Der Beauftragte des Führers für die militärische Geschichtsschreibung
Extent and Medium
Schriftgut
32 Aufbewahrungseinheiten
0,4 laufende Meter
Creator(s)
- Der Beauftragte des Führers für die militärische Geschichtsschreibung, 1942-1945
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Mit dem 1. Februar 1941 wurde im Wehrmachtführungsstab die "Kriegsgeschichtliche Abteilung des OKW" (W Kr Gesch) gebildet.
Sie nahm folgende Aufgaben wahr: Sammeln, Sichten und Nutzbarmachung der Unterlagen, die bei der Gesamtführung der Wehrmacht entstehen; kriegsgeschichtliche Darstellung vom Standpunkt der Wehrmachtführung; Sicherstellung der Einheitlichkeit der gesamten militärischen Geschichtsschreibung sowie Zensur des einschlägigen Schrifttums. Abteilungschef der Kriegsgeschichtlichen Abteilung war Oberst i. G. Walter Scherff, dem organisatorisch folgende Gruppen nachgeordnet waren (Vgl. RW 9/14 Geschäftseinteilung vom 1. Dez. 1941):
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Unterstützung des Abteilungschefs in der wissenschaftlichen Gesamtleitung
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Personalangelegenheiten
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Abwehr und Luftschutz
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Zeichenbüro und Fotokopiereinrichtung
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Kartenbeschaffung
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Allgemeine Fragen des inneren Dienstes
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Pressearchiv
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Forschungsaufgaben nach Sonderaufträgen
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Bereitstellung und Nutzbarmachung des wissenschaftlichen Materials
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wissenschaftliche Sonderaufträge
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Begutachtung des von den Abteilungen "Wehrmachtpropaganda" und "Inland" zur Prüfung eingesandten Schriftguts
Ferner zählten die Gruppe "Verwaltungs- und Haushaltsfragen (V)" und die Registratur zu den Einrichtungen der kriegsgeschichtlichen Abteilung.
Am 17. Mai 1942 erfolgte folgender "Führerbefehl": "Wie das gewaltige Geschehen dieses Krieges eine Einheit darstellt, so muss die Geschichte auch nach einheitlichen Gesichtspunkten geschrieben werden. Ich habe daher den Oberst d. G. [des Generalstabs] Scherff mit der grundlegenden Darstellung des großdeutschen Freiheitskampfes beauftragt [...]."
Die unter Scherff einzurichtende Dienststelle führte die Bezeichnung "OKW/ Der Beauftragte des Führers für die militärische Geschichtsschreibung" und unterstand zunächst dem Chef OKW, später Hitler unmittelbar und hatte ihre Aufgaben im Einvernehmen mit dem Chef des Wehrmachtführungsstabes und dem Chef des Generalstabs des Heeres durchzuführen. Der Beauftragte war ermächtigt, die kriegsgeschichtlichen Einrichtungen der einzelnen Wehrmachtteile zur Mitarbeit heranzuziehen.
Oberst i. G. Scherff führte parallel zu seinem neuen Aufgabenbereich die Kriegsgeschichtliche Abteilung des OKW als Chef weiter.
Mit Wirkung vom 6. Juni 1942 wurden durch weiteren "Führererlass" dem Beauftragten folgende Dienststellen unmittelbar unterstellt:
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Chef der Heeresarchive
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Chef der Heeresbüchereien
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Kriegsgeschichtliche Abteilung des Heeres
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Militärwissenschaftliche Rundschau (Scherff führte die Schriftleitung)
Ferner waren die Kriegswissenschaftlichen Abteilungen der Luftwaffe und der Kriegsmarine dem "Beauftragten des Führers für die militärische Geschichtsschreibung" zur Mitarbeit verpflichtet.
Aus der Dienstanweisung für den Beauftragten vom 5. Juni 1943 (Vgl. RW 9/9) wird ersichtlich, dass diesem ferner die Kriegsgeschichtliche Forschungsanstalt des Heeres unterstellt worden war.
Scherff führte in der Wahrnehmung seiner Doppelaufgaben je nach Zuständigkeit sowohl die Bezeichnung "OKW/ Der Beauftragte des Führers für die militärische Geschichtsschreibung" als auch "OKH/ Der Beauftragte des Führers für die militärische Geschichtsschreibung".
1943 erfolgte die Verlegung der Kriegsgeschichtlichen Abteilungen des OKW und des OKH nach Liegnitz, wo bereits in den Vorjahren eine Außenstelle existiert hatte.
Durch die Zunahme der Gefährdung durch alliierte Luftangriffe in Liegnitz 1944 musste im Januar 1945 die Dienststelle nach Potsdam evakuiert werden. Am 1. Februar 1945 erfolgte die Dienststellenauflösung. Das vorhandene Archivmaterial wurde in den Raum Berchtesgaden und Reichenhall ausgelagert, wo es auf Befehl Scherffs vom 25. April 1945 (Vgl. MSg 1/705 fol. 169) verbrannt wurde. Scherff selbst wurde am 7. Mai 1945 durch US-amerikanische Streitkräfte gefangengenommen. Nach seinem ersten Verhör am 24. Mai 1945 nahm er sich mit einer Zyankali-Kapsel das Leben.
Scope and Content
Bestandsbeschreibung
Da der größte Teil des Schriftguts des Beauftragten des Führers für die militärische Geschichtsschreibung der bewussten Vernichtung zum Opfer gefallen ist, können im Bestand RW 9 nur noch Fragmente nachgewiesen werden. Neben Organisationsunterlagen und Akten der Personalverwaltung finden sich auch Dienstanweisungen und Befehle des Beauftragten. Ferner sind Schriftstücke zur Einrichtung, Organisation, den Aufgaben und der Dienststellenverwaltung erhalten geblieben. Eine Dokumentation für die Aufgabenwahrnehmung des Beauftragten bieten die Ausarbeitungen, Zitatsammlungen, Aufsätze und Studien von Oberst i. G. Scherff.
Wertvoll ergänzt werden diese Unterlagen durch eine späte Ausarbeitung (1964) von Scherffs Mitarbeiter Professor Dr. Claus Grimm (Studie über die Krieggeschichtliche Abteilung der Wehrmacht, 1941-1945) unter der Signatur RW 9/30 (ehemals MSg 2/11357 bzw. MSg 1/705).
Zitierweise
BArch RW 9/...