Wehrwirtschaftsdienststellen in Norwegen

Identifier
RW 28
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1940 - 31 Dec 1944
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

76 Aufbewahrungseinheiten

0,9 laufende Meter

Creator(s)

Biographical History

Geschichte des Bestandsbildners

Mit der Vorbereitung der Besetzung Norwegens und Dänemarks ("Weserübung") begannen zeitgleich seit dem 8. März 1940 die Vorkehrungen für den Einsatz von Wehrwirtschaftsoffizieren in Norwegen. Die Leitung hierfür übernahm Major Neef, bis dahin Gruppenleiter in der Rohstoffabteilung des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes. Major Neef und seine Mitarbeiter waren an die Weisungen des Wehrmachtführungsstabes gebunden.

Seit dem 20. März 1940 führten sie die Bezeichnung "Gruppe Wehrwirtschaft und Verbindungsoffizier des OKW/Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes".

Für alle in Norwegen einzusetzenden Wehrwirtschaftsoffiziere wurden Sonderaufgaben zugeteilt, die speziell auf die Zuständigkeitsbereiche zugeschnitten waren. Besondere Berücksichtigung fanden hierbei die Rohstoffquellen Norwegens.

Als leitender Wehrwirtschaftsoffizier für Norwegen und Dänemark und Verbindungsoffizier des OKW bei den politischen Bevollmächtigten des Führers in Norwegen und Dänemark wurde Major Neef bestimmt.

Die ihm unterstellten Wehrwirtschaftsoffiziere (WO) wurden im Frühjahr 1940 wie folgt auf die norwegischen Gebiete verteilt:

WO Oslo - Süd-Ost-Norwegen mit den Häfen Oslo, Drammen, Arendal und Kristiansand

WO Bergen - Süd-West-Norwegen mit den Häfen Stavanger und Bergen

WO Drontheim - Mittel-Norwegen mit den Häfen Drontheim, Namsos und Mosjön

WO Narvik - Nord-Norwegen mit den Häfen Bodö, Narvik, Tromsö, Hammerfest und Kirkenes

Seit Mitte April 1940 wurden die Wehrwirtschaftsorganisationen von Norwegen und Dänemark separat verwaltet.

Die ersten Aufgaben des "Wehrwirtschaftsoffiziers Norwegen" und seines Stabes bestanden in der Aufnahme von Kontakten zu den norwegischen Behörden und den parallel entstehenden deutschen Zivilverwaltungen. Zu den dauernden Hauptaufgaben gehörten neben der Versorgung der Wehrmacht auch die Aufrechterhaltung der Wirtschaft in Norwegen, die Erschließung neuer für die Wehrmacht nützlicher Industriezweige und die Organisation von Transport und Transportwegen.

Angelehnt an die Organisationsstruktur der Rüstungsdienststellen im Reich gestaltete sich der Aufbau der Dienststelle wie folgt:

Abteilung A (Allgemeine Wirtschaft):

  • Grundsatzfragen

  • Allgemeine Rechtsfragen, staatliche Betriebe, Berichtswesen

  • Versorgung der Truppe in Norwegen und aus dem Lande

  • Presse und Dolmetscher

Abteilung Ro (Rohstoffe):

  • Rohstoffbewirtschaftung

Abteilung T (Transport):

  • Allgemeine Transportorganisation

  • Land- und Seetransporte

  • Mineralölversorgung

Abteilung Rü (Rüstung):

  • Versorgung von Heer, Marine, Luftwaffe und Verwaltung

Seit dem Mai 1940 wurden die Außenstellen des "Wehrwirtschaftsstabes Norwegen" systematisch ausgebaut. Folgende Wehrwirtschaftsoffiziere (WO) nahmen ihre Arbeit auf:

  1. Mai 1940 WO Stavanger

  2. Mai 1940 WO Dombas-Aandalsnes (später eigenständige Außenstellen)

  3. Mai 1940 WO Lillehammer

  4. Juni 1940 WO Oslo-Fredrikstad

Anfang Juli 1940 WO Arendal

Anfang Juli 1940 WO Kristiansand (zunächst noch Nebenstelle von Arendal)

  1. August 1940 WO Tromsö

  2. August 1940 WO Narvik (zunächst Nebenstelle von Tromsö, seit Dezember 1941 selbständige Außenstelle)

Ende Oktober 1940 WO Kirkenes

Ohne Datum WO Bodö

Ohne Datum WO Bergen

Ohne Datum WO Hammerfest

Ohne Datum WO Aalesund

Die Außenstelle Dombas-Aandalsnes wurde für den Zeitraum von Juni bis August 1940 nach Molde verlegt. Im Januar 1941 wurde die Außenstelle Arendal aufgelöst, ihre Aufgaben wurden von dem Wehrwirtschaftsoffizier Kristiansand übernommen. Am 15. März 1942 wurde die Außenstelle Lillehammer nach Hamar verlegt.

