Betriebsrat Dresdner Bank München
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Betriebliche Interessenvertretung hatte in der Dresdner Bank (1872-2009), hier nach 1945 am Standort München eine ausgeprägte Tradition und Konstanz. Einen örtlichen Betriebsrat, ab einer bestimmten Firmengröße mit freigestellten Betriebsratsmitgliedern, gab es in in allen Niederlassungsbezirken der Dresdner Bank. Neben der Zentrale in Frankfurt am Main können Hamburg und München als wichtige Standorte der Bank und auch der betrieblichen Interessenvertretung gelten. Die Überlieferung des vorliegenden Bestandes Betriebsrat Dresdner Bank München beginnt in Teilen vor der Novelle des Betriebsverfassungsgesetzes 1972 und reicht bis in die Gegenwart, in diesem Fall bis zur Fusion der Dresdner Bank mit der Commerzbank 2009 und dem Erlöschen der Bank als Rechtsform; die zeitlichen Schwerpunkte liegen etwa von 1985 bis 2004. Konstituierende Faktoren (BR-Wahlen), Protokolle der Sitzungen, Arbeitsunterlagen des gesamten Gremiums sowie seiner Gliederungen liegen in einer außergewöhnlich dichten Überlieferung vor. Ebenso sind Unterlagen der Betriebsversammlungen, zur betrieblichen Bildung, betr. personelle Einzelmassnahmen, betr. Kontakt zur jeweiligen Niederlassungsleitung, über Baumassnahmen, Einführung technischer Neuerungen, zu verschiedenen Beschäftigtengruppen und deren Bedürfnissen vorhanden. -> Unter personellen Einzelmassnahmen sind betriebliche Vorgänge bzgl. einzelner Beschäftigter gefasst; vor allem arbeitsvertragliche Veränderungen (eigens gewünschte oder von Bankseite beantragte Versetzung, Kündigung u.ä.), aber z.B. auch finanzielle Unterstützungen aus dem Sozialfonds der Dresdner Bank (Hugo Zinsser Stiftung), die aufgrund örtlicher Initiativen von Betriebsräten zustande kamen. Die Untergruppen Reden, Feste und Betriebsrats-Informationen beinhalten zum Einen Redeskripte von Betriebsratsmitgliedern (-vorsitzenden) zu diversen internen Anlässen wie Verabschiedungen, Jubiläen, Freisprechungen der Auszubildenden; hier zeigt sich Nähe und Kenntnis sowie Anerkennung durch persönliche Ansprache. Die ausführlich dokumentierten Feste und jahreszeitlichen Veranstaltungen (etwa zum Münchner Oktoberfest, 'Weihnachtspackerl') belegen soziales Verständnis von Betriebsratsarbeit, da der BR die von der Bank zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel organisatorisch und persönlich umsetzte. Zum Anderen übernommene 'BR-Infos' zeugen von regelmäßiger Information der Belegschaft über aktuelle Bank- und Beschäftigungsthemen. Einige Prozessunterlagen bzgl. arbeitsgerichtlicher Auseinandersetzungen und enge Kontakte zur Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (später verdi, 'Vertrauenskörper', s.u.) runden das lokale Material ab. Eine kleine Einheit zeigt die Arbeit des Augsburger Betriebsrates der Dresdner Bank, welcher vor einer Umstrukturierung und bis 2002 als eigenständiges Gremium existierte und neben etwa dem Nürnberger BR in den 'Bereichskonferenzen' bayerischer DreBa-Betriebsräte tätig war. ./. Der Münchner Betriebsrat war nicht nur im Gesamtbetriebsrat der Bank vertreten, sondern stellte über viele Jahre auch dessen Vorsitzenden (oder Stellvertreter); daher erstreckt sich die Abgabe über ausführliches Material des Gesamtbetriebsrates der Dresdner Bank. Enthalten sind:- (GBR-)Wahlen,- Sitzungsprotokolle des gesamten Gremiums und verschiedener Gliederungen (etwa Gesamtbetriebsausschuss, Wirtschaftsausschuss, Personal-, Planungs- und Rationalisierungsausschuss, Berufsbildungsausschuss, Gesamtjugendvertretung),- Betriebsräteversammlungen,- Korrespondenzen,- Kontakte zur Gewerkschaft hbv, später verdi.Daneben liegen detaillierte Verhandlungsunterlagen und vereinbarte Interessenausgleiche bei Betriebsaufspaltung u.