Generalkommando des Marinekorps der Kaiserlichen Marine (Marinekorps Flandern)

Identifier
RM 120
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1914 - 31 Dec 1918
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

529 Aufbewahrungseinheiten

26,0 laufende Meter

Creator(s)

Biographical History

Geschichte des Bestandsbildners

Das Marinekorps Flandern ging aus der Mobilen Marine-Division hervor, die am 29.8.1914 durch Allerhöchste Kabinettsordre gegründet wurde. Die Formation, die der Heeresleitung unterstand, sollte Teile des mobilen Feldheeres ablösen, die Belgien besetzt hielten. Das Divisionskommando übernahm Admiral Ludwig von Schröder (1854-1933). Die Formation setzte sich zunächst zusammen aus:

· der Matrosenbrigade mit drei Abteilungen,

· der Matrosenartilleriebrigade mit der XV., XVI. und XVII. Matrosenartillerieabteilung,

· der Marineinfanteriebrigade, die aus dem 1. Marineinfanterieregiment mit dem I., V. und VIII. Seebataillon und dem 2. Marineinfanterieregiment mit dem II., IV., VI. und VII. Seebataillon bestand.

Ergänzt wurden diese Einheiten durch eine Flottenstammdivision, die sich aus zwei Kompanien zusammensetzte. Die Flottenstammdivision wurde allerdings bereits im September 1914 wieder aufgelöst. Der Mobilen Marine-Division gehörten außerdem die Marinefeldlazarette I bis IV und einige Armee-Einheiten an.

Die ersten Einheiten der Marine-Division trafen Anfang September 1914 in Belgien ein, bis Mitte des Monats war die Division vollständig ausgerückt. Der Stab trat unter Admiral von Schröder in Brüssel zusammen. Am 7. September wurde die Division dem Armeeoberkommando VII zugeteilt und beteiligte sich an den Kämpfen um Antwerpen. Nach der Einnahme Antwerpens hielt die Marine-Division die Stadt bis zum 21.10.1914 besetzt; Admiral von Schröder nahm in dieser Zeit auch die Funktion des Gouverneurs von Antwerpen wahr. Anschließend wurde die Marine-Division an die flandrische Küste verlegt und dem Armeeoberkommando IV unterstellt.

Die flandrische Küste hatte für Deutschland einen hohen strategischen Wert und sollte unbedingt gehalten werden:

„Hiermit war eine Basis am Kanal für die Offensivunternehmungen zur See gegen die nahe englische Küste gewonnen; es war aber klar, daß England versuchen würde, sie uns mit allen Mitteln wieder zu entreißen. Es wurde deshalb notwendig, sofort eine starke Verteidigung nach See und Land einzurichten. Es galt ferner das Gebiet als wirkliche Basis mit den erforderlichen Mitteln baldigst einzurichten. Dazu war eine starke Personalvermehrung nötig."

Mitte Oktober 1914 wurde beschlossen, zusätzlich 20.000 Mann aus den deutschen Marinefestungen nach Flandern zu verlegen. Durch Allerhöchste Kabinettsordre vom 8.11.1914 wurde die Mobile Marine-Division zum Marinekorps Flandern erweitert. Ludwig von Schröder avancierte zum kommandierenden Admiral des Marinekorps, der unmittelbar dem Kaiser unterstellt war. Das Stabsquartier des Generalkommandos hatte seinen Sitz in Brügge, wo es bis zum Beginn des Rückzugs am 16.10.1918 verblieb.

Dem Marinekorps unterstanden anfangs zwei Marinedivisionen. Die I. Marinedivision setzte sich zusammen aus:

· der 1. Marinebrigade mit dem 1. Matrosenregiment und dem 1. Matrosenartillerieregiment sowie

· der 2. Marinebrigade mit dem 2. Matrosenregiment und dem 2. Matrosenartillerieregiment.

Vorübergehend waren der I. Marinedivision auch unterstellt:

· die 1. und 2. Landwehr-Feldartillerieabteilung des X. Armeekorps,

· das Marine-Feldartillerieregiment,

· das 1. Küstenbataillon,

· das 1. Marinepionierbataillon,

· die Marine-Fernsprechabteilung und

· das Landsturm-Infanteriebataillon „Marburg".