Im Dezember 1941 wurde die Organisationsstruktur des Wehrwirtschaftsstabes bedingt durch die wachsenden Aufgaben ausgebaut (Vgl. RW 28/16 fol. 10 - 13).

So wurde die Abteilung Adj. (Adjutantur) mit der Personalverwaltung, dem inneren Dienst, der Zahlmeisterei, dem Kasino und der Registratur sowie dem Luftschutz, den Abwehrangelegenheiten und dem Kurierdienst neu eingerichtet. Die Abteilungen Ro (Rohstoffe) und T (Transport) wurden in ihren Kompetenzen ausgebaut, und für die Abteilung Rü (Rüstung) wurden eigenständige Abteilungen für die Versorgung der Bereiche Heer, Marine und Luftwaffe mit ihren jeweiligen Verwaltungen geschaffen. Neu war ebenfalls die Abteilung Ing. (Technik), die Firmenerkundungen, die Bearbeitung technischer Fragen, die Auftragserfassung, Werkzeugmaschinen und technische Sonderfragen bearbeitete.

Gemäß der Weisung des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht traten mit Wirkung vom 1. Juli 1943 der "Wehrwirtschaftsstab Norwegen" als "Feldwirtschaftskommandeur" zum Stab des Wehrmachtbefehlshabers Norwegen und die Wehrwirtschaftsoffiziere als "Feldwirtschaftsoffiziere" zu den Stäben der territorialen Befehlshaber. Die Tätigkeit wurde auf die militärischen Kompetenzen beschränkt, so dass die Rohstoffabteilung (Ro) in Folge dessen unter Übergabe ihrer Aufgaben an den Reichskommissar aufgelöst wurde.

Der Feldwirtschaftskommandeur war nun in die Abteilungen "Stab", "Adjutant",  "Truppenbedarf" und "Verkehr und Mineralöl" gegliedert.

Die Unterstellung der Feldwirtschaftsoffiziere gestaltete sich wie folgt:

:

  • Oslo

  • Bergen

  • Stavanger

  • Kristiansand

:

  • Hamar

:

  • Drontheim

  • Aalesund

  • Aandalsnes

  • Bodö

:

  • Tromsö

  • Narvik

  • Hammerfest

:

  • Kirkenes

Zum 25. Oktober 1943 wurde das "Mineralöl-Verwaltungs-Kommando Norwegen" aufgestellt, das dem Feldwirtschaftskommandeur unterstellt war. Das Kommando hatte die noch unter norwegischer Verwaltung stehenden Treibstofflager zu übernehmen, deren Verwaltung zu organisieren und das norwegische Personal zu beaufsichtigen.

Eine weitere Umbenennung des "Feldwirtschaftskommandeurs" erfolgte auf Befehl des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht am 1. Mai 1944 in "Höherer Feldwirtschaftsoffizier beim Wehrmachtbefehlshaber Norwegen". Die Feldwirtschaftsoffiziere wurden fachlich zwar dem Höheren Feldwirtschaftsoffizier unterstellt, verblieben jedoch truppendienstlich bei den territorialen Befehlshabern.

Weitere Aufgaben des Höheren Feldwirtschaftsoffiziers wurden an den Reichskommissar abgegeben. Die Aufgaben und deren Organisation gestalteten sich im Sommer 1944 wie folgt:

Abteilung Tru (Truppenbedarf):

  • Wehrmachtteile

  • Technik

  • Elektrizität und Sprengstoff

  • Zement

Abteilung T (Mineralöl und Kraftfahrzeug):

  • Generatoren

  • Mineralöl

  • Tankerreparaturen

Weitere Angaben zur Organisationsgeschichte können der im September 1944 endenden Überlieferung nicht entnommen werden.

