Erfassung von überwiegend nach dem Krieg verstorbenen ehemaligen Verfolgten an unterschiedlichen Orten (AL7-Listen)
Extent and Medium
digital reproductions
448
Der gesamte Bestand ist gescannt und in elektronischer Form verfügbar. Als Recherchewerkzeuge können entweder das Softwaresystem SIMS des Internationalen Suchdienstes oder die Software OuSArchiv verwendet werden. Einige wenige Dokumente - insbesondere Durchschläge und alte Kopien - sind schlecht bis sehr schlecht lesbar. Dies betrifft sowohl die elektronischen Abbildungen als auch die Papierversionen.
Archival History
Im Februar 1946, also kurz nach seinem Umzug nach Arolsen, begann das Zentrale Suchbüro, Vorgänger des Internationalen Suchdienstes unter Verwaltung der Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen (UNRRA = United Nations Relief and Rehabilitation Administration), alle bislang vorliegenden und neu eingehende Dokumente nach einem neuen Aktenplan zu klassifizieren, zu kennzeichnen und zu vereinnahmen. Dieser Aktenplan sah unter anderem eine Kategorie für Dokumente in Bezug auf verstorbene Verfolgte (Persecutees) - gemeint waren Verfolgte aus Gründen der Rasse oder Religion - vor. Als Aktenzeichen wurde Dokumenten dieser Kategorie die Kennzeichnung „AL 7“ gefolgt von einer fortlaufenden Nummer zugewiesen, wobei die fortlaufende Nummer gleichzeitig die Ablagereihenfolge bestimmt. Die Bestandsbildung erfolgte zwischen 1946 und Ende der 1950er Jahre. Allerdings hat der Internationale Suchdienst (ISD) schon früzeitig einen wesentlichen Teil der Dokumente in andere Bestände verlagert. Hiervon waren insbesondere solche Dokumente betroffen, in denen Todesfälle von Verfolgten vor Kriegsende aufgeführt sind. Derartige Dokumentenverlagerungen wurden zwar in der Ablage und zumeist auch in der Inventurkartei vermerkt; Hinweiskarten der Zentralen Namenkartei wurden jedoch nicht aktualisiert. Seit vielen Jahren wird dieser Bestand nunmehr von der Abteilung Nachkriegszeitdokumente des ISD in nahezu unveränderter Form verwaltet und im Wesentlichen für Recherchen nach dem Verbleib von überlebenden ehemaligen Verfolgten genutzt.
Scope and Content
Der Bestand enthält Listen über verstorbene Verfolgte, zum weitaus überwiegenden Teil Personen jüdischer Abstammung, die von staatlichen Einrichtungen und Hilfsorganisationen, überwiegend dem Jüdischen Weltkongress (World Jewish Congress) und den UNRRA-Suchorganisationen registriert wurden, um unter anderem eine zentrale Nachforschung über ihre Schicksal durch den Internationalen Suchdienst bzw. seiner Vorgängerorganisation zu ermöglichen. Die Registrierung erfolgte ortsbezogen an unterschiedlichen Orten Europas und auch weltweit bis Ende der 1940er Jahre.
System of Arrangement
Physisch besteht dieser Bestand aus 6 nummerierten Archivbehältern und einem Nachtragsbehälter. Innerhalb der Serie der Archivbehälter sind die Dokumente nach Aktenzeichen (d.h. der Nummer, die der Kennung „AL 7“ folgt) abgelegt. Innerhalb eines Aktenzeichens findet sich in der Regel nur eine Liste bzw. eine Reihe gleichartiger Dokumente. Überwiegend ist auf den Dokumenten eine Paginierungsnummer angebracht. In der Regel weisen nur eingefügte Notizen, z.B. Beispielhinweiskarten der ZNK keine Paginiernummer auf. Generell wurde die Struktur der Papierablage bei der Digitalisierung der Dokumente beibehalten und ist auch im elektronischen Archiv sichtbar. Die dortigen Ordnernamen entsprechen denen der Archivbehälter. Alle Zahlen wurden vierstellig mit führenden Nullen aufgefüllt. Die Seitennummern der elektronischen Ordner - ebenfalls vierstellig mit führenden Nullen – entsprechen der Paginiernummer; eingefügte Seiten ohne Paginiernummer wurden durch Anfügen einer weiteren Nummer (‚-001’, ‚-002’, …) gekennzeichnet.
