Hoegner, Wilhelm

Identifier
ED 120
Language of Description
German
Level of Description
Series
Source
EHRI Partner

Biographical History

Wilhelm Hoegner wurde am 23. September 1987 in München geboren, studierte Rechtswissenschaft und wurde 1920 zum Staatsanwalt ernannt. 1924 wurde er als Abgeordneter der SPD Mitglied des Bayerischen Landtags und erwarb als Mitberichterstatter des Untersuchungsausschusses über die Vorfälle des 09. November 1923 frühe Kenntnisse und Einsichten über Hitler und die NSDAP. 1930 kam er als SPD-Abgeordneter in den Reichstag und hielt dort eine vielbeachtete Rede gegen den Nationalsozialismus.Gleich nach der Machtergreifung emigrierte er über Österreich in die Schweiz und blieb dort als freier Schriftsteller bis zum Kriegsende. Er hatte unter anderem Kontakte mit Otto Braun, Josef Wirth, Naviasky, Allen Welsh Dulles und arbeitete in der Organisation "Demokratisches Deutschland" mit. Am 06. Juni 1945 kehrte er nach München zurück.Von der US-Militärregierung wurde er seinen eigenen Wünschen entsprechend mit der "Erneuerung der Justiz" beauftragt und am 25. September 1945 von dem damaligen Ministerpräsidenten Fritz Schäffer zum Senatspräsidenten des Oberlandesgerichts München ernannt; Drei Tage später wurde er aber bereits nach dessen Entlassung durch die US-Militärregierung als Bayerischer Ministerpräsident an die Spitze einer Allparteienregierung berufen. Obwohl bei den Landtagswahlen am 01. Dezember 1946 die neugegründete CSU die Mehrheit erhielt, verblieb Hoegner als Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident im Kabinett Ehard. Besondere Verdienste erwarb er sich um die bayerische Verfassung von 1946, für die er einen Vorentwurf geleistet hatte, und um den Aufbau der "Sozialdemokratischen Partei Bayerns", wie sie zu Anfang noch hieß. Neben seiner politischen Tätigkeit nahm er noch eine Dozentur an der juristischen Fakultät der Universität wahr, nachdem er am 19. August 1946 zum Honorarprofessor ernannt wurde.1947 wurde Hoegners Einfluß in der SPD vorübergehend geschwächt, als seine Partei aus der Regierungskoalition mit der CSU hinausstrebte, während er sich für ein Verbleiben einsetzte. Als Ergebnis dieses Dissens wurde Hoegner im Mai 1947 nicht mehr in den Landesparteivorstand gewählt. Als sich dann die Koalitionsgegner in der SPD endgültig durchgesetzt hatten, verließ er im September 1947 das Kabinett.Von da an verlagerte sich sein Betätigungsfeld in starkem Maße auf die parlamentarische Bühne. Als Mitglied des Landtags vertrat er seine Partei in verschiedenen Ausschüssen, so etwa im Rechts- und Verfassungsausschuss, dessen Vorsitzender im Oktober 1950 wurde, oder im Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags. Er widmete sich in dieser Zeit wieder vermehrt der Parteiarbeit. Dort focht er heftige Kämpfe mit seiner Partei aus wegen seiner föderalistischen Haltung, die ihn auch zum Gegner des Grundgesetzes machte. Die Differenzen zwischen ihm und seiner Partei manifestierten sich besonders deutlich beim Parteitag in Rosenheim 1949. - In dieser Zeit von 1947-1950, da Hoegner kein Regierungsamt innehatte, widmete er sich in besonderem Maße seinem Wahlkreis Burghausen-Altötting, da das Innviertel mit seiner Industrie gerade in dieser Zeit unter den restriktiven Maßnahmen der Militärregierung zu leiden hatte. - 1948 wurde ihm der Titel eines Staatsrates verliehen.Im 2. Kabinett Ehard - am 18. Dezember 1950 - übernahm Hoegner wieder eine Regierungsfunktion. In der neuen Koalitionsregierung mit der CSU und dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) erhielt er das Innenministerium und wurde wieder stellvertretender Ministerpräsident. Als Innenminister arbeitete er vor allem für eine Gemeinde- und Verwaltungsreform, daneben setzte er sich für ein Pfalzreferendum ein, da ihn die Rückkehr der ehemals Bayerischen Pfalz bereits seit Jahren beschäftigte.Nach den Landtagswahlen 1954 bot sich dann die Gelegenheit zu einer sogenannten Viererkoalition, bestehend aus SPD, BHE, Bayernpartei und FDP. Trotz der sehr unterschiedlichen Koalitionspartner und dem Druck der CSU, die die Stimmenmehrheit erzielt hatte, hielt sich die Koalition unter Wilhelm Hoegner als Ministerpräsident drei Jahre lang. Erst im Oktober 1957 - auch unter dem Druck der Bundestagswahlen - geriet das Kabinett in eine schwere Krise, in deren Verlauf Hoegner zurücktrat. Sein Nachfolger im Amte wurde dann Hanns Seidl (CSU).Seit 1957/58 verlagerte Hoegner seine Aktivitäten in den Landtag. Er übernahm 1958 den Vorsitz der SPD-Fraktion und das Amt des Vizepräsidenten des Landtags; außerdem wurde er Vorsitzender des Ausschusses für Sicherheitsfragen. - Erst 1962, mittlerweile 75jährig, trat er aus Altersgründen vom Vorsitz der Fraktion zurück, behielt aber noch bis Ende 1970 das Vizepräsidentenamt.

