Reichsmarineamt
Extent and Medium
Schriftgut
24621 Aufbewahrungseinheiten
695,1 laufende Meter
Creator(s)
- Reichsmarineamt (RMA), 1889-1919
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Nautisches Departement
Beim Nautischen Departement (H) liefen die Angelegenheiten des Seekartenwesens, der Vermessungen, der Navigation, des Lotsen- und Instrumentenwesens und der Leuchtfeuer und Seezeichen mit allen entsprechenden wissenschaftlichen, technischen und Verwaltungsfragen zusammen.
Die Bezeichnung dieser Abteilung änderte sich im Laufe der Entwicklung.
1861 - 1879 Hydrographisches Bureau der Admiralität
1879 - 1889 Hydrographisches Amt der Admiralität
1889 - 1893 Hydrographisches Amt des Reichsmarineamtes
1893 - 1907 Nautische Abteilung des Reichsmarineamtes
1908 - 1919 Nautisches Departement des Reichsmarineamtes
1920 - 1935 Nautische Abteilung der Marineleitung
ab 1935 Nautische Abteilung des Oberkommandos der Kriegsmarine.
Aufgabenbereiche des Nautischen Departements entsprechend Geschäftsverteilungsplan von 1917 1:
H. I. Hydrographische Sektion
H. Ia. Nautische Vermessungen
H. Ib. Seekartenwesen
H. Ic. Nautisches Nachrichtenwesen, Seehandbücher
H. II. Navigation, Seewarte, Observatorien
H. III. Küsten-, Seezeichen- und Lotsenwesen
H. IV. Nautisches Instrumentenwesen, mit Ausnahme der optischen Instrumente
H. V. Technische Angelegenheiten des Küsten-, Seezeichen- und Küstensignalwesens
H. VI. Allgemeine Schiffahrtsangelegenheiten, Küsten- und Hochseefischerei
H. VIII. Wissenschaftliche Angelegenheiten der Nautik, Wetterdienst, Luftnavigation; Optische Instrumente
Im vorläufigen Geschäftsverteilungsplan von 1919 wurden die Aufgabenbereiche der Nautischen Abteilung in vier Dezernaten zusammengefaßt 2:
H. I. Vermessungen, Betonnungs- und Lotsenwesen der Jade
H. II. Wissenschaftliche Angelegenheiten der Navigation, Astronomie, Meteorologie, Wetterdienst usw.
H. III. Marineangelegenheiten nautischer Fragen, Seekartenwesen
H. IV. Nautisches Instrumentenwesen
Chefs des Nautischen Departements
1890 - 1891 Konteradmiral Freiherr von Hollen
1892 - 1894 Konteradmiral Hoffmann
1895 - 1896 Kapitän zur See von Prittwitz und Gaffron
1897 Konteradmiral Plüddemann
1898 Kapitän zur See Graf von Baudissin
1899 - 1900 Kapitän zur See von Frantzius
1900 - 1902 Konteradmiral Schmidt
1903 - 1905 Konteradmiral Vüllers
1907 - 1910 Vizeadmiral Winkler
1911 - 1913 Vizeadmiral Grapow
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Die Akten des Reichsmarineamtes lagerten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 in den Registraturen der verschiedenen Behörden und Dienststellen. Erst danach wurde in Berlin ein Marinearchiv (bei der Kriegswissenschaftlichen Abteilung; Bestand RM 8) eingerichtet, das diese Aktenbestände der Kaiserlichen Marine sammelte. Während des Zweiten Weltkrieges 1943/44 wurden die Marineakten nach Schloß Tambach bei Coburg ausgelagert und blieben dadurch vor weiteren Luftangriffen geschützt. Befehle zur Vernichtung der Unterlagen konnten nicht mehr umgesetzt werden. Nach Ende des Krieges wurden sie von der US-Armee unversehrt erbeutet, an Großbritannien übergeben und schließlich nach England verbracht. Dort wurden sie (später als „Tambach Records" bekannt) listenmäßig erfaßt, signiert und verfilmt. Zwischen 1955 und 1965 wurden die deutschen Marineakten schrittweise von England an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben . Zunächst an die Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und 1968 an das Bundesarchiv-Militärarchiv.
Bei der Gliederung des Bestandes konnte nicht auf einen Aktenplan zurückgegriffen werden, da bisher keiner ermittelt werden konnte. Deshalb ist die Ordnung der Akten und die Gliederung des Bestandes in enger Anlehnung an den Geschäftsverteilungsplan erfolgt. Da die Signaturen der Aktenbestände bereits vorher festgelegt waren, befinden diese sich in ungeordeneter Reihenfolge. Die alten Titel der Aktenbestände sind weitestgehend übernommen bzw. präzisiert und durch Enthält-Vermerke in ihrer Aussagekraft verbessert worden.
