Eberhard, Fritz u. Elisabeth

Identifier
ED 117
Language of Description
German
Level of Description
Series
Source
EHRI Partner

Biographical History

Fritz Eberhard entstammt dem sächsischen freiherrlichen Geschlecht der Rauschenplat. Im Frühjahr 1945, anlässlich seiner Rückkehr aus der Emigration, nahm er den Namen Eberhard an.Am 02. Oktober 1896 in Dresden geboren, besuchte er in Baden-Baden das Gymnasium und legte dort 1914 sein Abitur ab. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg erlangte er nach Studien der Volkswirtschaftslehre in Frankfurt am Main, Heidelberg und Tübingen im Jahre 1920 den Doktor rer.pol. Es folgte eine einjährige Tätigkeit als städtischer Angestellter im Wohnungsamt Dresden und anschließend drei Jahre als Kaufmann in der Industrie. Nebenher lief ein einjähriger Lehrauftrag in den Wirtschaftswissenschaften an der Universität Tübingen.Sein politischer Weg nahm seinen Anfang mit dem Beitritt zur SPD im Jahre 1923. Schon bald aber fand Eberhard Anschluss an die Nelsonsche Bewegung; ein Jahr später bereits ging er als Lehrer für Volkswirtschaft an das Landerziehungsheim Walkemühle nahe Kassel, das unter der Leitung von Minna Specht stand, die dem Kreis um Leonard Nelson führend angehörte. Diese Bindung an die in wachsenden Gegensatz zur SPD geratene Bewegung führte 1926 zum Ausschluss Eberhards aus der Partei. Es kam zur Spaltung und anschließenden Konstituierung des Internationalen Sozialistischen Kampfbunds (ISK) noch im selben Jahr, an der auch Eberhard sich beteiligte.Die Jahre bis 1931 war Eberhard weiterhin in Walkemühle beschäftigt und wurde zum führenden Wirtschaftsexperten des ISK. Publizistisch trat Eberhard seit 1926 mit zahlreichen politischen und wirtschaftswissenschaftlichen Veröffentlichungen in deutschen und englischen Zeitungen und Fachzeitschriften hervor. Als sein wichtigster Beitrag dieser Jahre erschien 1932 in Berlin "Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit". 1932 wechselte er schließlich ins journalistische Matier über, gab seine Funktion an der Schule Walkemühle auf und übernahm die Aufgabe als Redakteur des Wirtschaftsteils der neu gegründeten ISK-eigenen Tageszeitung "Der Funke", die in Berlin erschien. Hier war Eberhard bis zur nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 tätig.Nach 1933 bemühte er sich um eine Organisation des Widerstands in Deutschland, arbeitete am Aufbau sozialistischer Zellen in den Fabriken und war bis 1937 mit der Leitung illegaler Gewerkschaftsorganisationen in Deutschland beschäftigt. Er führte Wochenend-Konferenzen gewerkschaftlicher Widerstandskreise durch und organisierte Hilfsmaßnahmen für verhaftete Genossen und die Organisation von Fluchtmöglichkeiten. Seine Widerstandstätigkeit griff auch über Deutschland hinaus. Die linken Kräfte im Spanischen Bürgerkrieg fanden seine Unterstützung.Zu Beginn des Jahres 1938 sah sich Eberhard gezwungen, zu emigrieren; nur mit Not erging er dem Zugriff der Gestapo, der es gelungen war, ihn im Untergrund ausfindig zu machen. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Schweiz wandte er sich Ende des Jahres nach Großbritannien. London wurde bis April 1945 sein ständiger Wohnsitz.Dort betätigte er sich wie vor 1933 von Anfang an als freier Schriftsteller. 1939 bereits erschien die Broschüre "How to Conquer Hitler". An ihrer Abfassung war auch Hilda Monte beteiligt, die früh zu dem sich allmählich bildenden Arbeitskreis um Eberhard gehörte. Dieser Kreis entwickelte eine gewisse sachlich-programmatische Eigenständigkeit im breiten Spektrum politischer Zukunftsvorstellungen in der deutschen Emigration in Großbritannien. Die erwähnte Broschüre blieb nicht ohne Widerhall. In den folgenden Jahren erschienen an größeren Arbeiten noch "Help Germany to Revolt" (1942) sowie "The Next Germany" (1943).Organisatorisch schloss Eberhard sich dem "German Trade Union Centre" an und war dort bald Mitglied des Vorstandes. Ferner gehörte er dem ständigen Kommitee der "German Educational Recontruction Group" an. Fragen einer politischen Bildungsarbeit nach dem Kriege bildeten neben seiner Beteiligung an der innergewerkschaftlichen Diskussion um Perspektiven für eine Gewerkschaftsneugründung in einem sozialistisch aufgebauten Deutschland seine besonderen Tätigkeitsbereiche. Die Betonung der Notwendigkeit einer sozialistischen Revolution war einer der Differenzpunkte, die Eberhards Sonderstellung in der Emigration begründeten. Ein freilich nur kurze Zeit tätiger Sender "Europäische Revolution", von Eberhard geleitet, bemühte sich um eine Propagierung solcher Vorstellungen auch in Widerstandskreisen innerhalb Deutschlands. Am Londoner British Broadcasting Corporation (BBC) war Eberhard Berater für deutsche Propagandasendungen.Bereits im April 1945 kehrte er nach Deutschland zurück und kam im Monat darauf nach Stuttgart. Den Schwerpunkt seines Wirkens bildete während der ersten Jahre die politische Bildungs- und Erziehungsarbeit. So war Eberhard am Aufbau der württembergisch-badischen