Luftwaffenkommando Nord
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- Luftwaffenkommando Nord (LwKdo Nord), 1994-2001
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Geschichte des Bestandsbildners
Angesichts des Kalten Krieges und der unmittelbaren Lage am „Eisernen Vorhang" wurde dem Aufbau einer deutschen Luftwaffe große Bedeutung beigemessen, wäre Westdeutschland doch im Falle eines Konfliktes Operationsgebiet gewesen. Demnach kam es im Rahmen der NATO-Strategie vornehmlich darauf an, eine wirksame Luftverteidigung zu etablieren; gleichzeitig sollten aber auch die offensiven NATO-Kräfte mittels taktischer Verbände unterstützt werden.
Nachdem die Bundesrepublik sich im Zuge ihres NATO-Beitritts am 9. Mai 1955 offiziell verpflichtet hatte, Luftstreitkräfte aufzustellen, markiert die „Geburtsstunde" der Luftwaffe die Einrichtung der Luftwaffenlehrkompanie in Nörvenich, in die die ersten Freiwilligen am 2. Januar 1956 einrückten. Zuvor waren bereits im Sommer 1955 deutsche Piloten zu Ausbildungszwecken in den USA eingesetzt gewesen. Damit vollzog sich der Aufbau der Luftwaffe parallel auf der Ebene des Ministeriums wie auch einzelner Verbände und Einheiten.
Das Luftwaffenkommando Nord, das mit seinen Vorläuferorganisationen insgesamt von 1956 bis 2001 bestand, gehörte zeitweise zu den höheren Kommandobehörden der Luftwaffe innerhalb der Bundeswehr. Seinen Ausgangspunkt nahm es in dem im Mai 1956 errichteten Kommando der Fliegerhorste Nord. In der folgenden Zeit seines 45-jährigen Bestehens war es mehreren Umstrukturierungen im Rahmen der Einnahmen unterschiedlicher Luftwaffenstrukturen unterworfen, die zum Teil auch mit gravierenden Änderungen der Zuständigkeiten und Kompetenzen einhergingen und anhand der wechselnden Organisationsbezeichnungen augenfällig werden.
Kommando der Fliegerhorste Nord (1956 - 1957)
Mit dem Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 7 vom 24. Mai 1956 wurde das Kommando der Fliegerhorste Nord mit Sitz in Münster am 25. Mai auf dem Fliegerhorst Köln-Wahn in Dienst gestellt. Aus der Anfang 1956 gebildeten Vorbereitungsstelle für bodenständige Aufgaben der Luftwaffe hervorgegangen, war es dem Bundesministerium der Verteidigung zunächst unmittelbar nachgeordnet. Schon im Oktober desselben Jahres erfolgte die Umbenennung in Kommando der Luftwaffenbodenorganisation Nord.
Zeitgleich wurden erste Verbände und Einheiten aufgestellt oder dem Kommando der Fliegerhorste Nord unterstellt: So die Fernmeldelehr- und Versuchskompanie der Luftwaffe, das Luftwaffenausbildungsregiment 2 in Stade und das Fernmelderegiment 11 in Münster. Zudem wurden bald die Fliegerhorste Uetersen, Diepholz und Faßberg und Anfang 1957 die Fliegerhorstgruppe Nörvenich in Betrieb genommen.
Luftwaffengruppe Nord (1957 - 1970)
Nur wenige Monate später wurde zum 1. Februar 1957 durch Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 34 vom 30. Januar 1957 das Luftwaffenkommando Nord etabliert, dessen Zuständigkeitsbereich den gesamten nördlichen Teil des Bundesgebietes umfasste. Der Stab erhielt die Aufträge:
a) „Aufstellung und Führung aller unterstellten Einheiten und Verbände der taktischen Luftwaffe, der bodengebundenen Luftverteidigung und der Luftwaffenbodenorganisation bis zur Herstellung der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft",
b) „Erhaltung und ggf. Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft",
c) „Waffen- und Verbandsausbildung nach Weisung, unter Berücksichtigung von NATO-Weisungen für die Assigned Forces".
