Rüstungsinspektion VII (München)

Identifier
RW 20-7
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1939 - 31 Dec 1944
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

31 Aufbewahrungseinheiten

0,6 laufende Meter

Creator(s)

Biographical History

Geschichte des Bestandsbildners

Am 1. April 1935 trat die Neuorganisation der Wehrwirtschaft in Kraft, die mit Befehl Nr. 400/34 g. K. W Wi (Ib) des Reichswehrministers vom 19. Dezember 1934 angeordnet worden war. Sie schuf als koordinierende Mittelinstanzen auf Wehrkreisebene die Wehrwirtschaftsinspektionen (Wi In) sowie die diesen unterstellten Wehrwirtschaftsstellen (W WiSt).

Der Wehrwirtschaftsinspekteur war Bevollmächtigter des Reichskriegsministers und Oberbefehlshabers der Wehrmacht für seinen Bezirk in allen Angelegenheiten der Wehrwirtschaft. Er leitete die der Wehrmacht zufallenden Aufgaben der gesamten Wehrwirtschaft und vertrat ihre Belange gegenüber allen militärischen und zivilen Dienststellen sowie gegenüber der Wirtschaft innerhalb seines Bezirkes. Er unterstand dem Chef Wehrmachtamt (Chef WA) bzw. Chef Wehrwirtschaftsstab (Chef W Stb) in allen persönlichen und allen der einheitlichen Leitung durch das Reichskriegsministerium unterliegenden wehrwirtschaftlichen Angelegenheiten. In rüstungswirtschaftlichen Angelegenheiten hingegen war er den Oberbefehlshabern der Wehrmachtteile unterstellt. Dies betraf insbesondere die Unterbringung des Fertigungsplans der Wehrmacht in der Industrie, die Vorbereitung und Durchführung der Mobilmachung der den Wehrmachtteilen zur Federführung zugewiesenen Rüstungsbetriebe sowie die Mitwirkung bei der laufenden Fertigung. Darüber hinaus konnten die Wehrwirtschaftsinspektionen von den Waffen- und Beschaffungsämtern der Wehrmachtteile (Heereswaffenamt, Heeresverwaltungsamt, Technisches Amt des Reichsluftfahrtministeriums, Allgemeines Marineamt) bei der Durchführung von Beschaffungen im Frieden und im Kriege herangezogen werden. (vgl. RW 19/843 und RW 19/858).

Am 22. November 1939 wurden die Wehrwirtschaftsinspektionen (W In) in Rüstungsinspektionen (Rü In) umbenannt (s. RW 22/1). Ihre räumliche Zuständigkeit entsprach zunächst der Wehrkreiseinteilung, wurde 1942/43 durch Teilungen und Grenzänderungen jedoch der Gaueinteilung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) angeglichen.

Einen starken Eingriff in die bisherige Organisation der Rüstungswirtschaft bedeutete der „Erlass des Führers zur einheitlichen Steuerung der Rüstungswirtschaft“ vom 7. Mai 1942 (vgl. RW 19/511). Das bisherige Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt wurde mit Wirkung vom 1. Juni 1942 aufgegliedert in

Die Rüstungsinspektionen im Reichsgebiet, dem Protektorat Böhmen und Mähren sowie im Generalgouvernement wurden umgewandelt in je eine Rüstungsinspektion (Rü In) und eine Wehrwirtschaftsinspektion (Wi In). Während die Rüstungsinspekteure mit ihren Dienststellen dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition (Chef des Rüstungsamtes) unterstanden, waren die Wehrwirtschaftsinspekteure mit ihren Dienststellen dem Oberkommando der Wehrmacht (Chef des Wehrwirtschaftsamtes) nachgeordnet. In allen territorialen Wehrmachtfragen waren sowohl die Rüstungs- als auch die Wehrwirtschaftsinspektionen dem jeweiligen örtlichen Wehrkreisbefehlshaber unterstellt.

