Wehrwirtschaftsdienststellen in Norwegen
Extent and Medium
Schriftgut
76 Aufbewahrungseinheiten
0,9 laufende Meter
Creator(s)
- Wehrwirtschaftsdienststellen in Norwegen, 1940-1944
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Mit der Vorbereitung der Besetzung Norwegens und Dänemarks ("Weserübung") begannen zeitgleich seit dem 8. März 1940 die Vorkehrungen für den Einsatz von Wehrwirtschaftsoffizieren in Norwegen. Die Leitung hierfür übernahm Major Neef, bis dahin Gruppenleiter in der Rohstoffabteilung des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes. Major Neef und seine Mitarbeiter waren an die Weisungen des Wehrmachtführungsstabes gebunden.
Seit dem 20. März 1940 führten sie die Bezeichnung "Gruppe Wehrwirtschaft und Verbindungsoffizier des OKW/Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes".
Für alle in Norwegen einzusetzenden Wehrwirtschaftsoffiziere wurden Sonderaufgaben zugeteilt, die speziell auf die Zuständigkeitsbereiche zugeschnitten waren. Besondere Berücksichtigung fanden hierbei die Rohstoffquellen Norwegens.
Als leitender Wehrwirtschaftsoffizier für Norwegen und Dänemark und Verbindungsoffizier des OKW bei den politischen Bevollmächtigten des Führers in Norwegen und Dänemark wurde Major Neef bestimmt.
Die ihm unterstellten Wehrwirtschaftsoffiziere (WO) wurden im Frühjahr 1940 wie folgt auf die norwegischen Gebiete verteilt:
WO Oslo - Süd-Ost-Norwegen mit den Häfen Oslo, Drammen, Arendal und Kristiansand
WO Bergen - Süd-West-Norwegen mit den Häfen Stavanger und Bergen
WO Drontheim - Mittel-Norwegen mit den Häfen Drontheim, Namsos und Mosjön
WO Narvik - Nord-Norwegen mit den Häfen Bodö, Narvik, Tromsö, Hammerfest und Kirkenes
Seit Mitte April 1940 wurden die Wehrwirtschaftsorganisationen von Norwegen und Dänemark separat verwaltet.
Die ersten Aufgaben des "Wehrwirtschaftsoffiziers Norwegen" und seines Stabes bestanden in der Aufnahme von Kontakten zu den norwegischen Behörden und den parallel entstehenden deutschen Zivilverwaltungen. Zu den dauernden Hauptaufgaben gehörten neben der Versorgung der Wehrmacht auch die Aufrechterhaltung der Wirtschaft in Norwegen, die Erschließung neuer für die Wehrmacht nützlicher Industriezweige und die Organisation von Transport und Transportwegen.
Angelehnt an die Organisationsstruktur der Rüstungsdienststellen im Reich gestaltete sich der Aufbau der Dienststelle wie folgt:
Abteilung A (Allgemeine Wirtschaft):
-
Grundsatzfragen
-
Allgemeine Rechtsfragen, staatliche Betriebe, Berichtswesen
-
Versorgung der Truppe in Norwegen und aus dem Lande
-
Presse und Dolmetscher
Abteilung Ro (Rohstoffe):
- Rohstoffbewirtschaftung
Abteilung T (Transport):
-
Allgemeine Transportorganisation
-
Land- und Seetransporte
-
Mineralölversorgung
Abteilung Rü (Rüstung):
- Versorgung von Heer, Marine, Luftwaffe und Verwaltung
Seit dem Mai 1940 wurden die Außenstellen des "Wehrwirtschaftsstabes Norwegen" systematisch ausgebaut. Folgende Wehrwirtschaftsoffiziere (WO) nahmen ihre Arbeit auf:
-
Mai 1940 WO Stavanger
-
Mai 1940 WO Dombas-Aandalsnes (später eigenständige Außenstellen)
-
Mai 1940 WO Lillehammer
-
Juni 1940 WO Oslo-Fredrikstad
Anfang Juli 1940 WO Arendal
Anfang Juli 1940 WO Kristiansand (zunächst noch Nebenstelle von Arendal)
-
August 1940 WO Tromsö
-
August 1940 WO Narvik (zunächst Nebenstelle von Tromsö, seit Dezember 1941 selbständige Außenstelle)
Ende Oktober 1940 WO Kirkenes
Ohne Datum WO Bodö
Ohne Datum WO Bergen
Ohne Datum WO Hammerfest
Ohne Datum WO Aalesund
Die Außenstelle Dombas-Aandalsnes wurde für den Zeitraum von Juni bis August 1940 nach Molde verlegt. Im Januar 1941 wurde die Außenstelle Arendal aufgelöst, ihre Aufgaben wurden von dem Wehrwirtschaftsoffizier Kristiansand übernommen. Am 15. März 1942 wurde die Außenstelle Lillehammer nach Hamar verlegt.
Im Dezember 1941 wurde die Organisationsstruktur des Wehrwirtschaftsstabes bedingt durch die wachsenden Aufgaben ausgebaut (Vgl. RW 28/16 fol. 10 - 13).