Die II. Marinedivision bestand anfangs aus:

· der 3. Marinebrigade mit dem 3. Marineinfanterieregiment und dem 3. Matrosenregiment,

· der 4. Marinebrigade mit dem 4. und 5. Matrosenregiment sowie der

· Marineinfanteriebrigade mit dem 1. und 2. Marineinfanterieregiment.

Zeitweise waren der II. Marinedivision auch unterstellt:

· das Küstenbataillon,

· die Kampfgruppe Schweres Flachfeuer,

· das Landwehr-Feldartillerieregiment 258,

· das 2. Marinepionierbataillon und

· die Divisionsfernsprechabteilung 292.

Neben den beiden Divisionen gehörten dem Marinekorps verschiedene Nebenformationen ein, mit denen es eine Kopfstärke von 60.000 bis 70.000 Mann erreichte.

Dem Marinekorps kamen zusammengefasst folgende Aufgaben zu:

„Das ‚Marinekorps" hält die mit einer Reihe von Batterien armierte belgische Küste besetzt, beteiligt sich am Kampfe der Landfront inmitten der Truppen des Heeres, stellt den Grenzschutz gegen Holland, Bewachungs- und Ordnungsmannschaften in dem ganzen dem Marinekorps zugewiesenen Gebiet sowie notwendiges seemännisches Personal für andere Orte in Belgien; schließlich arbeitet es an dem Ausbau der in seinem Gebiet vorhandenen für die offensive Seekriegführung wichtigen Anlagen."

Die beiden Divisionen des Marinekorps teilten sich die Aufgaben. Die I. Marinedivision hatte die belgische Küste bis hin zur niederländischen Grenze zu sichern. In ihrem Bereich lagen die Hafenkommandantur Antwerpen sowie die Kommandanturen in Ostende, Zeebrügge, De Haan, Blankenberghe, Knocke, Heyst, Westkapelle, Stalhille, Wenduine und zeitweise Raversyde. Der II. Marinedivision fiel die Aufgabe zu, den rechten Flügel des Landheeres von Schoorbake bis zur Küste zu decken. Ihr unterstanden die Kommandanturen Gistelles, Leffingen, Middelkerke, Slype, Oudenburg, Zaadvoorde, Zevekote, St. Pietres-Kapelle und Snaakskerke.

Im Juni 1917 wurden die Landstreitkräfte des Marinekorps umformiert und um eine dritte Division ergänzt. Die III. Marinedivision setzte sich zusammen aus:

· der bisher zur II. Marinedivision gehörenden Marineinfanteriebrigade mit den Marineinfanterieregimentern 1, 2 und 3 zu je drei Bataillonen,

· dem Feldartillerieregiment 9,

· dem Pionierbataillon 115,

· der Divisionsfernsprechabteilung sowie

· den Kommandanturen Oudenburg, Zandvoorde, Middelkerke, Raversyde und Steene.

Die Verwendung der III. Marinedivision blieb der Obersten Heeresleitung vorbehalten. Die Aufstellung der III. Marinedivision ging mit folgenden Umgliederungen in der II. Marinedivision einher:

· die 3. Marinebrigade gab das 3. Marineinfanterieregiment an die Marineinfanteriebrigade ab;

· die 3. Marinebrigade wurde durch das 4. und 5. Matrosenregiment der 4. Marine-Brigade ergänzt;

· die 4. Marineinfanteriebrigade wurde aufgelöst;

· die Marineinfanteriebrigade, bestehend aus dem 1., 2. und 3. Marineinfanterieregiment schied aus der II. Division aus und trat zur III. Division.

Charakteristisch für das Marinekorps war die Bündelung verschiedener Truppengattungen, die von Infanterie und Artillerie über Seestreitkräfte - einschließlich U-Boote - bis hin zu einer eigenen Marinefliegerabteilung reichten. Die Seestreitkräfte des Marinekorps bestanden Ende 1917 aus:

· drei Torpedobootflottillen,

· einer Motorbootdivision, die dem Führer der Torpedobootflottille unterstand,

· zwei U-Boot-Flottillen sowie

· dem Kommando des Minen- und Sperrwesens, dem eine Minensuch-Halbflottille, eine Motorbootabwehrtruppe, eine Bootsabteilung und eine Wassertransportabteilung unterstanden.