Noch im selben Jahr erfolgte eine weitere Änderung, indem zum 1. Oktober 1957 mit Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 71 vom 7. Oktober der Übergang der Aufgaben des Luftwaffenkommandos Nord auf das neu aufgestellte Luftwaffengruppenkommando Nord in Münster erfolgte. Dem Führungsstab der Luftwaffe unmittelbar nachgeordnet, unterstanden ihm das Kommando der Luftwaffenbodenorganisation Nord, die 3. Luftverteidigungsdivision und die in seinem Zuständigkeitsbereich stationierten Luftwaffenregimenter und -geschwader. Daneben wurde die Luftwaffengruppe Nord dem 2. ATAF (Allied Tactical Air Force) in Mönchengladbach zugeordnet. Im Bereich Nord war das Luftwaffengruppenkommando „die einzige Höhere Kommandobehörde der Luftwaffe [...] auf Korpsebene". Am 1. April 1958 wurde das Kommando der Luftwaffenbodenorganisation Nord auf den Stab der Luftwaffengruppe Nord übertragen.
Mit dem Ziel, die Kommandostruktur der Luftwaffe zu straffen und stärker an diejenige der NATO anzupassen sowie eine identische Gliederung für Friedenszeiten als auch den Verteidigungsfall zu schaffen, wurde ab 1963 die Luftwaffenstruktur 2 eingenommen. Die Luftwaffengruppenkommandos Nord und Süd wurden in diesem Kontext mit dem Umgliederungsbefehl vom 22. Januar 1963 ausdrücklich zu den für den Nord- bzw. Südbereich der Bundesrepublik Deutschland zuständigen Luftwaffenkommandobehörden ernannt. Dem Luftwaffengruppenkommando Nord unterstanden nunmehr die Kommandos der 3., 4., 6. und 7. Luftwaffendivision mit ihren jeweiligen zugeordneten Einsatzverbänden.
Luftwaffenunterstützungsgruppe Nord (1970 - 1994)
Die weiterhin angespannte politische Situation bedeutete für die Luftwaffe angesichts ihrer Bedeutung für den Konfliktfall das Erfordernis, die stetige personelle und materielle Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. Sich am amerikanischen „Command"-Vorbild orientierend, wurde daher mit der Einnahme der Luftwaffenstruktur 3 ab 1970 eine dreigliedrige Kommandostruktur etabliert: Das neu eingerichtete Luftflottenkommando sollte als Nachfolgeorganisation der Luftwaffengruppenkommandos die operative Führung der Luftwaffendivisionen und damit die Einsatzbereitschaft verantworten. Währenddessen übernahm das gleichfalls neue Luftwaffenunterstützungskommando die Logistikunterstützung und die Wahrnehmung regionaler Aufgaben. Die übrigen zentralen Zuständigkeiten wie Ausbildung gingen in den Verantwortungsbereich des Luftwaffenamtes über.
Demgemäß wurden aufgrund des Aufstellungsbefehls Nr. 337 (Lw) vom 21. September 1970 das Luftwaffengruppenkommando Nord und das Kommando der 6. Luftwaffendivision aufgelöst und zum 1. Oktober des Jahres zur neuen Luftwaffenunterstützungsgruppe Nord umgegliedert. Kurzfristig wurde diese truppendienstlich und für den Einsatz dem Luftwaffenamt und ab 31. März 1971 dem neuen Luftwaffenunterstützungskommando unterstellt. Im Rahmen dieser Strukturveränderung erfolgte nun auch eine weitreichende Modifikation der Zuständigkeiten sowie des Aufgabenspektrums: Die beiden Luftwaffenunterstützungsgruppen Nord und Süd verloren ihren Charakter höherer Kommandobehörden auf Korpsebene und wurden „auf nationale und regionale logistische Einsatzunterstützungsaufgaben beschränkt". Abgezeichnet hatte sich diese Veränderung schon mit einem Befehl vom 10. Juli 1970, als die Luftwaffengruppen ihre „Befehlsbefugnis für Einsatzverbände" verloren und den „Status von territorialen Versorgungskommandos" erhielten.
Die Luftwaffenunterstützungsgruppe Nord hatte somit in erster Linie den Auftrag, die logistische Unterstützung der Luftwaffenverbände und -einheiten und sonstigen Dienststellen ihres Zuständigkeitsbereichs zu gewährleisten, wozu die Bereiche Materialwirtschaft, Materialerhaltung und Materialtransport gehörten. Daneben oblag es ihr, Verbände anderer Teilstreitkräfte in Bezug auf Waffensysteme und sonstige Geräte zu versorgen, sofern diese Anlagen in den Materialverantwortungsbereich des Inspekteurs der Luftwaffe fielen. Das Luftwaffenunterstützungsgruppenkommando Nord fungierte währenddessen als Stab der Luftwaffenunterstützungsgruppe Nord und zeichnete des Weiteren für die Erfüllung der sonstigen die Luftwaffe betreffenden regionalen Aufgaben verantwortlich.
