Generalluftzeugmeister / Chef der Technischen Luftrüstung

Identifier
RL 3
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1933 - 31 Dec 1945
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

7650 Aufbewahrungseinheiten

138,3 laufende Meter

Creator(s)

Biographical History

Geschichte des Bestandsbildners

Am 17. Juli 1933 wurde die Abteilung Fliegertechnik des Allgemeinen Luftamtes als Technisches Amt verselbständigt. Im Februar 1939 wurde das Technische Amt unter Zusammenfassung der Gebiete Technik, Nachschub und technische Wirtschaft zur Führung und Steuerung der gesamten Luftfahrtechnik zum Amt des Generalluftzeugmeisters (GL) unter der Führung von Ernst Udet zusammengefasst. Der Generalluftzeugmeister war dem Staatssekretär der Luftfahrt und dem Generalinspekteur der Luftwaffe nachgeordnet.

Er war verantwortlich für die Forschung, Entwicklung, Erprobung und Beschaffung des gesamten Luftwaffenbedarfs sowie für die Planung, Fertigung und Prüfung von Luftwaffengeräten. Daneben stellte er den Vorrat und die Geräteausstattung in allen Dienststellen der Luftwaffe sicher.

Dem Generalluftzeugmeister waren der Chef des Stabes und der Leitende Chef-Ingenieur zur Durchführung der Dienstgeschäfte unterstellt. Weiterhin unterstanden ihm:

  • Technische Amt

  • Nachschubamt

  • Amtsgruppe Technische Wirtschaft und Haushalt

  • Amtsgruppe Flakentwicklung.

Udet hatte in seiner Funktion als Generalluftzeugmeister die Aufsicht über 24 Ämter, Amtsgruppen und Abteilungen mit zusätzlichen Außenstellen, wie der Beauftragte für das Luftfahrtindustriepersonal und die Verbindungsstellen des Generalluftzeugmeisters im Ausland.

Das Technische Amt war mit der Forschung, Entwicklung, Erprobung, Beschaffung und Ausrüstung in Bezug auf Flugzeuge, Triebwerke, Bodengeräte, Funk- und Navigationsgeräte und auf Waffen und Munition betraut.

Das Nachschubamt stellte die zentrale Stelle für die Ermittlung und Bereitstellung des Gesamtbedarfs der Luftwaffe an Flugzeugen, Waffen, Munition und Betriebsstoffen dar. Im Einzelnen umfasste dies vor allem die Mitwirkung an der Gesamtplanung des Nachschubdienstes der Luftwaffe, die Ausbildung des bei den Nachschubeinrichtungen tätigen Personals, die Mitwirkung bei der Bestellung für Erstausstattung und Bevorratung in allen Dienststellen der Luftwaffe und die Zuführung und Zuweisungen für Lagerung, Instandhaltung und Instandsetzung des Gerätes.

Die Amtsgruppe Technische Wirtschaft und Haushalt war für die formale Abwicklung der vom Technischen Amt an die Industrie erteilten Vorbescheide zuständig, d.h. sie war unter anderem zuständig dafür, dass diese Bescheide den üblichen Handelsverträgen und rechtlichen Bestimmungen entsprachen. Weiterhin fand hier die Import- und Exportabwicklung statt, finanzielle Unterstützungen der Industrie bei Investitionen, Ausbau und Modernisierung ihrer Unternehmen wurden bereitgestellt und Wirtschafts- und Preisprüfungen vorgenommen. Des Weiteren wurden Patentangelegenheiten geregelt.

Die Amtsgruppe Flakentwicklung war verantwortlich für die Forschung, Werkerprobung, Fertigungsvorbereitungen und Fertigungssteuerung des gesamten Gerätes der Flakartillerie. Daneben oblag ihr die Aufstellung der benötigten Vorschriften und Bedienungsanleitungen sowie die Auswertung der Erfahrungsberichte der Truppe und des Entwicklungstandes des Auslandes.

