Transportdienststellen und Verkehrsdienststellen der Wehrmacht

Identifier
RW 18
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1940 - 31 Dec 1945
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

105 Aufbewahrungseinheiten

1,5 laufende Meter

Creator(s)

Biographical History

Geschichte des Bestandsbildners

Das Militärtransportwesen wurde bis zur Schaffung einer Transportabteilung Anfang 1920 durch die Gruppe C der Heeresabteilung im Allgemeinen Truppenamt wahrgenommen.

Die Transportabteilung wurde mit der Nutzung des Eisenbahnnetzes und der Schifffahrtswege für den Militärverkehr beauftragt und koordinierte die Durchführung von Truppen- und Nachschubtransporten. Ferner oblag ihrer Zuständigkeit der Bahnschutz und die Aufsicht über die Panzerzüge.

Seit 1935 bildete sie die 5. Abteilung des Generalstabs des Heeres und wurde 1939 als Chef des Transportwesens dem Chef des Generalstabs unmittelbar unterstellt.

Der Chef des Transportwesens war v.a. zuständig für die Vorbereitung der Eisenbahnnetze, Binnenwasserstraßen und Straßen für die militärische Nutzung.

Dem Transportchef unterstanden nicht nur die Transportdienststellen im Heimatkriegsgebiet sondern auch die Transporteinheiten und -dienststellen in den besetzten Gebieten und an den Kriegsschauplätzen.

Zu diesen durchführenden Organen des Chefs des Transportwesens gehörten:

Transportdienststellen bei Kommandobehörden

Transportbearbeitende Dienststellen

Dienststellen für den Überwachungs- und Außendienst

Der Fokus der nachfolgenden Betrachtungen soll v.a. auf die Wehrmachtverkehrsdirektionen (WVD) gelegt werden, da diese den Schwerpunkt der Überlieferung bilden.

In den besetzten Gebieten in Frankreich, Belgien und Luxemburg behielt sich der Chef des Transportwesens zunächst die Verwaltung der Eisenbahnen und Binnenwasserstraßen vor, was offiziell mit der Militärverwaltung begründet wurde, in erster Linie aber mit den noch beabsichtigten Operationen (England, Gibraltar) zusammenhing.

Vor diesem Hintergrund waren organisatorische Änderungen im militärischen Transportwesen unerlässlich; geschaffen wurden die Wehrmachttransportleitung Paris und die Wehrmachtverkehrsdirektionen Brüssel (Mai 1940) und Paris (Juli 1940), diesen angeschlossen waren Transportkommandanturen und Eisenbahn(betriebs)direktionen bzw. Eisenbahntransportabteilungen. Die seit August 1940 eingerichtete Wehrmachttransportleitung Paris übernahm im Oktober die Gesamtverantwortung über das Transportwesen in den besetzen Gebieten, die WVD´s wurden nachgeordnete bzw. unterstellte Einrichtungen. Die militärische Befehlsgewalt im Transportwesen endete im Westen 1942, im Juni gleichen Jahres übernahm das Reichsverkehrsministerium die Verantwortung für die Verkehrswege; die Wehrmachtverkehrsdirektionen gingen in zivile Hauptverkehrsdirektionen über.

Die Wehrmachttransportleitung Paris beschränkte sich fortan auf die Bearbeitung der reinen Wehrmachttransporte und die Zusammenarbeit bzw. Koordinierung der Tätigkeit der Transportkommandanturen. Trotz der Tendenz, im Osten und Südosten die tatsächlich betriebsführenden Institutionen auf dem Gebiet des Verkehrswesens auch offiziell mit der Verantwortung zu betrauen, musste auf Grund diverser Schwierigkeiten -hauptsächlich hervorgerufen durch die Verschärfung des Partisanenkrieges- im Oktober 1942 auf dem Balkan die WVD Südost - und in Italien ein Jahr später die WVD Italien - etabliert werden.

Neben der Aufsicht über den Betrieb und die Verwaltung der Eisenbahn und Wasserstraßen oblagen den Direktionen die zentrale Steuerung der endgültigen Wiederherstellung, des Ausbaus und der effektiven Ausnutzung der Verkehrswege. Die WVD"s nahmen damit gleichzeitig die Aufgaben einer Reichsbahndirektion wahr. Demzufolge vereinigten sie zwei „Friedens“-Behörden auf sich: Eine Transportkommandantur und eine Reichsbahndirektion, was eine gemischte Besetzung (sog. militärische und zivile Komponente) zur Folge hatte.

Die Wehrmachtverkehrsdirektionen waren zu größten Teilen gleich oder ähnlich aufgebaut. Als Beispiel, das auch in der vorliegenden Überlieferung Niederschlag findet, wird nachfolgend die Organisationsstruktur der Wehrmachtverkehrsdirektion Paris beschrieben (Vgl. RW 18/75 Geschäftseinteilungsplan vom 7. Juli 1940):

Transportabteilung

Das Aufgabengebiet dieses Sachgebietes umfasste die Bahninstandsetzung im Allgemeinen, die Truppentransporte, den Urlaubsverkehr, den Transportschutz sowie die Herausgabe von Druckvorschriften.

Gefangenen- und Wirtschaftstransporte gehörten ebenso zu den Aufgaben wie die Baumaterialtransporte für die Organisation Todt.

Die Aufgaben umfassten die Kartenverwaltung wie auch die personelle und materielle Versorgung der französischen Bahnen. Die Hauptaufgabe war jedoch der Ausbau der Eisenbahnstrecken.

Dieses Sachgebiet war für die Durchführung der Transporte auf den Wasserstraßen zuständig und verwaltete die Schiffskontingente.

Die Hauptaufgabe bestand in der Versorgung der Wehrmachtverkehrsdirektion mit ärztlichen und hygienischen Mitteln.

