Afrika-Brigade 999 / Afrika-Division 999
Extent and Medium
10 AE0,1 lfm
Schriftgut
Biographical History
Hintergrund
Die Afrika-Brigade, bzw. Afrika-Division 999 zählte zu den Bewährungstruppen (umgangssprachlich auch als „Strafdivision" oder „Strafbataillone" bezeichnet), in denen bedingt Wehrwürdige (ehemalige Wehrunwürdige) durch Bewährung vor dem Feind Strafnachlaß und/oder Wiedererlangung von Wehrwürdigkeit, bzw. bürgerlichen Ehrenrechten erreichen konnten.
Gemäß §13 des Wehrgesetzes war wehrunwürdig und damit von der Erfüllung der Wehrpflicht ausgeschlossen, wer mit Zuchthaus bestraft war, den Maßregeln der Sicherung und Besserung nach §42a des Reichsstrafgesetzbuches unterworfen war, die bürgerlichen Ehrenrechte oder die Wehrwürdigkeit aberkannt bekommen hatte oder wegen staatsfeindlicher Betätigung gerichtlich bestraft war. Entsprechend waren die Mannschaften der Bewährungseinheiten vor allem einerseits aus mit Zuchthaus Bestraften, andererseits aus politisch Vorbestraften zusammengesetzt. Für beide Fälle ist allerdings die niedrige Schwelle, ab der man derart verurteilt werden konnte zu berücksichtigen.
Für wehrunwürdig in Krieg und Frieden Erklärte wurden aus der Wehrmacht ausgeschlossen und schieden aus der Wehrüberwachung aus. Mit Verfügung des OKW vom 2. Oktober 1942 wurde nach besonderer Auswahl ein Teil von diesen Ausgeschlossenen als für die Dauer des Krieges „bedingt wehrwürdig" erklärt, wieder in die Wehrüberwachung genommen und zur neu geschaffenen Bewährungstruppe 999 einberufen. Derartiges war erstmalig im Dezember 1940 im Zuge der Schaffung der Bewährungstruppe 500 geschehen.
Afrika-Brigade 999
Die ersten Einberufenen kamen ab dem 15. Oktober 1942 zum Aufstellungsstab Heuberg (999) auf dem gleichnamigen Truppenübungsplatz.
Seit dem 6. Oktober 1942 wurde dort aus einberufenen bedingt Wehrwürdigen die Afrika-Brigade 999 aufgestellt. Sie umfaßte die Einheiten:
Afrika-Schützen-Regiment 961
Afrika-Schützen-Regiment 962
Nachrichten-Kompanie 999
Die beiden Regimenter umfaßten je zwei Schützen-Kompanien, eine Pionier-Kompanie und eine Artillerie-Abteilung.
Die zugehörige Ersatztruppe wurde nach dem 10. Dezember 1942 unter Umbenennung in Ersatzbrigade 999 auf den Truppenübungsplatz Baumholder verlegt. Bis September 1944 bestand dort das Ersatz- (und Ausbildungs-)Bataillon 999, das Ersatztruppe für die Afrika-Brigade, bzw. -Division 999 war, aber auch mehrere Einsatz-Bataillone 999 als Bautruppen aufstellte.
Nach Auflösung des Ersatz-Bataillons 999 im September 1944 wurden die letzten Angehörigen über das KZ Buchenwald als nunmehr wieder Wehrunwürdige entlassen.
Afrika-Division 999
Am 2. Februar 1943 wurde die Brigade in Afrika-Division 999 umbenannt und entsprechend erweitert. Am 25. Februar umfaßte die Division:
Afrika-Schützen-Regiment 961
Afrika-Schützen-Regiment 962
Afrika-Schützen-Regiment 963
Panzer-Aufklärungs-Abteilung 999
Artillerie-Regiment 999
Dazu verschiedene Divisions-Einheiten mit der Nummer 999 (u.a. eine schwere Panzer-Jäger-Kompanie). Die Schützen-Regimenter bestanden nun aus je drei Schützen-Kompanien.
Die Erweiterung und die dazu nötigen Neuaufstellungen waren noch im Gange, als die bereits bestehenden Einheiten (also die bisherige Brigade), nachdem sie bisher Standorte in Belgien, Frankreich und Italien hatten, nach Tunesien verlegt wurden. Sie sollten den Rückzug der dortigen deutsch-italienischen Verbände decken. Die nunmehrige nominelle Division (mit den Regimentern 961 und 962) wurde in der Folge im Mai 1943 in Tunis vernichtet und schließlich am 14. Mai 1943 formell aufgelöst. Die neu aufgestellten Einheiten waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht nach Afrika überführt worden. Aus ihnen wurde in Griechenland ab dem 1. Juni 1943 das Festungs-Infanterie-Bataillon 999, die Heeres-Artillerie-Abteilung 645 und das Festungs-Infanterie-Regiment 963 gebildet. Es wurden in der Folge insgesamt 23 Festungs-Infanterie-Bataillone 999 aufgestellt (I. bis XXIII.). Am 11. Dezember 1943 wurde für die auf dem Peloponnes eingesetzten Bataillone (II.-IV. und VII. sowie andere Einheiten) als Rahmen die 41. Festungs-Division gebildet, im Januar 1945 erfolgte die Umbenennung in 41. Infanterie-Division unter Einschluß der restlichen Festungs-Infanterie-Bataillone 999, die nunmehr die Grenadier-Regimenter 1230, 1231 und 1232 bildeten.