Finding Aids
Mit Hilfe der Attributierung der Dokumente und der Bereitstellung einer provisorischen Erschließung wird innerhalb der IT-Systeme, die den digitalisierten Bestand verwalten, eine Suche nach bestimmten Sachverhalten, in diesem Fall vorwiegend Ortsangaben, sowie auch nach aktuell und vormals verwendeten Aktenzeichen unterstützt. Die vorliegende Erschließung stellt eine Zusammenstellung aller vorliegenden Inventardaten dar. Diese umfassen sowohl die Informationen, die auf den bis etwa 1952 geführten Inventurkarten vermerkt sind, als auch die in elektronischer Form vorliegende Inventarliste der Dokumente, die nach diesem Zeitpunkt vereinnahmt wurden. Den Inventarbeschreibungen wurden, soweit mit vertretbarem Aufwand möglich, die entsprechenden Dokumente zugeordnet, so dass ausgehend von einer derartigen Detailbeschreibung unmittelbar auf diese Dokumente zugegriffen werden kann (vgl. auch Informationen des Bearbeiters in Bezug auf Ungenauigkeiten und Grenzen dieses Verfahrens). Ferner wurden diesen Beschreibungselementen Konkordanzlisten beigefügt, in denen die auf den Dokumenten und den Inventurkarten aufgefundenen Informationen zu aktuell und vormals verwendeten Signaturen (z.B. ehemalige „F 18“-Aktenzeichen) aufgelistet sind, und diese für Suchzwecke verfügbar gemacht. Auf diese Weise unterstützt die elektronisch bereitgestellte Archivbeschreibung folgende Suchvorgänge: Jeweils ausgehend von einem hierbei gefundenen Beschreibungselement können die betreffenden zugeordneten Dokumente angezeigt werden. Hierbei empfiehlt es sich insbesondere bei Beschreibungselementen mit Signaturen (vormals Inventarnummern) zwischen 8.800.000 und 8.809.999 – hierbei handelt es sich um Angaben aus den Inventurkarten vor 1953 – auch die Umgebung der Dokumente in der Ablage zu untersuchen. Bei solchen Beschreibungselementen konnten die Dokumente nicht immer vollständig zugeordnet werden, da eine entsprechende Kennzeichnung fehlte oder der ISD die Dokumente im Laufe der Zeit durch gleiche oder ähnliche Dokumente, die unter einer anderen Inventarnummer vereinnahmt wurden, ersetzt hat. Die Dokumente selbst wurden, soweit aus ihnen entnommen werden konnte, mit Angaben zu Land und Ort der Registrierung bzw. des Aufenthalts der aufgeführten Personen, mit der Nationalität der registrierten Personen, soweit eindeutig, und auch mit den auf dem Dokument notierten Signaturen attributiert. Somit besteht alternativ die Möglichkeit, eine Attributsuche innerhalb des Dokumentenbestandes nach diesen Merkmalen durchzuführen. Während insbesondere die Suche nach Ortsbezeichnungen in manchen Fällen sehr hilfreich sein kann, muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Treffermenge unter Umständen nicht vollständig ist. Einerseits enthalten die Dokumente vielfach keine oder keine eindeutig interpretierbare Ortsangabe, so dass auf eine Erfassung verzichtet wurde, andererseits sind die Orte in ungewöhnlichen oder sogar falschen Schreibweisen aufgeführt und oft auch in dieser Schreibweise erfasst. Für die Namensuche innerhalb der Bestände und Sammlungen des ISD steht die Zentrale Namenkartei (DE ITS 0.1) zur Verfügung. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Bestand nahezu vollständig in diesem Findmittel vertreten ist. Als Fundort wird auf Hinweiskarten, die sich auf diesen Bestand beziehen, ausnahmslos das betreffende „AL 7“-Aktenzeichen, das zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Karte aktuell war, angegeben (vgl. auch Bestandsgeschichte), in der Regel ergänzt um weitere Angaben (Betreff, Datum) der jeweiligen Liste. Es empfiehlt sich, mit diesem Aktenzeichen eine Signatursuche unter Einschluss der Konkordanzlisten innerhalb der Archivbeschreibungen durchzuführen, da auf diese Weise auch Altsignaturen gefunden, die nicht in allen Fällen auf den Dokumenten notiert sind, sowie auch Dokumentengruppen unmittelbar identifiziert werden können, die in andere Bestände verlagert wurden. Die auf diese Weise erzielte Treffermenge ist anschließend manuell mit den weiteren Angaben auf der Hinweiskarte abzugleichen, um eine weitere Eingrenzung vorzunehmen.
Process Info
Wie bereits erwähnt, wurde diese provisorische Verzeichnung ausgehend von den vorliegenden Inventarinformationen und einer Erfassung von auf den Dokumenten vermerkten Inventarnummern, Signaturen und Altsignaturen, die im Rahmen der Nachbearbeitung der Digitalisierungsergebnisse vorgenommen wurde, erstellt. Die Zuordnung von Dokumenten zu den Beschreibungen wurde zum großen Teil automatisch mit Hilfe von Datenbankvergleichen durchgeführt. Nur bei fehlenden Zuordnungsmöglichkeiten (eine Inventarnummer des Inventarverzeichnisses war auf keinem der Dokumente vermerkt) und bei offensichtlichen größeren Diskrepanzen zwischen der Anzahl vereinnahmter und tatsächlich vorhandener Seiten zu einer Inventarnummer wurden manuelle Sichtungen der Dokumente vorgenommen, um eine Klärung herbeizuführen. Als problematisch zeigte sich hierbei die Zuordnung der Beschreibungselemente, die auf der Grundlage der bis Anfang der 1950er Jahre für Inventarisierungszwecke verwendeten Inventurkarten erstellt wurden. Zwar wurden für diese Karten neue eindeutige Inventarnummern generiert (Nummernkreis 8.800.000 bis 8.809.999), diese waren naturgemäß jedoch nicht auf den Dokumenten notiert, so dass hier andere, teilweise etwas ungenauere Zuordnungsverfahren auf Basis der ebenfalls von den Dokumenten erfassten Eingangsnummern („Lot“), Signaturen und Altsignaturen zum Einsatz kamen. Auch ein mengenmäßiger Abgleich erwies sich in diesem Bereich als unmöglich, da auf den Inventurkarten in der Regel die Gesamtzahl der Seiten einschließlich Duplikaten vermerkt ist, die Duplikate jedoch im Bestand nicht auftauchen und zudem bestimmte Listen ganz oder teilweise durch später eintreffende, unter anderer Inventarnummer vereinnahmte Ausfertigungen ersetzt wurden. Insgesamt ergibt sich aus den Erfahrungen mit der diesbezüglichen Bearbeitung des Bestands das folgende Bild:Uwe Ossenberg, Ossenberg & Schneider GmbH
April 2009