Die nachfolgenden Einheiten waren dem Luftwaffenunterstützungsgruppenkommando Nord fortan unterstellt:
-
Materialkontrollzentrum Nord, Diepholz
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Technische Schule der Luftwaffe 3, Faßberg
-
Luftwaffenversorgungsbereich 2, Diepholz
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Luftwaffenversorgungsregiment 5, Essen
-
Luftwaffenversorgungsregiment 6, Oldenburg
-
Luftwaffenversorgungsregiment 7, Husum
-
Luftwaffenpionierkompanie, Diepholz
-
Luftwaffenmusikkorps 3, Münster
-
Luftwaffenmusikkorps 4, Hamburg
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Fernmelderegiment 11, Osnabrück
Luftwaffenkommando Nord (1994 - 2001)
Nach zwei Jahrzehnten erforderte die gewandelte politische Lage erneut eine organisatorische Umstrukturierung der Luftwaffe, die sich ab 1. April 1994 in der Luftwaffenstruktur 4 manifestierte. Der Fall der Berliner Mauer und die deutsche Wiedervereinigung hatten für die Luftwaffe zur Folge, dass gleichzeitig ehemalige NVA-Angehörige integriert als auch insgesamt das Personal reduziert werden musste. Vor allem aber galt es, die Streitkräfte als „Armee der Einheit" angesichts der veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen zeitgemäß zu positionieren: Neue Bedrohungsszenarien nach 1990 wie etwa Instabilitäten in der unmittelbaren Nachbarschaft des NATO-Bündnisses (zum Beispiel auf dem Balkan) legten die Anpassung der Strukturen an die gewandelten Aufgaben nahe, sodass verschiedene Umgliederungen und Neustationierungen diesen Zeitabschnitt kennzeichnen.
Infolge des Organisationsbefehls Nr. 19/1993 (Lw) vom 17. März 1993 wurde das Luftwaffenunterstützungsgruppenkommando Nord mit Wirkung vom 31. März 1994 wieder aufgelöst, woraufhin gemäß dem Organisationsbefehl Nr. 31/1993 (Lw) vom 22. Juni in Kalkar zum 1. April 1994 erneut ein Luftwaffenkommando Nord aufgestellt wurde. Selbst dem Luftwaffenführungskommando nachgeordnet, wurden diesem die Kommandos der 3. und 4. Luftwaffendivision mit deren zugeordneten Einsatzverbänden truppendienstlich und für den Einsatz unterstellt. Daneben wurde das neu gebildete Luftwaffenkommando Nord im Rahmen der NATO-Struktur aufgewertet: Wie auch dem Kommando Süd wurde ihm ein Interim CAOC (Combined Air Operation Center) zugeordnet. Außerdem übernahm der Kommandierende General in Kalkar die Führungen des dort liegenden NATO-Gefechtsstandes sowie des multinationalen RFAS (Reaction Force Air Staff), das „Grundlagen für bündnisgemeinsame Kriseneinsätze bereitzustellen" hatte.
Trotz dieses Anpassungsprozesses machten die geänderten und erweiterten Aufgaben im Kontext der Neuausrichtung der NATO und der Auslandseinsätze weitere Reformen und den Übergang zu einer stärker einsatzorientierten Bundeswehr notwendig, die 1999 in einer bilanzierenden Bestandsaufnahme festgestellt wurden. Zudem sollte die Umfangsreduzierung der Streitkräfte zur Senkung von Kosten beitragen. Die Luftwaffe reagierte darauf mit der Einnahme der Luftwaffenstruktur 5 ab dem 1. Oktober 2001, die eine stärkere Einsatzorientierung ermöglichen sollte. Im Zuge dessen wurde insbesondere die Führungsorganisation vereinfacht, indem von ehemals fünf höheren Kommandobehörden drei aufgelöst wurden: Dazu gehörten neben dem Luftwaffenunterstützungskommando auch die beiden Luftwaffenkommandos Nord und Süd. Die Zuständigkeiten der ehemaligen Luftwaffenkommandos wurden auf das verbliebene Luftwaffenführungskommando und die vier Luftwaffendivisionen übertragen.
