OKH / Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres
Extent and Medium
Schriftgut
301 Aufbewahrungseinheiten
1,4 laufende Meter
Creator(s)
- Oberkommando des Heeres/Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres, mit unmittelbar unterstellten Abteilungen, 1937-1945
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Die Einrichtung des Stabes "Befehlshaber des Ersatzheeres (BdE)" war gemäß Mobilmachungsplan des Heeres für den Mobilmachungsfall als oberste Befehlsinstanz für sämtliche Dienststellen und Truppen des Ersatzheeres vorgesehen. Seine Aufstellung erfolgte demzufolge erst kurz vor Kriegsbeginn im August 1939. Der zum Befehlshaber des Ersatzheeres ernannte General der Infanterie Joachim von Stülpnagel wurde allerdings bereits am 31. August 1939 seines Amtes enthoben und der Chef des Allgemeinen Heeresamtes, General der Artillerie Fromm, mit der Wahrnehmung der Geschäfte auch des BdE in Personalunion mit seinem bisherigen Amt betraut. In gleicher Weise wurden die Aufgaben des Chefs des Stabes des BdE (zunächst Oberst d.G. Ziegler) ab dem 13. September 1939 in Personalunion von dem Chef des Stabes des Allgemeinen Heeresamtes, Oberstleutnant d. G. Haseloff, wahrgenommen.
Die Aufgaben des Befehlshabers des Ersatzheeres wurden von einer besonderen "Gruppe BdE" bearbeitet, die dem Stab des Allgemeinen Heeresamtes (AHA) angegliedert war. Im einzelnen waren dies:
Referat I: Vormilitärische Ausbildung, Ausbildung im Ersatzheer und Truppenversuche in Verbindung mit dem Generalstab des Heeres, dem Inspekteur der Offiziersanwärterlehrgänge, den Waffeninspekteuren und den Waffenabteilungen des AHA.
Referat II: Innenpolitische Angelegenheiten sowie geistige Betreuung der Truppe in Verbindung mit den zuständigen Stellen des Oberkommandos der Wehrmacht, des Generalstabes des Heeres und des Allgemeinen Heeresamtes.
Referat III: Ausbau der Truppenübungsplätze.
Ab dem 16. November 1939 wurde die Dienstbezeichnung des BdE erweitert in "Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres", wenngleich die Einschaltung des Chefs HRüst u. BdE in die Rohstoffverteilung im Heer erst später geregelt werden sollte.
Mit dem 15. Februar 1940 wurde die Vereinigung mit des Stabes Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres mit dem Stab des Allgemeinen Heeresamtes aufgehoben. Amtschef der jetzt eigenständigen Dienststelle Chef HRüst u. BdE wurde bzw. blieb General der Artillerie Fromm; in gleicher Weise übernahm bzw. behielt Oberst d. G. Haselhoff das Amt des Chefs des Stabes beim Chef HRüst u. BdE. Die Stellen des Amts- und Stabschefs beim AHA wurden neu besetzt mit Generalleutnant Olbricht und Oberstleutnant i. G. Koehler.
Die nunmehr eigenständige Dienststelle Chef HRüst u. BdE erhielt die bisherigen Aufgaben der Gruppe BdE im Stabe des AHA zugewiesen, gleichzeitig wurde eine für Rüstungsangelegenheiten zuständige Gruppe eingerichtet und vom AHA die Zuständigkeit für die Zusammenarbeit mit den Sturmabteilungen (SA) der NSDAP und dem Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK) übernommen. Vom AHA schieden außerdem die Zentralabteilung und die Heereshaushaltsabteilung aus und wurden dem Chef HRüst u. BdE unmittelbar unterstellt.
Im weiteren Verlauf des Jahres konsolidierte sich die organisatorische Um- und Ausgestaltung des Stabes Chef HRüst u. BdE. Einen Gesamtüberblick über seine Gliederung, Aufgaben und die Arbeitsgebiete der einzelnen Stabsgruppe bietet der in der Anlage beigefügte Dienstplan mit Gliederung nach dem Stand vom 15. Oktober 1940 (Anlage 1).
Aus der gemeinsamen Zuständigkeit des Chefs der HRüst u. BdE und des Heereswaffenamtes (WaA) in Roh- und Werkstoff-Angelegenheiten ergaben sich von Beginn an Kompetenzprobleme, die wohl auch dadurch genährt wurden, dass das für diese Aufgaben zuständige Referat des Chefs HRüst u. BdE mit Mitarbeitern des Heereswaffenamtes besetzt wurden. Am 26. September 1941 übernahmen Angehörige des Stabes Chef HRüst u. BdE selbst diese Positionen, ohne dass die Schwierigkeiten zwischen den beiden Dienststellen damit aber ausgeräumt wurden.
