Paulus, Friedrich (Generalfeldmarschall)

Identifier
N 372
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1909 - 31 Dec 1968
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Nachlässe

174 Aufbewahrungseinheiten

1,3 laufende Meter

Creator(s)

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Friedrich Ernst Wilhelm Paulus: geb. 23.09.1890 in Guxhagen; gest. 01.02.1957 in Dresden.

1910 Eintritt als Fahnenjunker in das 3. Badische Infanterie-Regiment Nr. 111 in Rastatt. 1914 Einsatz im III. Bataillon an der Westfront; April bis August 1915 Führung des II. Rekrutendepots. August 1915 Versetzung zum Jägerregiment Nr. 2 und Ernennung zum Oberleutnant. Als Teil des Alpenkorps zunächst Einsatz in Tirol, danach Feldzüge gegen Serbien und Mazedonien sowie Westfront. Im Frühjahr 1916 war Paulus für wenige Wochen Chef der Gebirgsmaschinengewehrabteilung des Reserve-Jägerbataillons 10. Ab Mai 1916 Adjutant des Kommandeurs des Jägerregiments Nr. 2 mit Einsatz vor Verdun und im Argonner Wald, ab August Teilnahme des Alpenkorps am Feldzug in Siebenbürgen und in Rumänien. Mai 1917 Ic im Generalstab des Alpenkorps mit Einsätzen in 1918 an der Vogesenfront, in Tirol sowie am Isonzo. Mai 1918 zunächst Ia und später Chef des Generalstabes der 48. Reservedivision. Am 20. September 1918 Beförderung zum Hauptmann.

In den ersten Monaten 1919 kurzzeitige Verwendung im Freikorps „Grenzschutz Ost; 1920 Regimentsadjutant im Schützenregiment 113 bzw. Badisches Infanterieregiment 14 in Konstanz. Oktober 1923 bis April 1925 Tätigkeit in der Heeresabteilung des Truppenamtes. 1925 bis 1931 Verwendungen als Generalstabsoffizier im Wehrkreis V sowie im Stab der 5. Division. Im Herbst 1931 Versetzung an die Kriegsakademie in Berlin als Lehrkraft und Lehrgangsleiter für Taktik und Kriegsgeschichte. April 1934 Übernahme der Kraftfahr-Abteilung 3 bzw. Aufklärungs-Abteilung 3; Juni 1935 Beförderung zum Oberst; September 1935 Versetzung in den Generalstab des Inspekteurs der Panzertruppen; Oktober Ernennung zum Chef des Generalstabes des Kommandos der Panzertruppen als Nachfolger Heinz Guderians. 1937 Chef des Generalstabes im Generalkommando XVI. Armeekorps.

Am 1. August 1939 Ernennung zum Chef des Generalstabes der Heeresgruppe 4, im Zuge der Kriegsvorbereitungen umstrukturiert in 10. Armee unter dem Oberbefehl von General Walter von Reichenau. Nach Einsatz im Polenfeldzug, insbesondere Eroberung Warschaus, Verlegung im Oktober 1939 in den Westen und Umbenennung am 19. Oktober 1939 in 6. Armee. Teilnahme der 6. Armee am Westfeldzug 1940 in Belgien und Frankreich. Am 1. August 1940 Beförderung zum Generalleutnant. Als Chef des Generalstabes AOK 6 war Paulus beteiligt an der Vorbereitung einer Landung in Großbritannien gemäß Hitlers Weisung Nr. 16 vom 16. Juli 1940 (Unternehmen „Seelöwe").

Im Spätsommer 1940 Ernennung zum Oberquartiermeister I (OQu I) im Generalstab des Heeres mit der Hauptaufgabe, den Chef des Generalstabes des Heeres, Generaloberst Franz Halder, persönlich zu unterstützen und die Stabsarbeit zu koordinieren. Als OQu I war Paulus 1940/41 involviert in alle wesentlichen Entscheidungen des Oberkommandos des Heeres, insbesondere in die operative Vorbereitung des Feldzuges gegen die Sowjetunion (Unternehmen „Barbarossa").

Am 1. Januar 1942 Ernennung zum General der Panzertruppen; am 16. Januar 1942 Übernahme des Oberbefehls über die 6. Armee als Nachfolger Reichenaus. Im Frühjahr 1942 Abwehrkämpfe im Raum Charkow, im Sommer 1942 Beginn des Unternehmens „Blau". Am 22. November 1942 verlegte Paulus mit seinem Stab zu den in Stalingrad von der Roten Armee eingeschlossenen Truppenteilen der 6. Armee und der 4. Panzerarmee. Am 30. November 1942 Ernennung zum Generaloberst, am 31. Januar 1943 Beförderung zum Generalfeldmarschall und am gleichen Tag Gang in die sowjetische Kriegsgefangenschaft.

