Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt (GBI)
Creator(s)
- Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt
Biographical History
Der "Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt" (GBI) wurde mittels Führererlass vom 30. Januar 1937 als direkt dem Führer und Reichskanzler unterstehende Behörde installiert (RGBl. I 1937, S. 103). Seine Aufgaben bestanden in der "planvollen Gestaltung des Stadtbildes" Berlins. Hierzu hatte er einen neuen Gesamtbauplan nach einheitlichen Gesichtspunkten im Hinblick auf "alle das Stadtbild beeinflussenden Platzanlagen, Straßenzüge und Bauten" zu entwerfen. Zur Durchführung seiner Aufgaben konnte sich der GBI aller Reichsbehörden, der Behörden des Landes Preußen und der Stadt Berlin bedienen. Als Generalbauinspektor wurde Albert Speer ernannt, der auf diese Weise seine Architektentätigkeit für Adolf Hitler amtlich gemacht sah. Bereits 1934 bis 1936 hatte er an den Bauten für die Nürnberger Reichsparteitage mitgewirkt und seit 1936 bereitete er in Entwürfen die architektonische Umgestaltung Berlins als Reichshauptstadt vor. Die Einrichtung der Behörde GBI markierte die umfassende Akzeptanz der Planungen Speers durch Hitler. Am 16. Juni 1938 wurde durch Verordnung die "Durchführungsstelle für die Neugestaltung der Reichshauptstadt" errichtet und bald dem Leiter der Hauptabteilung Verwaltung und Wirtschaft des GBI, Karl Maria Hettlage, unterstellt (RGBl. I 1938, S. 635 f.). Ihre Aufgabe bestand in der Ausführung der ihr vom GBI auf dem Gebiet der Verwaltung, der Finanzen und der Bauausführungen zugewiesenen Aufgaben in dessen Auftrag und nach dessen Weisungen. Im Zuge der Arisierung jüdischen Grundbesitzes auf der Grundlage der Verordnung über den Einsatz jüdischen Vermögens vom 3. Dezember 1938 wurden von der Durchführungsstelle zahlreiche jüdische Wohnungen und Häuser vereinnahmt, die zur Vorbereitung der geplanten Bauvorhaben des GBI zum großen Teil abgerissen wurden. In diesen Zusammenhängen wirkte die Durchführungsstelle wesentlich bei der Vorbereitung von Deportationen von Berliner Juden mit. Nach Kriegsbeginn wurde der weitere Abriss von Wohnungsgebäuden von Speer gestoppt. In den Haushaltsaufstellungen der Durchführungsstelle finden sich u.a. die Kosten für den Bau des Zwangsarbeiterlagers "Arbeiterstadt" in Berlin-Spandau und den Bau der "Großen Halle" sowie für die vorangehenden Abrissarbeiten, ferner die Kosten der Aufträge an die Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH und für den Bau eines Barackenlagers für ausländische Arbeitskräfte. Die verwendeten Aktenzeichen suggerieren, dass die Durchführungsstelle eine dem Geschäftsbereich II des GBI, also dem Hauptamt Verwaltung und Wirtschaft, nachgeordnete organisatorische Einheit gewesen sei. Tatsächlich war die Durchführungsstelle aber nie Teil der inneren Organisation des GBI. Die beiden vorliegenden Aktenbände der Durchführungsstelle weisen in das gleiche Sachgebiet wie die übrigen Haushaltsakten der Hauptabteilung II. Beide tragen ein Aktenzeichen der Abteilung II.1 - Allgemeine Verwaltung - Sachgebiet D - Haushalts- und Wirtschaftsangelegenheiten. Demnach und ausweislich weiterer Bearbeitungsvermerke bediente sich die Durchführungsstelle in Vorgängen der allgemeinen und Finanzverwaltung der jeweils zuständigen Organisationseinheiten des GBI. Die in diesem Findbuch verzeichneten Akten entstammen der Registratur der Behörde des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt.