Im Jahre 1942 wurde die Gruppe II (Rüst) in Gruppe III (Rüst) umnummeriert und gleichzeitig die für Personalangelegenheiten zuständigen Gruppen P 1 und P 2 in Gruppe II umbenannt, ohne dass sich dadurch die Zuständigkeiten änderten. Die sich danach ergebende Stellenbesetzung und Gliederung des Stabes Chef HRüst u. BdE und der ihm unmittelbar unterstellten Abteilungen sind den in der Anlage beigefügten Kopien aus dem "Wehrmachtfernsprechverzeichnis Groß-Berlin", Stand: 15.6.1942 / 1.1. / 1.6.1943 zu entnehmen (Anlage 2).
Im Zusammenhang mit den Ereignissen des 20.Juli 1944 wurde der Befehlshaber des Ersatzheeres, Generaloberst Fromm, verhaftet und später hingerichtet. Noch am selben Tag ernannte Hitler den Reichsführer SS Himmler zum neuen Befehlshaber des Ersatzheeres und Chef der Heeresrüstung. Dieser wiederum setzte den SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Jüttner als seinen Chef des Stabes ein. Die Zuständigkeiten des Stabes Chef HRüst u BdE blieben zunächst unberührt. Anfang des Jahres 1945 wurden dann jedoch die auf dem Arbeitsgebiet der Heeresrüstung einschließlich der Komplettierung von Waffen und Gerät eingesetzten Teile des Chefs HRüst u. BdE - die Gruppe III (Rüst) des Stabes sowie die Heeresrohstoffabteilung - ausgegliedert und dem "Chef des Heeresstabes beim Chef OKW", General der Infanterie Buhle, unterstellt. Zugleich änderte sich die Bezeichnung Chef HRüst u. BdE in "Oberbefehlshaber des Ersatzheeres (ObdE)". Eine Gliederung und Beschreibung der Aufgaben des Stabes ObdE und der ihm unterstellten Dienststellen mit Stand vom 20. Februar 1945 findet sich in der Anlage (Anlage 3). Am 27. April 1945 wurde die Dienststelle Oberbefehlshaber des Ersatzheeres aufgelöst.
Bestandsbeschreibung
Überliefert sind im Wesentlichen folgende Sachverhalte:
Befehlshaber bzw. Oberbefehlshaber: Sammlung von Befehlen des Reichsführers-SS nach Übernahme der Geschäfte (1944-1945), Rede Himmlers vor den Wehrkreisbefehlshabern und Schulungskommandeuren zur militärischen Lage (Sept. 1944), Ausbildung und Einsatz des Volkssturms (1944-1945);
Chef des Stabes: Fotokopie des Kriegstagebuchs (1941/1942);
Amtsgruppe Heeresrechtswesen: Sammlung grundsätzlicher Erlasse zum Militärrechtswesen und zur Strafrechtspflege (12 AE, 1937-1945), Statistiken und Regelung einzelner Angelegenheiten des Strafvollzugs (12 AE); Sammlung von Truppenberichten zur innenpolitischen Lage und zur inneren Sicherheit (4 AE, 1939-1945); Beziehungen zum Ausland und Fragen des Besatzungsrechts (2 AE, 1940-1941); einzelne Angelegenheiten aus dem Bereich der Rüstung, u.a. Rohstoff- und Arbeitskräftebedarf, Bestandsmeldungen an Waffen und Munition, Ausrüstung und Bewaffnung des Heeres;
Gruppe P(ersonal): Einsatz von Verbindungsoffizieren bei den Gauleitern zur Personalbeschaffung für die Wehrmacht (1944), einzelne Angelegenheiten zur Verleihung von Kriegsauszeichnungen, u.a. Verwundetenabzeichen und "Ostmedaille" (1940-1944); Truppenbetreuung im Ersatzheer, insbesondere nationalsozialistische Führung; Befehle der Widerstandsgruppe sowie Gegenbefehle des OKW am 20. Juli 1944; Sammlung von Organisationsunterlagen zentraler Dienststellen des Heeres (u.a. Geschäftsverteilungspläne, 1939-1942, 1 AE); Sammlung von Geheimerlassen zur Organisation und Gliederung des Heeres (u.a. einzelne Verwaltungsangelegenheiten in den besetzten Gebieten (2 AE, 1939-1941).
Nur in geringem Maße dokumentieren die Unterlagen des Chef HRüst u. BdE die Tätigkeit (wie z. B. die "Walküre"-Befehle) des letzten Chefs de Stabes, Oberst i. G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der den Attentatsversuch auf Hitler am 20. Juli 1944 ausführte und nach dem Scheitern des Anschlags im Dienstsitz des Chefs HRüst u. BdE, im Bendlerblock in Berlin, erschossen wurde.
Erschliessungszustand
Online-Findbuch
Zitierweise
BArch RH 14/...