Huhnhäuser, Alfred (Besetzte Gebiete Norwegen)
Biographical History
Ministerialrat Alfred Huhnhäuser war 1940-1945 Leiter der Abteilung Schul- und Bildungswesen im Reichskommissariat für die besetzten norwegischen Gebiete.Er galt bei den Norwegern - auch in Kreisen des Widerstandes - als relativ massvoller und vertrauenswürdiger Vertreter der Besatzungsmacht (vgl. etwa Didrik AArup Seip: Hjemme og i fiendeland, Oslo 1946; zum Lebenslauf A. Huhnhäuser siehe das beim Nachlass liegende Manuskript mit dem Titel "Universität und Schule in Norwegen während der Okkupation [im folgenden 'Manuskript']).
Scope and Content
Die vorliegende Sammlung ist 1945 angelegt worden: Zum Einen Unterlagen, die im Zusammenhang mit den norwegischen Nachkriegsprozessen entstanden, bei denen Huhnhäuser als Zeuge vernommen wurde, zum Anderen eine Materialsammlung für das erwähnte Manuskript. Schriftstücke aus der Zeit der Besatzung liegen nur vereinzelt vor; in etwas größerer Zahl sind Abschriften von Dokumenten aus der Kriegszeit vorhanden. Die Papiere liegen in 13 Mappen vor, jeweils mit einem handschriftlichen Titel versehen, Ordnungsprinzipien sind nicht ersichtlich. Allerdings können folgende thematische [nicht systematische] Gruppen herausgehoben werden: 1. Korrespondenz Huhnhäuser mit norwegischen Anwälten, Verteidigern in den norwegischen Nachkriegsprozessen, besonders Universitätsrektor Adolf Hoel. 2. Protokolle der Zeugenaussagen Huhnhäuser. 3. hand- und maschinenschriftliche Notizen und Entwürfe, etwa als Unterlage für Zeugenaussagen oder für das Manuskript. 4. Abschriften aus der norwegischen Presse 1940-1945. 5. Abschriften von Dokumenten aus der Besatzungszeit; relativ umfangreich ist Sammlung von Rundschreiben des norwegischen Kirchen- und Universitätsministeriums. 6. Studentenlisten. Die unter 3. geführten Notizen entstanden offenbar auf Grund eines Tagebuchs. Die Zettel, teils Quart-, teils Oktav-Format, oft auch DINA 4, tragen meist eine Überschrift, z.B. 'Lehrerkonflikt', es folgen Notizen über Verhandlungen, Unterredungen, besondere Vorfälle mit Datumsangabe, gelegentlich auch Uhrzeit. Das Tagebuch ist u.a. erwähnt in einem Schreiben Rektor Hoel an Huhnhäuser vom 03. Dezember 1948 [Mappe Hoel] und in einem Protokoll einer Zeugenvernehmung 15. Mai 1948 [ebd.], die dortige Aussage beschreibt die Art des Tagebuchs allerdings nicht korrekt. Der vorab genannte Brief verdeutlicht, dass die Tagebuchaufzeichnungen von norwegischer Seite eingesehen werden wollte, zumindest Hoel war der Meinung, sie nicht preiszugeben.Die Herkunft der unter 6. genannten Rundschreiben ist nicht eindeutig. Es handelt sich um masch. Exemplare, zum Teil mehrfach. In der Mappe Schulwesen liegen ca. 35 Rundschreiben, betitelt "Zweitschriften der Verfügungen des Unterrichtsdepartments". Zusätzlich liegen Auszüge aus Rundschreiben, mit Datums-, Aktenzeichen- und Journalangaben, ohne Provenienz. Hier ist quellenkritische Arbeit gefordert. Huhnhäuser gehörte nicht zum "innenren Kreis" des Reichskommissariats. Nachrichten über die allgemeinen politischen Vorgänge hinter den Kulissen finden sich kaum und wenn aus zweiter Hand. Das Material gibt nur Aufschluss über die 'Kulturpolitik' des Reichskommissariats oder richtiger des Ministerialrats Huhnhäuser. Über die in der norwegischen Nachkriegsliteratur mehrfach bearbeiteten Auseinandersetzungen "Lehrerkonflikt [Laerarstriden]" bzw. "Universitätskonflikt [Universitetsstriden]" ist einiges zu erfahren. Sie gelten als die Ereignisse, an denen sich der Widerstand des norwegischen Bürgertums entzündete, und sind kennzeichnend für die Nazifizierungs- und Gleichschaltungspläne des Reichskommissars und der Quisling-Regierung. Im Akt scheinen auch persönliche Beziehungen zwischen Beamten des Reichskommissariats, Angehörigen der Nasjonal Samling und Vertretern der Besatzungsmacht auf. Ebenfalls deutlich werden die Konfliktlinien zwischen Nasjonal Samling, Rektor Hoel, R. Roer (Leiter Studentenverband der Nasjonal Samling), Norvik (Unterrichtsministerium), Huhnhäuser, Unterrichtsminister Skancke, N. Solberg (politischer Kommissar), O. Saether (Chef Laerersamband, der von Quisling geplanten Standesorganisation) und dem Leiter des Einsatzstabes der NSDAP, Wegener. Zusatzinformtionen finden sich zur Verbindung Huhnhäuser und den Leitern des Amtes III RSHA sowie Abt. III BdS. Die Verzeichnisse sind vorläufig. Bei der Sichtung wurde -mit einer Ausnahme- am Inhalt nicht verändert. Die Ausnahme betrifft die sog. "Studentenlisten", diese sind nun zusammengefaßt. Die Bezeichnungen der Mappen stammen von Alfred Huhnhäuser bzw. seiner Gattin [13. Februar 1958, A. Hoch] Mappe 6 Lehrerkonflikt, Absatz 6: Eine Reihe von Schriftstücken sind unten links mit Rotstift nummeriert (1-30), sie können möglicherweise als "Anlagen" zu der Zeugenerklärung angesehen werden; Dazwischen liegen Schriftstücke ohne Ziffern; sie wurden vielleicht von Huhnhäuser eingefügt, um das Material zum Zweck seiner Darstellung zu vervollständigen.
Conditions Governing Access
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