Zentralabteilung
Von der Zentralabteilung des Reichsmarineamtes sind keine Aktenpläne überliefert. Daher wurde eine Klassifikation auf der Grundlage der Verzeichnung erarbeitet. Die Signaturen der Aktenbände, die bereits vorher festgelegt waren, befinden sich daher jetzt in ungeordneter Reihenfolge. Die alten Titel der Aktenbände wurden weitgehend übernommen und, falls erforderlich, präzisiert und durch enthält-Vermerke näher erschlossen.
Handakten
Der Bestand enthält auch Handakten, die von Mitarbeitern des Reichsmarineamtes angelegt wurden.
Von folgenden Personen sind Handakten überliefert:
Staatssekretär Großadmiral v. Tirpitz
Staatssekretär Admiral v. Capelle
Staatssekretär Vizeadmiral Behncke
Fregattenkapitän von Heeringen
Vizeadmiral Dähnhardt
Admiral Hollweg
Kapitän zur See v. Gohren
Kapitän zur See Löhlein
Vizeadmiral Boedicker
Admiral Büchsel
Kapitän zur See Türk
Eine Zuordnung der Handakten zu den einzelnen Abteilungen des Reichsmarineamtes war schwer möglich.
Manche Persönlichkeiten wechselten mehrmals die Abteilungen. Die Handakten wurden dabei immer in das nächste Amt übernommen und so über mehrere Jahre (manchmal Jahrzehnte) weitergeführt.
Aus diesem Grund wurden die Handakten in einer eigenen Sammlung belassen.
Allgemeines Marine-Departement
Die Akten des Allgemeinen Marinedepartementes sind insgesamt gut überliefert und spiegeln folgende Tätigkeiten wider: den allgemeinen Dienstbetrieb an Bord und Land, die Personalwirtschaft der Mannschaften und Unteroffiziere, das Ersatzwesen, die Organisation des Bildungswesens, Justizverwaltung, Mobilmachung, Volkswirtschaft, die militärischen Fragen der Schiffskonstruktion und Waffenausbildung und das Seerecht. Größere Serien geben Auskunft über Seetransporte, Kolonialeinsätze und kriegswirtschaftliche Angelegenheiten. Wenig überliefert sind Dokumente über die Tätigkeit des Allgemeinen Marinedepartementes selbst. So wurden keine Aktenpläne gefunden und ein Geschäftsverteilungsplan für die Funktionsverteilung ist erst für die Zeit ab 1917 dokumentiert. Die vielen Änderungen im Geschäftsbetrieb und in der Geschäftsverteilung der Behörde sind nur aus Verfügungen und Bekanntmachungen des Reichsmarineamtes lückenhaft nachweisbar.
Die Akten des Allgemeinen Marinedepartementes wurden an Hand der britischen Übergabelisten im Militärarchiv zunächst provenienzmäßig erfaßt und signiert. Die britischen Signaturen F-Nr./PG-Nr. (F = "Files", PG = "Pinched from the Germans") waren bis dahin gültig. So wurden die häufig benutzten Akten in der Literatur auch mit diesen Signaturen genannt. Das vorliegende Findbuch enthält deshalb auch eine Spalte, die diese alten Signaturen aufzeigt. Gleichzeitig sind in der Spalte auch die ursprünglich gültigen Registraturzeichen angegeben. Eine Verzeichnung des Bestandes des Allgemeinen Marinedepartementes konnte aus personellen Gründen erst im Zeitraum von September 1992 bis März 1994 vorgenommen werden. Damit ist auch die Qualität der Erschließung gestiegen.
Verwaltungs-Departement
Die Akten des Verwaltungsdepartements wurden an Hand der englischen Übergabelisten im Militärarchiv zunächst provenienzmäßig erfaßt und signiert. Die englischen F-Signaturen (F = "Files") waren bis dahin gültig. So wurden die häufig benutzten Akten in der Literatur auch mit diesen Signaturen genannt. Das vorliegende Findbuch enthält deshalb auch eine Spalte, die diese alten Signaturen aufzeigt sowie die ursprünglich gültigen Registraturzeichen.
Gleichzeitig sind in der Spalte auch Rep. 305-Nummern und Ma-Nummern angegeben. Die Akten mit den Rep. 305-Nummern gelangten aus dem Geheimen Staatsarchiv Berlin in das Bundesarchiv-Militärarchiv und die Akten mit der Ma-Signatur stammen aus dem ehemaligen Militärarchiv der DDR. Die Ma-Akten waren über Jahrzehnte im Zentralen Russischen Militärarchiv und haben deshalb auch eine Nummerierung von dort.