Dem Kommando des Minen- und Sperrwesens unterstanden außerdem eine Minenwerkstatt und eine Minenkompanie in Brügge, eine Hafenkompanie in Ostende sowie die Hafenkapitäne in Brügge, Zeebrügge und Ostende.

Die Luftstreitkräfte setzten sich unter dem Kommando des Luftfahrwesens aus den Seefliegern, den Küstenfliegern, den Artilleriefliegern und der Fesselballonabteilung zusammen. Zur Luftabwehr unterhielt das Marinekorps ein Flak-Regiment.

Während der Stationierung in Flandern errichtete das Marinekorps 25 Küstenbatterien schweren und mittleren Kalibers, die die Matrosenartillerieregimenter 1 und 2 der I. Marinedivision besetzten. Vervollständigt wurde der Küstenschutz durch Strandbestreichungsbatterien und Leuchtkanonen. In Brügge, Antwerpen, Ostende und Gent baute das Marinekorps bestehende Werkstätten zu Kriegswerften aus und unterstellte sie einem Oberwerftdirektor in Brügge. In Brügge errichtete das Generalkommando auch ein zentrales Artillerie- und Munitionsdepot und siedelte dort das Kommando für Torpedo- und Minenwesen an. Ostende und Zeebrügge entwickelten sich zu Stützpunkten für Torpedo- und U-Boote.

Einheiten des Marinekorps nahmen an den Kämpfen an der Westfront teil. Sie wurden in der Schlacht an der Somme, in den Schlachten bei Arras sowie in den Endkämpfen an den Siegfried-, Hermann- und Hindenburgstellungen eingesetzt. Zur See unternahm das Marinekorps - neben der Aufgabe der Küstenverteidigung - Operationen gegen englische Streitkräfte, legte eigene und räumte feindliche Minen- und Netzsperren und führte Handelskrieg.

Auf Befehl der Obersten Heeresleitung leitete das Marinekorps am 15.10.1918 den Rückzug aus Flandern ein. Die Formation wurde am 31.1.1919 aufgelöst und bis zum 4.3.1919 abgewickelt. Das letzte Hauptquartier vor der Demobilisierung bezog das Korps im westfälischen Ahaus. Die III. Division, die bei den Truppen an der Somme stand, führte den Rückmarsch selbstständig durch und löste sich in Kiel bzw. Wilhelmshaven auf.

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Das Marinekorps Flandern ging aus der Mobilen Marine-Division hervor, die am 29.8.1914 durch Allerhöchste Kabinettsordre gegründet wurde. Die Formation, die der Heeresleitung unterstand, sollte Teile des mobilen Feldheeres ablösen, die Belgien besetzt hielten. Das Divisionskommando übernahm Admiral Ludwig von Schröder (1854-1933). Die Formation setzte sich zunächst zusammen aus:

·der Matrosenbrigade mit drei Abteilungen,

·der Matrosenartilleriebrigade mit der XV., XVI. und XVII. Matrosenartillerieabteilung,

·der Marineinfanteriebrigade, die aus dem 1. Marineinfanterieregiment mit dem I., V. und VIII. Seebataillon und dem 2. Marineinfanterieregiment mit dem II., IV., VI. und VII. Seebataillon bestand.

Ergänzt wurden diese Einheiten durch eine Flottenstammdivision, die sich aus zwei Kompanien zusammensetzte. Die Flottenstammdivision wurde allerdings bereits im September 1914 wieder aufgelöst. Der Mobilen Marine-Division gehörten außerdem die Marinefeldlazarette I bis IV und einige Armee-Einheiten an.

Die ersten Einheiten der Marine-Division trafen Anfang September 1914 in Belgien ein, bis Mitte des Monats war die Division vollständig ausgerückt. Der Stab trat unter Admiral von Schröder in Brüssel zusammen. Am 7. September wurde die Division dem Armeeoberkommando VII zugeteilt und beteiligte sich an den Kämpfen um Antwerpen. Nach der Einnahme Antwerpens hielt die Marine-Division die Stadt bis zum 21.10.1914 besetzt; Admiral von Schröder nahm in dieser Zeit auch die Funktion des Gouverneurs von Antwerpen wahr. Anschließend wurde die Marine-Division an die flandrische Küste verlegt und dem Armeeoberkommando IV unterstellt.