Kommandierende Generale und Stabschefs
Kommando der Fliegerhorste Nord (1956 - 1957)
Chef des Stabes
Oberst i.G. Hoffmann, Werner Eugen Juli 1956 - 1957
Luftwaffengruppe Nord (1957 - 1970)
Kommandierender General
Gen.Lt. Harlinghausen, Martin 01.08.1957 - 31.12.1961
Gen.Lt. Panitzki, Werner 01.01.1962 - 30.09.1962
Gen.Maj. Walter, Eugen 01.10.1962 - 30.09.1963
Gen.Lt. Hoffmann, Werner Eugen 01.10.1963 - 31.03.1968
Gen.Lt. Mahlke, Helmut 01.04.1968 - 30.09.1970
Chef des Stabes:
Oberst i.G. Hoffmann, Werner Eugen 1957 - ca. 12.1958
Oberst i.G. Berlin, Friedrich Wilhelm 03.1959 - 05.1960
Brig.Gen. Ploetz, Hans von 05.1960 - 02.1962
Brig.Gen. Sieber, Wilhelm Peter 02.1962 - 31.03.1963
Brig.Gen. Boie, Werner 1963 - 03.1965
Brig.Gen. Leuchtenberg, Werner 04.1965 - 31.03.1968
Brig.Gen. Langguth, Gerhard 01.04.1968 - 30.09.1970
Luftwaffenunterstützungsgruppe Nord (1970 - 1994)
Kommandeur:
Gen.Maj. Gentsch, Horst 01.10.1970 - 30.09.1971
Gen.Maj. Remberg, Josef Friedrich 01.10.1971 - 30.09.1978
Gen.Maj. Ortmanns, Dr. Wilhelm 01.10.1978 - 30.09.1980
Gen.Maj. Westphal, Günther 01.10.1980 - 31.03.1984
Gen.Maj. Paschke, Rainer 01.04.1984 - 31.03.1986
Gen.Maj. Rekittke, Diether 01.04.1986 - 31.03.1990
Gen.Maj. Klatte, Peter 01.04.1990 - 30.09.1991
Gen.Maj. Timm, Karl Hartlef 01.10.1991 - 30.09.1993
Gen.Maj. Richter, Karl-Heinz 01.10.1993 - 31.03.1994
Chef des Stabes:
Oberst i.G. Mummenthey, Günter 01.10.1970 - 28.02.1971
Brig.Gen. Schmidt- Ebert, Heinz 01.03.1971 - 31.03.1972
Brig.Gen. Weicksel, Joachim 01.04.1972 - 31.03.1974
Brig.Gen. Ortmanns, Dr. Wilhelm 01.04.1974 - 30.09.1978
Brig.Gen. Westphal, Günther 01.10.1978 - 30.09.1980
Brig.Gen. Rekittke, Diether 01.10.1980 - 30.09.1982
Brig.Gen. Paschke, Rainer 01.10.1982 - 31.03.1984
Brig.Gen. Laube, Heinz 01.04.1984 - 30.09.1986
Brig.Gen. Ibel, Hugbert 01.10.1986 - 30.09.1990
Oberst i.G. Neis, Kurt 01.10.1990 - 30.09.1992
Oberst i.G. Wohak 01.10.1992 - 31.03.1994
Luftwaffenkommando Nord (1994 - 2001)
Kommandierender General:
Gen.Lt. Portz, Rolf H. 01.04.1994 - 30.09.1994
Gen.Lt. Kleppien, Axel- Björn 01.10.1994 - 2000
Gen.Lt. Jertz, Walter 2000 - 2001
Chef des Stabes:
Brig.Gen. Döring, Wolfgang 01.04.1994 - 1998
Brig.Gen. Marzi, Heinz 1998 - 2000
Brig.Gen. Wachter, Hermann 2000 - 2001
Bearbeitungshinweis
Erschlossen, Findbuch liegt vor
Bestandsbeschreibung
Angesichts des Kalten Krieges und der unmittelbaren Lage am „Eisernen Vorhang" wurde dem Aufbau einer deutschen Luftwaffe große Bedeutung beigemessen, wäre Westdeutschland doch im Falle eines Konfliktes Operationsgebiet gewesen. Demnach kam es im Rahmen der NATO-Strategie vornehmlich darauf an, eine wirksame Luftverteidigung zu etablieren; gleichzeitig sollten aber auch die offensiven NATO-Kräfte mittels taktischer Verbände unterstützt werden.
