Thälmann, Ernst

Identifier
NY 4003
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1884 - 31 Dec 1884, 1 Jan 1904 - 31 Dec 1918, 1 Jan 1924 - 31 Dec 1975, 1 Jan 1980 - 31 Dec 1985
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Nachlässe

107 Aufbewahrungseinheiten

0,0 laufende Meter

Creator(s)

Scope and Content

Bestandsbeschreibung

  1. Apr. 1886 in Hamburg geboren

1893 - 1900 Besuch der Volksschule in Hamburg

1900 - Anfang 1915 Hafen- und Transportarbeiter (v. a. Kutscher)

  1. Mai 1903 Eintritt in die SPD

  2. Feb. 1904 Mitglied des Deutschen Transportarbeiter-Verbandes

  3. Jan. 1906 Teilnehmer des Proteststreik gegen die geplante Wahlrechtsverschlechterung in Hamburg

1906 - Anfang 1907 Militärdienst, als dienstuntauglich entlassen

1910 - 1913 2. Vorsitzender, ab Anfang 1914 1. Vorsitzender der Branche Kutscher in der Hamburger Ortsverwaltung des Deutschen Transportarbeiter-Verbandes

1912, 1914, 1919 und 1922 Teilnehmer der Verbandstage des Deutschen Transportarbeiter-Verbandes

  1. Jan. 1915 Heirat mit Rosa Koch (27. März 1890 - 21. Sept. 1962)

  2. Jan. 1915 - 9. Nov. 1918 Militärdienst an der Westfront

Nov. 1918 Beitritt zur USPD

1918/1919 Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates in Hamburg

seit März 1919 Vorsitzender der USPD-Ortsgruppe Hamburg

März 1919 - 1933 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft

  1. Nov. 1919 Geburt der Tochter Irma (gest. 10. Dez. 2000)

Ende Nov. 1920 Thälmann schließt sich zusammen mit Teilen der USPD der KPD an

Dez. 1920 - Mai 1923 Mitglied des Zentralauschusses der KPD

  1. Juni - 12. Juli 1921 Delegierter des III. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale (KI) in Moskau - Bekanntschaft mit W.I. Lenin

    • 25.Okt. 1923 Organisator des Hamburger Aufstand

1924 - 1933 Mitglied des Reichstags

Feb. - Apr. 1924 stellvertretender Vorsitzender der KPD

  1. Juni - 8. Juli 1924 Delegierter des V. Weltkongresses der KI in Moskau

  2. Feb. 1925 - 1929 Vorsitzender des Roten Frontkämpfer (RFB)

März/Apr. 1925 und März/Apr. 1932 Kandidat der KPD für die Reichspräsidentenwahl

Aug. 1925 Teilnehmer an der Beratung einer Kommission des Exekutivkomitees (EKKI) mit Vertretern der KPD in Moskau

  1. Sept. 1925 - 1933 Vorsitzender der KPD

  2. Juni - 1. Sept. 1928 Delegierter des VI. Weltkongresses der KI in Moskau

  3. März 1933 Verhaftung

März 1933 - Aug. 1937 Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit

Sept. 1937 - Aug. 1943 Gerichtsgefängnis Hannover

Sept. 1943 - 16. Aug. 1944 Haftanstalt Bautzen

  1. Aug. 1944 Verlegung von Thälmann in das Konzentrationslager Buchenwald

  2. Aug. 1944 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet

Quellen:

Biographisches Lexikon zur Geschichte der Deutschen Arbeiterbewegung. Berlin 1970

Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Berlin 2008

Ernst Thälmann. Eine Biographie. Berlin 1979

Inhaltliche Charakterisierung

Der Nachlass Ernst Thälmanns ist dem Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (IML) in der Zeit von 1951 bis1964 übergeben worden.

Zuvor lagerte das Schriftgut an verschiedenen Orten. Während ein Teil der Gefängnisaufzeichnungen Ernst Thälmanns, vor allem seine Ausarbeitungen, die an die Partei gerichteten Briefe sowie die Berichte der Kuriere, zum ZK der KPD, ins Ausland befördert wurden, verblieben viele der bis 1944 illegal aus dem Kerker in Sicherheit gebrachten Aufzeichnungen in Deutschland. Die von Rosa Thälmann aufbewahrten Schriftstücke lagerten in einem Versteck in Singen (Süddeutschland). Alle Aufzeichnungen, Briefe und andere Dokumente, die Ernst Thälmann seinem Verteidiger anvertraut hatte, waren gegen Ende des Krieges von dem Anwalt nach Westfalen verlagert worden.

Im Jahre 1951 erhielt das IML vom Zentralkomitee der SED den ersten Teil des schriftlichen Nachlasses von Ernst Thälmann; darunter Gefängnisaufzeichnungen in 12 Schreibheften; das Schriftgut aus der Verbindung des ZK der KPD mit Ernst Thälmann während der Haftzeit; Dokumente und Materialien der Justiz- und Polizeibehörden sowie die Beileidsschreiben zur Ermordung Ernst Thälmanns.

1952 und 1953 überließ Rosa Thälmann dem IML die persönlichen Dokumente ihres Mannes und die von ihm abgeschriebene Anklageschrift.

