OKH / Heereswaffenamt mit nachgeordneten Dienststellen

Identifier
RH 8-I
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1920 - 31 Dec 1945
Level of Description
Fonds
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

5869 AE194,6 lfm

Schriftgut

Biographical History

Dem Ziel der neuen Reichsregierung ab 1933 Rechnung tragend, Deutschland zu einem Machtfaktor in der Welt auszubauen, wurden auch im Heereswaffenamt Veränderungen in der Struktur vorgenommen. Wachsende politische Spannungen in Europa, die Gefahr eines drohenden Krieges und die Umwandlung des bisherigen Wehrmachtamtes in das Oberkommando der Wehrmacht als Folge der Übernahme des Reichskriegsministeriums durch Hitler wirkten sich auch auf die Organisation des Heereswaffenamtes aus . Die Abteilungen des Amtes wurden in Amtsgruppen abgeändert, um den erweiterten Aufgaben zur Kriegsvorbereitung gerecht zu werden. Dem Versuch, das Heereswaffenamt als Wehrmacht-Waffenamt neu zu gliedern, war im Februar 1945 kein Erfolg mehr beschieden; diese Maßnahme erfolgte nur auf dem Papier, da bereits die Verlegung des Heereswaffenamtes in Teilen nach Norden bzw. Süden Deutschlands begonnen hatte. Zur Umsetzung des Befehles wurde allerdings noch das Amt aus der Unterstellung des Oberbefehlshabers des Ersatzheeres herausgelöst und dem Chef der Heeresrüstung unmittelbar zugeordnet. Die Auflösung des Wehrmacht-Waffenamtes begann am 27. April 1945 auf Befehl des Chefs der Wehrmachtrüstung und wurde am 2. Mai 1945 abgeschlossen.

Den Amtsgruppen fielen folgende Aufgaben zu:

Amtsgruppe für Zentralaufgaben (WaZ): Die Tätigkeit der WaZ erstreckte sich auf alle Aufgaben wirtschaftlicher und organisatorischer Art, die eine einheitliche Lenkung oder Bearbeitung für den Gesamtbereich des Amtes notwendig machten. Hierzu gehörten vor allem Fragen der inneren Organisation einschließlich Festsetzung des Personaletats, Angelegenheiten des Haushalts, der Vertrags-, Preisprüfungs- und Rechtsangelegenheiten.

Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfung (WaPrüf): Sie erhielt die Forderungen für die Entwicklung und Prüfung neuer Waffen, Gerät und Munition von den Waffeninspektionen. Diese Forderungen wurden in die entsprechenden technischen Anforderungen zur Entwicklung der Erzeugnisse bei den Firmen der Industrie umgearbeitet, die unter Führung des WaA in enger Zusammenarbeit mit diesen erfolgte. Die Prüfung von Vorschlägen geschah in Bezug auf Funktionssicherheit, Vereinfachung der Fertigung, Verwendung von Werkstoffen geringer Güte, Leistungssteigerung der Geräte, grundsätzliche Neuerungen (Erfindungen). Nach der Prüfung wurden die gefertigten Objekte mit entsprechender Begutachtung den Waffeninspektionen zur Entscheidung vorgeführt. Die Prüfung erfolgte auf den dem WaA nachgeordneten Versuchsplätzen Kummersdorf, Sperenberg-Klausdorf, Grulich, Hillersleben, Rügenwalde, St. Johann in Tirol, Mittersill und Berka.

Amtsgruppe Chef-Ingenieur (WaChefIng): Der ChefIng hatte die technischen Belange im gesamten Amt wahrzunehmen. Er war beauftragt, die neuesten Errungenschaften der Technik und Erkenntnisse der Wissenschaften bei der Konstruktion und Massenfertigung zu berücksichtigen. Mit den ihm unterstellten Abteilungen wirkte er bereits während der Entwicklungsphase auf die Schaffung einwandfreier Fertigungsunterlagen ein. Hierzu gehörte auch die Überwachung des Rohstoffeinsatzes.

