OKW / Führungsstab B (Außenstelle OKW-Süd)
Extent and Medium
Schriftgut
38 Aufbewahrungseinheiten
0,5 laufende Meter
Creator(s)
- Oberkommando der Wehrmacht/Führungsstab "B" (Süd), 1945-1945
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Seit Rückkehr des Wehrmachtführungsstabes (WFSt) aus Bad Nauheim, wo er sich während der Ardennen-Offensive 1944/45 befunden hatte, war er im Lager "Maybach I" bei Zossen untergebracht. Hitler hatte am 16. Januar 1945 wieder die Reichskanzlei bezogen, der Chef OKW, Generalfeldmarschall Keitel, und der Chef WFSt, Generaloberst Jodl, hatten in ihren Dienstwohnungen in Berlin-Dahlem Quartier genommen.
Als sich die Gefahr einer Spaltung des Reichsgebietes in einen nördlichen und einen südlichen Teil abzeichnete, wurde die Errichtung von getrennten Führungsstäben für beide Räume vorgesehen. Am 11. und 12. April 1945 befahl Hitler die Bildung von jeweils zwei Außenkommandostellen durch die Kommandobehörden des OKW und des OKH. Durch "Führerbefehl" vom 15. April wurden für den nördlichen Raum Großadmiral Dönitz und für den südlichen Generalfeldmarschall Kesselring zu Oberbefehlshabern bestimmt, und zwar für den Fall, dass die Landverbindung in Mitteldeutschland unterbrochen und Hitler in dem jeweiligen betreffenden Raum selbst nicht anwesend war.
Am Nachmittag des 20. April musste wegen des sowjetischen Vordringens das Hauptquartier in die Luftschutzschule Wannsee verlegt werden. Da Hitler zunächst beabsichtigte, den Krieg vom Südraum aus weiterzuführen, erging am 20. April der Befehl, den größten Teil des OKW nach Süddeutschland zu verlegen. In Wannsee wurden die für den Süden bestimmten Stäbe aufgeteilt in Teile, die sofort auf dem Landmarsch aufbrachen, und in eine Restgruppe, bestehend aus dem Chef WFSt, fast der ganzen Operationsabteilung und Teilen der Quartiermeisterabteilung des WFSt, die vorläufig noch in Berlin benötigt wurde und auf dem Luftwege nachgeführt werden sollte. Voll arbeitsfähig wäre in diesem Fall nur der Führungsstab Süd gewesen. Zwei Tage später entschloss sich Hitler, in Berlin zu bleiben. Er befahl Keitel, Jodl und Bormann, sich in den Südraum zu begeben und dort die Führung zu übernehmen. Sie lehnten dies aber ab. Hitler akzeptierte Jodls Vorschlag, den Kampf um Berlin durch das OKW führen zu lassen.
Die Reste des OKW sammelten sich in Krampnitz, dann im Lager Neu-Roofen südwestlich von Fürstenberg. Am 25. April befahl Hitler die Übernahme der Führung aller Operationen durch das OKW nach den Weisungen des Chefs des Generalstabs des Heeres und schloss dabei den für Großadmiral Dönitz vorbereiteten Führungsstab A vorläufig von Führungsaufgaben aus. Damit ging die Führung der Operationen im Osten, dem OKH-Kriegsschauplatz, auf das OKW über. Im Südraum sollte das OKW mit Hilfe des Führungsstabes B die Operationen leiten. Am 26. April wurde die Führungsgruppe des Generalstabes des Heeres mit dem WFSt vereinigt und dem Chef WFSt unterstellt. Am Abend des 29. April verlegte das OKW nach Dobbin.
Dönitz war am 30. April um 18.35 Uhr durch Funkspruch von Reichsleiter Bormann als Nachfolger von Hitler eingesetzt worden.
