Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung

Identifier
BV 5
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1955 - 31 Dec 2012
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

132212 Aufbewahrungseinheiten

2203,5 laufende Meter

Creator(s)

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

I.1 Geschichtliche Entwicklung

Am 26. Oktober 1950 wurde der CDU-Politiker Theodor Blank von Bundeskanzler Konrad Adenauer zum "Beauftragten des Bundeskanzlers für die Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen" ernannt. Aus dieser Dienststelle, kurz "Amt Blank" genannt, entwickelte sich das spätere Verteidigungsministerium.

Im September 1952 wurde dem "Amt Blank" der Aufgabenbereich der Sonderabteilung "Besatzungslastenverteilung" übertragen. Diese Sonderabteilung war bereits im Juli 1950 vom Bundesministerium der Finanzen in Bad Homburg eingerichtet worden mit der Aufgabe der Deckung des Stationierungsbedarfs und allgemeine Angelegenheiten der Besatzungsmächte. Sie kann als die Wurzel des staatlichen Rüstungsmanagements in der Bundesrepublik Deutschland angesehen werden. Mit dem Wechsel in die Zuständigkeit der Dienststelle Blank wurde die Sonderabteilung in der Folge nach Koblenz verlegt, ihre Unterbringung erfolgte in dem von der französischen Besatzungsmacht geräumten ehemaligen Hotelkomplex "Koblenzer Hof" am Rheinufer [1]. Die offizielle Bezeichnung lautete nunmehr "Abteilung V" bzw. "Außenabteilung Koblenz" . Diese Abteilung V / Außenabteilung Koblenz [2] sollte jetzt auch zuständig sein für die Planung und Beschaffung des Bedarfs der im Rahmen der 1952 beschlossenen Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) aufzustellenden deutschen Streitkräfte [3]. Nach Scheitern der EVG 1954 wurde daraus die entsprechende Zuständigkeit für die spätere Bundeswehr.

Nach dem Beitritt der Bundesrepublik zur NATO und zum Brüsseler Pakt / WEU im Mai 1955 erfolgte am 7. Juni 1955 die Umwandlung des Amtes Blank in das Bundesministerium für Verteidigung (BMVtdg). Innerhalb des BMVtdg wurde im September 1955 zunächst eine Materialabteilung eingerichtet (Abt. Mat), die gegenüber der Abteilung V / Außenabteilung Koblenz eine Dienst- und Fachaufsicht hatte. Sie war zuständig für die Aufstellung der Rüstungsprogramme sowie für Bedarfsdeckung und Versorgung der Streitkräfte allgemein. Konsequent der für die neuen Streitkräfte gefundenen teilstreitkräfteübergreifenden "Bundeswehr-Lösung" folgend, wurde auch für den Rüstungsbereich die Einrichtung einer zentral für alle drei Teilstreitkräfte zuständigen Rüstungsverwaltung beschlossen. Gemäß Art. 87b des Grundgesetzes fiel dabei die Deckung des Sachbedarfs der Streitkräfte in die alleinige Zuständigkeit der bewußt zivil gehaltenen Bundeswehrverwaltung. Ein direkter steuernder Einfluß des eigentlichen militärischen Bereichs auf Entwicklung und Beschaffung von Rüstungsmaterial sollte damit ebenso vermieden werden wie miteinander konkurrierende und eventuell sich widersprechende Entwicklungs- und Beschaffungsaufträge der Teilstreitkräfte.

Der vorläufige Organisationsplan für das Ministerium vom 14. November 1955 umfaßte fünf militärische und sieben nichtmilitärische Abteilungen, darunter die Abteilung Verteidigungswirtschaft und Technik [4].

Anfang 1956 wurden die Abteilungen X - Verteidigungswirtschaft und Technik (die ehemalige "Abteilung Material") und XI - Rüstungsamt (die vormalige Abteilung V - Außenstelle Koblenz) umgegliedert und die Abteilung XII - Technische Forschung und Entwicklung (später in Abteilung Wehrtechnik "T" umbenannt) geschaffen.