In dieser Konstellation bestand der Generalluftzeugmeister bis 1941. Aufgrund des andauernden Krieges und der Unzufriedenheit über die nicht oder nur schleppend fortschreitende Luftrüstung wurde der Amtsbereich des Generalluftzeugmeisters in den folgenden Jahren immer wieder umorganisiert, um eine Verbesserung in der Luftrüstung zu erreichen und den Luftkriegsverlauf positiv beeinflussen zu können.

Deswegen wurde am 14. Mai 1941 der Industrierat des Reichsmarschalls geschaffen. Dieser setzte sich aus sechs namhaften Wirtschaftsführern der Luftfahrtindustrie zusammen, deren Erfahrungen für die geplante Steigerung der Luftrüstung genutzt werden sollten. Unter dem Vorsitz von Udet arbeitete der Industrierat mit allen Dienststellen des Generalluftzeugmeisters zusammen.

Ebenfalls 1941 wurde das Kommando der Erprobungsstellen der Luftwaffe in das Technische Amt eingegliedert.

Nach dem Freitod Udets am 18. November 1941 übernahm Erhard Milch das Amt des Generalluftzeugmeisters. Unter seiner Führung wurde 1942 die Abteilung Flugtechnisches Personal in eine Amtsgruppe umgewandelt und die Abteilung Flakrüstung eingerichtet. Die Forschungsabteilung des Technischen Amtes ging auf die Reichsstelle Forschungsführung des RdL und ObdL über und wurde dem Generalluftzeugmeister direkt unterstellt.

Im neugebildeten Planungsamt organisierte die Amtsgruppe Geräte- und Industrieplanung sowohl die Lieferung von Rohstoffen, Werkzeugen und Maschinen, als auch die Bereitstellung von Gebäuden und die Verwaltung des Personals. Die Amtsgruppe Wehrwirtschaft stellte den Transport und die Energie in Form von Betriebsstoffen sicher. Unterstützt wurde das Planungsamt durch die ihm unterstellten Beauftragten für Sonderaufgaben und durch die Verbindungsstellen im Ausland und zu den Ministerien.

Im Technischen Amt entstanden die beiden Amtsgruppen Entwicklung von fliegerischem Gerät und die Amtsgruppe Beschaffung von fliegerischem Gerät. Weiterhin wurden die Abteilungen Bauaufsicht, Fertigung, Truppentechnik und Lufttorpedos neu geschaffen.

Unter Beibehaltung ihrer Aufgabenbereiche wurde die Amtsgruppe Technische Wirtschaft und Haushalt zum Industrie- und Wirtschaftsamt umgewandelt.

Das Nachschubamt wurde im März 1943 aus dem Bereich des Generalluftzeugmeisters herausgelöst und als Dienststelle „Chef des Nachschubwesens" dem Generalquartiermeister unterstellt. Von dem Chef des Nachschubwesens wurde nun die Gesamtversorgung der Luftwaffe mit fliegerischem und technischem Gerät, Waffen und Munition geregelt; aber in grundsätzlichen Beschaffungsangelegenheiten arbeitet man mit dem Generalluftzeugmeister zusammen.

Im Juli 1943 wurde die Abteilung Auslandsrüstung im Technischen Amt geschaffen, während die In- und Auslandsabteilung für Rüstung des Planungsamtes im Juli und die Abteilung Lufttorpedos im Oktober im Technischen Amt aufgelöst wurde.

Bis zu Milchs Ausscheiden aus dem Amt des Generalluftzeugmeisters im Sommer 1944 fanden im Vergleich zu den Vorjahren keine wesentlichen Organisationsänderungen statt. Lediglich unterhalb des Technischen Amtes wurde das Kommando der Torpedoplätze eingegliedert und die beiden Amtsgruppen Fertigung und Bauaufsicht wurde in mehrere Abteilungen untergliedert.

Am 1. März 1944 wurde ein Jägerstab zur Steigerung der Produktion von Jagdflugzeugen geschaffen. Dieser unterstand sowohl dem Staatssekretär der Luftfahrt wie dem Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion, der schließlich die Verantwortung für die Luftwaffenproduktion ganz übernahm.

Der zunehmende Verlust an Kompetenzen führte letztendlich dazu, daß mit der Amtsniederlegung Milchs die Dienststelle des Generalluftzeugmeisters am 27. Juli 1944 aufgelöst wurde.