Nachdem die Bundesrepublik sich im Zuge ihres NATO-Beitritts am 9. Mai 1955 offiziell verpflichtet hatte, Luftstreitkräfte aufzustellen, markiert die „Geburtsstunde" der Luftwaffe die Einrichtung der Luftwaffenlehrkompanie in Nörvenich, in die die ersten Freiwilligen am 2. Januar 1956 einrückten. Zuvor waren bereits im Sommer 1955 deutsche Piloten zu Ausbildungszwecken in den USA eingesetzt gewesen. Damit vollzog sich der Aufbau der Luftwaffe parallel auf der Ebene des Ministeriums wie auch einzelner Verbände und Einheiten.
Das Luftwaffenkommando Nord, das mit seinen Vorläuferorganisationen insgesamt von 1956 bis 2001 bestand, gehörte zeitweise zu den höheren Kommandobehörden der Luftwaffe innerhalb der Bundeswehr. Seinen Ausgangspunkt nahm es in dem im Mai 1956 errichteten Kommando der Fliegerhorste Nord. In der folgenden Zeit seines 45-jährigen Bestehens war es mehreren Umstrukturierungen im Rahmen der Einnahmen unterschiedlicher Luftwaffenstrukturen unterworfen, die zum Teil auch mit gravierenden Änderungen der Zuständigkeiten und Kompetenzen einhergingen und anhand der wechselnden Organisationsbezeichnungen augenfällig werden.
Kommando der Fliegerhorste Nord (1956 - 1957)
Mit dem Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 7 vom 24. Mai 1956 wurde das Kommando der Fliegerhorste Nord mit Sitz in Münster am 25. Mai auf dem Fliegerhorst Köln-Wahn in Dienst gestellt. Aus der Anfang 1956 gebildeten Vorbereitungsstelle für bodenständige Aufgaben der Luftwaffe hervorgegangen, war es dem Bundesministerium der Verteidigung zunächst unmittelbar nachgeordnet. Schon im Oktober desselben Jahres erfolgte die Umbenennung in Kommando der Luftwaffenbodenorganisation Nord.
Zeitgleich wurden erste Verbände und Einheiten aufgestellt oder dem Kommando der Fliegerhorste Nord unterstellt: So die Fernmeldelehr- und Versuchskompanie der Luftwaffe, das Luftwaffenausbildungsregiment 2 in Stade und das Fernmelderegiment 11 in Münster. Zudem wurden bald die Fliegerhorste Uetersen, Diepholz und Faßberg und Anfang 1957 die Fliegerhorstgruppe Nörvenich in Betrieb genommen.
Luftwaffengruppe Nord (1957 - 1970)
Nur wenige Monate später wurde zum 1. Februar 1957 durch Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 34 vom 30. Januar 1957 das Luftwaffenkommando Nord etabliert, dessen Zuständigkeitsbereich den gesamten nördlichen Teil des Bundesgebietes umfasste. Der Stab erhielt die Aufträge:
a) „Aufstellung und Führung aller unterstellten Einheiten und Verbände der taktischen Luftwaffe, der bodengebundenen Luftverteidigung und der Luftwaffenbodenorganisation bis zur Herstellung der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft",
b) „Erhaltung und ggf. Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft",
c) „Waffen- und Verbandsausbildung nach Weisung, unter Berücksichtigung von NATO-Weisungen für die Assigned Forces".
Noch im selben Jahr erfolgte eine weitere Änderung, indem zum 1. Oktober 1957 mit Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 71 vom 7. Oktober der Übergang der Aufgaben des Luftwaffenkommandos Nord auf das neu aufgestellte Luftwaffengruppenkommando Nord in Münster erfolgte. Dem Führungsstab der Luftwaffe unmittelbar nachgeordnet, unterstanden ihm das Kommando der Luftwaffenbodenorganisation Nord, die 3. Luftverteidigungsdivision und die in seinem Zuständigkeitsbereich stationierten Luftwaffenregimenter und -geschwader. Daneben wurde die Luftwaffengruppe Nord dem 2. ATAF (Allied Tactical Air Force) in Mönchengladbach zugeordnet. Im Bereich Nord war das Luftwaffengruppenkommando „die einzige Höhere Kommandobehörde der Luftwaffe [...] auf Korpsebene". Am 1. April 1958 wurde das Kommando der Luftwaffenbodenorganisation Nord auf den Stab der Luftwaffengruppe Nord übertragen.