Konstruktions-Departement
Die vorliegenden Akten des Konstruktionsdepartements haben eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich, die sich in den vier verschiedenen Altsignaturen widerspiegelt. Bis 1918 lagerten die Akten ausschließlich unter ihrem Registraturzeichen in den federführenden Behörden. Mit Einrichtung des Marinearchivs nach dem 1. Weltkrieg gelangten Teile der Aktenbestände des Konstruktionsdepartements in dieses neugeschaffene Archiv, das wiederum in den 30er Jahren in die neugeschaffene Kriegsgeschichtliche Forschungsanstalt der Kriegsmarie überging . Ein anderer Teil der Akten verblieb bei den Nachfolgedienststellen des Konstruktionsdepartements und wurde zum Teil bis in die 30er Jahre hinein fortgeführt. Mit Einrichtung des Hauptamtes Kriegsschiffbau übernahm dieses von seinen Vorgängerdienststellen auch die Altakten des ehemaligen Konstruktionsdepartements in sein Archiv am Tirpitzufer. Kriterien für die Aufteilung des Aktenbestandes zwischen Archiv und Konstruktionsabteilung sind weder bekannt noch an der Zusammensetzung der Teilbestände feststellbar. Auffallend ist nur, daß ins Marinearchiv hauptsächlich ganze Aktenserien gelangten, während bei den Nachfolgestellen des Konstruktionsdepartements im Wesentlichen Einzelakten verblieben sind.
Die Unterlagen des Konstruktionsdepartements gingen bis 1963 direkt zum Militärarchiv im Bundesarchiv und wurden dort neu geordnet und verzeichnet
Über die Existenz und den Verbleib des Aktenbestandes des Konstruktionsdepartements beim Hauptamt Kriegsschiffbau war bis 1988 nichts bekannt. In den 60er Jahren ging auch die DDR davon aus, daß die UdSSR alles in Deutschland erbeutete militärische Archivgut an Ost-Berlin zurückgegeben hatte. Der Bestand wurde von den Sowjets zwischen 1945 und 1949 im Dienstgebäude des Hauptamtes Kriegsschiffbau unversehrt geborgen und in die UdSSR verbracht und seitdem im Zentralen Archiv des Verteidigungsministeriums in Podolsk südlich von Moskau verwahrt. Dort erfolgte eine Signierung und die Übertragung der Aktentitel in das Russische. Im Dezember 1988 übergab die UdSSR schließlich 40 Tonnen deutsches Archivgut militärischer Provenienz an die DDR. Darunter befand sich zur allgemeinen Überraschung auch ein völlig ungeordneter und sehr umfangreicher Bestand Unterlagen des Hauptamtes Kriegsschiffbau und dazu auch ca. 1500 Akten des Konstruktionsdepartements. In den Monaten Januar bis Mai 1989 wurde im Militärarchiv der DDR in Potsdam durch eine zeitweilige Arbeitsgruppe eine einfache Erschließung dieser Unterlagen durchgeführt .
Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gelangten die Bestände des Militärarchivs der DDR in das Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg. Die darunter befindlichen Akten des Konstruktionsdepartements wurden in den Bestand RM 3 integriert.
Bei der Ordnung des vorliegenden Bestandes konnte nicht auf einen Aktenplan zurückgegriffen werden, da bis heute ein solcher nicht aufzufinden war. Soweit sinnvoll wurde sich an der Ordnung des Geschäftsverteilungsplans orientiert, nach welchem in den 60er Jahren der "Tambach-Bestand"" des Konstruktionsdepartements durch das Militärarchiv im Bundesarchiv gegliedert worden ist. Der Geschäftsverteilungsplan orientierte sich im Wesentlichen an bautechnischen Aspekten, d.h. nur technischen Teilbereichen von Schiffen bzw. Schiffsklassen. Der heutige schiffbaulich bzw. marinehistorisch interessierte Nutzer thematisiert meistens Schiffe bzw. Schiffsklassen. Aus diesem Grunde erfolgte die Ordnung nach Schiffsklassen gemäß Erich Gröner, fortgeführt von Dieter Jung und Erich Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, 8 Bde, München 1966ff und unterhalb dieser Ebene alphabetisch geordnet nach Schiffsnamen, denen zur besseren Orientierung die jeweiligen Projektnamen und das Jahr des Stapellaufes beigegeben wurde. Innerhalb der Schiffskapitel wurde eine Ordnung angestrebt, die sich am technischen Teil des Geschäftsverteilungsplanes orientierte.