Amtsgruppen Industrielle Rüstung, Waffen und Gerät sowie Munition (WaIRüWuG und WaIRüMun): Sie bereiteten aufgrund der Anforderungen des Allgemeinen Heeresamtes (AHA) die Massenfertigung vor und erteilten die Aufträge an die Industrie. Als technische Grundlage dienten die Zeichnungen des WaChefIng und die technischen Lieferbedingungen von WaPrüf. Die WaIRüWuG hatten im Frieden die Aufträge nach den für ein Jahr zugewiesenen Haushaltsmitteln durchzuführen und im Kriege eine vom AHA geforderte Monatsleistung sicherzustellen.

Amtsgruppe Abnahme (WaAbn): Die Waffen, Geräte und Munition wurden durch die Dienststellen der WaAbn in den Werken abgenommen. Die Festlegung der Abnahmebedingungen erfolgte in engem Zusammenwirken mit den Amtsgruppen WaPrüf und WaChefIng auf der Grundlage der technischen Zeichnungen und Lieferbedingungen. Die Abnahme erstreckte sich von der Übereinstimmung der Fertigungsmaße mit den Zeichnungsmaßen, Materialprüfungen bis zur praktischen Funktions- oder Beschussprüfung. Zur Unterstützung der Amtsgruppe für die Prüfungen wurden staatliche Einrichtungen und auch die Technischen Hochschulen herangezogen. Zur Durchführung der Abnahme unterstanden dem WaA Abnahme-Inspizienten und Abnahmekommandos.

Forschungsabteilung (WaF): Sie hatte die Verbindung mit den anderen Forschungsstätten des Reiches herzustellen sowie Grundlagen und auch Zweckforschung durchzuführen, soweit dies nicht im Rahmen der Tätigkeit anderer Institute realisiert werden konnte. Sie hatte ein Forschungslaboratorium in Gottorp, wo z.B. die Hohlladung entwickelt und zur Einsatzreife gebracht wurde.

Amtsgruppe für Flakentwicklung (GL/Flak-E): Die GL/Flak-E war eine Amtsgruppe des Reichsluftfahrtministeriums. Sie zeichnete verantwortlich für die Entwicklung der Flakbewaffnung einschließlich der Flak-Panzer. Ihr Amtsgruppenchef unterstand dem Chef des WaA bis zur Bildung der Dienststelle "Chef der Technischen Luftrüstung" am 20. Juni 1944.

Heeresversuchsanstalt Peenemünde

Schon etwa ab 1930 beschäftigte sich das Heereswaffenamt mit der Verwendung des Raketenmotors für militärische Zwecke. Die Abteilung für Entwicklung und Prüfung (WaPrüf) wurde wie auch das Beschaffungswesen ausgebaut und die Gruppe D des Prüfwesens als Abteilung für Sondergeräte mit der später nachgeordneten Dienststelle Heimatartilleriepark 11 (Heeresversuchsstelle Peenemünde) eingerichtet. 1937 wurde die Heeresversuchsstelle Peenemünde eingerichtet, die später Heeresversuchsanstalt, auch Heeresanstalt Peenemünde und schließlich aus Tarnungsgründen Heimatartilleriepark 11 genannt wurde. 1944 erfolgte im Zuge der Massenfertigung der Flüssigkeitsrakete A4 (V 2) die Umwandlung in die privatrechtliche Firma Elektromechanische Werke GmbH, Karlshagen/Pommern.

Für die Entwicklung von Flüssigkeitsraketen war eine ebenfalls in Peenemünde ansässige Abteilung des Prüfwesens (WaPrüf 11 ) im Heereswaffenamt verantwortlich, der die Heeresversuchsanstalt unterstand.

