Reichskommissar für die Seeschiffahrt
Extent and Medium
Schriftgut
324 Aufbewahrungseinheiten
Creator(s)
- Reichskommissar für die Seeschiffahrt, Bukarest, 1943-1944
- Reichskommissar für die Seeschiffahrt (R 147), 1942-1945
Biographical History
Geschichte des Bestandsbildners
Einleitung
Die Stellung der Reichskommissare
Reichskommissare waren Beauftragte von Reichsregierungen oder Reichsbehörden, die mit besonderen Befugnissen ausgestattet Verwaltungsaufgaben in einem ihnen zugewiesenen Bereich übernahmen. Schon während der Weimarer Republik waren Reichskommissare , wie etwa der Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete (1923-1930) oder der Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung durch die Regierung eingesetzt worden.
Die Einsetzung von Reichskommissaren und Reichsstatthaltern wurde vor der Machtübernahme 1933 durch die NSDAP deshalb veranlasst, weil auf diesem Wege noch vorhandene demokratische Institutionen in den einzelnen Ländern umgangen werden konnten.
Nach 1933, in der Anfangsphase der nationalsozialistischen Herrschaft, unterstellte Hitler die Kommissare direkt seiner Funktion als Reichskanzler. Nun war die Installation dieser Ämter ohne Rücksichtnahme auf Kabinettsbeschlüsse möglich.
Der Reichskommissar für die Seeschiffahrt
Der Reichskommissar für die Seeschiffahrt wurde am 30.Mai 1942 per "Führererlaß" eingesetzt. In seiner Begründung gestand Hitler der neugeschaffenen Behörde kriegsentscheidende Bedeutung zu. Das Amt bekleidete der Hamburger Gauleiter Karl Kaufmann, der in seiner Funktion Hitler direkt unterstellt war und eine einheitliche Planung der Seetransporte sicherstellen sollte. Das Kommissariat war somit für den Schiffsverkehr zuständig, sofern dieser nicht für Kriegsführung auf See oder den Transport von Truppen benötigt wurde. Die Kapazität der Schiffe sollte ständig erhöht und deren Zustand auf einem bestimmten Niveau gehalten werden. Darüber hinaus war der Kommissar für Ausrüstung und Bemannung verantwortlich und sollte sich um die Ausstattung der Häfen kümmern.
Karl Kaufmann (1900-1969) übernahm in seiner Funktion als Reichskommissar das Kommando über das Seeschiffahrtsamt und die entsprechend unterstellten Dienststellen des Reichsverkehrsministeriums. Grundsätzlich lag die Entscheidungskompetenz beim Reichskommissar, dieser sollte sich allerdings mit dem Beauftragten für den Vierjahresplan, dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, dem Reichsverkehrsminister und dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition abstimmen.
Scope and Content
Geschichte des Bestandsbildners
Bestandsgeschichte
Bisher lag ein Findbuch aus dem Jahr 1980 vor.
Archivische Bewertung und Bearbeitung
Zum Zwecke ihrer Onlinestellung im Internet wurden die Archivalien 2009 in der Archiv-Datenbank BASYS-S erfasst, zum großen Teil anhand der Findbucheinträge. Zum Stammbestand gehörten zunächst 235 Akten, die im Laufe der Jahre ergänzt wurden. Im Jahr 2005 sind aus Provenienzgründen dem Bestand R 5 Reichsverkehrministerium 63 Akten entnommen und dem Bestand R 147 hinzugefügt worden, ohne jedoch eine Umsignierung zu veranlassen. Im Jahr 2009 erfolgte eine Neusignierung für die hinzugekommenen Teile ab der Signatur Nr. 236 bis hin zur Signatur Nr. 324, in die auch die ehemaligen R5-Archivalien integriert und konkordiert wurden. Die intensiven Verzeichnungsangaben wurden größtenteils original mit den seinerzeit verwendeten Abkürzungen übernommen. Die Klassifikation wurde überarbeitet. Der Bestand wurde komplett neu in Mappen und säurefeste Kartons verpackt .
Bestandsbeschreibung
Der Bestand umfaßt in seiner Masse Akten der Abwicklungsbehörde: Personalangelegenheiten 1939-1966 (28); Finanzielle Angelegenheiten 1939-1966 (38): Reichszuschüsse zum Neubau von Schiffen.- Abwicklung, Rückforderungen 1939-1966 (5), Regelung von Verbindlichkeiten 1942-1952 (20); Forderungen gegen das Seeschiffahrtsamt 1943-1950 (4), Kostenabrechnungen des Reichskommissars für die Seeschiffahrt Bukarest 1943-1944 (9); Deutsche Schiffe und Anlagen 1942-1949 (8): Ansprüche nach dem Reichsleistungsgesetz 1943-1949 (4), Reichseigene Schiffe 1944-1946 (3), Diestel-Kai-Anlage in Hamburg (1); Ausländische Schiffe und Anlagen 1941-1970 (134): Prisenrecht und Prisenschiffe 1942-1960 (77), Beschlagnahme von Schiffen und Anlagen 1942-1958 (33): Beschlagnahme von Schiffen und Reedereigütern aus den Niederlanden 1943-1958 (15), Beschlagnahme von Schiffen aus Norwegen 1944-1950 (7), Einsatz von Pénichen (Binnenschiffen) aus Frankreich 1943-1947 (2), Beschlagnahme von Krangerät in den besetzten Gebieten 1942-1946 (9); Charterung 1941-1970 (15): Charterung von Schiffen aus Italien 1943-1957 (7), Charterung von Schiffen aus Rumänien 1943-1970 (1), Charterung, Abwicklungsangelegenheiten nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges 1941-1955 (7); Schiffbau 1943-1949 (7); Norwegen-Verteiler-Verkehr (Einsatz von Schiffen nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges) 1944-19953 (5); Liquidation von Dienststellen des Reichskommissars 1943-1949 (32); Liquidation von Schiffahrtsgesellschaften und anderen Unternehmen 1939-1964 (84): Errichtung von Abwicklungsausschüssen und Zuständigkeitsregelungen 1943-1951 (5), Einzelne Gesellschaften 1941-1964 (56), Andere Unternehmen und Dienststellen 1939-1949 (23).
Ergänzende Überlieferungen
Weitere Akten sind im Bestand B 108 Bundesverkehrsministerium überliefert, ebenso in den Beständen R 5 Reichsverkehrministerium, R 43 Reichskanzlei, NS 6 Partei-Kanzlei der NSDAP und RW 4 OKW/Wehrmachtführungsstab.
Zitierweise
BArch R 147/...