Mit dem Ziel, die Kommandostruktur der Luftwaffe zu straffen und stärker an diejenige der NATO anzupassen sowie eine identische Gliederung für Friedenszeiten als auch den Verteidigungsfall zu schaffen, wurde ab 1963 die Luftwaffenstruktur 2 eingenommen. Die Luftwaffengruppenkommandos Nord und Süd wurden in diesem Kontext mit dem Umgliederungsbefehl vom 22. Januar 1963 ausdrücklich zu den für den Nord- bzw. Südbereich der Bundesrepublik Deutschland zuständigen Luftwaffenkommandobehörden ernannt. Dem Luftwaffengruppenkommando Nord unterstanden nunmehr die Kommandos der 3., 4., 6. und 7. Luftwaffendivision mit ihren jeweiligen zugeordneten Einsatzverbänden.
Luftwaffenunterstützungsgruppe Nord (1970 - 1994)
Die weiterhin angespannte politische Situation bedeutete für die Luftwaffe angesichts ihrer Bedeutung für den Konfliktfall das Erfordernis, die stetige personelle und materielle Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. Sich am amerikanischen „Command"-Vorbild orientierend, wurde daher mit der Einnahme der Luftwaffenstruktur 3 ab 1970 eine dreigliedrige Kommandostruktur etabliert: Das neu eingerichtete Luftflottenkommando sollte als Nachfolgeorganisation der Luftwaffengruppenkommandos die operative Führung der Luftwaffendivisionen und damit die Einsatzbereitschaft verantworten. Währenddessen übernahm das gleichfalls neue Luftwaffenunterstützungskommando die Logistikunterstützung und die Wahrnehmung regionaler Aufgaben. Die übrigen zentralen Zuständigkeiten wie Ausbildung gingen in den Verantwortungsbereich des Luftwaffenamtes über.
Demgemäß wurden aufgrund des Aufstellungsbefehls Nr. 337 (Lw) vom 21. September 1970 das Luftwaffengruppenkommando Nord und das Kommando der 6. Luftwaffendivision aufgelöst und zum 1. Oktober des Jahres zur neuen Luftwaffenunterstützungsgruppe Nord umgegliedert. Kurzfristig wurde diese truppendienstlich und für den Einsatz dem Luftwaffenamt und ab 31. März 1971 dem neuen Luftwaffenunterstützungskommando unterstellt. Im Rahmen dieser Strukturveränderung erfolgte nun auch eine weitreichende Modifikation der Zuständigkeiten sowie des Aufgabenspektrums: Die beiden Luftwaffenunterstützungsgruppen Nord und Süd verloren ihren Charakter höherer Kommandobehörden auf Korpsebene und wurden „auf nationale und regionale logistische Einsatzunterstützungsaufgaben beschränkt". Abgezeichnet hatte sich diese Veränderung schon mit einem Befehl vom 10. Juli 1970, als die Luftwaffengruppen ihre „Befehlsbefugnis für Einsatzverbände" verloren und den „Status von territorialen Versorgungskommandos" erhielten.
Die Luftwaffenunterstützungsgruppe Nord hatte somit in erster Linie den Auftrag, die logistische Unterstützung der Luftwaffenverbände und -einheiten und sonstigen Dienststellen ihres Zuständigkeitsbereichs zu gewährleisten, wozu die Bereiche Materialwirtschaft, Materialerhaltung und Materialtransport gehörten. Daneben oblag es ihr, Verbände anderer Teilstreitkräfte in Bezug auf Waffensysteme und sonstige Geräte zu versorgen, sofern diese Anlagen in den Materialverantwortungsbereich des Inspekteurs der Luftwaffe fielen. Das Luftwaffenunterstützungsgruppenkommando Nord fungierte währenddessen als Stab der Luftwaffenunterstützungsgruppe Nord und zeichnete des Weiteren für die Erfüllung der sonstigen die Luftwaffe betreffenden regionalen Aufgaben verantwortlich.
Die nachfolgenden Einheiten waren dem Luftwaffenunterstützungsgruppenkommando Nord fortan unterstellt:
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Materialkontrollzentrum Nord, Diepholz
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Technische Schule der Luftwaffe 3, Faßberg
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Luftwaffenversorgungsbereich 2, Diepholz
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Luftwaffenversorgungsregiment 5, Essen
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Luftwaffenversorgungsregiment 6, Oldenburg
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Luftwaffenversorgungsregiment 7, Husum
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Luftwaffenpionierkompanie, Diepholz
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Luftwaffenmusikkorps 3, Münster
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Luftwaffenmusikkorps 4, Hamburg
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Fernmelderegiment 11, Osnabrück
Luftwaffenkommando Nord (1994 - 2001)
Nach zwei Jahrzehnten erforderte die gewandelte politische Lage erneut eine organisatorische Umstrukturierung der Luftwaffe, die sich ab 1. April 1994 in der Luftwaffenstruktur 4 manifestierte. Der Fall der Berliner Mauer und die deutsche Wiedervereinigung hatten für die Luftwaffe zur Folge, dass gleichzeitig ehemalige NVA-Angehörige integriert als auch insgesamt das Personal reduziert werden musste. Vor allem aber galt es, die Streitkräfte als „Armee der Einheit" angesichts der veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen zeitgemäß zu positionieren: Neue Bedrohungsszenarien nach 1990 wie etwa Instabilitäten in der unmittelbaren Nachbarschaft des NATO-Bündnisses (zum Beispiel auf dem Balkan) legten die Anpassung der Strukturen an die gewandelten Aufgaben nahe, sodass verschiedene Umgliederungen und Neustationierungen diesen Zeitabschnitt kennzeichnen.