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Während die Kriegstagebücher, Lageberichte und Darstellungen zur Geschichte von Wehrwirtschaftsstab und Wehrwirtschaftsoffizieren für die Zeit von Kriegsbeginn bis einschließlich September 1944 sukzessive ausgesondert und im "Archiv der Wehrwirtschaftsdienststellen" in Muskau/Oberlausitz gesammelt wurden, verblieben die Sachakten in den Registraturen der jeweiligen Dienststellen und wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vernichtet.

Das "Archiv der Wehrwirtschaftsdienststellen" wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nach Vacha/Thüringen ausgelagert und dort von den amerikanischen Truppen beschlagnahmt.

Die Rückführung aus den USA erfolgte im Jahr 1960.

Bestandsbeschreibung

Im Bestand RW 28 sind die erhalten gebliebenen Unterlagen der Wehrwirtschaftsdienststellen in Norwegen zusammengefasst. Da nicht nur der Umfang der Überlieferung recht gering ist, sondern auch die Wehrwirtschaftsoffiziere dem Wehrwirtschaftsstab direkt nachgeordnet waren, wurde auf eine weitere Bestandsdifferenzierung wie bei den Rüstungsdienststellen im Reich verzichtet.

Vom Wehrwirtschaftsstab sind das Kriegstagebuch 1940 bis 1944, Lageberichte 1940 bis 1942 und 1944 sowie die Geschichte des Wehrwirtschaftsstabes 1940 bis 1942 erhalten geblieben. Die Bände mit der Geschichte des Stabes enthalten auch die Geschichte der einzelnen Außenstellen (Wehrwirtschaftsoffiziere).

Von den Offizieren in den Außenstellen sind nicht mehr als ein bis sechs Bände pro Dienststelle erhalten geblieben. Neben dem Kriegstagebuch (meist für den Zeitraum 1940 bis 1942) finden sich als Ergänzung Monatsberichte, die sich meist pro Band über ein Kalenderjahr erstrecken und die Jahre 1942/43 abdecken.

Zitierweise

BArch RW 28/...

Related Units of Description

  • Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv

  • RH 20-20 (Gebirgs-) Armeeoberkommando 20

  • RW 19 OKW/Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt

  • RW 39 Wehrmachtbefehlshaber Norwegen

  • RW 46 Nachgeordnete Dienststellen des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes

  • R 3 Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (Bundesarchiv, Abteilung Bereitstellung in Berlin)

  • R 3101 Reichswirtschaftsministerium (Bundesarchiv, Abteilung Bereitstellung in Berlin)

  • Literatur

  • Blaich, Fritz: Wirtschaft und Rüstung im "Dritten Reich", Düsseldorf 1987.

  • Boelcke, Willi A.: Deutschlands Rüstung im Zweiten Weltkrieg. Hitlers Konferenzen mit Albert Speer 1942-1945, Frankfurt a.M. 1969.

  • Eichholtz, Dietrich (Hrsg.): Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft. 3 Bde, Berlin 1971/1985/1991.

  • Eichholtz, Dietrich (Hrsg.): Krieg und Wirtschaft, Studien zur Wirtschaftsgeschichte 1939-1945, Berlin 1999.

  • Forstmeier, Friedrich/Volkmann, Hans-Erich (Hrsg.): Kriegswirtschaft und Rüstung 1939-1945, Düsseldorf 1977.

  • Guides to German Records Microfilmed at Alexandria/Va. Bde. 7 und 17, Washington 1958ff.

  • Herbert, Ulrich: Fremdarbeiter. Politik und Praxis des "Ausländer-Einsatzes" in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches, Berlin/Bonn 1985.

  • Lang, Arnim: Invasion und Gewaltherrschaft - Strukturen des Besatzungssystems in Norwegen 1940-1945, Diss. Universität Freiburg 1990.

  • Müller, Rolf-Dieter: Speers Rüstungspolitik im Totalen Krieg, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift, Bd. 59 (2000), S. 343-385.

  • Peter, Roland: General der Infanterie Georg Thomas, in: Hitlers militärische Elite. 2 Bde, hrsg. v. Gerd R. Ueberschär, Bd. 1, Darmstadt 1998, S. 248-257.

  • Thomas, Georg: Geschichte der deutschen Wehr- und Rüstungswirtschaft (1918-1943/45), hrsg. v. Wolfgang Birkenfeld, Boppard am Rhein 1966.

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