Aufgrund der wechselvollen Geschichte des Bestandes weisen fast alle Akten zwei Altsignaturen auf. Für den "Tambach-Bestand" sind dies die kaiserlichen Registraturzeichen und die englische Signatur. Für den Bestand aus der UdSSR eine fünfstellige russische Nummer und eine Ma-Signatur des Militärarchivs der DDR. Es liegen vier Konkordanzen vor, die den Bestand nach den obigen Altsignaturen aufschlüsseln. Bei den englischen Signaturen ist fast ausschließlich nur die F-Nr. (Files-Nr.) angegeben, da PG-Nummern (pinched from the Germans) entweder nicht vergeben worden sind oder nicht mehr berücksichtigt werden konnten.
Die Erschließung baut auf den Vorarbeiten der 60er Jahre bzw. den Verzeichnungen des Militärarchivs der DDR auf. Diese entsprechen vielfach nicht dem zu erwartenden Standard. In vielen Fällen wurden Überprüfungen bzw. Neuverzeichnungen vorgenommen. Diese konnten jedoch wegen des dafür notwendigen großen Aufwandes nicht in der eigentlich wünschenswert gewesenen Breite durchgeführt werden.
Aktenserien aus der Frühphase der Schiffskonstruktion, d.h. vor 1889 sind bereits in den 70er und 80er Jahren durch den damaligen Bearbeiter geteilt und die ersten Bände gemäß dem Provenienzprinzip dem Bestand RM 1 Kaiserliche Admiralität zugeschlagen worden.
Die Konstruktionszeichnungen wurden durch eine Gruppe von freiwilligen Helfern erschlossen, die alle dem Arbeitskreis historischer Schiffbau e.V. angehörten, einem Arbeitskreis, der sich mit dem Schiffbau der Zeit von 1871 bis 1945 befaßt. Die Angehörigen dieser Gruppe (Norbert Schülzke, Wolfgang Bohlayer, Hans Meinhardt, Hans-Werner Sievers, Rudolf Evers, Richard Wagner) haben in ihrer Freizeit unentgeltlich das archivwürdige Planmaterial ausgewählt und unter archivfachlicher Leitung die notwendigen Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten geleistet.
Nach Auswahl des archivwürdigen Materials umfaßt der Bestand noch 10.500 Konstruktionszeichnungen aus der Zeit von 1875 bis 1918 (1929).
Nautisches Departement
Da kein Aktenplan aus dieser Zeit vorhanden ist, wurde eine Klassifikation entsprechend der Verzeichnung vorgenommen. Die alten Aktentitel wurden weitgehend übernommen bzw. präzisiert und durch Enthält-Vermerke ergänzt.
Nachrichtenbüro
Die Erschließung gibt in der Regel lediglich die Aktentitel und die Laufzeiten der einzelnen Bände an. Bei Benutzung des Findbuches ist daher zu berücksichtigen, daß die Akten oftmals noch wichtige Informationen enthalten, auf die bei der Verzeichnung leider nicht hingewiesen werden konnte. Die Ordnung des Aktenbestandes wurde in Anlehnung an die Geschäftsverteilungspläne versucht; ein seinerzeit gültiger Aktenplan war bis heute leider nicht zu ermitteln.
Bestandsbeschreibung
RM 3 insgesamt
Mit Ausnahme des Waffendepartements, der Medizinalabteilung, des Justiziariats und des Zentralnachweisbüros der Marine sind Akten aller übrigen Organisationseinheiten in diesem Bestand überliefert. Von besonderer Bedeutung sind aus der Zentralabteilung die Handakten des Staatssekretärs über die Entwicklung der Marine und die Vorarbeiten zu den Flottengesetzen. Ein wichtiger Teil der ehemaligen Handakten befindet sich außerdem im Nachlass des Staatssekretärs Tirpitz. Die überlieferten Akten aus der Zentralabteilung enthalten Unterlagen über Protokollfragen, Stapelläufe, Ordensverleihungen und zentrale Organisationsangelegenheiten sowie Reichstagsmaterial und eine vollständige Serie der "Allerhöchsten Kabinettsordres" für die Marine von 1889 bis 1918. Gut überliefert ist die Tätigkeit des Allgemeinen Marinedepartements über Angelegenheiten der Organisation und des Dienstbetriebes der Schiffe und Marineteile, Personal- und Ersatzangelegenheiten, Fragen der Ausbildung im Waffendienst, Uniformierung, Organisation des Bildungswesens, Justizverwaltung, Versorgungsangelegenheiten , militärische Fragen der Schiffskonstruktion sowie Seerecht. Die Akten des Konstruktionsdepartements bieten eine Quelle von erheblicher Bedeutung für die Marine- und Technikgeschichte. Dazu gehören Bauakten für alle schweren und mittleren Kampfschiffe, die bis 1914 fertiggestellt wurden, sowie ca. 10.000 Konstruktionspläne und andere technische Zeichnungen für Schiffe und Boote. Darüber hinaus sind auch überliefert wissenschaftliche Forschungsergebnisse über Festigkeitsfragen, Materialentwicklung, Schleppversuche und allgemeine Baubestimmungen. Die Akten der Etatabteilung dokumentieren vollständig die Entwicklung des Marinehaushaltes, insbesondere die Finanzierung der Flottenbauprogramme. Hier finden sich auch Etats- und Verwaltungsakten zum Aufbau des deutschen Schutzgebietes Kiautschou sowie über Pensions- und Rentenangelegenheiten von Offizieren, Mannschaften und Beamten. Gut überliefert sind auch die Akten des Verwaltungsdepartements, die überwiegend Verpflegungs-, Bekleidung- und Unterkunftsangelegenheiten der Marine dokumentieren.