Scope and Content

Die "Sammlung Ministerpräsident Wilhelm Hoegner" gliedert sich in zwei Abschnitte, den Teil A mit Schriftgut aus der Emigrationszeit 1933-1945, der von Wolfgang Jean Stock bearbeitet wurde, und den Teil B mit Schriftgut aus der Nachkriegszeit 1945-1970, der von Gisela Gardes geordnet und repertorisiert wurde. Aus der Weimarer Zeit sind leider keine Unterlagen erhalten geblieben.Der Teil A (1933-1945) enthält im wesentlichen Korrespondenzen mit emigrierten Politikern und Staatsmännern und gibt Nachricht über deren Schicksal sowie über die Tätigkeit verschiedener Exilorganisationen besonders in der Schweiz; Daneben enthält er Manuskripte mit Plänen und Gesetzentwürfen für den Neuaufbau der Nachkriegszeit und eine offensichtlich vollständige Sammlung der von Hoegner oftmals unter Pseudonym geschriebenen und in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichten Aufsätze.Beim Teil B (1945-1970) ist die formale Struktur der Sammlung vielfältiger; sie umfaßt amtlichen, Partei- und privaten Schriftwechsel, ist mitunter unvollständig und macht spürbar deutlich, daß ergänzende Teile dieses Schriftgutes offensichtlich in die amtlichen Registraturen Eingang gefunden haben. Trotz seines relativ großen Umfangs erreicht daher der Teil B nicht in gleichem Maße die Aussagekraft wie Teil A.Bei der Archivierung der Sammlung wurde, soweit möglich, der bestehenden Struktur gefolgt. Gleichwohl war es wegen der erwünschten Übersichtlichkeit notwendig, die Stationen der politischen Tätigkeiten Hoegners in seinen leitenden Stellungen im Bayerischen Staat, im Landtag sowie im Landesvorstand der SPD in der neuen Ordnung systematisch und konsequent herauszuarbeiten und in die allgemeine Korrespondenz nur die Teile aufzunehmen, die entweder rein privat waren oder die nicht ohne Schwierigkeit in eines der vorgesehenen Kapitel passten. Dazu gehörten auch die Korrespondenzen, die sich daraus ergaben, daß es sich Hoegner zur Übung gemacht hatte, alle Briefe zu beantworten und sehr bald eine Art "Ombudsmann" wurde, an den man sich in allen Lebenslagen mit der Bitte um Rat und Hilfe wenden könne. Diese Möglichkeit wurde besonders häufig von den Mitgliedern seiner eigenen Partei in Anspruch genommen.Einen breiten Raum nehmen in der vorliegenden Sammlung die Gesetzgebung, Rechtsgutachten und verschiedene Rechtsfragen ein, die sich in der Praxis ergaben. Die Zahlreichen Gesetzentwürfe machen auch die Kontinuität deutlich zwischen den Teilen A und B. Dies gilt nicht nur für die Bayerische Verfassung, sondern auch für die frühen Gesetze in Bayern, die fast alle auf Entwürfe aus der Schweizer Emigration zurückgehen.Eine eigene Gruppe bilden die Reden und Aufsätze, die chronologisch angelegt ist und die in keinem anderen vergleichbaren Nachlass einen so hohen Vollständigkeitsgrad aufweisen dürfte.Wilhelm Hoegner sah sich immer in der Verantwortung vor der Nachwelt. So bewahrte er in verdienstvoller Weise eigene Dokumente auf, sammelte aber auch eifrig Unterlagen, die ihm von anderer Seite, z.B. von dem Landesvorstand Bayern der SPD zugegangen sind. Soweit dieses Material gedruckt oder in einer auf andere Weise vervielfältigten Form vorlag und keinen Bearbeitungsvermerk Hoegners besaß, wurde es mit einem Stempel "Aus der Sammlung Ministerpräsident Wilhelm Hoegner" versehen, aber nicht innerhalb der Sammlung belassen, sondern der entsprechenden Archivgruppe, wie z.B. Verbandsdrucksachen zugeteilt. Band 354-409: Die Sammlung wurde angereichert durch einige Kopien aus Ministerratsprotokollen der Provenienz Baumgartner; letztere wurden an die Generaldirektion Bayerische Archive abgegeben; 4/90 Em.

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