Auf Erlaß des Verteidigungsministers Franz-Josef Strauß wurde am 31. Mai 1957 die Abteilung XI in das "Zentralamt für Wehrtechnik und Beschaffung" und am 1. Dezember in das "Amt für Wehrtechnik und Beschaffung (AWB) umbenannt. Durch die Ausgliederung aus dem BMVg im Oktober 1958 wurde es eine dem Ministerium unmittelbar nachgeordnete Oberbehörde und führte von nun an die Bezeichnung "Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung" (BWB). Zu den Kernaufgaben des als zweite Bundesoberbehörde geschaffenen Amtes mit Sitz in Koblenz gehörten:

Weitere Aufgabenbereiche waren u.a. die Verwertung ausgesonderten Wehrmaterials, die technische Auswertung fremden Wehrmaterials, Schadensuntersuchungen, Ausrüstungs- und Ausstattungshilfe für einige Nicht-NATO-Staaten, sowie die Ausbildung der Beamten der technischen Laufbahnen für die gesamte Bundeswehr. Zum anderen wurden "Forschungs- und Technologieprojekte" bearbeitet und das Wehrmaterial während der Nutzung technisch betreut.

Entsprechend den zu erfüllenden Sachaufgaben bestand es aus acht Abteilungen, die alle nach dem Bundeswehr- und Geräteprinzip ausgerichtet waren (z.B. Luftfahrtgerät oder Fernmeldegerät) und durch vier Vorschaltabteilungen unterstützt wurden, die sich mit den zentralen Aufgaben der Verwaltung, der allgemeinen Technik, der Güteprüfung und des Vertrags- und Preiswesens befaßten. Zum nachgeordneten Bereich gehörten die Erprobungsstellen, zwei Marinearsenale und weitere Dienststellen (u.a. Beschaffungsstellen).

Mit Rahmenerlaß des Bundesministers der Verteidigung vom 28. Januar 1971 [5] wurde der Rüstungsbereich des Ministeriums neu geordnet. Die Abteilungen Wehrtechnik und Verteidigungswirtschaft des BMVg wurden dabei zu einer Rüstungsabteilung zusammengefaßt. Der Leiter der Rüstungsabteilung wurde Hauptabteilungsleiter (HAL) II. Den Umgliederungen im Ministerium entsprechend, veränderte sich auch die Führungsspitze des mit zusätzlichen Aufgaben betrauten BWB strukturell. Hier bildete nun der Präsident mit je einem Vizepräsidenten für technische und kaufmännische Angelegenheiten die Leitung.

Zusätzlich zu den bisher zugewiesenen Aufgaben übernahm das BWB u.a.

Zur Sicherung einer wirksamen Projektführung wurde eine Abteilung Projekte mit den Bereichen Land, Luft und See unter einem Abteilungsleiter geschaffen. Die Geräteabteilungen des BWB wurden nach technologischen Erfordernissen wie folgt geordnet:

Im Rahmen der Wiedervereinigung Deutschlands wurde 1990 das "Amt für Beschaffung (AfB) der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR", als "Außenstelle Berlin" in die Organisation des BWB aufgenommen. Die Außenstelle war für den Abbau der NVA-Ausrüstung (Verschrottung, Entsorgung und Verkauf) sowie die Beschaffung von Bundeswehrgerät bei Auftragnehmern in den neuen Bundesländern zuständig.

1993 legte das Bundesministerium der Verteidigung die Aufgabenstellung des BWB und seiner Dienststellen neu fest. Vorwiegend Managementaufgaben sowie technische Aufgaben mit Schwerpunkt Systemtechnik und Systemintegration enthält nun der Aufgabenkatalog.

Zum Jahreswechsel 1996/1997 wurden dem BWB alle Aufgaben aus dem Bereich der Informationstechnik (IT) innerhalb der Bundeswehr übertragen. Hierzu wurden die Rechenzentren der Bundeswehr und Teile des Bundesamtes für Wehrverwaltung in das Bundesamt integriert. Mit Einrichtung des "Bundesamtes für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr" (IT-AmtBw) am 01. April 2002 wurden die entsprechenden Aufgaben vom BWB auf diese neue Bundesoberbehörde verlagert.

Zum 15. April 2003 nahm das BWB eine neue Organisationsstruktur mit dem Ziel der Konzentration auf das Projektmanagement als Kernaufgabe ein: Leitungsstab und erweitertes Controlling als Stabselemente der Leitung, vier Projektabteilungen (Management auf Systemebene) und zwei Serviceabteilungen (Wirtschaft/Technik und Zentralservice). Fachtechnische Aufgaben wurden zu den Dienststellen im Geschäftsbereich des BWB abgeschichtet, die am 29. Juli 2003 ebenfalls eine neue Struktur erhalten hatten. Die Umstrukturierung des Amtes orientierte sich an den Zielsetzungen des vom Bundeskabinett am 01. Dezember 1999 beschlossenen Programms "Moderner Staat - moderne Verwaltung". Sie ist Teil des Reformkonzeptes der vom ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Richard von Weizsäcker geleiteten Kommission "Gemeinsame Sicherheit und Zukunft der Bundeswehr" und damit ein wesentlicher Beitrag auf dem Weg zu einer moderneren und effektiveren Bundeswehr.

