Hollerithkarten des LRP
Extent and Medium
digital reproductions
669593
Archival History
Eine vollständige und abgeschlossene Darstellung der Entstehungsgeschichte des Hollerithkarten-Bestands konnte bislang ebensowenig aufgefunden werden wie eine vollständige Dokumentation darüber, welche Dokumente für die Erstellung der einzelnen Lochkarten ausgewertet wurden, noch eine entsprechende Erfassungs- und Codierungsvorschrift. Daher wurde versucht, aus den fragmentarischen Überlieferungen, die im Wesentlichen in Ordner 3.3.1.1/0001enthalten sind sowie aus Layout und Inhalt der vorliegenden Lochkarten hervorgehen, ein möglichst vollständiges Gesamtbild zu rekonstruieren. Hilfreich waren hierbei insbesondere der auf den Seiten 0149-0152 des oben genannten Ordners skizzierte Arbeitsablauf bei der Auswertung sowie die teilweise überlieferten Codierungslisten (Seiten 0223-0230). Angesichts der engen Ressourcen, die für die Datenübernahme zur Verfügung standen, bleibt die Darstellung allerdings noch lückenhaft. Es kann davon ausgegangen werden, dass bei intensiver Beschäftigung mit dem vorliegenden Dokumenten- und Datenmaterial noch weitere Erkenntnisse gewonnen werden können, die das Gesamtbild weiter ergänzen und abrunden. Vermutlich bereits vor oder kurz nach Beginn des LRP-Projekts, spätestens zu Beginn des Jahres 1949 wurde die maschinelle Erfassung der Erhebungsdaten auf Hollerithkarten in die Planung einbezogen. Beteiligt an diesem Vorhaben war die in räumlicher Nähe zu Esslingen (in Sindelflingen) angesiedelte Deutsche Hollerith Maschinen Gesellschaft m.b.H. (nach 1949 führte die Gesellschaft den Namen der Muttergesellschaft - IBM). Im Rahmen der LRP-Durchführung eingehende Meldungen und Listen wurden auf unterschiedlichen Kartenformularen erfasst (zu den einzelnen Formularen, ihrer Verwendung und ihren Dateninhalten vgl. Einzeldarstellungen zu den Kartenarten).Anhand maschineller Ausdrucke, die nach unterschiedlichen Auswahlkriterien und Sortierungen erstellt wurden, hat der damalige Kindersuchdienst Datenabgleiche (Kinder mit unterschiedlichen Varianten der Namen und Geburtsdaten) und anderweitigen Korrekturbedarf festgestellt sowie Übersichten und statistische Auswertungen zur weiteren Projektsteuerung erstellt. Nachdem ab ca. Mitte 1949 damit begonnen wurde, auch vorliegende Daten zu vermissten Kindern und Daten von anderen Unterlagen des Suchdienstes auf Lochkarten zu erfassen, konnte auch die inhaltliche Arbeit zur Suche und Identifizierung von Kindern maschinell unterstützt werden. Ein komplexes Ablaufdiagramm für derartige Auswertungsarbeiten findet sich zum Beispiel in 3.3.1.1 Ordner 0001, Seiten 0149-0152. Es kann davon ausgegangen werden, dass der gesamte Lochkartenbestand - als Arbeitsmittel verwendet - in den Jahren 1949/50 mehrfach in seiner Struktur, d.h. Bildung von speziellen Auswahlen und Sortierungen, verändert wurde. Die weitere Entwicklung dieses Bestands ab 1950, nach Auflösung des Kindersuchdienstes in seiner damaligen Form, wirft derzeit kaum offene Fragen auf. Bis auf wenige Ausnahmen (Entnahmen von Karten für die Fallbearbeitung, Hinzufügung von entnommenen oder aufgefundenen Karten in einen der drei Bestände) liegen die Lochkarten noch in den zum Zeitpunkt der Auflösung in 1950 vorhandenen Teilpaketen in ihrer unterschiedlichen Sortierform (1. Paket sortiert nach Nachnamen, 2. Paket sortiert nach Vornamen und 