Die flandrische Küste hatte für Deutschland einen hohen strategischen Wert und sollte unbedingt gehalten werden:

„Hiermit war eine Basis am Kanal für die Offensivunternehmungen zur See gegen die nahe englische Küste gewonnen; es war aber klar, daß England versuchen würde, sie uns mit allen Mitteln wieder zu entreißen. Es wurde deshalb notwendig, sofort eine starke Verteidigung nach See und Land einzurichten. Es galt ferner das Gebiet als wirkliche Basis mit den erforderlichen Mitteln baldigst einzurichten. Dazu war eine starke Personalvermehrung nötig."

Mitte Oktober 1914 wurde beschlossen, zusätzlich 20.000 Mann aus den deutschen Marinefestungen nach Flandern zu verlegen. Durch Allerhöchste Kabinettsordre vom 8.11.1914 wurde die Mobile Marine-Division zum Marinekorps Flandern erweitert. Ludwig von Schröder avancierte zum kommandierenden Admiral des Marinekorps, der unmittelbar dem Kaiser unterstellt war. Das Stabsquartier des Generalkommandos hatte seinen Sitz in Brügge, wo es bis zum Beginn des Rückzugs am 16.10.1918 verblieb.

Dem Marinekorps unterstanden anfangs zwei Marinedivisionen. Die I. Marinedivision setzte sich zusammen aus:

·der 1. Marinebrigade mit dem 1. Matrosenregiment und dem 1. Matrosenartillerieregiment sowie

·der 2. Marinebrigade mit dem 2. Matrosenregiment und dem 2. Matrosenartillerieregiment.

Vorübergehend waren der I. Marinedivision auch unterstellt:

·die 1. und 2. Landwehr-Feldartillerieabteilung des X. Armeekorps,

·das Marine-Feldartillerieregiment,

·das 1. Küstenbataillon,

·das 1. Marinepionierbataillon,

·die Marine-Fernsprechabteilung und

·das Landsturm-Infanteriebataillon „Marburg".

Die II. Marinedivision bestand anfangs aus:

·der 3. Marinebrigade mit dem 3. Marineinfanterieregiment und dem 3. Matrosenregiment,

·der 4. Marinebrigade mit dem 4. und 5. Matrosenregiment sowie der

·Marineinfanteriebrigade mit dem 1. und 2. Marineinfanterieregiment.

Zeitweise waren der II. Marinedivision auch unterstellt:

·das Küstenbataillon,

·die Kampfgruppe Schweres Flachfeuer,

·das Landwehr-Feldartillerieregiment 258,

·das 2. Marinepionierbataillon und

·die Divisionsfernsprechabteilung 292.

Neben den beiden Divisionen gehörten dem Marinekorps verschiedene Nebenformationen ein, mit denen es eine Kopfstärke von 60.000 bis 70.000 Mann erreichte.

Dem Marinekorps kamen zusammengefasst folgende Aufgaben zu:

„Das ‚Marinekorps" hält die mit einer Reihe von Batterien armierte belgische Küste besetzt, beteiligt sich am Kampfe der Landfront inmitten der Truppen des Heeres, stellt den Grenzschutz gegen Holland, Bewachungs- und Ordnungsmannschaften in dem ganzen dem Marinekorps zugewiesenen Gebiet sowie notwendiges seemännisches Personal für andere Orte in Belgien; schließlich arbeitet es an dem Ausbau der in seinem Gebiet vorhandenen für die offensive Seekriegführung wichtigen Anlagen."

Die beiden Divisionen des Marinekorps teilten sich die Aufgaben. Die I. Marinedivision hatte die belgische Küste bis hin zur niederländischen Grenze zu sichern. In ihrem Bereich lagen die Hafenkommandantur Antwerpen sowie die Kommandanturen in Ostende, Zeebrügge, De Haan, Blankenberghe, Knocke, Heyst, Westkapelle, Stalhille, Wenduine und zeitweise Raversyde. Der II. Marinedivision fiel die Aufgabe zu, den rechten Flügel des Landheeres von Schoorbake bis zur Küste zu decken. Ihr unterstanden die Kommandanturen Gistelles, Leffingen, Middelkerke, Slype, Oudenburg, Zaadvoorde, Zevekote, St. Pietres-Kapelle und Snaakskerke.