Die bisher letzte Änderung in der Organisationsstruktur wurde im August 2006 vorgenommen: Einrichtung der Serviceabteilung "Strategischer Einkauf der Bundeswehr" (SAbt E). Kernaufgabe dieser neuen Abteilung ist, die Bedarfsermittlung und Bedarfsdeckung handelsüblicher Güter und Dienstleistungen konsequent weiterzuentwickeln und zu modernisieren.

Die organisatorische Entwicklung des BWB läßt sich in den anliegenden Organigrammen verfolgen.

I.2. Die Präsidenten des BWB [6]

Dr. Wilhelm Rentrop (Abteilungsleiter XI) Dez. 1955 - Dez. 1957

GenMaj Dipl.-Ing. Dr. Fritz Stammbach Jan. 1958- Apr. 1962

Dr. phil. Theodor Benecke Mai 1962 -März 1969

Karl-Berthold Suhle Okt. 1969 -Jan. 1971

Dr. jur. Günther Rabus Feb. 1971 -Juli 1971

GenMaj Dipl.-Ing. Dietrich Wilikens Juli 1971 -Sept. 1975

Dr. jur. Otto Greve Okt. 1975 -Apr. 1984

Dr. jur. Heinz Gläser Juni 1984 -Mai 1994

Peter Koerner Juni 1994 -Nov. 1997

Detlev Petry Dez. 1997 -

II. Der Entstehungsgang für Wehrmaterial:

Mit dem "Rahmenerlaß zur Neuordnung des Rüstungsbereiches des BMVg" vom 28. Januar 1971 [7] wurde vom Bundesminister der Verteidigung zugleich ein äußerer Rahmen für das Verfahren der Realisierung neuer Waffensysteme als auch für die Entwicklung und Fertigung des sonstigen Wehrmaterials neu festgelegt. Die Reform der bisherigen Ordnung des Rüstungsbereiches hatte sich vor allem auf zuverlässigere Planung der Waffensysteme, umfassende Delegation von Verantwortung in den durchführenden Bereich, Straffung der Aufbauorganisation des Rüstungsbereiches, Vereinfachung der Verfahren und Bildung eines wirksamen Managements gerichtet.

Die neuen Regelungen waren darauf abgestellt, für den Verfahrensablauf u.a. die Einordnung der Planung des Wehrmaterials in die Gesamtplanung der Bundeswehr zu sichern. Grundsätzlich wurde festgestellt: Die Bundeswehrplanung leitet aus der "Militärstrategischen Zielsetzung" die langfristige Planung ab, die über die Planungsleitlinie und die Planungsvorschläge zum Streitkräfteplan führt, der auf der Grundlage des "Fünf-Jahres-Programms der Bundeswehr" realisiert wird. Die Planungsleitlinie ist die Richtlinie für die Teilstreitkräfte zur Erstellung ihrer Planungsvorschläge. Die Analyse der Planungsleitlinie führt zu Grobvorstellungen der Teilstreitkräfte, mit welchen Mitteln (Waffensystemen, Projekte und Geräte) sie auf einem bestimmten Teilgebiet ihre Aufgaben lösen will. Diese Vorstellungen ergeben insgesamt den "Ausrüstungsplan". Diese Ausrüstungspläne werden von den Bedarfsträgern und der bedarfsdeckenden Rüstungsabteilung gemeinsam auf Realisierbarkeit überprüft und daraufhin mit den abgestimmten Mengen-, Zeit- und Kostenvorstellungen in die Planungsvorschläge zum "Streitkräfteplan" eingebracht.