Geleitet wurden die beiden Dienststellen durch die bisherigen Rüstungsinspekteure, die in Personalunion auch die Funktion der Wehrwirtschaftsinspekteure wahr nahmen. Die in den Bereich des Reichministers für Bewaffnung und Munition überführten Dienststellen der Wehrmacht behielten ihre Eigenschaft als Wehrmachtdienststellen bei. Sämtliche Angehörige dieser Dienststellen galten nur als zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition kommandiert, verblieben also mit allen Rechten und Pflichten Angehörige der Wehrmacht. Die Bearbeitung der Haushaltsangelegenheiten und Personalien der Angehörigen der Rüstungsinspektionen und der Wehrwirtschaftsinspektionen erfolgte deshalb auch durch eine gemeinsame Personal- und Haushaltsgruppe der Rüstungs- und der Wehrwirtschaftsinspektion als Wehrmachtangelegenheit.

Zur Betreuung und Durchführung ihrer Rüstungsaufgaben mussten sich die Beschaffungsstellen der Wehrmachtteile jetzt allein der Rüstungsdienststellen des Reichsministers für Bewaffnung und Munition bedienen. Die nicht zur Rüstungswirtschaft gehörigen militärischen Aufgaben der bisherigen Rüstungsdienststellen wurden hingegen durch die nachgeordneten Stellen des Wehrwirtschaftsamtes im Oberkommando der Wehrmacht durchgeführt. Zu diesen Aufgaben der Wehrwirtschaftsinspektionen zählten insbesondere

Mit dem 31. Januar 1943 wurden die Wehrwirtschaftsinspektionen im Reich, im Protektorat Böhmen und Mähren und im Generalgouvernement aufgelöst (Chef OKW, Az. 1e24WFSt/Wi Amt Z I/II Nr. 5282/43 vom 31.1.1943, Abschrift in RW 20-1/13). Gleichzeitig wurden die bisher den Wehrwirtschaftsinspektionen zugewiesenen Aufgaben auf die ab 1. Februar 1943 eingerichteten Wehrwirtschaftsoffiziere der Wehrkreiskommandos übertragen (Chef OKW, Az. 1d1o WFSt/Wi Amt Z I/II Nr. 5602/43 vom 30.1.1943, Abschrift in: RW 20-1/13).

Die Wehrwirtschaftsoffiziere des Wehrkreiskommandos (Wwi O WK Kdo) waren nachgeordnete Dienststellen des Oberkommandos der Wehrmacht für den Bereich des Wehrkreises bzw. für das Generalgouvernement und für das Protektorat Böhmen und Mähren. Nach seinen Weisungen nahmen sie die wehrwirtschaftlichen Belange der Wehrmacht wahr, soweit es sich dabei nicht um territorial zu bearbeitende wehrwirtschaftliche Angelegenheiten - in denen sie dem Chef des Generalstabes des Wehrkreiskommandos unterstellt waren - handelte.

Die Wwi O WK Kdo waren gehalten, ihre Aufgaben in engster Zusammenarbeit mit den Rüstungsdienststellen des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion sowie mit den zuständigen örtlichen Dienststellen der Wehrmacht, des Staates, der Partei und der Wirtschaft durchzuführen (vgl. RW 20-1/13).

Beim Wehrkreiskommando VII in München wurde im Frühjahr 1935 die Wehrwirtschaftsinspektion VII (WiIn VII) eingerichtet und am 22. November 1939 in Rüstungsinspektion VII (RüIn VII) umbenannt. Ihr waren Wehrwirtschaftsstellen, die ebenfalls ab November als Rüstungskommandos bezeichnet wurden, unterstellt.

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

In der Bestandsgruppe RW 20 sind die Unterlagen sowohl der Rüstungsinspektionen als auch der Wehrwirtschaftsinspektionen zusammengefasst, da eine Trennung des Schriftgutes auf Grund der sich auch in der Registraturführung niederschlagenden engen organisatorischen Verknüpfung beider Dienststellen nicht möglich war.

