Schmeidler, Herbert

Identifier
N 1050
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1948 - 31 Dec 1954
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Nachlässe

51 Aufbewahrungseinheiten

1,1 laufende Meter

Creator(s)

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Lebensdaten

15.10.1889 geboren in Breslau als Sohn eines Arztes

1908 aktiver Offizier

1919 Entlassung aus dem Heeresdienst als Hauptmann

1920-1924 juristisches Studium

1924 Dr. jur. (Breslau)

1924 - 1932 verschiedene Stellungen in der Maschinenbauindustrie, auch in Finnland, den Vereinigten Staaten und Argentinien

1932 Berufung durch Dr. Syrup als Referent in das Reichskommissariat für den freiwilligen Arbeitsdienst

1933 Übertritt zur Reichsleitung des Arbeitsdienstes (Leiter der Verwaltungsabteilung, dann Chef des Amtes für Verwaltung und Wirtschaft)

April 1935 Reichsarbeitsdienstdirektor

Okt. 1935 Generalarbeitsführer

1937 Inspekteur für Verwaltung und Wirtschaft beim Reichsarbeitsführer

1941 Höherer RAD-Führer für die mot. Einheiten des RAD (Fronteinsatz bei Panzerarmee 1)

1942 Obergeneralarbeitsführer

1943 Inspekteur der im Rahmen der Wehrmacht eingesetzten RAD-Einheiten im Reich

1945 als rangdienstältester RAD-Führer letzter Führer des Führungsstabs Nord der RAD-Leitung

1945-1947 Internierung

1949 Vorsitzender des Bundes der Notgemeinschaften ehemaliger berufsmäßiger RAD-Angehöriger

24.10.1955 Tod durch Verkehrsunfall

Bestandsbeschreibung

Schriftwechsel über die Gründung und Organisation des von ihm geleiteten Bundes der Notgemeinschaften ehemaliger Reichsarbeitsdienstführer; Unterlagen zur Interessenvertretung ehemaliger Reichsarbeitsdienstangehöriger, speziell in Bezug auf Art. 131 GG. (Stand: 1977)

Inhaltliche Charakterisierung

Herbert Schmeidler wurde am 15.10.1889 in Breslau als Sohn eines Arztes geboren. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums in seiner Vaterstadt trat er 1908 in das Heer ein und war vor dem ersten Weltkrieg Offizier in einem Eisenbahnregiment, in der Kraftfahrtruppe. Während des Krieges Kompanieführer in einem Infanterieregiment und Brigadeadjudant; 1917 wurde er zum Generalstab kommandiert. Er erwarb das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse sowie das Ritterkreuz zu Hohenzollernschen Hausorden mit Schwertern.

Als Hauptmann 1919 aus dem Heeresdienst entlassen, wurde er Direktionsassistent in einem Industrieunternehmen. Das 1920 in Berlin gleichzeitig begonnene juristische Studium beendete er mit der ersten juristischen Staatsprüfung und der Promotion zum Dr. jur. in Breslau 1924.

1924-1932 war er in verschiedenen Unternehmen der Maschinenbauindustrie, zuletzt an leitender Stelle tätig. 1924-1926 arbeitete er für diese in Finnland, in den Vereinigten Staaten von Amerika und Argentinien.