Der Geschäftsbereich des Generalluftzeugmeisters und damit die Zuständigkeit für die Erprobung, Entwicklung und Übernahme des Luftwaffengeräts ging am 31. Juli 1944 auf den Chef der Technischen Luftrüstung (Chef TLR) über.

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Die Akten stammen aus Rückführungen aus den USA und Großbritannien an die Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Von dort wurden die Akten 1968 an das Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv abgegeben. 1973 erfolgte eine weitere Aktenrückführung aus dem Imperial War Museum.

Dem Bestand zugeordnet wurden die technischen Druckschriften der Luftwaffe (L.Dv.T, D (Luft) und D (Luft) T), die bisher in den Beständen RLD 4, RLD 5 und RLD 6 verzeichnet waren.

Bestandsbeschreibung

Vom Stab des Generalluftzeugmeisters und des Chefs Technische Luftrüstung sind nur wenige Unterlagen überliefert. Das Kriegstagebuch des Chefs Technische Luftrüstung vom 18. Dezember 1944 bis Kriegsende ist erhalten. Darüber hinaus liegt eine umfangreiche Sammlung von Rundschreiben und Protokollen zu Konferenzen Görings, Milchs, des Generalluftzeugmeisters und des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion sowie des Jägerstabs vor.

Ein Großteil der Überlieferung entfällt auf technische Unterlagen sowie Schriftwechsel mit Firmen. Dabei sind insbesondere Rohstoff, Bau- und Beschaffungsprogramme sowie Tabellen über den Flugzeugbestand hervorzuheben.

Zitierweise

BArch RL 3/...

Related Units of Description

  • Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv

  • RL 2-III Generalstab der Luftwaffe / Generalquartiermeister; hier: 2. Abteilung (Organisation)

  • RL 2-III Generalstab der Luftwaffe / Generalquartiermeister; hier: 6. Abteilung (Rüstung)

  • RL 2-III Generalstab der Luftwaffe / Generalquartiermeister; hier: Chef Nachschubwesen

  • RL 2-II Generalstab der Luftwaffe / Luftwaffenführungsstab; hier: 5. Abteilung (Ic), Verbindungsreferat Wi

  • RL 38 Verbindungsstellen des Generalluftzeugmeisters

  • RL 36 Erprobungsstellen der Luftwaffe

  • RL 39 Forschungsinstitute der Luftwaffe

  • RH 8 OKH / Heereswaffenamt mit nachgeordneten Dienststellen

  • ZA 3 Operational History (German) Section der Historical Division der US-Army / Studiengruppe Luftwaffe

  • MSG Militärgeschichtliche Sammlungen

  • N 179 Nachlass Erhard Milch

  • N 258 Nachlass Carl Fink

  • N 335 Nachlass Fritz Morzik

  • N 653 Nachlass Walter Hertel

  • PERS 6/147916: Personalakte Walter Hertel, Gen.-Ing.

  • RL 1/1777: Verzeichnis der Fernsprechanschlüsse für das Reichsluftfahrtministerium und Außenstellen, Dez. 1940

  • ZA 3/802 und 803: Der Staatssekretär Milch. Lebenslauf und Werdegang, in: Richard Suchenwirth "Biographische Reihe"

  • MSG 2/17191: Bildsammlung Luftstreitkräfte.- Flugzeuge (unterschiedliche Flugzeugmuster), 1932-1945

  • R 3 Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (Bundesarchiv, Abteilung Reich in Berlin)

  • R 13-XXV Wirtschaftsgruppe Luftfahrt-Industrie (Bundesarchiv, Abteilung Reich in Berlin)

  • NS 19/3652: Entwicklung von Raketen und Strahlflugzeugen, 1944 (Bundesarchiv, Abteilung Reich in Berlin)

  • Der Deutsche Baumeister. Zeitschrift der Fachgruppe Bauwesen e.V. im NS-Bund Deutscher Technik und Mitteilungen des Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft (Bundesarchiv, Bibliothek Berlin)

  • Mitteilungsblatt der Fachgruppe Bauwesen / NS-Bund Deutscher Technik (Bundesarchiv, Bibliothek Berlin)

