Einrichtungen des Kriegsgefangenenwesens des Heeres
Extent and Medium
Schriftgut
267 Aufbewahrungseinheiten
3,1 laufende Meter
Creator(s)
- Einrichtungen des Kriegsgefangenenwesens, 1939-1945
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Auf Weisung des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) wurden nach Kriegsbeginn im September 1939 unter Führung des Allgemeinen Wehrmachtamtes (AWA) und des Befehlshabers des Ersatzheeres und Chefs der Heeresrüstung (BdE/ChHRüst) bei allen 17 Wehrkreiskommandos im Reichsgebiet je ein "Kommandeur der Kriegsgefangenen" als vorgesetzte Dienststelle für die in den Wehrkreisen einzurichtenden Kriegsgefangenenlager aufgestellt. Innerhalb des AWA war die "Abteilung Kriegsgefangenenwesen" für die Angelegenheiten der Kriegsgefangenen zuständig (siehe RW 6). Ab 1942 führte sie als Amtsgruppe die Bezeichnung "Chef des Kriegsgefangenenwesens". Die Gliederung OKW/Chef Kriegsgefangenenwesen (Stand 1. März 1943) kann der Anlage 1 entnommen werden. Auf Weisung Hitlers wurde Ende Juni 1943 zudem unmittelbar unter dem Chef des OKW ein "Generalinspekteur für das Kriegsgefangenenwesen der Wehrmacht" eingesetzt.
Schließlich erfolgte nach Ernennung des Reichsführers SS zum Befehlshaber des Ersatzheeres und Chef der Heeresrüstung nach dem Attentat Stauffenbergs aus Hitler im Juli 1944 am 25. September 1944 die Zuweisung von Aufsicht und Kontrolle über das Kriegsgefangenenwesen an Heinrich Himmler. Dieser ernannte den Chef des SS-Hauptamtes, SS-Obergruppenführer Gottlob Berger, zum Chef des Kriegsgefangenenwesens, der diese Dienststellung bis zur Kapitulation der Wehrmacht einnahm. Unter dem Einfluss der SS wurden alle Kommandeure der Kriegsgefangenen den Höheren SS- und Polizeiführern unterstellt und dadurch der Befehlsgewalt der Wehrkreisbefehlshaber entzogen.
Die Lager wurden anfangs mit der römischen Ziffer des Wehrkreises und einem Kennbuchstaben nach zeitlicher Abfolge ihres Aufbaus bezeichnet; später wurden noch arabische Ziffern zugeordnet, wenn die Lager als unmittelbare Sammelstellen für bestimmte Abgaben von Frontteilen fungierten (siehe dazu Anlage 2: Liste der Kriegsgefangeneneinrichtungen). Dabei richtete man Interniertenlager (Iflag), Durchgangslager (Dulag), Offizierskriegsgefangenenlager (Oflag) für jeweils ca. 1 000 Offiziere und Mannschaftsstammlager (Stalag) für jeweils ca. 10 000 Gefangene ein. Ferner sind vergleichbare Kriegsgefangenenlager im Bereich des Oberkommandos der Luftwaffe (z. B. Dulag Luft und Stalag Luft) und des Oberkommandos der Kriegsmarine (z. B. Marine Dulag, Marlag und Milag = Internierungslager für Kriegsgefangene der Handelsmarine) für gefangengenommene Soldaten dieser Teilstreitkräfte eingerichtet worden. Ebenso wurden ab 1941 bei den Wehrmachtbefehlshabern "Ostland" und "Ukraine" in den im Krieg gegen die UdSSR eroberten westlichen Gebieten der Sowjetunion Frontstammlager (Frontstalag), wie sie schon zuvor in Frankreich aufgestellt worden waren, eingerichtet. Sie waren nur mit arabischen Zahlen gekennzeichnet und wurden kurz darauf in Dulags umbenannt; sie nahmen Soldaten aller Dienstgrade auf. Im Bereich unmittelbar hinter der Frontlinie wurden unter Führung der rückwärtigen Armee- und Heeresgebiete Kriegsgefangenen-Auffanglager und Armeekriegsgefangenensammelstellen (AGSSt) eingerichtet; sie dienten als erste Sammelplätze für die im Kampf eingebrachten Kriegsgefangenen. Vorgesetzte Koordinierungsstelle für diese Kriegsgefangenenlager war der jeweilige Kommandant des Kriegsgefangenenbezirks (siehe dazu Anlage 3: Übersicht über die Kriegsgefangeneneinrichtungen der Wehrmacht).
Kriegsgefangene Soldaten und Unteroffiziere konnten nach den Genfer Bestimmungen zur Arbeit herangezogen werden. Aus ideologisch-politischen Vorstellungen sollte nach Beginn des Ostkrieges jedoch kein Arbeitseinsatz sowjetischer Kriegsgefangenen erfolgen. Grundsätzlich sollten sie aufgrund ausdrücklicher Befehle des OKW, die schon vor Kriegsbeginn am 16. Juni 1941 verfügt worden waren, unter äußerst schlechten Verhältnissen gehalten werden und nur die notwendigste Verpflegung erhalten. Erst ab Herbst 1941 wurden von verschiedenen Konzernen und Wirtschaftsdienststellen Forderungen nach einem Arbeitseinsatz der sowjetischen Kriegsgefangenen erhoben, und dieser dann auch für einzelne Wirtschaftszweige des Reiches zugestanden. Nach der Niederlage des deutschen Ostheeres vor Moskau im Dezember 1941 wurden die sowjetischen Kriegsgefangenen als Arbeitskräfte verstärkt auch in anderen Industriezweigen, wie z. B. in der Rüstungsbetrieben, eingesetzt.
Scope and Content
Erschliessungszustand
Die Akten sind vollständig in der Datenbank erfasst.
Zitierweise
BArch RH 49/...