Hervorzuheben sind die Akten über zahlreiche Stiftungen, bei denen das Reichsmarineamt federführend war. Im Zusammenhang mit der Zuständigkeit für Verpflegung und Bekleidung entstanden umfangreiche Aktenserien über die Versorgung der deutschen Bevölkerung während des Krieges. Die überlieferten Akten des Nachrichtenbüros enthalten Unterlagen über die wirtschaftliche Lage Deutschlands sowie die Entwicklung von Schifffahrt, Seeverkehr und Flotteninteressen, Zensurmaßnahmen, Sammlung und Abgabe von Kriegsnachrichten sowie Auslandspropaganda. Eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsausschnitten ist ebenfalls enthalten. Erwähnenswert sind weiter die Korrespondenzserien über Vereinsangelegenheiten, besonders den Deutschen Flottenverein. Vom Nautischen Departement liegen Akten über Seezeichen- und Küstensignalangelegenheiten, Besteckauszüge, Reiseberichte und Expeditionen vor. Von dem für die Ausrüstung und Instandhaltung von Schiffen, Werften und Fahrzeugen zuständigen Werftdepartement ist nur ein geringfügiger Aktenrest über U-Bootangelegenheiten, vereinzelt auch Torpedoangelegenheiten erhalten geblieben. Die für die Bearbeitung des U-Bootwesens zuständigen Abteilungen und Dezernate des Werftdepartements wurden 1917 zum U-Boot-Amt verselbständigt. In den während der kurzen Zeit seines Bestehens entstandenen Unterlagen spiegeln sich die Maßnahmen zur Förderung des U-Bootbaues, insbesondere der materiellen Bereitstellung während der Endphase des 1. Weltkrieges wieder. Erwähnenswert ist hier noch Material über die planmäßige technische Auswertung von Kriegstagebüchern der U-Boote.
Im einzelnen:
Zentralabteilung
Da bei der Zentralabteilung, als Büro des Staatssekretärs, alle wichtigen und geheimen Angelegenheiten bearbeitet wurden, sind auch insbesondere Akten über Planung und Durchführung der Flottengesetze, den Aufbau und die Organisation der Marine und militärpolitische Angelegenheiten dokumentiert. Neben einer vollständigen Sammlung der "Allerhöchsten Kabinettsordres" für die Marine von 1890 bis 1918 liegt auch der Schriftwechsel mit deutschen und ausländischen Marineattachés sowie den offiziellen Beobachtern auf fremden Kriegsschauplätzen vor. Weitere Akten enthalten Material über allgemeine deutsche Schifffahrtsinteressen und den Schutz deutscher Reichsangehöriger in fremden Staaten durch Entsendung von Kriegsschiffen.
Handakten
Die hier vorliegenden Handakten dienten der Ergänzung von Unterlagen der entsprechenden Abteilung und zur eigenen unmittelbaren Information (z.B. Übersichten, Statistiken, Schriftwechsel, Vorschriften, persönliche Aufzeichnungen etc.). Darüber hinaus spiegeln sie auch geschichtliche und politische Entscheidungen und Entwicklungen in den jeweiligen Zeiträumen wider (Zeitungsausschnittsammlungen).