Der Verfahrensablauf für Projekte wurde in logisch aufeinanderfolgende Phasen unterteilt:

Die Phasen waren in Fortschrittsstufen unterteilt. Der Übergang von Stufe zu Stufe wurde durch besondere Entscheidungen ("Stufenentscheidungen") markiert. Die Erfolgskontrolle am jeweiligen Phasenabschluß bildete die Entscheidungsgrundlage für den Eintritt in die nächste Phase. Die Phasenentscheidungen zwangen als gemeinsame Dokumente aller beteiligten Stellen zu engster Kooperation. Die Federführung für diese Dokumente lag beim Bedarfsträger. Damit erhielten sie den Charakter militärischer Dokumente und unterstrichen somit die Notwendigkeit, alle Aktivitäten in Bezug auf das Wehrmaterial an den Belangen der Streitkräfte zu orientieren.

Für den Ablauf des Verfahrens [8] im einzelnen galt folgendes:

Phase 1: Phasenvorlauf

In dieser Phase konkretisierte sich die Arbeit von Studiengruppen über Grobvorstellungen und alternative Lösungen auf der Grundlage von Studien und als Ergebnis erster Realisierbarkeitsuntersuchungen zur "Taktischen Forderung" (TaF). Gleichzeitig wurde geprüft, ob ein den taktischen und technischen Ansprüchen genügendes Waffensystem, Projekt oder Gerät auf dem Markt vorhanden und technisch einführungsreif ist. In diesem Falle waren Aktivitäten bereits weitgehend auf die Beschaffung auszurichten.

Phase 2: Konzeption

Die Taktische Forderung (TaF) war die Arbeitsgrundlage für die Konzeption und die nachfolgenden Phasen. Ziel der Konzeptphase war es, für die in der TaF erhobene Forderung technisch und personell realisierbare und wirtschaftlich tragbare Lösungsangebote aufzuzeigen und durch Studien auf Realisierungsmöglichkeiten zu untersuchen. Die Bewertung der Möglichkeiten führte zur Auswahl einer Lösung und damit zum Konzept. Den Abschluß dieser Phase bildete die Militärisch-technische Zielsetzung (MTZ), die neben einer ausführlichen Beschreibung des Vorhabens auch gewisse Leistungsmerkmale für Komponenten sowie Schätzungen über Zeit- und Kostenrahmen enthält.

Phase 3: Definition

In der Definitionsphase wurde auf der Grundlage der MTZ das Konzept präzisiert und technische Einzelheiten so festgelegt, daß das Risiko einer technischen Entwicklung auf ein Mindestmaß eingeengt und beschrieben war. Gleichzeitig wurde ein Zeitplan für die Entwicklung, Fertigung und Ablieferung, unter Einschaltung eines möglichen Hauptauftragnehmers, erarbeitet. Abschluß dieser Phase war die Militärisch-technisch-wirtschaftliche Forderung (MTWF).

Phase 4: Entwicklung

Die Entwicklungsphase umfaßte alle Aktivitäten bis zur Einführung des Wehrmaterials. Der Entwicklungsvertrag legte die Leistungen des Auftragnehmers durch ein "Lastenheft" fest, dem die Spezifikation der MTWF zugrunde lagen. Mit Entwicklungsbeginn waren Maßnahmen zum Erstellen der Materialgrundlagen und Ablieferungsunterlagen einzuleiten, sowie Vorbereitungen für die Produktion, die Gütesicherung und die Herstellung der Versorgungsreife zu treffen. Firmenversuche führten zum Funktionsnachweis im Sinne der vertraglichen Leistungen. Technische Erprobungen dienten darüber hinaus der Feststellung, wie weit die MTWF hinsichtlich ihres technischen Anteils erfüllt waren. Im Truppenversuch wurde die Eignung unter Einsatzbedingungen festgestellt. Der positive Abschluß der technischen Erprobung war die Erklärung der "Technischen Einführungsreife", unter vorangehender Feststellung der Funktionsbereitschaft und Betriebssicherheit. Den erfolgreichen Abschluß des Truppenversuchs dokumentierte die Erklärung der "Truppenverwendbarkeit".

Phase 5: Beschaffung

Die Beschaffungsphase umfaßte alle Aktivitäten zur Einleitung und Durchführung der Serienfertigung und zur Überführung des truppenverwendbaren und versorgungsreifen Wehrmaterials in die Depots oder in Bestand der Verbände. Nach Auslieferung der Serie war in einem Projektschlußbericht die Abwicklung des Vorhabens einschließlich erkannter Mängel und gewonnener Erfahrungen festzuhalten.

