde Heinrich Himmler zum "Chef der Deutschen Polizei" ernannt und ernannte seinerseits am 26. Juni 1936 Reinhard Heydrich zum "Chef der Sicherheitspolizei". Unter dem Dach der Sicherheitspolizei wurden Gestapo (Geheime Staatspolizei) und Kripo (Kriminalpolizei) zusammengefasst.

Im Rahmen dieses Zentralisierungsprozesses wurde das preußische Landeskriminalpolizeiamt durch einen Erlass Himmlers mit der Leitung der Kriminalpolizei aller deutschen Länder beauftragt.
Es erfolgte der Aufbau einer zentral gelenkten Reichskriminalpolizei. Eine Zäsur setzte in dieser Entwicklung die Umwandlung des preußischen Landeskriminalpolizeiamtes in das Reichskriminalpolizeiamt am 16. Juli 1937. (A Pr.Br. Rep. 030, Nr. 34)
Mit der Bildung des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) am 27. September 1939 ging das Reichskriminalpolizeiamt als Amt V zum RSHA über.
Das Amt V im RSHA fungierte als Zentrale mit Weisungsrecht.
Die Kriminalpolizeileitstellen hatten die kriminalpolizeilichen Aufgaben in dem Ortsbezirk der staatlichen Polizeiverwaltung wahrzunehmen, dem sie angegliedert waren. Zu ihren Aufgaben gehörte u.a. die Unterhaltung einer Straftaten- und Verbrecherkartei.
Der Kriminalpolizeileitstelle Berlin unterstanden die Kriminalpolizeistellen Berlin (Groß-Berlin- und die Provinz Brandenburg) und Schneidemühl (Provinz Posen-Westpreußen).

2. Bestandsgeschichte

Die Akten der Kriminalpolizeileitstelle Berlin sind Teil des Bestandes A Pr.Br. Rep 030, Polizeipräsidum Berlin und gliedert sich in 5 Aktengruppen, die insgesamt aus 2701 Akteneinheiten gebildet werden.
Die Akten gelangten durch eine Abgabe des Präsidiums der Volkspolizei Berlin in den 1960er Jahren in das damalige Staatsarchiv Potsdam (heute Brandenburgisches Landeshauptarchiv) und trugen dort die Signatur Pr. Br. Rep. 30 Berlin C, Tit. 198 A (Kriminalpolizeileitstelle Berlin). Die gesamte Überlieferung des Polizeipräsidiums Berlin wurde 2001 vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam an das Landesarchiv Berlin übergeben.
Der Bestand wurde folgendermassen in die Tektonik des Landesarchivs übernommen:

A Pr.Br. Rep. 030-02
Kriminalpolizeileitstelle Berlin (44 AE) - die Akten betreffen Organisatorisches, Untersuchungsberichte des Kriminaltechnischen Instituts der Sicherheitspolizei zu einzelnen Fällen und Verbrecheralben.

Die Aktengruppen

A Pr.Br. Rep. 030-02-01- Politische (543 AE)
A Pr.Br. Rep. 030-02-02-Juden (165 AE)
A Pr.Br. Rep. 030-02-03-Zigeuner (179 AE)
A Pr.Br. Rep. 030-02-04-Ausländer (732 AE)
A Pr.Br. Rep. 030-02-05-Allgemein (948 AE)

enthalten Personenakten. In unterschiedlichem Umfang dokumentieren sie den Weg einer polizeilich registrierten Person von der Anzeige über die erkennungsdienstliche Behandlung, Vernehmungen, Inhaftierung bis hin zur Entlassung. Einzelne Akten verzeichnen Zugänge bis in die 1950er Jahre, zu dieser Zeit wurde sie im Berliner Präsidium der Volkspolizei verwahrt.
Innerhalb der alphabetischen Sortierung der Akten ist die Nummernfolge der Polizeiregistatur oftmals unterbrochen. Das lässt den Schluss auf Überlieferungslücken zu. Unter einigen Buchstaben sind wenige oder keine Akten überliefert, andere belegen relativ umfangreiche Aktenmengen.

Bei der archivarischen Erschließung im damaligen Staatsarchiv Potsdam entschied man sich zur Ordnung der Akten nach dem Hintergrund der polizeilichen Registrierung der jeweiligen Person bei der Kripo-Leitstelle. Subjektive Kriterien der Bearbeiter führten dazu, dass die Zuordnung nicht immer eindeutig ist: "Homosexualität" als Delikt findet sich sowohl unter "Politisch" als auch unter "Allgemein", "Rassenschande" ist unter "Juden" aber auch unter "Politisch" eingeordnet.
Eine Ausnahme bilden hier die "Zigeunerakten". Sie wurden angelegt im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen "Zigeuner"politik. In den Kriminalpolizeileitstellen gab es spezielle Kommissariate für die "Zigeunerverfolgung", die systematisch die Sinti und Roma einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen. Zu diesen Akten wurden auch die "Gutachterlichen Äußerungen" der Rassenhygienischen Forschungsstelle des Reichsgesundheitsamtes genommen. Die 173 überlieferten Akten der Kriminalpolizieleitstelle Berlin wurden dort geführt als "Personenakte der Zigeunerfamilie….." und erfassten diese nach einem eigens dafür entwicklten Schema.

Im Landesarchiv Berlin wurde der Bestand neu bearbeitet und Augiasdatenbanken erstellt, die die Grundlage für das Findbuch bilden.
Um aufwendige Umsignierungen zu vermeiden wurde die innere Ordnung der Aktengruppen nicht verändert.
Als Aktentitel wurden die Namen der jeweiligen Person aufgenommen und in den Enthält-Vermerken finden besondere Dokumente Erwähnung.

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: LAB A Pr.Br. Rep. 030-02-…., Nr. …

Einige Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen nach §8 Archivgesetz des Landes Berlin (ArchGb) von 29. November 1993 i.d.F. vom 15. Oktober 2001 für die Benutzung befristet gesperrt. Nach § 8 Abs. 4 ArchGb kann eine Verkürzung der Schutzfristen auf Antrag erfolgen. Dazu darf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.

3. Korrespondierende Bestände

Bundesarchiv R58 Reichssicherheitshauptamt (RSHA)
GSTA Rep. 219 Preußisches Landeskriminalpolizeiamt
GSTA Rep. 90 Anex P Geheime Staatspolizei

4. Literatur- und Quellenverzeichnis

Wagner, Patrick: Hitlers Kriminalisten - Die deutsche Kriminalpolizei und der Nationalsozialismus. München 2002




Berlin, August 2021 Gisela Erler / Kerstin Bötticher

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