Durch die Schriften von Prof. Schöpke angeregt, befasste er sich seit 1929 mit dem Gedanken des Arbeitsdienstes. Als Mitglied des unter der Leitung des Generals a.D. und späteren Botschafters Faupel stehenden Kuratoriums für Arbeitsdienst und als stellvertretender Vorsitzender des Volksbundes für Arbeitsdienst wirkte er ehrenamtlich beim Aufbau eines Freiwilligen Arbeitsdienstes auf überparteilicher und überkonfessioneller Grundlage mit. Ende 1932 wurde er von dem Reichskommissar für den Freiwilligen Arbeitsdienst Dr. Syrup als Referent für Wirtschafts- und Verwaltungsangelegenheiten in das sich bei der Hauptstelle der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung bildende Reichskommissariat für den Freiwilligen Arbeitsdienst einberufen. Im Frühjahr 1933 trat er zu der unter Leitung des späteren Staatssekretärs und Reichsarbeitsführers Hierl sich bildenden Reichsleitung des Arbeitsdienstes über und wurde mit der Leitung der Verwaltungsangelegenheiten beauftragt. Sein Verdienst ist der Aufbau der Verwaltung des Freiwilligen und Reichsarbeitsdienstes, die er unter Hilfe von ihm ausgewählten tüchtigen Mitarbeitern in kurzer Zeit aus dem Nichts schuf.

Zunächst als Leiter der Verwaltungsabteilung, dann als Chef des Amtes für Verwaltung und Wirtschaft war er verantwortlich für das Haushalts-, Kassen und Rechnungswesen, Verpflegungs- und Bekleidungswirtschaft, das Unterkunftswesen und alle juristischen Angelegenheiten dieses Bereichs des Reichsarbeitsdienstes. 1935 im April zum Reichsarbeitsdienstdirektor ernannt, wurde er nach Inkrafttreten des Reichsarbeitsdienstgesetzes im Oktober 1935 Generalarbeitsführer.

Seit 1937 Inspekteur für Verwaltung und Wirtschaft beim Reichsarbeitsführer für den Bereich der Reichsarbeitsdienst-Männer war er zugleich der Dienstvorgesetzte der Bezirksverwaltungen für die weibliche Jugend. An den Vorbereitungen des Erlasses für die Fortführung des Reichsarbeitsdienstes während des Krieges war er maßgebend beteiligt. 1941 wurde er als Höherer RAD-Führer mit der Führung der motorisierten Einheiten des Reichsarbeitsdienstes beauftragt, die im Verbande der Panzerarmee 1 (v. Kleist) im Russlandfeldzug eingesetzt wurden.

Nachdem die Arbeitsmänner dieser Einheiten in den ersten Monaten 1942 unmittelbar in Russland in die Wehrmacht überführt worden waren, kehrte er zur Reichsarbeitsdienstleitung zurück und wurde 1943 unter Beibehaltung seiner friedensmäßigen Dienstaufgaben Inspekteur für die innerhalb des Reichsgebietes im Rahmen der Wehrmacht eingesetzten Reichsarbeitsdienst-Einheiten. 1942 zum Obergeneralarbeitsführer ernannt, erhielt er 1944 das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern. Als rangdienstältester Führer war er Ende Mai 1945 Führer des Führerstabes Nord der Reichsarbeitsdienstleitung.

Nach seiner Entlassung aus der Internierung 1947 war er zunächst in Oberbayern als Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft und als Vertreter tätig. Als seit 1949 an verschiedenen Stellen Kreise ehemaliger berufsmäßiger RAD-Angehöriger zur Wahrung ihrer Belange entstanden waren, war er bestrebt, diese in einer einheitlichen Organisation zusammenzufassen. Als maßgebliches Mitglied eines kleineren Arbeitsausschusses seit Ende 1949 und als Vorsitzender des Bundes der Notgemeinschaften ehemaliger berufsmäßiger RAD-Angehöriger hat er in Zusammenarbeit mit den gleichartigen Beamten- und Soldatenverbänden an den Verhandlungen zur Vorbereitung und Durchführung des 131er Gesetzes in maßgebender Weise teilgenommen und die Belange der RAD-Angehörigen auf Grund seiner umfassenden Kenntnisse vertreten. Mitten aus seinem Wirken heraus wurde er durch einen Verkehrsunfall am 24.10.1955 aus dem Leben gerissen.