Infolge des Organisationsbefehls Nr. 19/1993 (Lw) vom 17. März 1993 wurde das Luftwaffenunterstützungsgruppenkommando Nord mit Wirkung vom 31. März 1994 wieder aufgelöst, woraufhin gemäß dem Organisationsbefehl Nr. 31/1993 (Lw) vom 22. Juni in Kalkar zum 1. April 1994 erneut ein Luftwaffenkommando Nord aufgestellt wurde. Selbst dem Luftwaffenführungskommando nachgeordnet, wurden diesem die Kommandos der 3. und 4. Luftwaffendivision mit deren zugeordneten Einsatzverbänden truppendienstlich und für den Einsatz unterstellt. Daneben wurde das neu gebildete Luftwaffenkommando Nord im Rahmen der NATO-Struktur aufgewertet: Wie auch dem Kommando Süd wurde ihm ein Interim CAOC (Combined Air Operation Center) zugeordnet. Außerdem übernahm der Kommandierende General in Kalkar die Führungen des dort liegenden NATO-Gefechtsstandes sowie des multinationalen RFAS (Reaction Force Air Staff), das „Grundlagen für bündnisgemeinsame Kriseneinsätze bereitzustellen" hatte.
Trotz dieses Anpassungsprozesses machten die geänderten und erweiterten Aufgaben im Kontext der Neuausrichtung der NATO und der Auslandseinsätze weitere Reformen und den Übergang zu einer stärker einsatzorientierten Bundeswehr notwendig, die 1999 in einer bilanzierenden Bestandsaufnahme festgestellt wurden. Zudem sollte die Umfangsreduzierung der Streitkräfte zur Senkung von Kosten beitragen. Die Luftwaffe reagierte darauf mit der Einnahme der Luftwaffenstruktur 5 ab dem 1. Oktober 2001, die eine stärkere Einsatzorientierung ermöglichen sollte. Im Zuge dessen wurde insbesondere die Führungsorganisation vereinfacht, indem von ehemals fünf höheren Kommandobehörden drei aufgelöst wurden: Dazu gehörten neben dem Luftwaffenunterstützungskommando auch die beiden Luftwaffenkommandos Nord und Süd. Die Zuständigkeiten der ehemaligen Luftwaffenkommandos wurden auf das verbliebene Luftwaffenführungskommando und die vier Luftwaffendivisionen übertragen.