3. Paket sortiert nach Geburtsdaten) vor. Sie wurden vom ITS ausschließlich als Findhilsmittel bei der Personenrecherche genutzt. Im Jahr 1999 wurden die drei Einzelbestände elektromechanisch gelesen und in digitale Form überführt. Vor der Bereitstellung im digitalen Archiv wurden die gelesenen Daten einer Prüfung und Plausibilitätsprüfung unterzogen und offensichtliche Fehler korrigiert. Hierbei handelte es sich größtenteils um einen Feldversatz oder Über- bzw. Unterschreitungen der Länge einzelner Datenfelder (insbesondere bei Nachnamen und Vornamen). Derartige Fehler sind teilweise bei der Erstellung, teilweise beim Einlesen der Lochkarten entstanden. Ferner wurde bei allen Karten mit fehlenden Angaben zur Kartenart diese anhand der Dateninhalte rekonstruiert, da die Interpretation der enthaltenen Daten in weitem Umfang hiervon abhängig ist. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass hierbei in sehr wenigen Einzelfällen (< 0,01%) insbesondere bei Karten mit sehr wenigen Datenangaben falsche Schlüsse gezogen wurden. In jedem Fall sind die Angaben zu Personalien und Orten korrekt, lediglich in Bezug auf die wenigen Restdaten könnten in diesen Einzelfällen fehlerhafte Zuordnungen zu Datenfeldern vorgenommen worden sein. Bei der Übernahme in das digitale Archiv wurden die einzelnen Bestände integriert, um eine Gesamtschau zu ermöglichen. Eine gezielte Suche nach Nachnamen, Vornamen und Geburtsdatum ist jedoch nach wie vor möglich. Zudem wurde die Herkunft und Position jeder einzelnen Karte (bzw. ihres digitalen Inhalts) intern vermerkt, so dass ein Auffinden der physischen Karte jederzeit möglich ist und bei Bedarf auch jeder einzelne Bestand digital rekonstruiert werden kann. Dieser Kartenbestand kann auch im digitalen Archiv als Findhilfsmittel für die Namensuche um Bestand 3.3.1.1 verwendet werden. Diese Funktion wird noch dadurch unterstützt, dass die Karten der Kartenarten 1-4 soweit möglich mit den jeweils einschlägigen Dokumentenbereichen über Archivreferenzen verknüpft sind. Diese Archivreferenzen wurden weitgehend automatisch mit Hilfe der Attributdaten (Ortscode und Karten- bzw. Informationsart) gebildet, teilweise auch unter Berücksichtigung leicht abweichender Ortscodes insbesondere in den Fällen, bei denen mehrfache Codes für einen Kreis oder einen Landkreis mit eingebetteter kreisfreier Stadt vorhanden sind. Lediglich ein sehr geringer Prozentsatz derartiger Karten (ca. 5000) konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht einem Dokumentenbereich zugeordnet werden.
System of Arrangement
Unabhängig von der Zuordnung zu einem der drei Sortierfolgen sind die überlieferten Lochkarten jeweils einer von fünf Kartenarten zuzuordnen, die sich in Bezug auf die codierte Information sowie das Format und die Codierung der enthaltenen Daten unterscheiden. Im Rahmen der Datenübernahme wurden die Daten der Lochkarten jeweils einzelnen Archivattributen zugeordnet, wie bei den Einzeldarstellungen der Kartenarten erläutert. Übergreifend wird darauf hingewiesen, dass zu jedem Datensatz nur solche Attribute aufgelistet werden, zu denen auf der betreffenden Karte Daten vorliegen, d.h. Lochungen vorhanden sind. Bis auf die Beispielbilder der einzelnen Kartenarten liegen die Karten nicht als elektronische Scans vor! Aufbau und Dateninhalte der einzelnen Karten werden im Folgenden differenziert nach den Kartenarten beschrieben.