ä. vor. Diese zeigen die zunehmende Ausgliederungspolitik der Bank ab den späteren 1980er Jahren und die (beschränkte) Einflussmöglichkeit der betrieblichen Interessenvertretung, über den Einsatz für Beschäftigte und deren finanziellen Ausgleich hinaus. Beispielhaft auch nachvollziehbar an Unterlagen des Betriebsrats der ausgegliederten ZVS (ZahlungsverkehrsserviceGmbH). Die Vorsitzenden der Dresdner Bank Betriebsräte im Berichtszeitraum waren:- München: Wilhelm Kainzbauer, Peter Haimerl, Christian Höhn- Gesamtbetriebsrat: Helmut Kahler (Ffm), Heinz Wichter (Mannheim), Peter Haimerl (München), Claudia Eggert-Lehmann (Dortmund) ./. Einige Unterlagen zeigen die Arbeit des Konzernbetriebsrates. Die Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz AG (SE) 2001, die Gründung und Arbeit betrieblicher Interessenvertretungen in einer Societas Europaea ist gehaltvoll überliefert. ./. Einige der Münchner (GBR-) Betriebsratsmitglieder wurden als Arbeitnehmervertreter/in in den Aufsichtsrat der Dresdner Bank gewählt; Unterlagen zu Aufsichtsratswahlen sind vorhanden. ./. Aus der Bank selbst, also arbeitgeberseitig, liegen einige Materialien vor, die der Betriebsrat zur Information bereit hielt und z.T. mit entwarf (Betriebshandbücher, Mitarbeiter-Informationsmappen, aber auch Beschäftigtenkonditionen für Finanzgeschäfte). Durch eine dichte Materialsammlung finden sich hier auch über Jahrzehnte hinweg erstellte Konzepte der Bank betr. internen Umstrukturierungen, Filialgeschäft, Verkaufsstrategien etc., die der (Gesamt-)Betriebsrat im Zuge der Mitbestimmung zu behandeln hatte. Deutlich wird, dass die Bank ab Mitte der 1990er Jahre in immer schnellerem Rhythmus grundlegende Veränderungen der Firmenstruktur mit Auswirkungen auf einzelne Beschäftigungsverhältnisse vorgab.[Die Ablage richtete sich nach nicht mehr eruierbaren Grundsätzen -weder sind chronologische, alphabetische noch themenbezogene Zusammenhänge ersichtlich. Diese archivuntypische Reihung wurde beibehalten; sie verdeutlicht so die immer wieder einzelne Arbeitsfelder herausgreifende und umwälzende Steuerung durch die Arbeitgeberseite.] ./. Die Mehrheit der Betriebsräte der Dresdner Bank München kann im Selbstverständnis autonom, aber gewerkschaftsnah beschrieben werden. Inhaltlich oft nicht in völliger Übereinstimmung mit der Spartenpolitik, mit Forderungen oder gewerkschaftlichen Vorgaben, waren doch viele BR-Mitglieder in weiteren Funktionen für die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (hbv) tätig.