Neumann, Oskar

Identifier
ED 407
Language of Description
German
Level of Description
Series
Source
EHRI Partner

Biographical History

Oskar Neumann wurde am 30. April 1917 in Nürnberg als Sohn des Juristen und Reichsbahnoberrates Oskar Ignaz Neumann und seiner Frau Alexandrine geboren. Der Vater wurde aufgrund jüdischer Abstammung aus dem Dienst entlassen und 1938 unter ungeklärten Umständen tot auf der Straße aufgefunden.Oskar Neumann legte 1936 sein Abitur ab - nach eigener Aussage das beste seines Jahrgangs in Bayern. Da ursprüngliche Pläne für die juristische Laufbahn scheiterten, nahm er ein Chemiestudium an der TH München auf.Im August 1939 wurde N. zum Wehrdienst eingezogen und bis zum Oktober 1940 an der Westfront eingesetzt. Nach seiner vermutlich aus "rassischen" Gründen erfolgten Entlassung setzte er das Studium in München fort und engagierte sich nach eigenem Bekunden in einer studentischen Widerstandsgruppe "Wasser und Gas".Im Oktober 1944 schloß N. sein Studium mit dem Diplom ab. Im gleichen Monat wurde er - wahrscheinlich aufgrund seiner "nichtarischen" Abstammung - im Zentralen Arbeitslager Tiefenort, einem Nebenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, interniert und im März 1945 in das Zentrale Arbeitslager Abteroda verlegt. In dieser Zeit war er als Zwangsarbeiter für AEG tätig. N. war - nach eigenen Angaben - Mitglied der illegalen Lagerleitung, der am 1.4.1945 die Flucht aus dem Lager gelang.Nach Kriegsende übernahm N. eine Assistentenstelle an der TH München, wo er unter Goldschmidt an Farbstoffuntersuchungen arbeitete. N. trat der KPD bei und engagierte sich vor allem in der Münchner Kommunalpolitik, so u.a. für die Aktionsgemeinschaft KPD-SPD, in der er jedoch keine offiziellen Funktionen übernahm. N. war Mitgründer der "Gewerkschaft für geistig-kulturell Schaffende" und Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN). Am 30. Mai 1948 wurde Neumann als Vertreter der KPD in den Münchner Stadtrat gewählt und wurde Mitglied im Schul- und Kulturausschuss. Sein Mandat endete Anfang 1950 durch Umzug nach Düsseldorf; aus der TH war er bereits 1949 ausgeschieden.N. übernahm Anfang 1951 eine führende Rolle in der von der KPD initiierten Volksbefragung gegen die Wiederbewaffnung ("Sind Sie gegen die Remilitarisierung Deutschlands und für den Abschluss eines Friedensvertrages mit Deutschland im Jahre 1951?") als Sekretär in der Leitung des "Hauptausschusses für Volksbefragung gegen die Remilitarisierung".Nach dem Verbot der Volksbefragungsaktion durch den Bundesinnenminister im April 1951 wurde N. im Oktober 1952 festgenommen und blieb bis zum Dezember 1953 in Untersuchungshaft. Am 14.6.1954 begann der Prozess gegen Neumann, Karl Dickel und Emil Bechtle vor dem 6. Strafsenat des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe unter der Anklage des Hochverrats. Am 2.8.1954 wurde Neumann zu 3 Jahren Haft wegen Staatsgefährdung und Mitgliedschaft in einer Vereinigung verurteilt, deren Tätigkeit auf Begehung strafbarer Handlungen ausgelegt sei. N. hatte sich mittlerweile in die DDR abgesetzt. Im Juli 1961 wurde er in Duisburg unter falschem Namen verhaftet. Er verbüßte die Haftstrafe bis September 1962 unter Anrechnung seiner Untersuchungs-haft.Seit Ende der 60er Jahre trat N. als Publizist und Redner an die Öffentlichkeit: Zum einen mit Beiträgen zu Zukunftsforschung und Umweltschutz; zum anderen übernahm N. eine hervorgehobene Funktion in der "Kulturarbeit" der Partei. 1970 wurde er Mitherausgeber der Zeitschrift "Kürbiskern" bis zu deren Einstellung 1987. Zahlreiche literaturkritische Beiträge erschienen im Zentralorgan der DKP "Unsere Zeit". Daneben war N. Herausgeber der Reihe "Die kleine Arbeiterbibliothek". In den 80er Jahren folgte eine verstärkte organisationspolitische Tätigkeit: 1981 wurde N. Landesvorsitzender der VVN in Bayern und Mitglied im VVN-Präsidium sowie in dieser Zeit Mitglied der DKP-Bezirksleitung Südbayern und der zentralen Leitung der DKP. 1986/87 kandidierte N. für das Bündnis "Die Friedensliste" für den Münchner Stadtrat.Bis 1990 war Oskar Neumann noch als Redner und Publizist aktiv. Er starb am 02. April 1993 in München im Alter von 76 Jahren. 1981 ist als Abschlussarbeit von Christoph Boeckel und Beate Rose an der Filmhochschule München ein Film "Der längere Atem" über O. Neumann und sein Engagement gegen die Wiederbewaffnung entstanden. Dieser Film ist von der Filmhochschule nicht zum öffentichen Verleih freigegeben worden. 1983 erfolgte deshalb ein Remake durch die Autoren.

Scope and Content

Der Nachlass wurde im Mai 1994 von der Witwe Anneliese und dem Sohn Werner Neumann dem Institut für Zeitgeschichte übergeben (vgl. Archiv-Reg. A X/5).Die Überlieferungen beginnen mit dem Jahr 1945; ältere Papiere sind nach Angaben Neumanns durch Kriegseinwirkungen verlorengegangen.Die Unterlagen wurden nach Möglichkeit den Tätigkeitsbereichen und Funktionen Neumanns als Parteiarbeiter in den Bereichen der kommunistischen Bündnisstrategie und der Kulturpolitik zugeordnet. Sie sind jedoch lückenhaft und ergeben in Hinblick auf Neumanns Tätigkeit in KPD, DKP und ihren Frontorganisationen keine Innenansichten. Zeugnisse seines DDR-Aufenthalts von 1954 bis 1961 (?) fehlen. Insgesamt handelt es sich um einen Bestand, der vermutlich aufgrund zeitgenössischer konspirativer Regeln und für seine spätere Nutzung als Geschichtsquelle purgiert worden ist.Selbstbiographische Mitteilungen - etwa zur Widerstandstätigkeit im 3. Reich, für die keine weiteren Belege zu eruieren waren - bedürfen der Nachprüfung.

Conditions Governing Access

Die Benutzung erfolgt gemäß B.O./IfZ. März 1996 Andreas Nagel

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