Kanzlei Rosenberg

Identifier
NS 8
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1918 - 31 Dec 1945
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

301 Aufbewahrungseinheiten

Creator(s)

Biographical History

Geschichte des Bestandsbildners

Alfred Rosenberg, der schon seit den Anfängen der nationalsozialistischen Bewegung zu den engen Mitarbeitern Adolf Hitlers zählte, vereinigte - vor allem seit 1929/30 - eine Fülle von politischen Ämtern und Funktionen in seiner Hand. Um alle ihm übertragenen Aufgaben wahrnehmen zu können, bediente sich Rosenberg seit seiner Ernennung zum Chef des Außenpolitischen Amtes der NSDAP (APA) im April 1933 eines Privatsekretariats unter Leitung von Thilo von Trotha (geb. 12.04.1909, gest. 24.02.1938), der gleichzeitig für die Abteilung Norden des APA verantwortlich war. Von Trothas zunächst nur ehrenamtliche Tätigkeit für Rosenberg wurde im April 1934 durch Verfügung des Reichsschatzmeisters in ein hauptamtliches reguläres Angestelltenverhältnis bei Rosenberg als Reichsleiter der NSDAP umgewandelt. Ihm oblag als Privatsekretär die Bearbeitung der gesamten Korrespondenz, die Rosenberg persönlich als Chef des APA, aber auch als Reichsführer des Kampfbundes für deutsche Kultur (KfdK) und als Hauptschriftleiter des "Völkischen Beobachters" (VB) zu führen hatte.

Im Januar 1934 wurde Rosenberg zum Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP ernannt. Wohl aufgrund dieser neuen Erweiterung seines Aufgabenbereiches verfügte Rosenberg am 26. April 1934 die Umwandlung seines Privatsekretariats in eine "Kanzlei Rosenberg". Sie stand auch weiterhin unter der Leitung Thilo von Trothas, erhielt aber jetzt einen festumrissenen Aufgabenkreis zugewiesen: Die Kanzlei Rosenberg war von nun an zuständig für die gesamte von Rosenberg selbst geführte Korrespondenz im Aufgabenkreis des APA, des KfdK und der sonstigen weltanschaulichen Stellen sowie für die "NS-Monatshefte", den Terminkalender und die Besuchsregelung des Reichsleiters. Zur Kanzlei gehörte ein eigenes "Archiv", dessen Aufgabe es war, Informationsmaterial und Zeitungsausschnitte über Rosenberg zu sammeln. Verwaltungsmäßig wurde sie von der DBFU mit betreut.

Am 15. August 1937 ernannte Rosenberg den SA-Sturmbannführer Dr. Werner Koeppen (geb. 26.09.1910) zu seinem Adjutanten. Koeppen übernahm nach dem Tode von Trothas im Februar 1938 die Leitung der Kanzlei und behielt sie - mit zeitweiligen Unterbrechungen durch den Wehrmachtsdienst - bis 1945 bei. Im August 1941 wurde er von Rosenberg zu seinem persönlichen Referenten ernannt und war eine Zeitlang als Verbindungsoffizier im Führerhauptquartier tätig. In der Leitung der Kanzlei vertrat ihn während seiner Abwesenheit Amandus Langer, den Rosenberg 1941 zu seinem Adjutanten ernannt hatte.

Lebensdaten Alfred Rosenbergs

12.01.1893 in Reval geboren

Studium der Architektur in Reval, dann in Moskau

seit 1918 in Deutschland, 1923 als Deutscher naturalisiert

1919 NSDAP-Mitglied

1921 mit Dietrich Eckart Schriftleiter des "Völkischen Beobachters"

Februar 1923 Hauptschriftleiter des "Völkischen Beobachters", seit 1938 auch Herausgeber

09.11.1923 Teilnahme am Marsch zur Feldherrnhalle; während Hitlers Gefangenschaft mit der Führung der "Bewegung" beauftragt

1929 Begründer des Kampfbundes für deutsche Kultur

1930 Mitglied des Reichstags und Vertreter der NSDAP beim Auswärtigen Ausschuss des Reichstages

seit 1930 Herausgeber der "NS-Monatshefte"

01.04.1933 Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, Ernennung zum Reichsleiter der NSDAP

24.01.1934 Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP

29.01.1940 mit der Vorbereitung der "Hohen Schule" der NSDAP beauftragt

05.07./17.09.1940 Leiter des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg für die besetzten Ostgebiete

20.04.1941 Beauftragter für die zentrale Bearbeitung der Fragen des osteuropäischen Raumes

17.07.1941 Reichsminister für die besetzten Ostgebiete

16.10.1946 in Nürnberg hingerichtet (IMT-Urteil)

Abkürzungen

APA Außenpolitisches Amt der NSDAP

DAF Deutsche Arbeitsfront

DBFU Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP

ERR Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg

HJ Hitlerjugend

IMT Internationales Militärtribunal

KfdK Kampfbund für deutsche Kultur

NS Nationalsozialistisch

NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

NSKG NS-Kulturgemeinde

OKW Oberkommando der Wehrmacht

PPK Parteiamtliche Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums

RMbO Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete

SA Sturmabteilungen

SD Sicherheitsdienst

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

VB Völkischer Beobachter

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Bestandsgeschichte

Während der Kriegszeit blieb Rosenberg mit fast allen seinen Dienststellen in Berlin. Trotz einiger Verluste bei den schweren Bombenangriffen im November 1943 scheint der größte Teil von den Akten der Kanzlei Rosenberg erhalten geblieben zu sein. Das überlieferte Rosenberg-Schriftgut (aus dem staatlichen und dem Parteibereich) wurde nach Kriegsende nach Nürnberg gebracht, um es für die alliierten Prozesse gegen die Kriegsverbrecher auszuwerten. Anfangs wurden die als Belegmaterial in Frage kommenden Schriftstücke den Akten entnommen, später beließ man sie darin und begnügte sich mit Fotokopien. Die verwendeten Originale dürften sich heute mit anderen Prozessunterlagen in Washington befinden.