-- Einige auch für die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG, nach der Fusion auch Teil von verdi), einige auch als Unabhängige Betriebsräte [siehe Wahllisten]; zu den Unabhängigen ist die Überlieferung jedoch noch lückenhaft. --Organisatorisch zeigt sich die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft hbv durch die Unterlagen der hbv-Betriebsgruppe (später Vertrauenskörper), personell durch Funktionen im Orts-, Bezirks-, Landes- und Hauptvorstand der Gewerkschaft, aber auch durch Mitglieder der Tarifkommissionen.Die Organisationsreform der Gewerkschaft hbv ab ca. 1991 und die Verschmelzung von fünf Gewerkschaften zur Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft verdi ab ca. 1999 können gleichermaßen eingehend untersucht werden.Der Bestand beinhaltet eine Fülle von Material zu gewerkschaftlicher Arbeit, auch über im engeren Sinne bankbezogene Themen hinaus, etwa Reden von (BR-Mitgliedern zugleich) Ortsvorsitzenden von hbv, Streiks im Einzelhandel in Bayern u.ä.Gesondert gefasst ist die Gründung und der Aufbau der kbv München (Kommunikations-, Bildungs- und Verlagsgesellschaft München mbH), einer Gesellschaft für kostenpflichtige und gewinnermöglichende Bildungsanbote wie Betriebsräteschulungen u.ä., ab 1995. Letztere, im Grunde hbv-generierte Unterlagen hätten auch in einen separaten Bestand gefasst werden können, sind jedoch bei dem Bestand Betriebsrat Dresdner Bank München belassen, weil es sich in vielen Fällen um in Personalunion ausgeübte Tätigkeiten von Betriebsräten/innen der Dresdner Bank handelt und dies auch in der Ablage weiterhin ersichtlich bleiben soll, die Bestandsbildner/innen sind fast ausnahmslos identisch. Zu (Warn-)Streikmassnahmen von Bankbeschäftigten rief die hbv in verschiedenen Jahren auf, die Teilnahme der Dresdner Bankbeschäftigten daran ist durch Bilder und Unterlagen belegt.Thematische Untergruppen bzgl. Gewerkschaftsarbeit sind über die Gliederungsebenen und deren -beschriftung leicht erschließbar. ./. In weiten Teilen wurde die Ablage des Betriebsrates beibehalten. Einige, im Wesentlichen seit ca. 2004 entstandene Akten waren nicht sortiert, sondern in unbeschrifteten Klarsichtfolien übergeben. Diese Unterlagen wurden den vorgegebenen Ebenen und Thematiken zugeordnet.Die Tektonik des Bestandes richtet sich sowohl nach- vertikalen (vom Ort über Land zum Bund bzw. Konzernebene etc.),- horizontalen (Gleichwertigkeit der thematischen Materialsammlungen und Arbeitsgebiete der Betriebsratsarbeit) und- chronologischen Gesichtspunkten (inneres Ablagesystem soweit nachvollziehbar, historische Entwicklung der Gesamtbank).Eine tabellarische Darstellung ist unten eingefügt. Das Mengenverhältnis stellt sich folgendermaßen dar: Von gut 1000 Archiveinheiten (ca. 21 lfm) beinhalten ca. ein Viertel Betriebsrat München, die Hälfte Gesamtbetriebsrat Dresdner Bank inklusive Interessenausgleiche/ Ausgliederungen und wieder zu einem Viertel KBR, AR, Arbeitgeberseitige Unterlagen und Gewerkschaft hbv/verdi. Als nicht archivwürdig eingestuft wurde die Ablage Tageskopien Korrespondenz, die jeweils auch im Sachzusammenhang überliefert ist. Vorhandene Konferenzunterlagen von Gewerkschaftstagen, an denen Betriebsratsmitglieder als Delegierte teilnahmen, wurden den bereits vorhandenen Tagungsunterlagen dieser Gewerkschaftstage (in der Druckschriftenabteilung des Archivs) beigegeben, ebenso wurde mit Veröffentlichungen der Gewerkschaft hbv/ verdi verfahren. Insgesamt ca. 3 lfm, inkl. denübernommenen Jahrgängen der Betriebszeitungen "Wir" und "Dresdner Banker".Etwa 10 Fotoalben und weitere Bilder von Festveranstaltungen der Dresdner Bank sind dem Medienarchiv