Im Juni 1917 wurden die Landstreitkräfte des Marinekorps umformiert und um eine dritte Division ergänzt. Die III. Marinedivision setzte sich zusammen aus:

·der bisher zur II. Marinedivision gehörenden Marineinfanteriebrigade mit den Marineinfanterieregimentern 1, 2 und 3 zu je drei Bataillonen,

·dem Feldartillerieregiment 9,

·dem Pionierbataillon 115,

·der Divisionsfernsprechabteilung sowie

·den Kommandanturen Oudenburg, Zandvoorde, Middelkerke, Raversyde und Steene.

Die Verwendung der III. Marinedivision blieb der Obersten Heeresleitung vorbehalten. Die Aufstellung der III. Marinedivision ging mit folgenden Umgliederungen in der II. Marinedivision einher:

·die 3. Marinebrigade gab das 3. Marineinfanterieregiment an die Marineinfanteriebrigade ab;

·die 3. Marinebrigade wurde durch das 4. und 5. Matrosenregiment der 4. Marine-Brigade ergänzt;

·die 4. Marineinfanteriebrigade wurde aufgelöst;

·die Marineinfanteriebrigade, bestehend aus dem 1., 2. und 3. Marineinfanterieregiment schied aus der II. Division aus und trat zur III. Division.

Charakteristisch für das Marinekorps war die Bündelung verschiedener Truppengattungen, die von Infanterie und Artillerie über Seestreitkräfte - einschließlich U-Boote - bis hin zu einer eigenen Marinefliegerabteilung reichten. Die Seestreitkräfte des Marinekorps bestanden Ende 1917 aus:

·drei Torpedobootflottillen,

·einer Motorbootdivision, die dem Führer der Torpedobootflottille unterstand,

·zwei U-Boot-Flottillen sowie

·dem Kommando des Minen- und Sperrwesens, dem eine Minensuch-Halbflottille, eine Motorbootabwehrtruppe, eine Bootsabteilung und eine Wassertransportabteilung unterstanden.

Dem Kommando des Minen- und Sperrwesens unterstanden außerdem eine Minenwerkstatt und eine Minenkompanie in Brügge, eine Hafenkompanie in Ostende sowie die Hafenkapitäne in Brügge, Zeebrügge und Ostende.

Die Luftstreitkräfte setzten sich unter dem Kommando des Luftfahrwesens aus den Seefliegern, den Küstenfliegern, den Artilleriefliegern und der Fesselballonabteilung zusammen. Zur Luftabwehr unterhielt das Marinekorps ein Flak-Regiment.

Während der Stationierung in Flandern errichtete das Marinekorps 25 Küstenbatterien schweren und mittleren Kalibers, die die Matrosenartillerieregimenter 1 und 2 der I. Marinedivision besetzten. Vervollständigt wurde der Küstenschutz durch Strandbestreichungsbatterien und Leuchtkanonen. In Brügge, Antwerpen, Ostende und Gent baute das Marinekorps bestehende Werkstätten zu Kriegswerften aus und unterstellte sie einem Oberwerftdirektor in Brügge. In Brügge errichtete das Generalkommando auch ein zentrales Artillerie- und Munitionsdepot und siedelte dort das Kommando für Torpedo- und Minenwesen an. Ostende und Zeebrügge entwickelten sich zu Stützpunkten für Torpedo- und U-Boote.

Einheiten des Marinekorps nahmen an den Kämpfen an der Westfront teil. Sie wurden in der Schlacht an der Somme, in den Schlachten bei Arras sowie in den Endkämpfen an den Siegfried-, Hermann- und Hindenburgstellungen eingesetzt. Zur See unternahm das Marinekorps - neben der Aufgabe der Küstenverteidigung - Operationen gegen englische Streitkräfte, legte eigene und räumte feindliche Minen- und Netzsperren und führte Handelskrieg.

Auf Befehl der Obersten Heeresleitung leitete das Marinekorps am 15.10.1918 den Rückzug aus Flandern ein. Die Formation wurde am 31.1.1919 aufgelöst und bis zum 4.3.1919 abgewickelt. Das letzte Hauptquartier vor der Demobilisierung bezog das Korps im westfälischen Ahaus. Die III. Division, die bei den Truppen an der Somme stand, führte den Rückmarsch selbstständig durch und löste sich in Kiel bzw. Wilhelmshaven auf.