Das in Nürnberg zusammengetragene Schriftgut wurde nach Abschluss der Prozesse von verschiedenen ausländischen Institutionen für die Anlage eigener Sammlungen ausgewertet. Hier ist vor allem das Centre de Documentation Juive Contemporaine (CDJC) in Paris zu nennen, das heute in der "Collection Rosenberg" eine Sammlung besitzt, die ca. 1.100 Schriftstücke (meist der Provenienz Kanzlei Rosenberg, aber auch anderer Rosenberg-Dienststellen) vereinigt. Belegzettel für die vom CDJC entnommenen Einzelschriftstücke stecken noch in den in das Bundesarchiv gelangten Akten.

Weiteres Schriftgut von Dienststellen Rosenbergs befindet sich im Nederlands Instituut voor Oorlogsdokumentatie (NIOD), Amsterdam, und im Yivo-Institute for Jewish Research in New York. Bücher und Zeitschriften aus Dienststellen Rosenbergs sind im Hoover Institute and Library und in der Library of Congress nachgewiesen.

Schriftgut aus Rosenberg-Dienststellen gelangte ebenfalls in Archive der ehemaligen Sowjetunion. Ein umfangreicher Bestand (v.a. der Provenienz ERR) wird heute im Tsentral`nyi derzhavnyi arhiv vyshchykh orhaniv vlady ta upravlinnia Ukraïny (TsDAVO Ukraïny) in Kiew verwahrt, weitere Akten (v.a. der Provenienz Außenpolitisches Amt) im Rossiiskii gosudarstvennyi voennyi arkhiv (RGVA) in Moskau.

Der größte Teil der in Nürnberg zusammengetragenen Rosenberg-Akten wurde nach Alexandria/Va. gebracht und dort zum Teil verfilmt. Im März 1963 gelangte dieser als Record Group 1008/Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete bezeichnete Aktenkomplex im Zuge der Aktenrückführung aus den USA in das Bundesarchiv, wo er im Herbst 1963 nach Provenienzen aufgeteilt wurde. Die von dieser Aktenrückgabe auf die Provenienz "Kanzlei Rosenberg" entfallenden Akten bilden den Hauptteil des vorliegenden Bestandes.

Hinzugefügt wurden einige Bände, die in das Nürnberger Staatsarchiv gelangt und 1955 an das Bundesarchiv abgegeben worden waren, außerdem mehrere Bände aus verschiedenen amerikanischen Aktenrückgaben. Weitere Ergänzungen erfolgten durch jeweils einen Band aus dem Zentralen Staatsarchiv der DDR (62 Ka 2/1) und aus dem sog. "NS-Archiv des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR" (ZA VI 6322).

Archivische Bearbeitung

Das Schriftgut war überwiegend in seinem ursprünglichen Registraturzusammenhang in das Bundesarchiv gelangt. Einzelschriftstücke, aus ihrem Zusammenhang gelöste Vorgänge sowie in Unordnung geratene Bände mussten neu geordnet werden. Die Ordnung und Verzeichnung entsprach dem ursprünglichen Registraturzusammenhang. Eine völlige Neuordnung des Bestandes nach sachlichen Gesichtspunkten hätte zwar die Benutzung erleichtert, schien aber in arbeitsökonomischer Hinsicht nicht gerechtfertigt. Kassiert wurden nur Doppelstücke in den Manuskriptserien. Das vorläufige Findbuch zum Bestand wurde von Frau Köhne im Jahr 1966 gefertigt.

Zitierweise

NS 8/.......

Bestandsbeschreibung

Durch die Sammlung von Manuskripten und Zeitungsausschnitten ergibt sich ein recht umfassendes Bild der Persönlichkeit Rosenbergs von etwa 1930 bis 1945. Aufgrund der Zuständigkeit der Kanzlei für fast den gesamten Dienstbereich Rosenbergs enthält der Bestand zudem wesentliches Ergänzungsmaterial zur Tätigkeit der Rosenberg unterstellten Dienststellen; lediglich der Dienstbereich des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete ist davon auszunehmen, dessen Angelegenheiten Rosenberg vorwiegend durch sein Ministerbüro bearbeiten ließ.

Die Ablage des Schriftgutes erfolgte weitgehend in chronologischen Serien, allenfalls getrennt in die Bereiche VB, KfdK und APA, später auch nach Korrespondenzpartnern. Eine klare inhaltliche und zeitliche Abgrenzung der Serien gegeneinander ist nicht erkennbar.

Erschliessungszustand

Findbuch (1966/2005), Online-Findbuch (2004).

Zitierweise

BArch NS 8/...

Related Units of Description

  • Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv

  • NS 15 Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP (Online-Findmittel)

  • NS 30 Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (Online-Findmittel)

  • NS 43 Außenpolitisches Amt der NSDAP (APA) (Online-Findmittel)

  • Literatur

  • Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates, hrsg. von Heinz Boberach, München 1991/1995, Teil 1, S. 466-469.

  • Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner, Stuttgart 1970.

  • Ernst Pieper: Alfred Rosenberg: Hitlers Chefideologe, München 2005.

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