Die weiteren Teile des Nachlasses übernahm das Zentrale Parteiarchiv in den Jahren 1961 bis 1964; u. a. aus dem Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU in Moskau, dabei Ernst Thälmanns Briefe aus dem Gefängnis an die Partei, seine Aufzeichnungen aus der Zeit vor 1933 und die Anklageschrift im Original; aus der Hinterlassenschaft von Rosa Thälmann, dabei alle handschriftlichen Gefängnisbriefe an Angehörige, die der Verteidiger in Westfalen verborgen hatte, 22 eng beschriebene Schreibhefte Ernst Thälmanns, seinen Brief an einen Kerkergenossen und Postkarten aus der Zeit vor der Haft sowie vom ZK der SED, dabei Teile aus einer von der Gestapo angelegten Sammlung zur Thälmann-Akte und die Akten des Oberreichsanwalts gegen die Verteidiger Ernst Thälmanns, Friedrich Roetter und Kurt Wülfing.

Der Nachlass umfasst 104 Akteneinheiten (4 lfm) mit Dokumenten aus der Zeit von 1886 und 1904 bis1988.

Den Schwerpunkt der Überlieferung bildet das Schriftgut, das erst nach der Inhaftierung Ernst Thälmanns entstanden ist.

In 15 Akteneinheiten sind Ernst Thälmanns handschriftliche Gefängnisaufzeichnungen und Briefe enthalten. Bei den Briefen an seine Angehörigen und an die Justiz- und Polizeibehörden handelt es sich nicht um Originale, sondern um Zweitschriften, die sich Ernst Thälmann anfertigte. Im Bestand sind auch Briefe enthalten, die nur abschriftlich vorliegen. Diese Abschriften wurden seinerzeit von Kurieren des ZK der KPD von den Originalen bzw. von chiffrierten Zeilen angefertigt.

Die 57 privaten Briefe, vorwiegend an Rosa Thälmann gerichtet, umfassen nur die Jahre 1933 bis1937. Aus Protest gegen die Anordnung der Gestapo, den Angehörigen die Post nicht mehr auszuhändigen, sondern diese nur noch auf dem Polizeirevier lesen zu lassen, soll Ernst Thälmann keine Briefe mehr geschrieben haben.

Besondere Erwähnung verdienen die illegalen Briefe Ernst Thälmanns an die Partei. In diesen Briefen weist er auf Grundfragen der Politik der KPD im Zusammenhang mit den in der Anklageschrift erhobenen Anschuldigungen gegen die KPD hin, analysiert die internationale Lage, behandelt das Münchener Abkommen und den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt.

In der Hauptgruppe "Dokumente und Materialien aus der Verbindung des ZK der KPD mit Ernst Thälmann während der Haftzeit" sind u. a. 50 Berichte der Thälmann-Kuriere aus der Zeit von 1933 bis 1939, in denen sie die Parteiführung über die Lage Ernst Thälmanns informieren, enthalten.

Von den 16 Akteneinheiten, die Materialien der Justiz- und Polizeibehörden enthalten, ist vor allem die streng geheim gehaltene Anklageschrift gegen Ernst Thälmann zu nennen. Sie ist im Original und in weiteren 4 unterschiedlichen Überlieferungsformen vorhanden. Die in der Anklageschrift angeführten Anlagebände und Vernehmungsprotokolle sind nicht überliefert. Mit der Anklageschrift ist auch die letzte Rede Ernst Thälmanns, die er im Januar 1933 in Zeuthen hielt, erhalten geblieben. In diesen Akteneinheiten befinden sich auch Verfügungen und Beschlüsse, die Ernst Thälmann zugestellt worden waren. Der Notizzettel Himmlers vom Aug. 1944, auf dem sich Himmler für ein Gespräch mit Hitler in der Wolfsschanze unter anderem die Exekution Ernst Thälmanns vorgemerkt hatte, ist ebenfalls vorhanden.

Aus dem Wirken Ernst Thälmann als Vorsitzender der KPD sind seine Reden auf Tagungen des EKKI 1926 bis 1932 im Nachlass überliefert.

Weitere Dokumente von und über Ernst Thälmann befinden sich in folgenden Beständen der Stiftung: RY 1 - KPD, RY 5 - Kommunistische Internationale, DY 30/IV 2/9.07 - Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, DY 55 - Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, NY 4182 - Nachlass Walter Ulbricht, NY 4562 - Nachlass Irma Gabel-Thälmann und SgY 30 - Sammlung Erinnerungen.

Die Eigentümerin des Nachlasses gestattet die Benutzung für wissenschaftliche Zwecke. Die Veröffentlichung von persönlichen Unterlagen setzt bis zum 31. Dezember 2039 ihre schrifliche Zustimmung voraus. Die Veröffentlichung des Schriftgutes, das in der Stiftung nur als Kopie überliefert ist, bedarf der Zustimmung der Eigentümer der Originale. Bei Bedarf wenden Sie sich an das zuständige Referat.

Bei Veröffentlichungen ist wie folgt zu zitieren:Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, NY 4003/1, Kurzform: BArch, NY 4003/1 (Beispiel für die Zitierung der Akte mit der Nr. 1).

Holger Franke

Umfang, Erläuterung

104 AE

Zitierweise

BArch NY 4003/...

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