Archival History
Am 15.7.1965 kamen in Arolsen 4 Kartons vom Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (Berlin-Dahlem) an. Die darin befindlichen Dokumente bzw. Akten des GBI - Hauptamt Verwaltung und Wirtschaft - wurden als "Personalunterlagen ehemaliger Fremdarbeiter in Deutschland" übernommen. Folgerichtig sortierte man die Blätter und Akten, die sich unter diesen Titel subsumieren ließen, aus und inventarisierte sie (Eingangsbuch lfd. Nr. 2007). Das betraf Unterlagen aus den Aktenjahrgängen 1941 bis 1945. Man entnahm insgesamt 4036 Blätter mit 39637 Namenseintragungen von ausländischen Arbeitskräften. Diese Blätter wurden chronologisch sortiert in das Listenmaterial der ITS-Sammlungen übernommen (ITS-Archivsignaturen GBI 13 - 23). Sie finden sich im hausinternen Recherchesystem OuS unter der Gliederungsnummer 2.2.1.2. Da sie zum großen Teil aus der Amtskasse stammen oder mit deren Tätigkeit in unmittelbarem Zusammenhang stehen, wurden sie in der Gliederung dieses Findbuchs dem Sachgebiet E der Abteilung II.1 zugeordnet, auch wenn die GBI-interne Provenienzstelle dadurch nicht in jedem Fall ganz exakt bestimmt werden konnte. Das übrige Material, also im Wesentlichen die Haushaltsplanakten, wurde nach seiner Ankunft im ITS zwecks Auswertung der ehemaligen "Historischen Abteilung" des ITS überlassen (ITS-Archivsignaturen GBI 1 - 12). Diese stellte am 25. Mai 1966 fest, dass sie für ihre Arbeit nicht nützlich seien, und überführte sie in ein Kellerdepot. Nach der Etablierung eines Bereichs (Hauptabteilung) "Forschung" im ITS im Jahr 2008 und durch die damit verbundenen neuen Fragestellungen an die Archivalien erhielten die Unterlagen einen neuen Wert und wurden vorläufig in das Büro der damaligen Bereichsleiterin überführt. Nach ihrem Ausscheiden im Frühjahr 2009 wurden diese Akten zur späteren Verzeichnung in das Archivmagazin verbracht. Die Verzeichnung erfolgte im Dezember 2009 durch die Abteilung Katalogisierung im Bereich Archiv des ITS. Ein weiterer Ordner aus dieser Akzession (aufgeteilt in die Archivalieneinheiten GBI 69 und GBI 70) beinhaltet Rechnungen von Firmen aus der "Lagerbauaktion 1942" und Zahlungsunterlagen für Kraftfahrleistungen im Zuge der Bauarbeiten des GBI. Dieser Ordner wurde nach seinem Eingang beim ITS in die "Kriegszeit-Dokumente-Abteilung" verbracht und unter dem Aktenzeichen "Berlin - Generalbauinspektor" abgelegt. Da er fast keine Namen von Personen enthält, die in das Mandat des ITS fallen, wurde er in der Kriegszeit-Dokumente-Abteilung praktisch nicht benötigt und wurde schließlich von den übrigen aus dieser Akzession übernommenen Unterlagen separiert und in einem anderen Magazinraum verwahrt. Bei Inventurarbeiten im September 2010 konnte der Ordner für die Erstellung des vorliegenden Provenienzfindbuchs mit den übrigen einschlägigen Akzessionen virtuell wieder zusammengeführt werden. Einen weiteren Zuwachs erhielt der GBI-Bestand des ITS im August 1975 durch die Übernahme von Kopien aus dem Bundesarchiv (ITS-Archivsignaturen GBI 24 - 65). In Form von Xerokopien erhielt man Unterlagen im Umfang von 2816 Blättern (Eingangsbuch lfd. Nr. 2675), die damals der Bestandsgruppe "Kriegszeit" zugeordnet wurden. In diesem Findbuch werden zusätzlich zur ITS-Archivsignatur die aktuelle Bestellnummer im Bundesarchiv (R 4606) und die vormalige Bestellnummer im Bundesarchiv zum Zeitpunkt des Erwerbs der Kopien durch den ITS (R 120) in den Vorsignaturvermerken angegeben. Beschrieben werden diese Dokumente auf dem Inventurblatt des ITS als "Akten des 'Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt' (GBI), enthaltend Lohn- und Gehaltslisten, ferner Auszahlungsanordnungen, Rechnungen sowie allgemeine Anordnungen und Schriftverkehr mit Namen ausländischer Zivilarbeiter a) bei der NSKK-Transportstandarte Speer, b) beim Baustab Speer (auch Juden), c) bei der Transportflotte Speer (Binnenschifffahrt)". Als Laufzeit wird 4.6.1940 bis 17.4.1945 vermerkt. Im Januar 2010 erfolgte der Austausch von Aktentiteln und Signaturen aus den Findbüchern des Bundesarchivs mit Hilfe von Mitarbeitern des Referats R 4 in Berlin-Lichterfelde. Die so ermittelten Angaben wurden in dieses Findbuch integriert. Da der ITS nicht ganze Aktenbände in Kopie besitzt, wurden die aus dem Bundesarchiv übernommenen Aktentitel nötigenfalls durch Enthältvermerke spezifiziert, die die Titel auf die Inhalte einschränken, die in den kopierten Aktenstücken im ITS tatsächlich vorhanden sind. Noch einmal kamen am 27.1.1982 Dokumente aus dem Landesarchiv Berlin zum Bestand hinzu (Eingangsbuch lfd. Nr. 3333). Dabei handelte es sich um Mikrofilme mit personenbezogenen und allgemeinen Inhalten, von denen der ITS auch Rückvergrößerungen für das Tagesgeschäft erstellt hat. Es handelt sich bei den Unterlagen um "Akten des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt (GBI) Berlin, enthaltend Arbeitseinsatzlisten, Verfügungen und Schriftverkehr verschiedener Baufirmen mit Namen ausländischer Zivilarbeiter" (Laufzeit gemäß Inventurblatt 14.11.1940 bis 3.9.1942), des Weiteren um "Korrespondenz über den Einsatz fremdvölkischer Arbeitskräfte, die beim Generalbauinspektor (GBI) für die Reichshauptstadt Berlin beschäftigt waren" (Laufzeit gemäß Inventurblatt 2.11.1940 bis 16.7.1941). Auf den Filmen befinden sich die Verzeichnungseinheiten Pr.Br.Rep.107 Nr. 8, 9 und 10 des Bestands GBI im Landesarchiv Berlin. Die Nummer 10 wurde ebenso wie die 1975 erhaltenen Kopien aus dem Bundesarchiv den so genannten "Kriegszeitdokumenten" des ITS hinzugefügt (ITS-Archivsignatur GBI 66). Die Nummern 8 und 9 gelangten in die Abteilung Sachdokumente, wo sie im Eingangsbuch unter den laufenden Nummern 592 und 593 registriert wurden (ITS-Archivsignaturen GBI 67 - 68).