Kommandierende Generale und Stabschefs
Kommando der Fliegerhorste Nord (1956 - 1957)
Chef des Stabes
Oberst i.G. Hoffmann, Werner Eugen Juli 1956 - 1957
Luftwaffengruppe Nord (1957 - 1970)
Kommandierender General
Gen.Lt. Harlinghausen, Martin 01.08.1957 - 31.12.1961
Gen.Lt. Panitzki, Werner 01.01.1962 - 30.09.1962
Gen.Maj. Walter, Eugen 01.10.1962 - 30.09.1963
Gen.Lt. Hoffmann, Werner Eugen 01.10.1963 - 31.03.1968
Gen.Lt. Mahlke, Helmut 01.04.1968 - 30.09.1970
Chef des Stabes:
Oberst i.G. Hoffmann, Werner Eugen 1957 - ca. 12.1958
Oberst i.G. Berlin, Friedrich Wilhelm 03.1959 - 05.1960
Brig.Gen. Ploetz, Hans von 05.1960 - 02.1962
Brig.Gen. Sieber, Wilhelm Peter 02.1962 - 31.03.1963
Brig.Gen. Boie, Werner 1963 - 03.1965
Brig.Gen. Leuchtenberg, Werner 04.1965 - 31.03.1968
Brig.Gen. Langguth, Gerhard 01.04.1968 - 30.09.1970
Luftwaffenunterstützungsgruppe Nord (1970 - 1994)
Kommandeur:
Gen.Maj. Gentsch, Horst 01.10.1970 - 30.09.1971
Gen.Maj. Remberg, Josef Friedrich 01.10.1971 - 30.09.1978
Gen.Maj. Ortmanns, Dr. Wilhelm 01.10.1978 - 30.09.1980
Gen.Maj. Westphal, Günther 01.10.1980 - 31.03.1984
Gen.Maj. Paschke, Rainer 01.04.1984 - 31.03.1986
Gen.Maj. Rekittke, Diether 01.04.1986 - 31.03.1990
Gen.Maj. Klatte, Peter 01.04.1990 - 30.09.1991
Gen.Maj. Timm, Karl Hartlef 01.10.1991 - 30.09.1993
Gen.Maj. Richter, Karl-Heinz 01.10.1993 - 31.03.1994
Chef des Stabes:
Oberst i.G. Mummenthey, Günter 01.10.1970 - 28.02.1971
Brig.Gen. Schmidt- Ebert, Heinz 01.03.1971 - 31.03.1972
Brig.Gen. Weicksel, Joachim 01.04.1972 - 31.03.1974
Brig.Gen. Ortmanns, Dr. Wilhelm 01.04.1974 - 30.09.1978
Brig.Gen. Westphal, Günther 01.10.1978 - 30.09.1980
Brig.Gen. Rekittke, Diether 01.10.1980 - 30.09.1982
Brig.Gen. Paschke, Rainer 01.10.1982 - 31.03.1984
Brig.Gen. Laube, Heinz 01.04.1984 - 30.09.1986
Brig.Gen. Ibel, Hugbert 01.10.1986 - 30.09.1990
Oberst i.G. Neis, Kurt 01.10.1990 - 30.09.1992
Oberst i.G. Wohak 01.10.1992 - 31.03.1994
Luftwaffenkommando Nord (1994 - 2001)
Kommandierender General:
Gen.Lt. Portz, Rolf H. 01.04.1994 - 30.09.1994
Gen.Lt. Kleppien, Axel- Björn 01.10.1994 - 2000
Gen.Lt. Jertz, Walter 2000 - 2001
Chef des Stabes:
Brig.Gen. Döring, Wolfgang 01.04.1994 - 1998
Brig.Gen. Marzi, Heinz 1998 - 2000
Brig.Gen. Wachter, Hermann 2000 - 2001
Inhaltliche Charakterisierung
Den maßgeblichen Überlieferungsschwerpunkt des Bestandes machen 116 Verzeichnungseinheiten des Bereiches Organisation aus. Dieser beinhaltet neben allgemeinen Organisationsunterlagen mit Befehlen und die Luftwaffenstrukturen 3 und 4 betreffenden Akten die Gebiete Betriebsorganisation mit zahlreichen Besprechungs- und Tagungsprotokollen sowie einzelne Verbände und Einheiten. Daneben sind 55 Archivalieneinheiten dem Komplex Führung zuzuordnen, die neben wenigen Unterlagen zum Thema Innere Führung zu etwa gleichen Teilen Führungsinformationssysteme und Führungseinrichtungen sowie Angelegenheiten der Militärischen Führung und Ausbildung betreffen. Sodann folgen kleinere Schriftgutbereiche zu Übungen (41) und zur Logistik und dem Transportwesen (26) sowie Auslandseinsätzen und Besonderen Vorkommnissen (12). Darüber hinaus sind Unterlagen zu den Themen Infrastruktur (17), Personal- und Rechtswesen (5), Politische Angelegenheiten (5) und Militärwissenschaften (4) überliefert.
Der Bestand ermöglicht einen guten Einblick in die Entwicklung der Luftwaffe nach der Gründung der Bundeswehr und insbesondere in den Bereich der Logistikunterstützung. Wenngleich das Luftwaffenkommando zeitweilig auch als höhere Kommandobehörde fungierte, überwiegen doch insgesamt betrachtet die das Logistiksystem der Luftwaffe betreffenden Unterlagen. Daher findet sich dieser zentrale Aufgabenbereich sowohl in den Organisationsunterlagen als auch in den genannten Bereichen Führung und Übungen wieder.
Erschließungszustand
Findbuch
Umfang, Erläuterung
VS-Anteil: ca. 10,5 %
Zitierweise
BArch BL 21/...