Nachgeordnete Dienststellen

Diese in der Regel dem Heereswaffenamt direkt angeschlossenen Dienstsellen hatten nach entsprechenden Vorgaben Waffen und Gerät zu testen, abzunehmen und gegebenenfalls Veränderungsvorschläge zu unterbreiten. Durch diese Aufgabenstellung waren die Versuchsstellen zumeist in unmittelbarer Nähe von Truppenübungsplätzen und Schießplätzen angesiedelt.

Scope and Content

Aus der im ganzen splitterhaften und ungleichgewichtigen Überlieferung meist zu technischen Einzelfragen heben sich nur wenige Bereiche heraus, so beim Stab des Heereswaffenamtes die Überblicke der Rüstungslage von Heer, Marine und Luftwaffe 1938-1944, bei der Wirtschaftsabteilung Dokumente zur Organisation des Waffen- und Rüstungswesens mit ergänzenden Unterlagen für andere Organisationsbereiche und zur Rüstungsplanung sowie der Rohstoffbewirtschaftung für die Jahre 1922-1935. Von den Bereichen Entwicklungs- und Prüfwesen und Beschaffung sind nur die Gebiete Munition, Artillerie und Motorisierung stärker belegt. Technische Unterlagen und Zeichnungen zur Panzerentwicklung, insbesondere für die Panzerkampfwagen Tiger-Reihe, bilden einen Schwerpunkt. Bildmaterial über eingeführte Waffen und Gerät aus Erprobungsberichten sowie technische Zeichnungen für Munition, Artillerie- und Flakgerät und auch für den Panzerkampfwagen Tiger ergänzen die Akten

Die Unterlagen aus der Heeresversuchsanstalt Peenemünde und der Abteilung WaPrüf 11 enthalten neben einer Zusammenstellung von Schriftgut zum Aufbau sowie der Verlegung der Heeresversuchsanstalt 1943/44 Normen und technische Lieferbedingungen, technische Berichte und allgemeines Schriftgut, Bildmaterial, Karten und eine umfangreiche Sammlung technischer Zeichnungen und Stücklisten über Entwicklung und Einsatz des Gerätes A4 sowie der Flugabwehrrakete "Wasserfall", aber auch andere Entwicklungsvorhaben und Geräte. Einen ähnlichen Bestand verwahrt das Deutsche Museum in München, wohin ein Teil der Archivalienrückgaben aus den USA zur Heeresversuchsanstalt Peenemünde gelangte.

Von den zahlreichen Versuchsstellen, die meist auf Truppenübungs- und Schießplätzen eingerichtet waren, sind nur die Kraftfahrversuchsstelle und die Heeresversuchsstelle für Panzer und Motorisierung in Kummersdorf bei Berlin, die Heeresversuchsstelle für chemische Kampfstoffe in Raubkammer und das Heeresgasschutz-Laboratorium in Berlin Spandau mit Schriftgut vertreten und bei größeren Firmen eingerichtete Heeresabnahmestellen lediglich drei Akten. Auch einige Unterlagen der Dienststelle Paris des Heereswaffenamtes, die im Zweiten Weltkrieg als Verbindungsstelle in das rüstungswirtschaftlich und für die Verwertung von Beutegerät wichtige Frankreich diente, sind ins Bundesarchiv gelangt (ca. 80 Akten).

Zusätzlich sind Unterlagen der Firmen Henschel & Sohn GmbH, Firma Krupp AG, Wasserversuchsanstalt Kochel am See und von sonstigen Stellen und Firmen im Bestand vereint.

Die vom Heereswaffenamt betreuten waffentechnischen Vorschriften befinden sich im Bestand RHD 8.