Phase 6: Nutzung

Während der Nutzungsphase lag die Verantwortung für die Erhaltung oder der Wiederherstellung der vollen Verwendungsfähigkeit des Materials im wesentlichen in der Verantwortung der Truppe. Neben der zeitgerecht durchzuführenden Ausbildung des Personals, der Erstellung und Auslieferung der Technischen Dienstvorschriften und der Herstellung der Versorgungsreife waren in zentralen Rahmenverträgen des BWB Hersteller oder andere geeignete Industriebetriebe für die Instandsetzung und Systembetreuung zu verpflichten.

[1] Vgl. BA-MA, BW 9/4188, 4232

[2] Vgl. Organigramm Stand 01. Oktober 1954 in BV 5/Org 1954

[3] Vgl. BA-MA, BW 9/879-882, 4098

[4] Vgl. im Folgenden Verteidigung im Bündnis - Planung, Aufbau und Bewährung der Bundeswehr 1950-1972, Bernard & Graefe Verl, München 1975, S. 158

[5] Vgl. Rahmenerlaß des BMVg, in BA-MA, BW 1/91303

[6]Vgl. Hubatschek, Gerhard (Hrsg.), Bundeswehr - 50 Jahre Wehrtechnik und Ausrüstung, Frankfurt a.M., Bonn, Report-Verl. 2005, S. 46

[7]Vgl. Rahmenerlaß des BMVg, in BA-MA, BW 1/91303

[8] Vgl. Hubatschek, Gerhard (Hrsg.), Bundeswehr - 50 Jahre Wehrtechnik und Ausrüstung, Frankfurt a.M., Bonn, Report-Verl. 2005, S. 30

Bestandsbeschreibung

Die Unterlagen stammen von den ehemaligen Abteilungen V (Außenstelle Koblenz) und XI des Bundesministeriums der Verteidigung sowie der seit 1957 selbständigen Bundesoberbehörde "Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung" (vormals "Zentralamt für Wehrtechnik und Beschaffung" und "Amt für Wehrtechnik und Beschaffung"). Außerdem lassen sich Unterlagen mit der Provenienz BMVg - Abteilung Wehrtechnik im bearbeiteten Schriftgut ausmachen, da diese Unterlagen nach der Neuordnung des Rüstungsbereiches im BMVg durch das BWB übernommen und weitergeführt wurden. Vereinzelt enthaltene Druckschriften wurden in den Bestand BWD 5 (Amtliche Druckschriften Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung) überführt.

Die erste Abgabe des BWB an das Bundesarchiv/ Militärarchiv erfolgte am 16.09.1963 mit 4.620 Archivalieneinheiten, die in Ordnern abgegeben wurden. Seither erfolgen pro Jahr fünf bis sechs Abgaben mit Abgabeverzeichnisse an das Militärarchiv in Freiburg. Bis zur Abgabe 2/2007 sind insgesamt 265.826 Archivalien abgegeben worden, davon sind noch 150.878 unsigniert und 12.883 als Verschlußsachen eingestuft. Als archivwürdig wurden 12.992 AE, als kassabel 89.030 AE befunden. Aufgrund des hohen Aktenaufkommens wurde bereits frühzeitig auf bestimmte Unterlagen (z.B. Auftragsabrechnungen, Beschaffung von Bürobedarf, Angebotssammlungen und Güteprüfunterlagen) verzichtet. Ein umfassender Schriftgutkatalog wurde erstmals am 19.01.1989 von Herrn Dr. Dieter Krüger in Zusammenarbeit mit dem BWB erstellt. Danach gelangten nur noch Akten von potentieller Archivwürdigkeit in das Zwischenarchiv des Militärachivs. Eine Neufassung und Überarbeitung entstand am 01.04.1998 durch Archivoberrat Dr. Heinz-Ludger Borgert.

Der Bestand BV 5 wurde in mehreren Etappen erschlossen. Ein erstes Findbuch, erstellt von Frau Dorothe Ganser, wurde am 23. April 1990 vorgelegt. Das hohe Aktenaufkommen war dafür maßgebend, daß auf der Grundlage der bereits in den 1970er Jahren getroffenen Vorauswahl Teile der abgegeben Akten in diesem Zusammenhang kassiert wurden. Im Zuge dieser Ordnungsarbeit konnten unter Berücksichtigung des Schriftgutkataloges aus dem Jahre 1989 45.418 AE der im Militärischen Zwischenarchiv lagernden Akten, vor allem Beschaffungsakten, kassiert werden. Völlig unberücksichtigt blieben dabei die Verschlußsachen. Diese hätten bei der damals vorliegenden Rechtslage zunächst von einem VS-Registrator bearbeitet werden müssen, der jedoch für das Projekt nicht zur Verfügung stand.