Sein Nachlass umfasst nur den in der Nachkriegszeit von ihm geführten Schriftwechsel aus seiner Tätigkeit für die Notgemeinschaften. Er ist dadurch bedeutsam, dass er Einblick in die Tätigkeit der an der 131er Gesetzgebung beteiligten Verbände gewährt, die Einstellung der ehemaligen RAD-Angehörigen zum neuen Staat in ihrer Mannigfaltigkeit widerspiegelt. Bei dem Verlust der meisten Akten des Reichsarbeitsdienstes, insbesondere der RAD-Leitung ist der Nachlass mittelbar auch eine wichtige Quelle zur Geschichte des Freiwilligen und Reichsarbeitsdienstes. Die der Bundesregierung und dem Bundestag eingereichten Denkschriften über die Aufgabe des Arbeitsdienstes gründen sich vornehmlich auf Schmeidlers Erinnerungen aus seiner Tätigkeit in der RAD-Leitung. Wichtiger als die unter bestimmten Gesichtspunkten abgefassten Denkschriften sind als Quelle zur Geschichte des Reichsarbeitsdienstes seine Anmerkungen, Antworten und Stellungnahmen zu Schreiben verschiedener RAD-Führer.

Der gesamte Schriftwechsel war von Schmeidler zunächst nur zeitlich abgeheftet worden, in der späteren Zeit, sowie es sich bei den Absendern oder Empfängern um ehemalige RAD-Angehörige handelte, nach dem für ihren Wohnsitz zuständigen Landesverband des Bundes der Notgemeinschaften. Der übrige Schriftwechsel war teils zeitlich, teils unter Berücksichtigung sachlicher Gesichtspunkte abgeheftet. Ein großer Teil war infolge seines plötzlichen Todes noch ungeordnet.

Um den Nachlass leichter benutzbar zu machen, wurde in Anlehnung an die vorgefundene Ordnung der gesamte Schriftwechsel mit Regierungsstellen, Abgeordneten und Verbänden hinsichtlich der 131er Gesetzgebung von dem übrigen, vornehmlich die Angelegenheiten des Bundes der Notgemeinschaften betreffenden Schriftwechsel getrennt und in sich zeitlich und sachlich gegliedert. Die im Nachlass vorhandenen zahlreichen Veröffentlichungen, Mitteilungsblätter, Rundschreiben von Parteien und Verbänden wurden, soweit sie nicht in unmittelbarem sachlichen Zusammenhang mit dem übrigen Schriftwechsel stehen, bzw. mit kennzeichnenden Anmerkungen von der Hand Schmeidlers versehen sind, im Einverständnis mit der Eigentümerin des Nachlasses in die zeitgeschichtlichen Sammlungen des Bundesarchivs mit entsprechenden Sachhinweisen eingeordnet.

Vgl. Dienstakten Az. 4211/Schmeidler

Koblenz, Oktober 1958

Dr. Croon

Ergänzung zur Vorbemerkung

Einen kleinen Bestand von Akten fand Frau Dr. Schmeidler anlässlich des letzten Umzuges. Er war völlig ungeordnet. Die Ordnung erfolgte durch mich nach einigen Sachgruppen, die nach meiner Kenntnis der Verhältnisse in der RAD-Leitung am zweckmäßigsten war.

Für die Geschichte des RAD wichtig sind vor allem die unter Nr. 3 aufgeführten Akten, zumal sie in den Stellungnahmen Schmeidlers - Entwürfe zu Schreiben an den Reichsarbeitsführer Hierl - einen Einblick in die inneren Spannungen der RAD-Leitung geben.

Der in den Akten befindliche „Entwurf eines Führererlasses über Wehraufgaben des RAD im Kriege", wurde von dem damaligen Chef des Dienstamtes, Generalarbeitsführer Schultze abgezeichnet, die Stellungnahme Hierls wurde von dem damaligen Abteilungsleiter Dienstamt 3 Oberarbeitsführer Dr. Mahr beglaubigt.

Krefeld, den 12.6.1966

Dr. Croon

Zitierweise

BArch N 1050/...

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