Das Sachgebiet RP übernahm die gesamte Organisation des Postwesens  im Bereich der Wehrmachtverkehrsdirektion und beförderte Feld- und Heimatpost in die jeweiligen Gebiete.

Die Zusammenarbeit mit den französischen Eisenbahndienststellen oblag ihrem Aufgabenbereich.

Stabsabteilung

Die Organisationseinheit beschäftigte sich mit dem Personalwesen in der Wehrmachtverkehrsdirektion. Dazu gehörten die Beurteilungen, das Ausstellen von Ausweisen (auch an französische Behörden) und die Stellenbesetzung.

Zu den Aufgaben gehörten: die Unterkunft und die Versorgung des Personals der Wehrmachtverkehrsdirektion sowie auch der Luftschutz.

Dieses Sachgebiet stellte den Kraftfahrdienst der Wehrmachtverkehrsdirektion und hatte die Dienstaufsicht über die Kraftfahrer. Zudem war sie für die Bereitstellung von Kraftfahrzeugen und Betriebsstoffen für die Eisenbahnen und die Binnenschiffe zuständig. 

Die Registratur war sowohl für die Postein- und Postausgänge als auch für die Druckerei zuständig.

Die Aufgaben des Nachrichtenwesens erstreckten sich über den Einsatz und die Ausbildung der Nachrichtenstaffel sowie den Chiffrierdienst (gemeinsam mit Sachgebiet Ia).

Hauptaufgabe war die Übersetzung aus v.a. der französischen und der deutschen Sprache für einen reibungslosen Ablauf der Korrespondenz mit den Transporteinrichtungen des besetzten Gebietes.

Das Sachgebiet kümmerte sich neben den üblichen Aufgaben der Abwehr verstärkt auch um die Presse und Nachrichten aus den besetzten Gebieten.

Eisenbahnabteilung (E)

Die Eisenbahnabteilung kümmerte sich um die betriebliche und bauliche Überwachung der französischen Bahn in Zusammenarbeit mit Abteilung I.

Wasserstraßenabteilung (F)

Mit der Abteilung I/S verwaltete diese Abteilung die Wiederinstandsetzung, den Betrieb und die Unterhaltung der Wasserstraßen.

Rechtsabteilung

Diese Abteilung war der Berater des Kommandeurs in Rechtsfragen und Disziplinarangelegenheiten und kümmerte sich zudem um die Prüfung der Strafbücher.

Verwaltungsabteilung

Sie kümmerte sich um die allgemeinen Verwaltungsangelegenheiten und die Rechnungsprüfung im Bereich der Wehrmachtverkehrsdirektion.

Zahlstelle

Für die Verpflegung und die Bekleidung des Personals sowie die Zahlmeisterei (Zahlstelle für alle Abteilungen der Wehrmachtverkehrsdirektion) war die Zahlstelle zuständig.

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Ein Teil der Archivalien des Bestandes RW 18 war bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Heeresarchiv in Potsdam gelagert. Diese Unterlagen wurden schließlich von US-amerikanischen Truppen beschlagnahmt und in das Nationalarchiv nach Washington verbracht.

Der Großteil der heute vorhandenen Überlieferung befand sich seit Kriegsende auf deutschem Boden und wurde seit Gründung des Bundesarchiv-Militärarchivs in Koblenz und später in Freiburg i. Br. verwahrt. Ergänzt wurde die Überlieferung durch die Aktenrückgabe seitens der USA in den sechziger Jahren.

Bestandsbeschreibung

50 Akten des Bestandes stammen von der Wehrmachtverkehrsdirektion Brüssel. Sie hinterließ deren Kommandeur, Oberst (später Generalleutnant) Wilhelm Mittermaier. Neben Angaben zur Organisation, der Geschäftsverteilung und Personalangelegenheiten (sowohl WVD als auch Reichsbahnpersonal) sind einige Kriegstagebücher und Tätigkeitsberichte (nur 1940) Bestandteil der Überlieferung. Ein großer Teil der Akten beschäftigt sich mit dem Eisenbahnwesen (u.a. Organisation des Eisenbahnverkehrs, Streckeninstandsetzung, -leistung, Wehrmachtreiseverkehr), ferner werden Wehrwirtschaftstransporte und Wasserstraßen thematisiert.

Die aus dem Verantwortungsbereich Paris (WVD und Hauptverkehrsdirektion) vorliegenden 16 Akten setzen sich im wesentlichen aus Unterlagen zur Organisation und zu Personalangelegenheiten sowie zum Eisenbahnwesen (Transporte, Instandhaltung) zusammen.

Zitierweise

BArch RW 18/...

Related Units of Description

  • Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv

  • RH 4 OKH/Chef des Transportwesens

  • RH 66 General der Eisenbahntruppe

  • N 532 Generalleutnant Mittermaier, Wilhelm (Wehrmachtverkehrdirektion Brüssel)

  • N 119 Kutzbach, Friedrich (Transportkommandantur Warschau)

  • R 5 Reichsverkehrsministerium (im Bundesarchiv Berlin, Abteilung Bereitstellung)

  • R 65 Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen (im Bundesarchiv, Abteilung Bereitstellung)

  • Amtliche Druckschriften

  • Zu finden unter Klassifikationspunkt 11 Veröffentlichungen (vormals im Bestand RWD 15).

  • Literatur

  • Hamberger, Wolfgang: Das Transportwesen der Streitkräfte, Stuttgart 1956.

  • Rhode, Horst: Das deutsche Wehrmachttransportwesen im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 1971.

  • Ziel, Ron und Gottwald, Alfred: Eisenbahn im 2. Weltkrieg. 2 Bde, Stuttgart 1973, 1974.

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