Kommandeur:
15.10.1942-5.5.1943 Oberst, später Generalmajor Kurt Thomas
Unterstellung:
Febr. 1943 15. Armee (Heeresgruppe D)
März 1943 Heeresgruppe D
April-Mai 1943 Heeresgruppe Afrika
Die organisationsgeschichtlichen Angaben und Unterstellungsübersichten sind aus dem Werk von Georg Tessin, "Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945", Bd. XIII, S. 200, Frankfurt/Main und Osnabrück, 1966 ff. übernommen.
Afrika-Brigade 999
*6.10.1942 durch WK V auf dem Truppenübungsplatz Heuberg aus bedingt Wehrwürdigen mit
Afrika-Schützen-Rgt. 961 I., II., Pi.Kp. und Art.Abt.
Afrika-Schützen-Rgt. 962 I., II., Pi.Kp. und Art.Abt.
Nachr.Kp. 999
Afrika-Division 999
(WK V, E 999 Heuberg)
Am 2.2.1943 wurde die Brigade zur Division erweitert. Das I. und II. Btl. des am 3.2.1943 aufgestellten Afrika-Schützen-Rgts. 963 wurden am 13.2. als III. Btle. den Rgtern. 961 und 962 eingegliedert; das Art.Rgt. 999 entstand aus den Art.Abt. der drei Rgter.; das Rgt. 963 wurde am 25.2.1943 neu aufgestellt:
Afrika-Schützen-Rgt. 961 I.-III.
Afrika-Schützen-Rgt. 962 I.-III.
Afrika-Schützen-Rgt. 963 I.-III. (neu)
Pz.Aufkl.Abt. 999
Art.Rgt. 999 I.-IV.
Div.Einheiten 999 (dabei schw.Pz.Jg.Kp.)
Die Division wurde im Mai 1943 in Tunis vernichtet und am 14.5.1943 aufgelöst, bevor die neu aufgestellten Einheiten nach Afrika überführt werden konnten. Diese waren in Griechenland geblieben und wurden am 1.6.1943 in I. und II. Fest.Inf.Btl. 999, die III./Art.Rgt. 999 später in H.Art.Abt. 645, das Rgt. 963 in Fest.Inf.Rgt. und die drei Btle. in III.-V. Fest.Inf.Btl. 999 umbenannt.
Unterstellung:
a) als Afrika-Brig. 999
1943
Feb.; z. Vfg.; 15. Armee; "D"; Westen; Nordfrankreich
b) als Afrika-Div. 999
1943
März; z. Vfg.; -; "D"; Westen; Nordfrankreich
Apr./Mai; z. Vfg.; -; Afrika; Süden; Tunis
Anmerkung:
Die Unterstellungsverhältnisse sind (nach den "Schematischen Kriegsgliederungen") jeweils nur für einen Stichtag pro Monat angegeben; im Einzelnen:
1940
- Juni; 21. Juli; 1. Aug.; 13. Sept.; 7. Okt.; 7. Nov.; 12. Dez.
1941
- Jan.; 10. Feb.; 12. März; 5. Apr.; 1. Mai; 5. Juni; 1. Juli; 7. Aug.; 3. Sept.; 2. Okt.; 4. Nov.; 4. Dez.
1942
- Jan.; 6. Feb.; 10. März; 5. Apr.; 11. Mai; 8. Juni; 4. Juli; 5. Aug.; 2. Sept.; 8. Okt.; 5. Nov.; 1. Dez.
1943
- Jan.; 3. Feb.; 4. März; 9. Apr.; 1. Mai; 1. Juni; 7. Juli; 5. Aug.; 5. Sept.; 4. Okt.; 8. Nov.; 3. Dez.
1944
- Apr.; 15. Mai; 15. Juni; 15. Juli; 31. Aug.; 16. Sept.; 13. Okt.; 5. Nov.; (26. Nov.)
