Sammel- und Durchgangslager Westerbork
Extent and Medium
41 Ordner
digital reproductions
12742
Originale, Fotokopien, Film/Rückvergrößerungen
Creator(s)
- International Tracing Service, Bad Arolsen ITS {?}
Archival History
Die Sammlungen des ITS wurden entsprechend den Anforderungen seiner ursprünglichen Aufgabe, als Such- und Anlaufstelle für Überlebende und Angehörige von Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung, angelegt. Die aufzunehmenden Dokumente wurden nach ihrem Erfassungsdatum chronologisch registriert. Die bestehende Ordnung der Konzentrationslagerbestände nach dem Pertinenzprinzip ist somit als Teil der Entwicklungen innerhalb der Organisationsstruktur des Suchdienstes zu verstehen. Die Bestände beinhalten eine Vielzahl unterschiedlicher Dokumententypen, wie individuelle Einzelunterlagen oder Listenmaterial. Entstanden sind sie zum Teil direkt bei den nationalsozialistischen Behörden und Organisationen oder auf Veranlassung der Alliierten und humanitärer Organisationen nach der Befreiung. In den ITS gelangten sie zum einen durch die Übergabe von Regierungen, Privatorganisationen, anderen Archiven und von Privatpersonen, zum anderen durch gezielten Dokumentenerwerb durch Mitarbeiter/innen des ITS, in der Absicht die teils großen Lücken der jeweiligen Lagergeschichte zumindest zu verringern, denn von den 24 Konzentrationslager der Kriegszeit mit ihren über 1.000 Außenkommandos sind lediglich die Dokumente der Konzentrationslager Buchenwald und Dachau namentlich nahezu vollständig vorhanden. Andere Lager sind gut oder nur teilweise, spärlich oder überhaupt nicht mit namentlichen Dokumenten belegt. Neben den im Original vorhandenen, liegen in den Sammlungen des ITS viele Dokumente als Kopie vor. Dabei ist zu beachten, dass diese Kopien nicht selten die einzig bekannten Exemplare der jeweiligen Unterlagen sind. Der überwiegenden Mehrheit der Konzentrationslagerbestände wurde unter x.x.x.1 Listenmaterial zugeordnet. Dabei handelt es sich um Sammlungen personenbezogener Unterlagen, die nach Konzentrationslagern sortiert und nach dem Aktenplan der UNRRA, AL 4, unter GCC (German Concentration Camp), OCC (Outside Concentration Camp) oder VCC (Various Concentration Camp) abgelegt sind. Alte Aktenzeichen: OCC 32
Scope and Content
Die Sammlung enthält u.a.: Transportlisten, Einlieferungslisten, Deportationslisten vom Lager Westerbork zu versch. anderen Lagern, Korrespondenz, Rot-Kreuz-Korrespondenz, Alphabetisches Verzeichnis von im Lager verstorbenen Häftlingen, Häftlingslisten, Totenlisten, Liste von Überlebenden, Druck "Dokumentation über das Schicksal der jüd. Bevölkerung während der NS-Herrschaft" Geschichte des Sammel- und Durchgangslager Westerbork 1940-1945: Das Lager Westerbork in der Provinz Drenthe wurde 1939 ursprünglich von den niederländischen Behörden als zentrales Flüchtlingslager eingerichtete, um dem Flüchtlingsstrom aus Deutschland Herr zu werden. Viele Juden und politisch Verfolgte aus Deutschland suchten im Nachbarland Zuflucht. Als die deutsche Wehrmacht am 10. Mai 1940 die Niederlande angriff, befanden sich im Lager rund 700 Menschen. Das Lager blieb unter Aufsicht der niederländischen Verwaltung, bis die Besatzungsbehörden zwei Jahre später Westerbork zum Durchgangslager für die Judendeportationen bestimmten. Neben der bereits vorhandenen Infrastruktur war die geografische Nähe zum Deutschen Reich der Hauptgrund für diese Entscheidung. Dieses befand sich ungefähr 40 km von der deutschen Grenze entfernt. Das Lager wurde erweitert, mit dem Eisenbahnnetz verbunden und ging am 1. Juli 1942 als „Polizeiliches Judendurchgangslager“ in die Hände der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes über. Zu diesem Zeitpunkt waren 1.527 Häftlinge in Westerbork interniert. Die Deportationen begannen noch im selben Monat. Juden wurden mithilfe der örtlichen Polizei gesammelt und nach Westerbork verschleppt, von wo sie die SS meist nach kurzer Zeit weiter in Richtung Osten deportierte. Der erste Transport fuhr am 15. Juli 1942 nach Auschwitz mit 1.135 Personen. Bis zum 13. September 1944 fuhren 93 weitere Deportationszüge nach Auschwitz, Sobibor, Theresienstadt und Bergen-Belsen. Viele Juden blieben jedoch länger im Lager, in dem den Häftlingen eine gewisse Alltagsnormalität vorgetäuscht wurde. Im Lager gab es eine Selbstverwaltung der Häftlinge, Schulen sowie diverse kulturelle und sportliche Veranstaltungen. Diese Taktik der bewussten Täuschung führte dazu, dass die Opfer die ihnen drohende Gefahr nicht erkannten und auch bei den Deportationen ruhig blieben. Insgesamt lebten mehr als 100.000 Menschen für kurze oder längere Zeit im Lager, das bereits mit 10.000 Häftlingen überbelegt war. Als kanadische Truppen das Lager Westerbork im April 1945 befreiten, trafen sie auf 876 noch verbliebene Insassen. Quelle: Romijn, Peter: Westerbork, Artikel in: Lexikon des Holocaust, hg. von Wolfgang Benz, München 2002, S. 253 und http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/66/Erinnerungszentrum-Lager-Westerbork [Stand 06.08.2012].
System of Arrangement
1.1.46.1 Listenmaterial Westerbork
1.1.46.7 Kopien Transportlisten Westerbork
1.1.46.1 List material
1.1.46.7 Copies of transport lists
Finding Aids
Katalog der Konzentrationslager-Dokumente, die sich bei dem International Tracing Service Allied High Commission for Germany befinden. Hrsg. v. d. Allied High Commission for Germany (HIOG), Bad Arolsen 1951. Catalogue of Concentration Camp Records held by the International Tracing Service, ed. Allied High Commission for Germany, Bad Arolsen 1951. Namen sind in der Zentralen Namenskartei (ZNK) des ITS recherchierbar
Existence and Location of Copies
Digitale Kopien der ITS Sammlungen: Dokumentations- und Forschungszentrum über den Widerstand, Luxemburg,, Französisches Nationalarchiv, Paris,, Institut für nationales Gedenken, Warschau,, Staatsarchiv Belgien,, USHMM, Washington,, Wiener Library, London,, Yad Vashem, Jerusalem
Sources
Königseder, Angelika: Polizeihaftlager. In: Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 9: Arbeitserziehungslager, Ghettos, Jugendschutzlager, Polizeihaftlager, Sonderlager, Zigeunerlager, Zwangsarbeiterlager, München 2009, S. 19-52.
Mechanicus, Philip: Im Depot – Tagebuch aus Westerbork, Berlin 1993.
Stuldreher, Coenraad J. F.: Deutsche Konzentrationslager in den Niederlanden – Amersfoort, Westerbork, Herzogenbusch. In: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Dachauer Hefte. Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Heft 5: Die vergessenen Lager, München 1994, S. 141-173.
Process Info
Bearbeitet von SL gemäß des Erschließungssystems des ITS
2013-02-27
Subjects
- Durchgangslager
Places
- Westerbork, Drenthe, Niederlande Westerbork, Drenthe, Netherlands