Allgemeines Marine-Departement
In der Überlieferung des Allgemeinen Marinedepartementes spiegelt sich besonders die dem Reichsmarineamt zugewiesene Aufgabe, die Seeinteressen des Reiches wahrzunehmen, wider. Hier findet man Unterlagen über die Indiensthaltung von Schiffen und ihre Entsendung in fremde Seegebiete, Aufnahme ziviler Passagiere, Anforderung von Kriegsschiffen durch andere Reichsbehörden und die Einrichtung von deutschen Kohlestationen in Afrika und in der Südsee. Eng damit verbunden ist die Überlieferung zu see- und völkerrechtlichen Angelegenheiten mit Akten über Friedens- und Seerechtskonferenzen, Seeräuberei und Internierung von Zivilpersonen. Einen breiten Raum nehmen die militärpolitischen Angelegenheiten ein. So sind Unterlagen erhalten über die militärischen Verwicklungen fremder Mächte (China, Japan, Türkei, Balkanstaaten) und die Unterstützung verschiedener Länder. Zahlreiche Akten dokumentieren die Vorgänge des Boxeraufstandes in China. Auch die Verwaltung, Entwicklung und Wirtschaft des Pachtgebietes Kiautschou ist an Hand der vorhandenen Akten gut zu erkennen. Innenpolitische Fragen betreffen Akten über Spionage, Sabotage, Sozialdemokratie, Arbeiter- ‧und Soldatenräte und die Einrichtung von Arbeiterausschüssen auf den Kaiserlichen Werften. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges gewannen die Fragen der Rüstung immer stärkere Bedeutung. Dazu sind Unterlagen vorhanden über die Organisation der Kriegswirtschaft, den Vaterländischen Hilfsdienst und die Bereitstellung von Arbeitskräften für die Rüstungsindustrie. Von technikgeschichtlichem Interesse sind Akten über Erfindungen und Patente, die Entwicklung der Funkentelegraphie,vereinzelt auch über Fliegerei, Luftschiffahrt und Kraftfahrt. Beobachtet wurden die Möglichkeiten des Seetransportes sowie Bau und Betrieb von Kanälen. Vielseitig sind die Unterlagen über "militärische Nebeninteressen der Marine". Sie dokumentieren Auswanderung und Kolonisation, Unterstützung wissenschaftlicher Expeditionen, Bau und Förderung Technischer Hochschulen. Gut überliefert sind auch Unterlagen über die Organisation der Marine, deren Entwicklung, den Dienstbetrieb einzelner Kommandobehörden, die Organisation des Bildungswesens sowie die Etatwirtschaft der Kaiserlichen Marine und Personalangelegenheiten der Mannschaften und Offiziere.
Erläuterungen zum Inhalt der Punkte "Ausland" und "Schutzgebiet Kiautschou" (Punkte VI. l. bzw. VI.2.):
Im Punkt VI. 1. "Ausland insgesamt" sind die Akten über Unruhen und Vorgänge in China (Chinesische Wirren, Boxeraufstand) sowie über Aufgaben und Wirken des Ostasiatischen Expeditionskorps eingeordnet worden. Die Akten, die das Schutzgebiet Kiautschou betreffen, sind unter Punkt VI. 2.a) "Schutzgebiet Kiautschou" zu finden. Für das Schutzgebiet Kiautschou wurde ein eigenständiger Abschnitt gewählt, da zum Einen eine große Anzahl von Akten vorhanden sind, für die Angelegenheiten des Schuzgebietes eine Abteilung im Allgemeinen Marinedepartement speziell verantwortlich war und andererseits die Ereignisse in China 1900/1901 und das Wirken des Ostasiatischen Expeditionskorps von den Angelegenheiten des Schutzgebietes Kiautschou zu trennen sind.
Zum Hintergrund: Im März 1898 verpachtete China durch Vertrag das Kiautschou-Gebiet auf 99 Jahre an Deutschland. Das Schutzgebiet sollte durch Privatleute schnell wirtschaftlich erschlossen und bebaut werden. Hafen- und Wasserleitungsbauten wurden sofort ernstlich betrieben. Hauptort des deutschen Pachtgebietes Kiautschou, in der chinesischen Provinz Schantung, war Tsingtau. Die Verwaltung des Pachtgebietes wurde der Kaiserlichen Marineverwaltung unterstellt.
