Gestapo Linz
Biographical History
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurden die dort bereits bestehenden staatspolizeilichen Strukturen zum großen Teil übernommen. Ein Erlass Himmlers vom 15. März 1938 über die Organisation der Geheimen Staatspolizei in Österreich etablierte die Staatspolizeileitstelle Wien, der nun u.a. die bisherigen politisch-polizeilichen Aufgaben der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit und der Polizeidirektion und Sicherheitsdirektion in Wien übertragen wurden.Die Sicherheitsdirektionen der Landeshauptstädte, darunter auch jene in Linz, wurden in der Folge ebenfalls zu Staatspolizeileitstellen umgewandelt, die einerseits dem Chef der Sicherheitspolizei bzw. dem Geheimen Staatspolizeiamt Berlin und andererseits der obersten regulären Polizeibehörde im Land Österreich, dem Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten, unterstellt waren. Den Aufbau der Gestapo in Österreich koordinierten zwei von Himmler am 21. März 1938 eingesetzte Sonderstäbe, die in enger Verbindung mit den Berliner Zentralstellen operierten, in denen vorübergehend spezielle "Österreich-Gruppen" eingerichtet waren, die dann im Herbst 1938 zusammen mit den beiden Wiener Sonderstäben wieder aufgelöst wurden.Ab September 1938 fiel die Gestapo somit in den Einflussbereich von Ernst Kaltenbrunner in seiner Funktion als "Staatssekretär für das Sicherheitswesen in Österreich", danach in seiner Eigenschaft als "Höherer SS- und Polizeiführer" für den Wehrkreis XVII. Dem zweiten Wehrkreis (XVIII) auf ehemals österreichischem Staatsgebiet stand Alfred Rohdenbücher vor.Von 1940 an wurde darüber hinaus ein „Reichsstatthalter“ an der Spitze der mit dem "Ostmarkgesetz" vom 14. April 1939 neu geschaffenen „Reichsgaue“ gestellt, der zugleich als Landespolizeibehörde fungierte. Im Jahr 1944 kam es zu einer größeren Umstrukturierung, indem - nach Absetzung des bisherigen Inspekteurs - ein Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD eingesetzte wurde, der die Zusammenlegung der Dienststellen von Gestapo, Kriminalpolizei und SD zu „Kommandeurstellen der Sicherheitspolizei und des SD“ organisierte und auf diese Weise der SS unterordnete.Im "Gau Oberdonau" wurde diese Neuorganisation Anfang Dezember 1944 eingeleitet, die u.a. eine direkte Verfügung der jeweiligen Gestapo-Leiter über alle Exekutivkräfte der Sicherheitspolizei und des SD in ihrem Amtsbereich beinhaltete. Mit ihr verbunden war auch eine umfassendere Weisungsbefugnis der Wiener Gestapo in "Nieder- und Oberdonau". In der Endphase des „Großdeutschen Reiches“ wurde ab Mitte April in Linz und Umgebung noch eine für die gesamte „Ostmark“ zuständige Sicherheitspolizeibehörde geschaffen, die vom ehemaligen Wiener Gestapo-Chef Huber und dessen Vertreter Dr. Mildner geleitet wurde. Mit der Eroberung von Linz durch US-Streitkräfte am 5. Mai 1945 wurde diese schließlich aufgelöst. Der Amtsbereich der Linzer Gestapo umfasste das durch das „Ostmarkgesetz“ geschaffene "Reichsgau Oberdonau", das sich neben dem Bundesland Oberösterreich noch auf das von der Steiermark abgetrennte Ausseerland sowie auf die im Herbst 1938 annektierten südböhmischen Bezirke Kaplitz und Krumau erstreckte. Der „Gau Oberdonau“ hatte damit 1.042.000 Einwohner in 716 Gemeinden. Der Sitz der Staatspolizeistelle Linz befand sich im beschlagnahmten ehemaligen Haus des katholischen Gesellenvereins in der Langgasse 13. Quellen:
Dams, Carsten/ Stolle, Michael: Die Gestapo : Herrschaft und Terror im Dritten Reich , München 2008. Davy, Ulrike: Die Geheime Staatspolizei in Österreich : Organisation und Aufgaben der Geheimen Staatspolizei im "Dritten Reich" und die Weiterführung ihrer Geschäfte durch österreichische Sicherheitsbehörden , Wien : Manz, 1990. (Österreichische rechtswissenschaftliche Studien ; 8) Paul, Gerhard / Mallmann, Klaus-Michael (Hrsg.): Die Gestapo : Mythos und Realität, Darmstadt 2003 Schuster, Walter: Quellen zur nationalsozialistischen Überwachung und Repression am Beispiel der Stadt Linz, In: German Studies Association Newsletter, Volume XXXI, Number 2, Winter 2006, S. 73-78.
Archival History
Was die Registratur der Staatspolizeileitstelle Linz betrifft, so ist bei Kriegsende offensichtlich ein erheblicher Überlieferungsverlust eingetreten. Der Großteil der Gestapo-Registratur dürfte entweder von den Gestapo-Mitarbeitern selbst noch vor dem Eintreffen der US-Armee oder eventuell einige Tage zuvor bei einem Bombenangriff auf die Stadt Linz am 25. April 1945 vernichtet worden sein. Die beim ITS verwahrten Einzelfallakten der Gestapo Linz betreffen ausschließlich Personen, deren Nachnamen mit den Buchstaben B, D, P und T beginnen. Quellen: Schuster, Walter: Quellen zur nationalsozialistischen Überwachung und Repression am Beispiel der Stadt Linz, In: German Studies Association Newsletter, Volume XXXI, Number 2, Winter 2006, S. 73-78.
Scope and Content
Personen-Einzelfallakten (Personenakten) der Staatspolizei(leit)stelle Linz an der Donau