übergeben. Vereinzelt im Bestand aufgefundene Fotografien wurden kopiert am Fundort belassen, die Originale und einige VHS-Video-Kassetten sind ebenfalls dem Medienarchiv überantwortet. Inhalte der Kassetten sind neben den Kampagnen "Einer für alle" und "Wir bleiben dran" oder auch zur Privatkundenstrategiereform Aufnahmen einer Hauptversammlung, eines Streitgesprächs mit dem Vorstandsvorsitzenden P. Fahrholz. Andere zeigen Streikaktivitäten, Teile der Betriebsräteversammlung 2001 und eine VCR-Kassette ist betitelt mit "im Büro wird geräumt". Der Bestand ergänzt die im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte bereits nutzbaren Bestände mit wirtschaftshistorischen Aspekten, etwa ED 881 Bundesarbeitsgemeinschaft für Arbeiterkammern, ED 708 Internationale Handelskammer sowie im Bereich der Neuen Sozialen Bewegungen ED 897 Gewerkschaftsfrauen München, ED 899 Frauenbewegung München und auch Einzelbestände wie ED 703 Alwin Hefter, ED 895 Berufsverband der katholischen Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft. ./. Gliederung Bandnr.BR MünchenWahlen 1-17Protokolle, Sitzungen 18-47Freistellungen 48Geschäfts- u. Niederlassungsleitung 49-51Schwerbehindertenvertretung 52Jugend- und Auszubildendenvertretung 53-80Arbeitsschutz 81-83Betriebsversammlungen 84-121Ausbildung, Fortbildung 122-140Prozesse 141-151Personelle Einzelmaßnahmen 152-174Beschäftigtengruppen 175-183Baumaßnahmen 184-194Technik am Arbeitsplatz 195Arbeitszeit 196Reden 197-218BR-Info 219-224Feste 225-240IA Baufinanz 241-243Mitarbeiterbefragung 244-247Wettbewerbe 248Personalplanung 249Beruf & Familie 250-252Varia 253-256 BR AugsburgProtokolle, Korrespondenz 257-258 Bereichskonferenzen Bayern 259-260 GBR -GesamtbetriebsratWahlen 261-264Geschäftsordnung, Organisation 265-271Protokolle, Sitzungen 272-308GBA - Gesamtbetriebsausschuss 309-325WA - Wirtschaftsausschuss 326-365PPRA - Personal-, Planungs- und Rationalisierungsausschuss 366-400BBA - Berufsbildungsausschuss 401-556GJAV - Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung 567-563Betriebsräteversammlungen 564-584Korrespondenz 585-596Varia 597-628GBR-Info 629-632hbv/verdi mit GBR 633-637 Interessenausgleiche/ Ausgliederungen 638-704 KBR -Konzernbetriebsrat 705-706 FusionDeutsche Bank-DreBa/ Allianz AG-DreBa 707-715Allianz SE 716-755 Dresdner Bank Aufsichtsrat 765-779 Dresdner Bank (Arbeitgeberseitig)Mitarb. Infos und Konditionen 780-799Konzepte, Umstrukturierungen 800-862 Gewerkschaften hbv/verdiDresdner Bank Mitglieder/ Betriebsgruppe/ Vertrauenskörper 863-894Fachgruppe Banken 895-919Streik 920-925Gewerkschaftsebenen München: Ortsvorstand und-gremien 926-942Ortsjugendausschuss 943-944Varia 944-950Bayern: Landesbezirksvorstand und-gremien 951-977Bund: Hauptvorstand und -gremien 978-1003Varia :Streik EinzelhandelDienstleistungsabendWeiteres 1004-1006 Kommunikations-, Bildungs- und Verlagsgesellschaftkbv München 1007-1012 München 2012, Ute Elbracht
Conditions Governing Access
Der Bestand enthält eine Vielzahl von Unterlagen, die über die üblichen Sperrfristen hinaus erweitertem Personen- und Datenschutz unterliegen, daher ist in diesen Fällen eine Einzelprüfung vorgesehen. Ausgenommen sind Unterlagen, die bereits öffentlich gezeigt bzw. genutzt wurden oder im Entstehungszusammenhang für die Öffentlichkeit vorgesehen waren.