Finding Aids

  • Findbuch

Related Units of Description

  • RH 2 Generalstab des Heeres

  • RH 10 OKH/Generalinspekteur der Panzertruppen

  • RH 11-I General der Infanterie

  • RH 12-1 Inspektion der Kriegsschulen

  • RH 12-2 Inspektion der Infanterie

  • RH 14 Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres

  • RH 15 OKH/Allgemeines Heeresamt RH 17 Schulen des Heeres

  • RW 19 Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt

  • RW 54 Formationen und Dienststellen zur Abwicklung der ehemaligen Deutschen Wehrmacht (hier:

  • Wehrmachtwaffenamt Nord)

  • MSg 2 Militärgeschichtliche Sammlung (Prof. Dr. General d. Art. Karl Becker und General d. Art. Emil Leeb)

  • R 3 Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (Bundesarchiv, Abteilung R)

Sources

  • RHD 8 Waffentechnische D-Vorschriften

  • Guides to German Records Microfilmed at Alexandria/Va. Washington 1958ff.

  • Baer, Ludwig: Die leichten Waffen der deutschen Armee von 1841-1945. Schwäbisch Hall 1976.

  • Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung: Wehrtechnische Sammlungen, Koblenz 2008ff.

  • Böhm, R. u.a.: Die deutschen Geschütze 1939-1945, München 1960.

  • Engelmann, Joachim: Raketen, die den Krieg entscheiden sollten. Friedberg o. J.

  • Ders.: Geheime Waffenschmiede Peenemünde, Friedberg 1979

  • Ders.: V1-Die fliegende Bombe, Friedberg 1986.

  • Ders.: V2-Aufbruch zur Raumfahrt, Friedberg 1985.

  • Fetzer, Günther: Begriffe, Suggestivnamen und ausgewählte Abkürzungen der Waffentechnik und Verwaltung im Sprachgebrauch deutscher Heere 1871-1945 (Preußisches Heer-Reichswehr- Wehrmacht) aus Archivalien der Bestände des Bundesarchivs-Militärarchivs, Bundesarchiv- Militärarchiv, Freiburg 1995.

  • Gander, Terry; Chamberlain, Peter; Jäger, Herbert: Enzyklopädie Deutscher Waffen 1939-1945

  • Handwaffen Artillerie Beutewaffen Sonderwaffen, Stuttgart 1999.

  • Götz, Hans-Dieter: Die deutschen Militärgewehre und Maschinenpistolen, 1871-1945, Stuttgart 1974.

  • Hahn, Fritz: Waffen- und Geheimwaffen des deutschen Heeres 1933-1945, 2 Bde., Koblenz/Bonn 1986ff.

  • Hoffschmidt, E.J.: German aircraft guns and cannons, Old Greenwich, Conn. 1969.

  • Hölsken, Heinz-Dieter: Die V-Waffen, Entstehung, Propaganda, Kriegseinsatz, Stuttgart 1984.

  • Leeb, Emil: Aus der Rüstung des Dritten Reiches [Das Heereswaffenamt 1938-1945 Ein authentischer

  • Bericht des letzten Chefs des Heereswaffenamtes, Berlin/Frankfurt/M. 1958.

  • Lenselink, J.; Wanting, H.E.; de Hek, W.D.: Patronen, Deflia Press BV, 1983.

  • Lusar, Rudolf: Die deutschen Waffen und Geheimwaffen des 2. Weltkrieges und ihre

  • Weiterentwicklung, München 1964.

  • Markham, Georg: Handfeuerwaffen der Wehrmacht, Wölfersheim 1995

  • Musgrave, Daniel D.; Oliver, Smith Hempstone: German Machineguns, o.O. 1971.

  • Neufeld, Michael J.: Die Rakete und das Reich. Aus dem Amerikanischen von Jens Wagner, Berlin 1997 (Original: The Rocket and the Reich. Peeenemünde and the Coming of the Ballistic Missile Era)

  • Porezag, Karsten: Geheime Kommandosache. Geschichte der V-Waffen und geheime Militäraktionen

  • des 2. Weltkrieges an der Lahn, Dill und im Westerwald, Wetzlar 1996.

Process Info

  • This fonds was selected by EHRI from their holding guide, based on date range and subject

  • Bundesarchiv

Subjects

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