Volkshochschulbewegung beteiligt, der er auch als Referent diente. Seit Juli 1945 übernahm er die Aufgaben eines politischen Kommentators und ersten Programmberaters beim amerikanischen Programmdirektor von Radio Stuttgart. Zudem war er verantwortlich für die Verbindung mit dem württembergisch-badischen Kulturministerium, den Gewerkschaften und dem Arbeitsamt hinsichtlich Berufsberatung. Seit Februar 1946 erscheint er als Leiter der "Erziehungsabteilung" bei Radio Stuttgart und Betreuer des Erziehungsprogramms.Nebenher war Eberhard erneut journalistisch tätig unter anderem für die "Stuttgarter Zeitung", die "Stuttgarter Nachrichten" sowie den "Volkswillen", das Organ der SPD in Württemberg-Baden. Im November 1946 gründete er gemeinsam mit dem Liberalen Henry Bernhard, Herausgeber der "Stuttgarter Zeitung", die neue Monatsschrift "Stuttgarter Rundschau", die er ab November 1947 allein leitete bis September 1949.Von August bis Dezember 1945 lieferte Eberhard umfassende und detaillierte Berichte über die politischen Verhältnisse und Entwicklungen in Württemberg-Baden für das "Office for Strategic Services".Im November 1946 stelle er sich dann mit Erfolg als Kandidat der SPD zur Wahl für den Landtag Württemberg-Baden. Seine besondere Funktion in der Landespolitik erhielt er mit seiner Ernennung zum Staatssekretär des Staatsministeriums im Januar 1947 und dem Sonderauftrag der "Vorbereitung der Friedensregelung für Deutschland". Nach der Gründung des "Deutschen Büros für Friedensfragen" wurde er mit seiner Leitung betraut und bemühte sich in den folgenden Monaten um einen bizonalen Ausbau des Büros, mit der Absicht, es kontinuierlich in ein zukünftiges deutsches Außenministerium einmünden zu lassen. Der Versuch scheiterte aber.Im September 1948 wurde Eberhard Mitglied des Parlamentarischen Rats in Bonn, in dem er besonderes am Zustandekommen der völkerrechtlichen und sozialpolitischen Artikel des Grundgesetz sowie des Artikels 118 mitarbeitete, der die Länderneugliederung und einen eventuellen Zusammenschluss der drei südwestdeutschen Länder betraf. Als Vertreter Stuttgarts im Parlamentarischen Rat fungierte er ferner als Kontaktperson in der Frage einer Kandidatur der württembergischen Hauptstadt als Sitz der provisorischen Bundeshauptstadt.Nachdem seine Kandidatur zum 1. Bundestag gescheitert war und mit Bildung eines Bonner Außenministeriums auch der Wirkungskreis des Stuttgarter Büros für Friedensfragen entscheidend eingeengt wurde, bemühte sich Eberhard - mit Erfolg - um die Intendantur des Süddeutschen Rundfunks. Ab 01. September 1949 in dieser Funktion betrieb er sein deutschlandpolitisches Engagement weiter. Er baute im Sommer 1951 einen "Arbeitskreis Osteuropa" auf und richtete fremdsprachige Sendungen für die östlichen Staaten ein. Es gab wiederholte Schwierigkeiten und Kontroversen um seine Amtsführung, da er allgemein als "politischer Intendant" galt. Dennoch konnte er im April 1952 eine Verlängerung seines Vertrags um zwei Jahre, nach Ablauf dieser sogar eine Neuwahl für weitere vier Jahre im März 1954 erreichen. Erst im Herbst 1958 schied Eberhard aus dem Amt.In den Jahren danach wandte er sich - noch 1958 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet - wieder der wissenschaftlichen Forschungs- und Lehrtätigkeit zu. 1961 erhielt er eine Berufung als Honorarprofessor und Leiter des Instituts für Publizistik an der Freien Universität (FU) Berlin.Fritz Eberhard verstarb am 29. März 1982 in Berlin. Elisabeth Eberhard, geboren am 08. Oktober 1906 als Tochter des Kaufmanns Joseph Schaaf in Freibug/Br., entstammte einer katholischen Schwarzwälder Bauernfamilie. Nach kaufmännischer Lehre, Handelsschule und Ausbildung als Buchhändlerin war sie in Zeitungs- und Verlagsbetrieben, im Kunsthandel, als Sekretärin und später als Hausangestellte tätig. Im Rahmen ihres Engagements in der internationalen Jugendbewegung Ender der 20er Jahre Bekanntschaft und Eheschließung mit Rudolf Küstermeier, der aufgrund seiner illegalen Tätigkeit für die Group "Roter Stoßtrupp" 1933 verhaftet, 1934 vom Volksgerichtshof zu 10 Jahren und 3 Monaten Zuchthaus verurteilt und erst im April 1944 von der britischen Armee aus Konzentrationslager-Haft befreit wurde. Elisabeth Küstermeier entfaltete in dieser Zeit rege Aktivitäten zur Unterstützung der Angehörigen von Mithäftlingen ihres Ehemanns, unterhielt Kontakte zu Oppositionellen und zu Kreisen des späteren 20. Juli und stellte - unter anderem durch Reisen - illegale Verbindungen zu NS-Gegnern im Ausland her. Vom Sommer 1943 bis September 1945 war sie für das "Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat" in Berlin tätig, das im Auftrag des Kardinals Graf von Preysing katholische Juden und Halbjuden unterstützte. Anschließend Beauftragte des Hilfswerks im Hauptausschuss "Opfer des Faschismus" (Abteilung Opfer der Nürnberger Gesetzgebung) des Magistrats von Berlin. 1947 Eheschließung mit Fritz Eberhard.Elisabeth Eberhard starb am 01. Juli 1988 in Berlin.