Aus dem unsignierten Schriftgut wurden von Herrn Hauptmann Friedrich Beck und dem Bearbeiter des hier vorliegenden Findbuchs in einer ersten Vorbewertung 66.936 AE als kassabel eingestuft worden. Aus den signierten Archivalien wurden im Jahre 2005 durch den Bearbeiter weitere 40.436 AE herauskassiert.

Im Jahre 2004 übertrug Frau Ulrike Frauenhoffer die 514 AE aus dem bereits genannten Fundbuch von 1990 in das Archivprogramm BASYS, und ab 2005 wurden vom Bearbeiter, unter Mitarbeit von Frau Annett Kobsch, weitere 51.285 AE bearbeitet. Im Ergebnis wurden 11.101 Akten, Pläne und Zeichnungen mit bleibenden Wert (offenes Schriftgut) für vorliegendes Findbuch ausgewählt, verzeichnet und klassifiziert, dagegen 85.901 Archivalien zur Vernichtung ausgesondert.

Im Anschluß daran konnte auf der Grundlage des Erlasses BMVg - Fü S I 4 - vom 10. März 1999 ("Staatssekretärerlaß") mit der Bearbeitung der Verschlußsachen begonnen werden. Bisher sind 12.883 VS-Pakete vom BWB an das Militärarchiv abgegeben worden. Vom Dezember 2006 bis Juni 2007 wurden 4.543 AE mit Laufzeiten bis 1980 bearbeitet. 1.358 AE mit bleibenden Wert wurden dabei für vorliegendes Findbuch ausgewählt und mit insgesamt 1.906 Verzeichnungseinheiten verzeichnet und klassifiziert. In Anwendung des genannten "Staatssekretärerlasses" wurden dabei vom Bearbeiter VS, die vor mehr als 30 Jahre entstanden sind, auf den VS-Grad "VS - Nur für den Dienstgebrauch" (VS-NfD) herabgestuft und durch das BWB anschließend offengelegt. VS der NATO sowie fremder Regierungen wurden nicht in das Findbuch aufgenommen. 3.185 AE (VS) wurden zur Vernichtung ausgesondert.

Während das offene Schriftgut sich überwiegend in Schnellheftern und wenigen Aktenordnern befand, ist das eingestufte Schriftgut in Paketen oder kleineren Kartons in das Militärarchiv gelangt. Zur lichtgeschützten und staubfreien Aufbewahrung wurde nach der Bearbeitung das Schriftgut von bleibenden Wert in Archiv-/Jurismappen umgebettet. Innerhalb der Jurismappen wird das Schriftgut lose aufbewahrt. Die Archivsignaturen wurden, wo archivfachlich geboten, geteilt und einzeln bearbeitet, um eine bessere Benutzung und Lagerung zu gewährleisten.

Eine Aktenordnung der Überlieferung nach dem Einheitsaktenplan der Bundeswehr ließ sich nicht feststellen und konnte somit auch keine Grundlage für eine Klassifikation bilden.

Nach dem bereits zitierten Rahmenerlaß über die Neuordnung des Rüstungsbereiches im BMVg wurden die "Geräteabteilungen" des BWB entsprechend der neuen Aufgabenstellung nach technologischen Gesichtspunkten neu gegliedert und in sich geordnet. Die vorliegende Klassifikation orientiert sich weitgehendst an Organisationsplänen des Bundesamtes von 1970 und 1974. Zur übersichtlichen Darstellung der Überlieferung im Findbuch wurden archivische Bandfolgen und Serien gebildet.

Erschließungszustand

Online-Findbuch

Vorarchivische Ordnung

Das Schriftgut entstand im Bereich der Verwaltung und Organisation des Bundesamtes sowie im Bereich der "Geräteabteilungen" im Rahmen der Realisierung neuer Waffensysteme als auch bei der Entwicklung und Fertigung des sonstigen Wehrmaterials.