So wurde die Abteilung Adj. (Adjutantur) mit der Personalverwaltung, dem inneren Dienst, der Zahlmeisterei, dem Kasino und der Registratur sowie dem Luftschutz, den Abwehrangelegenheiten und dem Kurierdienst neu eingerichtet. Die Abteilungen Ro (Rohstoffe) und T (Transport) wurden in ihren Kompetenzen ausgebaut, und für die Abteilung Rü (Rüstung) wurden eigenständige Abteilungen für die Versorgung der Bereiche Heer, Marine und Luftwaffe mit ihren jeweiligen Verwaltungen geschaffen. Neu war ebenfalls die Abteilung Ing. (Technik), die Firmenerkundungen, die Bearbeitung technischer Fragen, die Auftragserfassung, Werkzeugmaschinen und technische Sonderfragen bearbeitete.
Gemäß der Weisung des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht traten mit Wirkung vom 1. Juli 1943 der "Wehrwirtschaftsstab Norwegen" als "Feldwirtschaftskommandeur" zum Stab des Wehrmachtbefehlshabers Norwegen und die Wehrwirtschaftsoffiziere als "Feldwirtschaftsoffiziere" zu den Stäben der territorialen Befehlshaber. Die Tätigkeit wurde auf die militärischen Kompetenzen beschränkt, so dass die Rohstoffabteilung (Ro) in Folge dessen unter Übergabe ihrer Aufgaben an den Reichskommissar aufgelöst wurde.
Der Feldwirtschaftskommandeur war nun in die Abteilungen "Stab", "Adjutant", "Truppenbedarf" und "Verkehr und Mineralöl" gegliedert.
Die Unterstellung der Feldwirtschaftsoffiziere gestaltete sich wie folgt:
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Oslo
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Bergen
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Stavanger
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Kristiansand
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- Hamar
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Drontheim
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Aalesund
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Aandalsnes
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Bodö
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-
Tromsö
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Narvik
-
Hammerfest
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- Kirkenes
Zum 25. Oktober 1943 wurde das "Mineralöl-Verwaltungs-Kommando Norwegen" aufgestellt, das dem Feldwirtschaftskommandeur unterstellt war. Das Kommando hatte die noch unter norwegischer Verwaltung stehenden Treibstofflager zu übernehmen, deren Verwaltung zu organisieren und das norwegische Personal zu beaufsichtigen.
Eine weitere Umbenennung des "Feldwirtschaftskommandeurs" erfolgte auf Befehl des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht am 1. Mai 1944 in "Höherer Feldwirtschaftsoffizier beim Wehrmachtbefehlshaber Norwegen". Die Feldwirtschaftsoffiziere wurden fachlich zwar dem Höheren Feldwirtschaftsoffizier unterstellt, verblieben jedoch truppendienstlich bei den territorialen Befehlshabern.
Weitere Aufgaben des Höheren Feldwirtschaftsoffiziers wurden an den Reichskommissar abgegeben. Die Aufgaben und deren Organisation gestalteten sich im Sommer 1944 wie folgt:
Abteilung Tru (Truppenbedarf):
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Wehrmachtteile
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Technik
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Elektrizität und Sprengstoff
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Zement
Abteilung T (Mineralöl und Kraftfahrzeug):
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Generatoren
-
Mineralöl
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Tankerreparaturen
Weitere Angaben zur Organisationsgeschichte können der im September 1944 endenden Überlieferung nicht entnommen werden.
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Während die Kriegstagebücher, Lageberichte und Darstellungen zur Geschichte von Wehrwirtschaftsstab und Wehrwirtschaftsoffizieren für die Zeit von Kriegsbeginn bis einschließlich September 1944 sukzessive ausgesondert und im "Archiv der Wehrwirtschaftsdienststellen" in Muskau/Oberlausitz gesammelt wurden, verblieben die Sachakten in den Registraturen der jeweiligen Dienststellen und wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vernichtet.
Das "Archiv der Wehrwirtschaftsdienststellen" wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nach Vacha/Thüringen ausgelagert und dort von den amerikanischen Truppen beschlagnahmt.
Die Rückführung aus den USA erfolgte im Jahr 1960.
Bestandsbeschreibung
Im Bestand RW 28 sind die erhalten gebliebenen Unterlagen der Wehrwirtschaftsdienststellen in Norwegen zusammengefasst. Da nicht nur der Umfang der Überlieferung recht gering ist, sondern auch die Wehrwirtschaftsoffiziere dem Wehrwirtschaftsstab direkt nachgeordnet waren, wurde auf eine weitere Bestandsdifferenzierung wie bei den Rüstungsdienststellen im Reich verzichtet.
Vom Wehrwirtschaftsstab sind das Kriegstagebuch 1940 bis 1944, Lageberichte 1940 bis 1942 und 1944 sowie die Geschichte des Wehrwirtschaftsstabes 1940 bis 1942 erhalten geblieben. Die Bände mit der Geschichte des Stabes enthalten auch die Geschichte der einzelnen Außenstellen (Wehrwirtschaftsoffiziere).
Von den Offizieren in den Außenstellen sind nicht mehr als ein bis sechs Bände pro Dienststelle erhalten geblieben. Neben dem Kriegstagebuch (meist für den Zeitraum 1940 bis 1942) finden sich als Ergänzung Monatsberichte, die sich meist pro Band über ein Kalenderjahr erstrecken und die Jahre 1942/43 abdecken.
Zitierweise
BArch RW 28/...