Scope and Content

Durch Vermittlung von Werner Röder übergab Eberhard 1972 seine Papiere aus den Jahren 1924 bis 1945 sowie Unterlagen zur Tätigkeit bei Radio Stuttgart bzw. beim Süddeutschen Rundfunk, im Deutschen Büro für Friedensfragen, im Parlamentarischen Rat und für SPD und Gewerkschaften von 1945 bis 1958 zusammen mit einer umfangreichen Presse- und Druckschriften-Sammlung dem Archiv des Instituts für Zeitgeschichte. Dieser Bestand ist im Institut in 89 Bänden geordnet und in einem Repertorium verzeichnet worden (siehe Band 159).Nach dem Tod Elisabeth Eberhards wurden ein zweiter Nachlassteil und die nachgelassenen Papiere von Frau Eberhard im Oktober 1988 von den Erben dem IfZ-Archiv übergeben (vergleiche Archiv-Korrespondenz AX/5). Diese Ergänzungen sind in 58 Bänden in die Textur des vorhandenen Bestands eingearbeitet und die Papiere von Elisabeth Eberhard in 8 Bänden dem Nachlass angefügt worden.Um die Quellennachweise in bisher erschienenen Zitierungen nicht zu beeinträchtigen, wurde dabei auf eine Veränderung der alten Bandnummerierung verzichtet; die Nummernabfolge der Bände entspricht somit nicht durchgehend der inhaltlichen Gliederung des vorliegenden Repertoriums.Ein weiterer Teil der Eberhardschen Papiere ist im Jahre 1983 in das Archiv der sozialen Demokratie (Friedrich-Ebert-Stiftung, Godesberger Allee 149, 5300 Bonn 2) gelangt. Aus dem dort angefertigten vorläufigen Verzeichnis der 272 Mappen (siehe Anhang, Band 156-158) geht hervor, dass es sich hierbei neben Korrespondenzen im wesentlichen um Pressematerialien, Druckschriften und Manuskripte aus den 60er und 70er Jahren handelt.

Conditions Governing Access

Die Benutzung von ED 117 unterliegt der Allgemeinen Benutzungsordnung des IfZ-Archivs. Die Benutzung des Nachlassteils im Archiv der sozialen Demokratie ist ebenfalls ohne besondere Auflagen möglich.

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