Bestandsbeschreibung

Der Bestand enthält Unterlagen zu sämtlichen Belangen des Marinekorps Flandern. Es sind Akten überliefert, die Auskunft über die Aufstellung und Entsendung der Mobilen Marine-Division und ihre Erweiterung zum Marinekorps geben. In etlichen Akten (vor allem unter den Klassifikationspunkten „Organisation" und „Personal") finden sich Kriegsgliederungen des Marinekorps und der zugehörigen Einheiten, aus denen sich Unterstellungsverhältnisse erschließen und strukturelle Veränderungen im Laufe des Kriegs nachvollziehen lassen. Die Akte RM 120/261 enthält die Geschäftsordnung des Generalkommandos des Marinekorps vom Juli 1918. Nicht enthalten sind jedoch Organisationsunterlagen wie Registratur- und Aktenpläne. Auch die Geschäftsordnung gibt keinen Aufschluss auf etwaige Prinzipien, nach denen die Aktenablage funktionierte.

Die Akten „Gerichts- und Disziplinarwesen", die sich ebenfalls unter dem Klassifikationspunkt „Personal" befinden, enthalten neben den Verfahren gegen Soldaten des Marinekorps auch Verfahren gegen Belgier. Hervorzuheben sind mehrere Todesurteile gegen belgische Einwohner, die der Bevölkerung durch Plakate bekannt gemacht wurden. Besonders hingewiesen sei auch auf die Akte RM 120/205 (Seelsorge), die Aufschluss über das Wesen und die Bedeutung der seelsorgerischen Tätigkeit im Krieg gibt.

Des weiteren enthält der bearbeitete Abschnitt des Bestandes die gesammelten Korpstagesbefehle sowie eine Sammlung Allerhöchster Kabinettsordres zwischen 1915 und 1918. Die - in der bearbeiteten Bestandsportion nur lückenhaft vorliegenden - Kriegstagebücher und Tätigkeitsberichte verschiedener Verbände und Einheiten des Marinekorps vermitteln gemeinsam mit den unter „Operationen" klassifizierten Akten ein umfassendes Bild von der kriegerischen Tätigkeit des Großverbandes, die sich durch die Koordination verschiedener Truppengattungen von Land- und Seestreitkräften bis hin zu Fliegerverbänden kennzeichnete. Zu den operativen Tätigkeiten des Marinekorps gehörten der Küstenschutz, das Legen eigener und das Räumen feindlicher Minen und Netzsperren, Unternehmungen gegen feindliche Streitkräfte, Aufklärungstätigkeiten sowie die Beteiligung am Handelskrieg. Die meisten der operativen Akten beziehen sich auf die Kriegführung zur See, insbesondere die Beteiligung am U-Boot-Krieg ist gut belegt.

Der Bestand enthält auch Akten zu den nachrichtendienstlichen Aktivitäten des Marinekorps, einschließlich der Spionagetätigkeit. In diesen finden sich sowohl Agentenmeldungen als auch Maßnahmen zur Abwehr feindlicher Spionage. Hinzu kommen grundlegende Einschätzungen der wirtschaftlichen, politischen und militärischen Lage in den Feindstaaten. Mehrere Akteneinheiten widmen sich der Beobachtung der neutralen Niederlande.

Weitere Teile des Bestandes beziehen sich auf Fragen der Kommunikation (Telegrafie-, Feldpost und Fernsprechwesen) und des Signalwesens sowie auf das Sanitäts- und Veterinärwesen des Marinekorps. Im Bestand sind auch Akten zu Fragen der Bekleidung, der Ausrüstung und des Materials überliefert, sowie zu den Büchern und Karten, die dem Marinekorps zur Verfügung standen. Aus den Akten des Klassifikationspunktes „Sonstiges" sind diejenigen hervorzuheben, die Besuche von Fürsten und deutschen sowie ausländischen Offizieren zum Gegenstand haben. Sie geben Hinweise auf das Selbstverständnis des Marinekorps und seine Darstellung gegenüber anderen Stellen und in der Öffentlichkeit.

Zitierweise

BArch RM 120/...