Im Jahr 1900 kam es zu Unruhen in China, hervorgerufen durch die Boxerbewegung, die im Juni 1900 den deutschen Gesandten in Peking ermordete. Dies löste eine bewaffnete Intervention der Großmächte unter deutscher Leitung aus. Zur Abwehr der Bewegung sandte Deutschland das Ostasiatische Expeditionskorps nach China. Von den Boxerunruhen wurde Kiautschou insofern berührt, als der im Mai 1899 zum Gouverneur von Schantung ernannte Mandschu Pu hsien ein Hauptorganisatior der "Faust des Patriotismus und des Friedens" war. Er wurde Anfang 1900 durch Puanschikai ersetzt. Mit ihm schloß die Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft im März 1900 einen Vertrag, der den Fortgang des Bahnbaus bis Ende Juni ermöglichte. Im Juli 1900 kam es aber zu Unruhen, die eine Abordnung von 50 Seesoldaten und der Chinesenkompanie nach Tsimo veranlaßte. Anfang Oktober übernahmen deutsche Truppen den Schutz des Bahnbaus, chinesische den der Bergwerke. Nur in Kaumi kam es zu Kämpfen zwischen Deutschen und Boxern. Seitdem haben sich Kiautschou als Handelsplatz und Tsingtau als Hafen und Seebad stetig entwickelt. Nach Niederschlagung des Aufstandes wurde das Expeditionskorps aufgelöst und nach Deutschland zurückgeschickt. Ein in Ostasien zurückgebliebener Teil des Expeditionskorps bildete die Grundlage der zur Neubildung einer Ostasiatischen Besatzungsbrigade notwendigen Besatzung. 1906 wurde auch die Ostasiatische Besatzungsbrigade aufgelöst und der größte Teil der Truppen kehrte nach Deutschland zurück. Der in Ostasien verbliebene Teil der aufzulösenden Besatzungsbrigade wurde zum Ostasiatischen Detachement umgebildet,welches dann 1910 ebenfalls aufgelöst wurde. In den Ranglisten der Königlich Preußischen Armee spiegelt sich die Aufstellung und Umbenennung des Ostasiatischen Expeditionskorps wie folgt wider:
1901Aufstellung des Ostasiatischen Expedtionskorps
1902Auflösung des Ostasiatischen Expeditionskorps und Neugliederung zur
Ostasiatischen Besatzungsbrigade
1906Auflösung der Ostasiatischen Besatzungsbrigade,
der in Ostasien verbleibende Teil der aufzulösenden Brigade wird umstrukturiert zum Ostasiatischen Detachement
1910Auflösung des Ostasiatischen Detachements (18)
Verwaltungs-Departement
Das Schriftgut des Verwaltungsdepartements macht die innere Geschichte des Reiches mit einem Schwerpunkt bei der Organisation der Kriegswirtschaft von 1914 bis 1918 sichtbar.
Es befinden sich darunter Reichstagsdrucksachen, Vorlagen für den Bundesrat, Akten über kirchliche Angelegenheiten, über die wirtschaftliche Sicherung Deutschlands im Krieg, Kriegsausschuß der deutschen Industrie, Sicherung der Ernährung im Kriege, Preiskontrollen, Bekämpfung des Schleichhandels, Tätigkeit von Kriegsrohstoffgesellschaften und der Reichsbekleidungsstelle, Einführung der Metall- und Stahlbewirtschaftung und Überführung der Kriegswirtschaft in den Friedenszustand.
Die Akten des Verwaltungsdepartements sind insgesamt gut überliefert und spiegeln folgende Tätigkeiten wider:
-
allgemeine und Geschäftsordnungsangelegenheiten: Geschäftsbetrieb im Reichsmarineamt, Reichstagsangelegenheiten
-
Personalangelegenheiten: die Versorgung, Unterstützung und Gebührnisangelegenheiten des Militärpersonals und der Beamten
-
Verwaltungsangelegenheiten: Bekleidungsvorschriften und -bestimmungen, Ausrüstung mit Bekleidungsgegenständen, Angelegenheiten der Bekleidungsämter, Rohstoffbeschaffung für die Mannschaftsbekleidung, Bildungswesen, Angelegenheiten der Intendanturen, Seelsorge und Garnisonschulwesen, verschiedene Ausgaben beim Betrieb der Flotte, Kassen- und Rechnungswesen, Bestimmungen, Vorschriften zu Verpflegungsangelegenheiten, Beschaffung von Lebensmitteln und Wirtschaftsgeräten, Verpflegung der Personen an Bord und Land, Prisen aus aufgebrachten Schiffen
-
Unterkunftsangelegenheiten: Garnisonverwaltungsangelegenheiten, Dienst- und Mietwohnungen, marinefiskalische Grundstücke, Garnisonbauwesen, Kasernenbauten.
Von der Etatsabteilung, die zwischen 1905 und 1914 zum Verwaltungsdepartement gehörte, gibt es Akten über den Etat der Kaiserlichen Marine sowie Denkschriften und Gesetzentwürfe des Reichstages, siehe B V (Aktenüberlieferung S. 172 - 177)
Konstruktions-Departement
Abgesehen von Unterlagen zum inneren Dienstbetrieb hat der vorliegende Bestand durch den Zugang der Akten aus der UdSSR nahezu eine Komplettierung erfahren. Zur Mehrzahl der deutschen Kriegsschiffbauten bzw. Schiffsklassen sowie den baulichen Teilaspekten stehen nun Unterlagen zur Verfügung. Neben den Akten zu Inbaugabe, Bau, Finanzierung und den technischen Aspekten liegen umfangreiche Bauvorschriften und Bedienanleitungen vor, die in vielen Fällen noch durch bisher unbekanntes Bildmaterial zu Bau und Einrichtung der Schiffe ergänzt werden. Über Planung und Bau der einzelnen Schiffe hinaus spiegelt sich in den Unterlagen die konstruktive Entwicklung sowie interne Diskussion über Form und Ausstattung des deutschen Flottenbaus. Der Wert der Unterlagen geht über reine Schiffsgeschichte hinaus und liefert interessante Beiträge zur Industriegeschichte des Kaiserreiches sowie zum Verhältnis Militär und Rüstungsindustrie sowohl in der Aufbauphase der deutschen Flotte als auch während Ihrer Abwicklung nach 1918.
