Oberst Bogislaw von Bonin.- Sammlung von Heinz Brill

Identifier
MSG 162
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1945 - 31 Dec 1985
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Sammlung

46 Aufbewahrungseinheiten

1,9 laufende Meter

Creator(s)

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Bogislaw von Bonin wurde 1908 in Potsdam geboren. Am 1. April 1926 trat er als Fahnenjunker in das 4. (Preuß.) Reiter-Regiment in Potsdam ein und wurde am 1. Februar 1930 zum Leutnant befördert. 1935 wechselte er zum Panzerregiment 6 in Neuruppin, 1936 bis 1938 erfolgte seine Generalstabsausbildung an der Kriegsakademie Berlin, die ihm die sofortige Verwendung in der 1. Aufmarsch-/Operationsabteilung des Generalstabes des Heeres beim OKH ermöglichte, wo er vom Herbst 1938 bis Frühjahr 1940 tätig war. Den Frankreichfeldzug erlebte Bonin als 1. Generalstabsoffizier der 26. Infanterie-Division. Bis zum 20. Juli 1944 folgten Frontverwendungen in ähnlichen Stellungen bei Divisons-, Korps- und Armeestäben in Russland, Afrika und Italien mit einer kurzen Unterbrechung, wo Bonin als Taktiklehrer 1942 an die Kriegsakademie Berlin kommandiert wurde. Im Juli 1943 wurde Bonin zum Oberst i.G. befördert. 1944 wurde er von Generaloberst Guderian zum Chef der Operationsabteilung und damit zum Nachfolger von Adolf Heusinger berufen. Am 17. Januar 1945 wurde er durch die Gestapo auf persönlichen Befehl Hitlers wegen angeblichen Ungehorsams im Hauptquartier des OKH Zossen bei Berlin verhaftet. Der eigentliche Grund für seine Verhaftung war der durch Generaloberst Guderian genehmigte Befehlsentwurf, der der Heeresgruppe A im Osten volle Handlungsfreiheit; "im großen Weichselbogen" einschließlich der zur Festung erklärten Stadt Warschau einräumte. Das ermöglichte zwar die rechtzeitige Räumung der polnischen Hauptstadt, verstieß aber gegen den "Führerbefehl". Bonin galt als Initiator der Weisung und wurde im Gestapo-Gefängnis inhaftiert, später in die Konzentrationslager Flossenbürg und Dachau verbracht. Nach amerikanischer Gefangenschaft bis Ende 1947 schuf sich Bonin zunächst als Transportunternehmer eine neue Existenz und erhielt später eine Anstellung bei der Daimler-Benz AG. Am 3. Juni 1952 wurde Bonin vom Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen, Thedor Blank, zum Leiter der Unterabteilung "Militärische Planung" berufen. Als solcher vertrat Bonin eine gewisse Skepsis gegenüber nach seiner Ansicht weit überspitzten Reformplänen der Grafen Baudissin und Kielmansegg. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag auf den organisatorischen Vorbereitungen für die Aufstellung des geplanten westdeutschen Verteidigungsbeitrages im Rahmen der sog. Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG). Bonin äußerte Zweifel am militärischen Sinn der EVG, insbondere an der Durchführbarkeit der zeitlichen Planung. Bonin forderte eine Sicherung Westdeutschlands durch die Schaffung einer tiefen, elastischen Sperrzone mit klarem Schwerpunkt "Panzerabwehr" unmittelbar an der Ostgrenze der Bundesrepublik.1954 folgten mehrmonatige Studienreisen nach England und in die USA. Zu diesem Zeitpunkt versuchte Bonin mit Denkschriften seinen Vorstellungen von einem westdeutschen Verteidigungsbeitrag bei ehemaligen Generalen der Wehrmacht durchzusetzen; am 29. Juli 1955 wurde er schließlich entlassen. Ab 1956 war Bonin bei der Auto-Union in Düsseldorf tätig. 1980 verstarb Bonin im Alter von 72 Jahren in Lehrte.

Bestandsbeschreibung

Die Sammlung besteht aus Unterlagen zur Räumung Warschaus 1945, der Personalakte und Beurteilungen Bonins, Unterlagen zu Bonins Eintritt in das Amt Blank, über dessen Mitarbeiter in der Dienststelle sowie seine Ablösung als Leiter militärischer Planung 1953, Auszüge zum Bonin-Plan, amerikanische bzw. britische Stellungnahmen, aus Sicht der DDR zum Fall Bonin, sowie Stellungnahmen u.a. von Speidel, Heusinger, Graf Kielmansegg, Graf Baudissin, de Maizière, Ruge, Müller-Brandenburg und Weinstein aus dem Zeitraum 1973 bis 1976. Weiterhin beinhalt die Sammlung Unterlagen des Sicherheitsausschusses des Deutschen Bundestages und des Ministeriums für Gesamtdeutsche Fragen, Bonins Amerikareise 1954, Veröffentlichungen, Interviews, Denkschriften und Studien Bonins aus den Jahren 1953 bis 1961. Darüber hinaus ist die Genese der Sammlung in der Korrespondenz von Heinz Brill mit Bogislaw von Bonin und seiner Familie dokumentiert. Die Unterlagen liegen z.T. in Kopie vor.

Hinweise auf andere Bestände

BW 9 Dienststellen zur Vorbereitung des Westdeutschen Verteidigungsbeitrages

RH 2 Generalstab des Heeres

RH 16 Kriegsakademie

RH 26-26 26. Infanterie-Division

Erschließungszustand

Online-Findbuch

Zitierweise

BArch MSG 162/...

Conditions Governing Access

Besondere Benutzungsbedingungen

Für die Benutzung ist die Einwilligung des Eigentümers erforderlich.

Related Units of Description

  • Literatur

  • Brill, Heinz (Hrsg.): Bogislaw von Bonin: Oppostition gegen Adenauers Sicherheitspolitik. Eine Dokumentation. Hamburg 1976.

  • Brill, Heinz: Das Problem einer wehrpolitischen Alternative für Deutschland. Die Auseinandersetzungen um die wehrpolitischen Alternativvorschläge des Obersten Bogislaw von Bonin (1952 ¿ 1955). Dissertation. Göttingen 1977.

  • Brill, Heinz: Bogislaw von Bonin im Spannungsfeld zwischen Wiederbewaffnung-Westintegration-Wiedervereiningung. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Bundeswehr 1952-1955 (= Militär, Rüstung, Sicherheit Nr. 49), 1. Aufl., Baden-Baden 1987.

  • Brill, Heinz: Bogislaw von Bonin im Spannungsfeld zwischen Wiederbewaffnung-Westintegration-Wiedervereiningung. Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Bundeswehr. Dokumente und Materialien (= Militär, Rüstung, Sicherheit Nr. 52), Baden-Baden 1989.

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