Related Units of Description

  • Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv

  • MSG 2 (Sachthematische und biographische Sammlung zur deutschen Militärgeschichte 1849-1945)

  • MSG 200 (Sammlung zum Kriegsgefangenenwesen seit 1867 ("Elsa-Brändström-Gedächtnisarchiv"))

  • N 239 (Levetzow, Magnus von (Konteradmiral)) N 253 (Tirpitz, Alfred von (Großadmiral, Staatssekretär)) N 538 Koch-Erpach, Rudolf (General der Kavallerie) N 624 (Ewald, Dr. Erich (Oberregierungsrat)) N 2520 (Meyer-Jungclaussen, Hinrich)

  • PH 5-II (Armeeoberkommandos des Deutschen Heeres): Armeeoberkommando 4

  • RM 2 (Kaiserliches Marinekabinett)

  • RM 3 (Reichsmarineamt)

  • RM 5 (Admiralstab der Marine / Seekriegsleitung der Kaiserlichen Marine)

  • RM 110 (Kommandostellen der Marineluftstreitkräfte der Kaiserlichen Marine): zum Kommandeur des Luftfahrwesens des Marinekorps Flandern bzw. Kommandeur der Flieger des Marinekorps Flandern sowie zum (Gruppen-)Kommandeur der Küstenflieger des Marinekorps)

  • RM 112 (Seeflugstation und Marinelandflugstation der Kaiserlichen Marine)

  • RM 113 (Lehrkommandos und Sonderkommandos der Marineflieger der Kaiserlichen Marine) RM 114 (Frontverbände der Marineflieger der Kaiserlichen Marine)

  • RM 121-I (Landstreitkräfte der Kaiserlichen Marine)

  • Literatur

  • An Flanderns Küste. Kriegszeitung für das Marinekorps, 1916-1918

  • Gäbler, Paul (Hg.): Das Marinekorps im Weltkrieg 1914-1918, Berlin 1926

  • Goetze, Walther von: Das Marinekorps in Flandern 1914 bis 1918, in: Marine-Rundschau. Zeitschrift für Seewesen, 1926, S. 6-18, 49-58, 95-104

  • Groß, Gerhard Paul: Die Seekriegführung der Kaiserlichen Marine im Jahre 1918, Frankfurt am Main 1989

  • Hedde, Peter: Der Ausbau der flandrischen Küste zum Standpunkt des Marinekorps, in: Marine-Rundschau. Zeitschrift für Seewesen, 1928, S. 145-158

  • Hildebrand, Hans H./Albert Röhr/Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe, Bd. 1, Herford 1979

  • Hildebrand, Hans H./Ernest Henriot: Deutschlands Admirale 1849-1945, Bd. 3: P-Z, Osnabrück 1990

  • Hildebrand, Hans H.: Die organisatorische Entwicklung der Marine nebst Stellenbesetzung 1848 bis 1945, Bd. 3, Osnabrück 2000

  • Hölsen, Bernhard von: Das Marinekorps in Flandern 1914 bis 1918 (Landkrieg), in: Marine-Rundschau. Zeitschrift für Seewesen, 1924, S. 145-161, 212-222, 258-269

  • Karau, Mark D.: „Wielding the dagger": the Marinekorps Flandern and the German War effort 1914-1918, Westport, Conn. 2003

  • Koene, Karl/Viktor Frins (Hg.): Kriegs-Album des Marinekorps Flandern 1914-1917, o. O. 1917

  • Meier-Welcker, Hans/Friedrich Forstmeier (Hg.): Deutsche Militärgeschichte 1648-1939, Bd. 3, Abschnitt V: Von der Entlassung Bismarcks bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1890-1918

  • Ryheul, Johan: Marinekorps Flandern: 1914-1918, Hamburg/Berlin/Bonn 1997

  • Scherer, Wingolf (Hg.): Wandel - die verstummte Begeisterung: Flandern 1914-1918. Briefe, Aufzeichnungen und Fotos eines Seesoldaten des Marinekorps in Flandern, Aachen 2009

  • Schröder, Joachim: Die U-Boote des Kaisers. Die Geschichte des deutschen U-Boot-Krieges gegen Großbritannien im Ersten Weltkrieg, Lauf a. d. Pegnitz 2000

  • Schulze, Erich E.: Das Marinekorps in Flandern 1914 bis 1918 (See- und Küstenkrieg), in: Marine-Rundschau. Zeitschrift für Seewesen, 1922, S. 379-389, 413-419, 461-472

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