Besonders im Bereich der kleineren Fahrzeuge liegen jetzt ergänzende Informationen zu Schiffen vor, die bisher praktisch unbekannt waren. Ebenso dürften einige Akten zum Flug- und Luftschiffwesen im Seekrieg sowie Projekte zum Flugzeugeinsatz auf Schiffen und U-Booten interessant sein. Neben dem eigentlichen Schiffbau liegt im Bestand auch Plan und Bildmaterial zu den verschiedenen Werften vor, die Einblicke in deren Geschichte und Ausstattung sowie die Arbeitswelt der Werftarbeiter ermöglichen.
Ein umfangreicher Teilbestand befaßt sich mit dem internationalen Flottenbau sowie den Marinen fremder Staaten vor und im 1. Weltkrieg. Flotten- und Schiffstypenbeschreibungen, Reiseberichte und Fotosammlungen dokumentieren die Flottenentwicklung in der Welt bis in den 1. Weltkrieg hinein. In diesen Unterlagen finden sich ebenfalls Berichte zu Ereignissen und Entwicklungen der Kriege vor 1914, deren Erfahrungen zur Nutzbarmachung für den eigenen Kriegsschiffbau ausgewertet worden sind.
Ca. 50 Akten zu Gefechtseinwirkungen und Seegefechten ergänzen nicht zuletzt durch ihr Bildmaterial die Überlieferung zum Seekrieg 1914-1918. Zahlreiche unmittelbar nach den Gefechten angefertigte Aufnahmen zeigen die Folgen der Kämpfe bzw. illustrieren die Reparaturmaßnahmen auf deutschen Werften, in Österreich und der Türkei. Vergleichende Unterlagen zwischen eigenen und gegnerischen Kampfschiffen aktualisieren den Stand der rüstungstechnischen Entwicklung bis in die späten Kriegsjahre.
Der Bestand enthält zudem eine große Menge Konstruktionszeichnungen von Schiffen der Kaiserlichen Marine aus dem Konstruktions-Departement des Reichsmarineamtes.
Nautisches Departement
Vom Nautischen Departement sind etwa 400 Akteneinheiten aus dem Zeitraum (1842 - 1888) 1889 - 1919 vorhanden. Die Überlieferung ist nicht vollständig, so sind z. B. bei Bandbildungen einige Jahre nicht dokumentiert.
Nachrichtenbüro
Vom Nachrichtenbüro sind etwa 850 Bände überliefert. Diese enthalten Angaben über die wirtschaftliche Lage Deutschlands sowie über die Entwicklung von Schiffahrt, Seeverkehr und Flotteninteressen. Den Hauptteil bilden Presseakten, die Einblick in die vielfältige und planmäßige Steuerung dieses Mediums sowie die Zensurmaßnahmen während des Krieges bieten. Zusätzlich befinden sich noch 124 Aktenbände der Presseabteilung (P) beim Bestand Admiralstab der Marine (vgl. RM 5/3720-3844).
Werftdepartement
Von dem seit 1905 so bezeichneten Werftdepartement des Reichsmarineamtes (vorher Technisches Departement) ist nur ein ganz geringfügiger Aktenrest von knapp 190 Bänden vorwiegend über U-Bootsangelegenheiten, vereinzelt auch Torpedoangelegenheiten, erhalten geblieben.
Die Mehrzahl der Bände stammt aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Ein Teil der Akten des Werftdepartements ist vom neu gegründeten U-Bootamt fortgeführt worden und befindet sich bei diesem Bestand.
U-Boot-Amt
In den Unterlagen des U-Boot-Amtes spiegeln sich die Maßnahmen zur Förderung des U-Bootbaues, insbesondere der materiellen Bereitstellung während der Endphase des Ersten Weltkrieges wider. Erwähnenswert ist Material über die planmäßige technische Auswertung von Kriegstagebüchern der U-Boote.
Während die Akten des U-Boot-Amtes und der unterstellten Inspektion des Unterseebootwesens (Bestand RM 27 XII) vergleichsweise gut überliefert sind, gibt es vom Werftdepartement, zu dessen Ressort die Wahrnehmung der U-Bootsangelegenheiten bis zur Errichtung des neuen Departements gehörten, und dessen Akten fortgeführt wurden, nur einen ganz geringfügigen Aktenrest.
Zitierweise
BArch RM 3/...