Irrenanstalt Dalldorf / Wittenauer Heilstätten

Identifier
A Rep. 003-04-04 (Karteien)
Language of Description
German
Source
EHRI Partner

Scope and Content

Vorwort

A Rep. 003-04-04 Städtische Irrenanstalt Dalldorf / Wittenauer Heilstätten

1. Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt

1869 wurde das Gut Dalldorf zur Einrichtung einer "Städtischen Irrenanstalt" erworben. Es wurden zehn Krankenpavillons errichtet, hinzu kamen Gärten für jeden Pavillon, eine Küche, ein Maschinenhaus, Werkstätten, eine Wäscherei und ein Verwaltungsgebäude. Wenig später wurde der Klinik ein Erziehungsheim für Kinder angegliedert. 1880 wurde die Einrichtung als "Städtische Irrenanstalt Dalldorf" eröffnet. Bereits 1883 befanden sich in der für ursprünglich 1000 Patienten vorgesehenen Klinik 1100 erwachsene Kranke und 87 Kinder.
1925 eröffnete die Anstalt ihre "Nervenklinik Wiesengrund" für männliche Patienten. Im gleichen Jahr wurde die "Irren- und Idiotenanstalt" im Zusammenhang mit den Reformbestrebungen der Weimarer Zeit umbenannt: Die "Irrenanstalt Dalldorf" wurde zu den "Wittenauer Heilstätten" und die "Idiotenanstalt" zur "Erziehungsanstalt der Wittenauer Heilstätten" (WiHei).
Nachdem in den Anfangsjahren die Zahl der jährlichen Aufnahmen zwischen 584 und 763 gelegen hatte, stieg später die Aufnahmezahl in den Wittenauer Heilstätten von 1800 (1924) auf 3600 (1928) und 1929 schließlich auf 4000.
Nach 1933 bildete im NS-Gesundheitswesen die "Erb- und Rassenpflege" einen Schwerpunkt. 1934 wurde dann das "Erbgesundheitsgesetz" verabschiedet. Auch Psychiater der Wittenauer Heilstätten unterstützten den konsequenten Vollzug des "Erbgesundheitsgesetzes". Ihre Opfer waren ihre Patienten, darunter auch ausländische Zwangsarbeiter. Seit Inkrafttreten des "Erbgesundheitsgesetzes" war z. B. die Zwangssterilisationen forciert betrieben worden. Über 2000 Erbkranke fielen diesen Maßnahmen zum Opfer. Und nach dem "Euthanasieerlass" von 1939 erfolgte die Deportation der Kranken in die Tötungsanstalten Obrawalde, Brandenburg, Grafeneck und Hadamar. Hinweise auf gezielte Krankenmorde in den Wittenauer Heilstätten lassen sich nur durch Interpretation der Krankenakten und der hohen Sterblichkeitsrate finden, wobei Hungerrationen und Arzneimittelgifte die häufigsten Todesursachen waren.
Auch nach dem Kriegsende 1945 wirkten die Wittenauer Heilstätten als psychiatrisches Krankenhaus.

Die Überlieferung wurde dem Landesarchiv Berlin im Jahre 2008 von der Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH übergeben.


2. Bestandsgeschichte

Erschlossen: 155 [AE] 5.0 [lfm]; Nicht erschlossen: 500 [lfm]
Laufzeit: 1880 - 1945 (- 1960)
Enthält:
Handakten des Ärztlichen Direktors Dr. Bratz.- Aufnahmebücher 1880-1928.- Aufnahmebücher bis 1956.- Patientenverwaltungsakten.- Patientenakten.- Sterilisationsbücher.- Fotografien.- Berliner Patienten in Brandenburger Anstalten.
Benutzung: Datenbank, Findbuch Benutzungsbeschränkung

Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.

3. Korrespondierende Bestände

LAB A Rep. 003-03 Magistrat der Stadt Berlin, Deputation für das Gesundheitswesen/Hauptgesundheitsamt
LAB A Rep. 003-04-09 Nervenklinik Wiesengrund
LAB B Rep. 012 Senatsverwaltung für Gesundheit
LAB B Rep. 408 Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik
LAB C Rep. 118 Magistrat von Berlin, Abteilung Gesundheits- und Sozialwesen

4. Literatur- und Quellenverzeichnis

Die Patienten der Wittenauer Heilstätten in Berlin 1919-1960, hrsg. von Thomas Beddies und Andrea Dörries (Husum 1999).
Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Anstalt Dalldorf (Hauptanstalt der Wittenauer Heilstätten), Berlin 1929.
Festschrift "100 Jahre Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik 1880-1980", hrsg. von der Leitung der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Berlin 1980.
Totgeschwiegen 1933-1945. Die Geschichte der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Berlin1988.



Berlin, Juni 2008 - 2020 Kerstin Bötticher

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