  • Literatur

  • Baranowski, Frank: Rüstungsproduktion in der Mitte Deutschlands 1929-1945, Bad Langensalza 2013

  • Boog, Horst: Die deutsche Luftwaffenführung 1935-1945, Stuttgart 1982

  • Budraß, Lutz: Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918-1945, Düsseldorf 1998

  • Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger (in 12/1933, 119/1934, 154/1935, 128/1936, 141/137, 299/1938 und 276/1939: Bilanzen der Deutschen Luftfahrt- und Handels-Aktiengesellschaft (DELHAG) für die Jahre 1932 bis 1939)

  • Ebert, Hans J. [u.a.]: Willy Messerschmitt. Pionier der Luftfahrt und des Leichtbaues. Eine Biographie, Bonn 2008

  • Endres, Robert: Zum Verbleib der Luftwaffenakten beim Zusammenbruch 1945 und danach, in: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): 50 Jahre Luftwaffen- und Luftkriegs-Geschichtsschreibung, Freiburg 1970, S. 25-31

  • Forstmeier, Friedrich und Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Wirtschaft und Rüstung am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, Düsseldorf 1975

  • Guides to German Records Microfilmed at Alexandria/Va. Washington 1958 ff., Bd. 13 und 24

  • Hentschel, Georg: Die geheimen Konferenzen des Generalluftzeugmeisters. Ausgewählte und kommentierte Dokumente zur Geschichte der deutschen Luftrüstung und des Luftkrieges 1942-1944, Koblenz 1989

  • Irving, David: Die Tragödie der Deutschen Luftwaffe. Aus den Akten und Erinnerungen von Feldmarschall Milch. Frankfurt, Berlin, Wien 1970

  • Kens, Karlheinz und Hans J. Nowarra: Die deutschen Flugzeuge 1933-1945, München 1977

  • Mehner, Kurt und Reinhard Teuber: Die deutsche Luftwaffe 1939-1945. Führung und Truppe, Norderstedt 1993 (Kriegsspitzengliederung und Stellenbesetzung)

  • Meyer, Ingolf: Die Luftwaffe, Band 1: Jäger, Zerstörer, Nachtjäger, Schlachtflugzeuge: Arado - Junkers, Kissing 2004

  • Nowarra, Heinz J.: Die deutsche Luftrüstung 1933-1945, Koblenz 1985ff.

  • Band 1: Flugzeugtypen AEG - Dornier

  • Band 2: Flugzeugtypen Erla - Heinkel

  • Band 3: Flugzeugtypen Henschel - Messerschmitt

  • Band 4: Flugzeugtypen MIAG - Zeppelin, Flugkörper, Flugmotoren, Bordwaffen, Abwurfwaffen, Funkgeräte, sonstiges Luftwaffengerät, Flakartillerie

  • Olrog, Mikael: Dornier Do 215. Luftwaffe and other operators 1938-1945. From reconnaissance aircraft to Nightfighter, Manchester 2017

  • Pophanken, Hartmut: Gründung und Ausbau der „Weser"-Flugzeugbau GmbH 1933 bis 1939. Unternehmerisches Entscheidungshandeln im Kontext der nationalsozialistischen Luftrüstung, Bremen 2000

  • Reimann, Simon: Konzeption und Realität der nationalsozialistischen Luftrüstung, München 2007

  • Stilla, Ernst: Die Luftwaffe im Kampf um die Luftherrschaft. Entscheidende Einflussgrößen bei der Niederlage der Luftwaffe im Abwehrkampf im Westen und über Deutschland im Zweiten Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung der Faktoren "Luftrüstung", "Forschung und Entwicklung" und "Human Ressourcen", Bonn 2005

  • Trials of War Criminals before the International Military Tribunals. Volume II. The Milch Case. Washington 1950, S. 355ff.

  • Völker, Karl-Heinz: Die deutsche Luftwaffe 1933-1939, Stuttgart 1967

  • Wiechmann, Gerhard: Von der deutschen Flugscheibe zum Nazi-UFO. Metamorphosen eines medialen Phantoms 1950-2020. Paderborn 2022

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