Nach der Teilkapitulation am 5. Mai wurde ein Verbindungsstab unter General Kinzel zur britischen 21. Armeegruppe (Generalfeldmarschall Montgomery) errichtet. Am selben Tag bildete Dönitz die "Geschäftsführende Reichsregierung" unter Reichminister Schwerin von Krosigk. Nach dem Abschluss der Gesamtkapitulation im Hauptquartier von General Eisenhower in Reims am 7. Mai wurde eine aus Amerikanern und Engländern bestehende alliierte Kontrollkommission gebildet. Eine sowjetische folgte am 17. Mai.
Am 23. Mai wurden die restlichen Teile des OKW sowie die "Geschäftsführende Reichsregierung" von den Westalliierten gefangen genommen.
Die ersten der am 20. April nach Süden in Marsch gesetzten Teile des Führungsstabes B trafen am 23. April in Berchtesgaden ein, am nächsten Tag folgte der stellvertretende Chef des WFSt, Generalleutnant Winter, der sich die anwesenden Teile des Generalstabs des Heeres unterstellte und den Führungsstab B neu gliederte (siehe Anlage 1). Wegen Gefährdung durch Luftangriffe wurde der Stab am 27. April an den Königssee verlegt. Nach der Entscheidung Hitlers vom 25. April, dem OKW die Gesamtführung der Operationen zu übertragen, führte dieses im Nordraum unmittelbar, im Südraum mit Hilfe des Führungsstabes B. Verbindung zwischen beiden Stäben bestand durch Funk und Kurierflugzeuge. Als sich der Süd-Stab am 3. Mai auf die Verlegung ins Gebirge vorbereitete, wurde er von US-amerikanischen Truppen überrollt und gefangen genommen. Die US-Streitkräfte benutzten ihn zur Abwicklung der Kapitulation. Zu diesem Zweck wurde er am 15. Mai erneut umgebildet.
Vorprovenienz: OKW/Wehrmachtführungsstab
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Die Masse des von den Amerikanern erbeuteten Schriftgutes aus dem Geschäftsbereich des Chefs OKW mit nachgeordneten Dienststellen war von den amerikanischen National Archives mit OKW-Signaturen versehen worden. Der Bestand RW 44 bildete sich als solcher erst heraus, als nach Rückführung des Schriftgutes im Rahmen von Ordnungsarbeiten in der damaligen Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, später im Bundesarchiv-Militärarchiv, aus den Archivalien mit den amerikanischen OKW-Signaturen mehrere OKW-Bestände formiert wurden (heutige Bundesarchiv-Militärarchiv-Bestände RW 2 bis RW 7). Schriftgut, das in den Führungsstäben Nord und Süd entstanden war, aber offensichtlich auch solches, dessen Provenienz nicht eindeutig zu ermitteln war - nur so wird die große Zahl von Fremdprovenienzen verständlich -, gelangte in den vorläufigen Bestand RW 44.
Warum die Überlieferung des Führungsstabes Süd in noch höherem Maße splitterhaft ist als die des Führungsstabes Nord, läßt sich nur vermuten. Insgesamt sind wohl im Südraum sehr viel umfangreichere Vernichtungsaktionen, auch unter dem mitgeführten Registraturgut des OKW, vorgenommen worden. Es ist anzunehmen, dass die Außenstelle OKW-Süd bei Annäherung der Amerikaner auch das im laufenden Geschäftsgang befindliche Schriftgut weitgehend vernichtet hat, während das OKW (Nord) bis zum 23. Mai 1945 unter alliierter Kontrolle weiterarbeitete.
Bestandsbeschreibung
Der Teilbestand ist kein registraturmäßig gewachsener Bestand, sondern erst eine spätere archivarische Schöpfung. Er wurde erst nach der Rückführung des Schriftgutes im Rahmen von Ordnungsarbeiten gebildet. Die wenigen Stücke des Führungsstabes B (Süd) betreffen hauptsächlich die Durchführung der Kapitulation, die Ausführung des Waffenstillstandes und die Demobilmachung (insg. 18 Akten).
RW 44-I muss als wichtige Ergänzung zu RW 44-II hinzugezogen werden, da Anweisungen des Chefs OKW und Schriftwechsel mit dem Südraum beim Führungsstab A überliefert sind.
Zitierweise
BArch RW 44-II/...