Scope and Content
I. Planungsstelle
II. Hauptamt Verwaltung und Wirtschaft
III. Generalbauleitung
IV. Sondereinrichtungen
V. Sonderaufgaben
Die Behörde des Generalbauinspektors gliederte sich nach der Organisationsübersicht vom 26.2.1942 (BArch, R 4606/4865) wie folgt: A. Hauptabteilungsleiter Dr. Ing. WoltersPlanung: Nord-Süd-Achse, Museen, BotschaftsviertelAusstellungskommissar:Ausstellungen, Modelle.Schriftleitungsbüro:Zeitschriften und Bücher, Graphisches Büro (Zeichenbüro, Kupferstichatelier),Bildstelle (Bildarchiv, Bibliothek). B. Hauptabteilungsleiter StephanSonderplanungen:Planung der Wohnungsbaugebiete, insbesondere der Südstadt,Ost-West-Achse,Achsen-, Ring- und Ausfallstrassen,Wasserstrassen und Häfen,Reichsbahnfragen mit Ausnahme von Nord- und Südbahnhof,Nahverkehrsplanung,Industrieplanung,Städtische Bauangelegenheiten und Fluchtlinienpläne,Beratung beim Wiederaufbau der norwegischen Städte und Betreuung der norwegischen Architekten. C. Hauptabteilungsleiter Dipl. Ing. SchelkesWeststadt mit Hochschulstadt, Wehrtechnisches Institut, Klinikum Weltausstellung, Avusmündung, Scharfe Lanke.Grünflächenplanung:Gesamtplanung, Standortfestlegung, Uferplanung, Aufforstung der Grünflächen, Berliner Ausflugsgebiet Grunewaldumgestaltung. D. Vizepräsident Dr. FränkRechtsfragen im Planungsamt,Bereichserklärungen,Sonderaufträge,Freigaben (soweit kriegswichtig). E. Hauptabteilungsleiter Walter HoffmannPresse und Schrifttum (ohne Schriftleitungsbüro)Film, Vortrag, Rundfunk,Betreuung der Künstler,Stoffarchiv des GBI,Künstlerfragen,Honorare, Verträge, Beratung, Ateliers usw.,(organisatorisch zum Hauptamt II gehörig). Professor Dr. HettlageVerwaltungsamt (einschl. Finanzabteilung), Personalamt. Vizepräsident ClahesUmsiedlungsabteilung,Rechtsabteilung,Natursteinbeschaffung (Rechts- und Wirtschaftsfragen),Arbeiterstadt (Aufsicht gemäß Geschäftsordnung). Vizepräsident Dr. FränkKontingentabteilung(einschl. der Aufgaben des Gebietsbeauftragten des GB-Bau), Arbeitseinsatz und Unterkünfte,Wohnungsbaufragen.Im Bereich des Hauptamtes Verwaltung und Wirtschaft kann Professor Dr. Hettlage sich Angelegenheiten von besonderer Wichtigkeit zur Entscheidung vorbehalten. Professor Brugmann wird für die Dauer seiner Abwesenheit in den Aufgaben des Leiters der Generalbauleitung durch Herrn Stadtbaudirektor Helmcke vertreten. NSKK-Transportstandarte SpeerDie Vertretung des GBI als Chef und oberster Leiter der NSKK-Transportstandarte Speer regelt sich nach der Geschäftsordnung der Standarte vom 1.9.1940. Die danach dem GBI vorbehaltenen Obliegenheiten nimmt Herr Professor Dr. Hettlage wahr.Die militärische Führung der Standarte liegt bei Brigadeführer Nagel. Transportflotte Speer G.m.b.H. Die Vertretung des GBI als alleinigem Gesellschafter obliegt Herrn Professor Dr. Hettlage. Luftrüstungsbau: Vizepräsident Dr. Fränk
Note(s)
ITS Archive, R 1 / [Nr.]