1945
(31. Dez.); 19. Feb.; 1. März; 12. Apr.; 7. Mai
Archival History
Wie die Kriegstagebücher (KTB) aller anderen Verbände und Dienststellen des Heeres waren auch die KTB der Divisionen vom Mobilmachungstag (26. August 1939) an das Heeresarchiv Potsdam abzugeben, wo sie eine Zugangssignatur erhielten und in dieser Reihenfolge eingelagert, dann aber systematisch nach den KTB-führenden Stellen und Abteilungen in Eingangslisten erfasst wurden. Aus diesen erhalten gebliebenen Verzeichnissen geht hervor, dass noch bis Anfang bzw. Mitte 1944 KTB von Divisionen eingereicht, diese jedoch nicht mehr in die Zweigstelle Liegnitz ausgelagert und beim Brand des Heeresarchivs im April 1945 vernichtet wurden. Weitere Aktenverluste, die nur zum Teil durch Ersatzakten aus Doppelüberlieferungen aufgefüllt werden konnten, entstanden bereits beim Brand in der Kriegswissenschaftlichen Abteilung des Generalstabs des Heeres im Februar 1942. Die nach Liegnitz ausgelagerten Divisionsbestände gelangten vollständig mit einem Evakuierungszug Anfang 1945 nach Thüringen, wo sie im April 1945 von amerikanischen Truppen erbeutet und über Frankfurt/Main in die USA gebracht wurden. Dort wurden sie nochmals erfasst und - mit Ausnahme der Ib-Unterlagen - verfilmt. Ab 1962 erfolgte die Rückgabe an die Bundesrepublik Deutschland. Die Unterlagen kamen zunächst in die Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, von wo sie nach deren Auflösung Anfang 1968 an das Bundesarchiv-Militärarchiv abgegeben wurden. Dieses Aktenmaterial wird ergänzt durch Beuteschriftgut vom westlichen Kriegsschauplatz, durch Einzelakten aus anderen in den USA zum Teil unter Sachbetreffen gebildeten Schriftgutgruppen (z.B. „EAP") und durch Abgaben aus Privathand, darunter auch Nachkriegs-Ausarbeitungen der Studiengruppe der US-Historical-Division.
Akten aus der Vorkriegszeit sind bei den Infanterie-Divisionen nur in drei Fällen in größerem Umfang überliefert, nämlich für die 7., 10., und 17. Infanterie-Division, die alle drei im Wehrkreis VII (München) bzw. im 1937 eingerichteten Wehrkreis XIII (Nürnberg) beheimatet waren.
Scope and Content
Zwar sind nur wenige Unterlagen dieses Verbandes überliefert, doch bieten die vorhandenen Kriegstagebuch-Bände, insbesondere zum Einsatz in Tunis, wertvolles Material. Zu erwähnen ist auch eine Ausarbeitung eines Divisions-Angehörigen in alliierter Kriegsgefangenschaft, entstanden vor dem Hintergrund der anhaltenden Kämpfe in Italien.
Ia: Kriegstagebuch von Ende Dez. 1942 bis Mitte Mai 1943
Ib: Kriegstagebuch von Okt. 1942 bis Mitte Mai 1943
Ic: Tätigkeitsbericht von von Ende März bis Mai 1943
IIa: Kein Tätigkeitsbericht
Sources
RHD 62 Stäbe, Verbände und Einheiten der Infanterie und Gebirgstruppen
Burckhardt, Hans, Erxleben, Günter und Nettball, Kurt: Die mit dem blauen Schein. Über den antifaschistischen Widerstand in den 999er Formationen der faschistischen deutschen Wehrmacht (1942 bis 1945). 2. Aufl.. Berlin (Ost) 1986
Held, Walter: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg. Eine Bibliographie der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. 5 Bde. Osnabrück 1978ff
Klausch, Hans-Peter: Die 999er. Von der Brigade „Z" zur Afrika-Division. Die Bewährungsbataillone und ihr Anteil am antifaschistischen Widerstand. Frankfurt a.M. 1986
Klausch, Hans-Peter: Die Bewährungstruppe 500. Stellung und Funktion der Bewährungstruppe 500 im System von NS-Wehrrecht, NS-Militärjustiz und Wehrmachtstrafvollzug. Bremen 1995
Klausch, Hans-Peter: Die Geschichte der Bewährungsbataillone 999 unter besonderer Berücksichtigung des antifaschistischen Widerstandes. Köln 1987
Konsalik, Heinz G.: Strafbataillon 999. Klagenfurt 2003 [Roman !]
Strafdivision 999. Erlebnisse und Berichte aus dem antifaschistischen Widerstandskampf. 2. Aufl.. Berlin (Ost) 1966
Tessin, Georg: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945. 20 Bde. Osnabrück 1967ff
Wilsdorf, Paul: Dans l'ombre de la mort. Un Malgré-nous dans les formations disciplinaires allemandes. Mulhouse 1997
Process Info
Findbuch
Eine erste Erschließung des Bestandes fand 1984 statt (Hr. Meyer). Zur Gewährleistung einer verbesserten Zugänglichkeit und Recherchierbarkeit in Form eines online-Findbuchs wurde 2005 eine erneute Bearbeitung nötig.
this fonds was selected by EHRI from their holding guide, based on date range and subject
Bundesarchiv
Copies
-
"Records on the Holocaust in North Africa from the German Federal Archives Freiburg and Berlin" was copied from "Afrika-Brigade 999 / Afrika-Division 999"