Erst die Neuorganisation der Wehrwirtschaft im Reich, im Protektorat Böhmen und Mähren sowie im Generalgouvernement mit der Auflösung der Wehrwirtschaftsinspektionen und der Neuschaffung der Wehrwirtschaftsoffiziere der Wehrkreiskommandos zum 1. Februar 1943 zog auch eine räumliche Trennung zwischen der Rüstungsdienststellen des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion einerseits und den dem Oberkommando der Wehrmacht/Chef des Wehrwirtschaftsamtes andererseits nachgeordneten Wehrwirtschaftsoffizieren der Wehrkreiskommandos nach sich.

Die Überlieferung der letztgenannten Dienststellen wurde - ihrem eigenständigen Charakter entsprechend - abgetrennt und im Bestand RW 46 zusammengefasst.

Während die Kriegstagebücher, Lageberichte und Darstellungen zur Geschichte der Rüstungsinspektionen sukzessive ausgesondert und im "Archiv der Wehrwirtschaftsstellen" (zuletzt: Muskau/Oberlausitz) gesammelt wurden, verblieben die Sachakten in den Registraturen der jeweiligen Dienststellen und fielen dort gegen Ende des Zweiten Weltkrieges der Vernichtung anheim.

Das "Archiv der Wehrwirtschaftsdienststellen" wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von Muskau/Oberlausitz nach Vacha/Thüringen ausgelagert und dort von den amerikanischen Truppen beschlagnahmt. Im Jahre 1960 wurden die Unterlagen aus den USA an die Bundesrepublik zurückgegeben.

Bestandsbeschreibung

Vorhanden sind das KTB von Dezember 1939 bis Dezember 1941 und von Juni 1942 bis September 1944 (15 AE), Lageberichte von September 1939 bis Februar 1942 (4 AE) und zwei Hefte zur Geschichte der RüIn VII von September 1939 bis April 1942 sowie drei Sachakten, darunter eine über die Organisation der Wirtschaftsinspektion VII mit Karte von 1942.

Zitierweise

BArch RW 20-7/...

Related Units of Description

  • Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv

  • RW 19 OKW/Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt (u. a. RW 19/9 ff.: Lageberichte von 1935-1939)

  • RW 21 Rüstungskommandos

  • RW 45 Nachgeordnete Dienststellen des Oberkommandos der Wehrmacht/Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt mit zentraler Zuständigkeit

  • RW 46 Nachgeordnete Dienststellen des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes (RW 46/457-458: Wehrwirtschaftsoffizier des Wehrkreiskommandos XI, KTB von Oktober 1943 bis Dezember 1944; RW 46/459: Tätigkeits- und Lageberichte aus 1944)

  • R 3 Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (Bundesarchiv, Abteilung Bereitstellung)

  • R 3101 Reichswirtschaftsministerium (Bundesarchiv, Abteilung Bereitstellung)

  • Literatur

  • Baranowski, Frank: Geheime Rüstungsprojekte in Südniedersachsen und Thüringen während der NS-Zeit. Duderstadt 1995.

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  • Forstmeier Friedrich und Volkmann Hans-Erich (Hrsg.): Wirtschaft und Rüstung am Vorabend des 2. Weltkrieges. Düsseldorf 1975.

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  • Fröbe, Rainer: "Vernichtung durch Arbeit?". KZ-Häftlinge in Rüstungsbetrieben an der Porta Westfalica in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges. o. O. 1988.

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  • Gregor, Neil: Stern und Hakenkreuz. Daimler Benz im Dritten Reich. Berlin 1997.

  • Grieser, Helmut: Materialien zur Rüstungswirtschaft Schleswig-Holsteins im Dritten Reich (RüIn X). Kiel 1987.

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  • Pfahlmann, Hans: Fremdarbeiter und Kriegsgefangene in der deutschen Kriegswirtschaft 1939-1945. Darmstadt 1968.

  • Schäfer, Thomas: Die Arbeitseinsatzlage im 2. Weltkrieg in Württemberg und aus der Sicht der Rüstungsinspektion V und der Rüstungskommandos. Tübingen 2001. [Magisterarbeit]

  • Thomas, Georg: Geschichte der deutschen Wehr- und Rüstungswirtschaft (1918 - 1943/45). Bearbeitet von Wolfgang Birkenfeld. Boppard 1966.

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