Die Akten wurden in Abteilungs- bzw. Sachbearbeiterablage geführt, bei der jeder Bearbeiter die Unterlagen im wesentlichen projektbezogen nach den vorgegebenen Entwicklungsaufträgen aber auch nach individuellem System ablegt und diese später geschlossen in die zentrale Altregistratur des BWB abgibt. Dementsprechend ist eine einheitliche Ordnung des Schriftgutes nach dem Einheitsaktenplan der Bundeswehr nicht vorhanden. Mit Abgabe in die zentrale Altregistratur durch die Abteilungen wurden die Akten aufgelöst und in Schnellhefter gleichmäßig aufgeteilt. Die einzelnen Hefter geben daher meist keine Auskunft darüber, wer sie im Einzelnen angelegt und geführt hat. Eine Klassifikation bestand zu keinem Zeitpunkt. Großformatige Pläne und Zeichnungen sind im Bestandsverzeichnis jeweils in der Archivnummer mit dem Zusatz "K" versehen und aus konservatorischen Gründen gesondert gelagert.

Umfang, Erläuterung

Im Bestand BV 5 wurden bisher 155.438 Signaturen vergeben, von denen allerdings in Folge verschiedener Bewertungsaktionen einige tausend Nummern kassiert wurden, es handelt sich aber nachwievor um deutlich über 100.000 AE. In der Datenbank sind bisher allerdings erst 8471 Datensätze vorbereitet. Hinzu kommen ab der Abgabeportion 2/1993 die laufend eingegangenen Abgabeportionen, deren einzelne Unterlagen seitdem nicht mehr mit Signaturen versehen werden. Es ist hierbei letztlich von weiteren etwa 83.000 AE auszugehen, so daß insgesamt von etwa 200.000 AE ausgegangen werden kann.

Zitierweise

BArch BV 5/...

Related Units of Description

  • Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv

  • BH 1 Führungsstab des Heeres

  • BH 5 Materialamt des Heeres

  • BL 1 Führungsstab der Luftwaffe

  • BL 6 Verbindungsstäbe und -offiziere

  • BL 8 Materialamt der Luftwaffe

  • BM 1 Führungsstab der Marine

  • BM 5 Materialamt der Marine

  • BV 7 Nachgeordneter Bereich des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (Erprobungsstelle der Bundeswehr, Marinearsenale, sonstige Dienststellen)

  • BV 23 Ingenieurkontor Lübeck

  • BW 1 Bundesministerium der Verteidigung - Abteilung Wehrtechnik -

  • BW 1 Bundesministerium der Verteidigung - Abteilung Wehrwirtschaft -

  • BW 9 Dienststellen zur Vorbereitung des westdeutschen Verteidigungsbeitrages 1950-1955

  • Amtliche Druckschriften

  • BVD 5 Amtliche Druckschriften zum BWB

  • darin v.a.: Arbeitsanweisungen Hausmitteilungen

  • Literatur

    • Benecke, Theodor und Schöner, Günther (Hrsg.): Wehrtechnik für die Verteidigung. Bundeswehr und Industrie - 25 Jahre Partner für den Frieden (1956-1981). Koblenz 1984.
    • Brandt, Gerhard: Rüstung und Wirtschaft in der Bundesrepublik. in: Picht, Georg (Hrsg.): Studien zur politischen und gesellschaftlichen Situation der Bundeswehr. 3. Folge. Witten und Berlin 1966.
    • Caspar, Elmar: Ämter und Organisationen der Bundesrepublik Deutschland. Band 22. Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung und sein Geschäftsbereich. Bonn 1969.
    • Gläser, Heinz: Organisation, Verfahren und Management im Rüstungsbereich. in: Bode, Hans-Günther: Die Bundeswehr. Eine Gesamtdarstellung. Band 10. Rüstung in der Bundesrepublik Deutschland. Regensburg 1978.
    • Mann, Siegfried: Ämter und Organisationen der Bundesrepublik Deutschland. Band 28. Das
    • Stockfisch, Dieter (Redaktion): Die wehrtechnischen Dienststellen des BWB, Bonn; Frankfurt a.M., Report-Verl. 1999.
    • Erbe, Jürgen (Redaktion): Das BWB und seine Aufgaben, Bonn; Frankfurt a.M., Report-Verl. 1998.
    • Wirtgen, Rolf, Aspekte aus der Geschichte des Rüstungsbereichs Seite 20-46 in: Hubatschek, Gerhard (Hrsg.).
    • Hubatschek, Gerhard (Hrsg.), Bundeswehr - 50 Jahre Wehrtechnik und Ausrüstung, Frankfurt a.M., Bonn, Report-Verl. 2005.
    • Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Verteidigung im Bündnis - Planung, Aufbau und Bewährung der Bundeswehr 1950-1972, Bernard + Graefe Verl, München 1975.
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