Wehrmachtbefehlshaber in Norwegen
Extent and Medium
Schriftgut
319 Aufbewahrungseinheiten
5,7 laufende Meter
Creator(s)
- Wehrmachtbefehlshaber in Norwegen, 1940-1945
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Am 25. Juli 1940 ordnete der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Keitel, zur Durchführung und Ergänzung des "Führererlasses" vom 24. April 1940 über die Ausübung der Regierungsbefugnisse in Norwegen an, dass der Befehlshaber der Gruppe XXI mit sofortiger Wirkung die Bezeichnung "Wehrmachtbefehlshaber in Norwegen" führen sollte.
Der Wehrmachtbefehlshaber war oberster Vertreter der Wehrmacht in Norwegen und darüber hinaus der Repräsentant der deutschen Wehrmacht gegenüber dem norwegischen Staat und Volk. Er übte die militärischen Hoheitsrechte und alle Befugnisse eines Territorialbefehlshabers in Norwegen aus. In dieser Eigenschaft oblagen ihm alle Aufgaben, die über den Bereich eines einzelnen Wehrmachtteils hinausgingen und die gesamte Wehrmacht betrafen. Im einzelnen waren dies die militärische Sicherung des Landes, die Abwehr feindlicher Landungen und der Schutz der Transportwege. Seine Weisung erhielt der Wehrmachtbefehlshaber in Norwegen vom Chef des Oberkommandos der Wehrmacht. Norwegen blieb in seiner Gesamtheit während des Krieges Operationsgebiet im Sinne der militärischen Bestimmungen. Eine Übertragung der vollziehenden staatlichen Gewalt auf den Wehrmachtbefehlshaber fand nicht statt. Diese ruhte vielmehr in den Händen des Reichskommissars für die besetzten norwegischen Gebiete.
Wehrmachtbefehlshaber in Norwegen, zugleich Befehlshaber der Gruppe XXI, ab 27. Dezember 1940 dann Oberbefehlshaber des neu aufgestellten Armeeoberkommandos (AOK) Norwegen bis zu dessen Auflösung am 18. Dezember 1944 war General der Infanterie bzw. Generaloberst von Falkenhorst.
Zur Vorbereitung des Krieges gegen die UdSSR und der späteren Befehlsführung auf dem finnischen Kriegsschauplatz wurde eine "Befehlsstelle Finnland" des AOK Norwegen aufgestellt. Aus dieser Befehlsstelle entstand das Armeeoberkommando Lappland, das mit dem 14. Januar 1942 den Befehl über die an der finnischen Front stehenden Kräfte des AOK Norwegen übernahm. Am 22. Juni 1942 wurde das AOK Lappland schließlich in (Gebirgs-) AOK 20 umbenannt.
Als die deutschen Truppen in Skandinavien den Rückzug antreten mussten, führte dies auch zu einer Neuordnung der Befehlsverhältnisse in diesem Bereich. Das AOK Norwegen wurde zum 18. Dezember 1944 aufgelöst; die Befugnisse des Wehrmachtbefehlshabers gingen auf das (Gebirgs-) AOK 20 über.
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren die im Bestand "Wehrmachtbefehlshaber in Norwegen" zusammengefassten Archivalien in alliierten Gewahrsam gefallen und in die USA verbracht worden. Ihre Rückführung in die Bundesrepublik und die Übernahme durch die frühere Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes erfolgte im September 1965. 1968 ging die Verwaltung des gesamten bei der Dokumentenzentrale lagernden militärischen Archivgutes an des Militärarchiv über.
Da Aufgabe des Wehrmachtbefehlshabers in Norwegen in Personalunion zunächst vom Befehlshaber der Gruppe XXI (XXI. Armeekorps), später von den Oberbefehlshabern des AOK Norwegen und zuletzt des (Gebirgs-) AOK 20 wahrgenommen wurde, war eine Abgrenzung der Schriftgutüberlieferung der einzelnen Dienststellen nicht möglich. Bereits im Heeresarchiv Potsdam, wohin die nicht mehr benötigten Akten sukzessive abgegeben wurden, erfolgte keine klare Trennung der einzelnen Dienststellen. Ein Teil des Materials wurde der Provenienz Gruppe XXI, die Masse aber dem (Gebirgs-) AOK 20 zugeordnet. Dieser Archivaliennachweis beim Heeresarchiv Potsdam, der sogenannte Potsdam-Katalog, diente auch den US-Dienststellen als Grundlage für die von ihnen erstellten "Dokumentenliste" und die "Guides Nr. 38, 48 und 57 to German Records microfilmed at Alexandria". Eine Änderung der im Heeresarchiv Potsdam vergebenen "Signaturen" nahmen sie nicht vor.
Im neugebildeten Bestand RW 39 wurde die Überlieferung des AOK Norwegen und des Wehrmachtbefehlshabers in Norwegen aus der Zeit des Bestehens der Personalunion Wehrmachtbefehlshaber in Norwegen - Armeeoberkommando Norwegen (Dezember 1940 - Dezember 1944) zusammengefasst. Dies ist die zwangsläufige Folge der gemeinsamen Registratur- und Aktenführung der beiden in Personalunion verbundenen Dienststellen. Die zusätzliche Wahrnehmung der Funktion eines Wehrmachtbefehlshabers in Norwegen durch verschiedene Kommandobehörden hat im übrigen zur Folge, dass es eine eigenständige Dienststelle "Wehrmachtbefehlshaber in Norwegen" de facto nicht gibt und die Tätigkeit des Wehrmachtbefehlshabers ihren Niederschlag auch im Registraturgut anderer Provenienzen findet: von Juli bis November/Dezember 1940 bei der Gruppe XXI. bzw. Generalkommando des XXI. Armeekorps (RH 24-21), von Dezember 1940/Januar 1941 bis Dezember 1944 beim Armeeoberkommando Norwegen (RW 39), von Dezember 1944 bis zum Kriegsende beim (Gebirgs-) Armeeoberkommando 20 (RH 20-20).
Bestandsbeschreibung
Neben einigen Chefsachen (u.a. Vorbereitung des Angriffs auf die UdSSR von Norwegen aus und der Vortäuschung der Planung eines Angriffs gegen die englische Ostküste) liegen die Ia- und Ic-Tätigkeitsberichte für den Zeitraum von Dezember 1940 bis Dezember 1944 vor (rund 50 Bde.). Dies trifft im wesentlichen auch auf den Chefintendanten (26 Bde.), den Feldpostmeister (33 Bde.) und den Oberquartiermeister zu, einschließlich der Abteilungen III, IVa, IVb, IVc, IVd, V und Waffen, Geräte und Munition (rund 40 Bde.). In nennenswertem Umfang ist von den auf Zusammenarbeit mit der Führungsabteilung verwiesenen Abteilungen nur Material des Armee-Pionier-Führers (16 Bde.) und Bevollmächtigten Transportoffiziers (11 Bde.) erhalten geblieben.
Ein Teil der Unterlagen des Wehrmachtbefehlshabers wird darüber hinaus noch in Oslo/Norwegen verwahrt.
Zitierweise
BArch RW 39/...