Im April 1943 wurde Paulus in das „Generalslager" Nr. 160 im Kloster Susdal verlegt, Anfang Juli 1943 in das Lager Nr. 48 in Woikowo. Im Sommer 1944 trat Paulus unter dem Eindruck der sich dramatisch verschlechternden Kriegslage und dem Umsturzversuch des 20. Juli dem Bund Deutscher Offiziere (BDO) im Lager Lunowo bei Moskau und beteiligte sich an Aufrufen gegen das NS-Regime und für die Beendigung des Krieges. In der Folge wurde gegen Paulus' Ehefrau, seine Kinder und Schwiegertochter sowie die Enkel die "Sippenhaft" verhängt.

Am 11./12. Februar 1946 Zeugenaussage vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg. Nach Absprachen zwischen Moskau und Ost-Berlin wurde Paulus am 26. Oktober 1953 von der Sowjetunion freigegeben und bezog einen Wohnsitz in Dresden.

Ab 1953/54 wirkte Paulus in quasi amtlicher Tätigkeit als Militärhistoriker, angebunden an die Historische Abteilung im Stab der Kasernierten Volkspolizei sowie an die Kriegsgeschichtliche Forschungsabteilung an der Hochschule der KVP in Dresden. Zudem war Paulus bestrebt, seine in der Bundesrepublik kritisierte Person und sein Handeln zu rechtfertigen. Dieses Engagement verband sich mit dem Kampf der DDR-Führung gegen die Westintegration der Bundesrepublik und deren militärischen Beitrag in einem westlichen Sicherheitsbündnis gegen den Ostblock. In diesem Zusammenhang bestritt Friedrich Paulus eine viel beachtete internationale Pressekonferenz am 2. Juli 1954 in Ost-Berlin sowie ein Interview mit dem Deutschland-Sender am 22. Dezember 1954. Gleiches gilt für die Mitwirkung an den Treffen ehemaliger Wehrmachtoffiziere aus Ost und West als Teil der SED-Propaganda gegen die Westbindung der Bundesrepublik.

Nach längerer Krankheit starb Friedrich Paulus am 1. Februar 1957 in Dresden. An der Trauerfeier nahmen DDR-Offizielle teil. Die sterblichen Überreste wurden von der Familie am 7. März 1957 nach Baden-Baden überführt.

Aus der Ehe mit der rumänischen Adeligen Elena Constance Rosetti-Solescu, genannt „Coca (1889-1949), gingen drei Kinder hervor: Olga Berta, verheiratete Baronin von Kutzschenbach (1914-2003); Friedrich Effrem Paulus (1918-1944); Ernst Alexander Paulus (1918-1970).

Der Sohn Ernst Alexander Paulus trat im Dezember 1936 als Fahnenjunker in das Panzer-Regiment 6 ein. Zugführer im Polen- und Frankreichfeldzug. Verschiedene Führungs- und Stabsverwendungen, zu-letzt als Adjutant des OB 2. Panzer-Armee, Generaloberst Schmidt, März 1942 Kompaniechef 5./Pz.Rgt. 6. Nach schwerer Verwundung ab Juli 1942 Pz.Ers.Abt. 5 und Führer-Reserve Wehrkreis III. Mai 1943 bis April 1944 Hilfs-Offizier bei den Regiments-Führer-Lehrgängen und Panzer-Taktiklehrer an der Panzer-truppenschule Bergen. Mai bis Oktober 1944 Ia-Offizier bei der 710. Infanteriedivision in Norwegen; an-schließend in der Generalstabsausbildung. Verhaftung durch Reichssicherheitshauptamt am 11. Novem-ber 1944 und Verhängung der "Sippenhaft" gegen ihn.

Bestandsbeschreibung

Die Zusammensetzung des Bestandes spiegelt die komplexe Überlieferungsgeschichte des Nachlasses wieder: Der eine Bestandsteil enthält Unterlagen der Provenienz Friedrich Paulus, ein anderer Hauptteil stammt von seinem Sohn Ernst Alexander Paulus. Die Unterlagen wurden vom Bundesarchiv in mehreren und z.T. lange auseinanderliegenden Zeiträumen übernommen. Nachlassteile, die vom früheren Militärarchiv der DDR übernommen und in den Bestand inkorporiert wurden, sind an der Altsignatur zu erkennen.

Im Jahre 2014 wurde die Ordnung und Verzeichnung des Bestandes vollständig überarbeitet. Kassationen wurden nicht vorgenommen; die durch eine Doppelakzessionierung vergebenen Archivnummern 101 bis 166 wurden gelöscht.

Inhaltliche Charakterisierung

v.a. Erinnerungsfragmente und Ausarbeitungen an den Untergang der 6. Armee in Stalingrad 1942/43

Zitierweise

BArch N 372/...

Conditions Governing Access

Besondere Benutzungsbedingungen

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Related Units of Description

  • Literatur

  • "Paulus. Ich stehe hier auf Befehl! Lebensweg des Generalfeldmarschalls Friedrich Paulus". Mit den Aufzeichnungen aus dem Nachlass, Briefen und Dokumenten. Hrsg. von Walter Görlitz, Frankfurt/M. 1960.

  • Torsten Diedrich: Paulus. Das Trauma von Stalingrad. Eine Biographie, Paderborn 2008.

  • Leonid Reschin: Feldmarschall im Kreuzverhör. Friedrich Paulus in sowjetischer Kriegsgefangenschaft und Haft 1943-1953, Berlin 1996.

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