Konzentrationslager Flossenbürg

Identifier
NS 4-FL
Language of Description
German
Dates
1 Jan 1938 - 31 Dec 1945
Level of Description
Collection
Languages
  • German
Source
EHRI Partner

Extent and Medium

Schriftgut

498 Aufbewahrungseinheiten

Creator(s)

Biographical History

Geschichte des Bestandsbildners

Die nach dem Reichstagsbrand aufgrund der Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat vom 28.02.1933 in großer Zahl verhafteten politischen Gegner des NS-Regimes wurden in unabhängig von Polizei- und Justizgefängnissen eingerichtete Konzentrationslager (KL) verbracht. Eine systematische Organisation und Vereinheitlichung der KL und ihrer Wachmannschaften, der im Herbst 1934 aus der Allgemeinen-SS herausgelösten SS-Totenkopfverbände (SS-TV), erfolgte 1934. Die seit 1938 in Oranienburg bei Berlin ansässige Dienststelle des Inspekteurs der KL war zunächst dem SS-Hauptamt, ab 1940 dem SS-Führungshauptamt unterstellt, ehe diese 1942 als Amtsgruppe D dem neu gebildeten SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt angegliedert wurde. In zunehmenden Maße wurden auch Gewohnheitsverbrecher, sogenannte "Asoziale", Zeugen Jehovas und ab 1938 verstärkt Juden in den Konzentrationslagern inhaftiert. Während des Krieges wuchsen die Häftlingszahlen durch die Masseneinweisungen von Angehörigen fremder Nationalitäten sprunghaft an. Die Konzentrationslager, denen in vielen Fällen besondere Abteilungen für sowjetische Kriegsgefangene angegliedert waren, entwickelten sich zu Vernichtungslagern oder zu Produktionsstätten der SS, deren Insassen in zahlreichen Arbeitskommandos für die Kriegswirtschaft eingesetzt wurden.

Im Jahre 1938 erfolgte die Gründung des Konzentrationslager Flossenbürg im Kreis Neustadt an der Waldnaab nahe der tschechoslowakischen Grenze. Der Granit in der Nähe des Lagers war ein wichtiger Rohstoff für die in Flossennbürg sich niederlassende Erd- und Steinwerke GmbH, einem ebenfalls 1938 gegründeten SS-Unternehmen. Ausschlaggebend für die Wahl des abgelegenen Standortes dürfte auch die bevorstehnde territoriale Annexion des Nachbarstaates gewesen sein, die neue Häftlinge erwarten hieß. Anfang Mai 1938 trafen die ersten Häftlinge aus Dachau ein - bis Ende des Jahres stieg die Zahl der Häftlinge auf 1.500 an. Ursprünglich v. a. mit hauptsächlich politischen, kriminellen, homosexuellen und sogenannten "asozialen" deutschen Gefangenen belegt, nahm die Zahl der ausländischen Gefangenen zu, so dass diese bald die Mehrheit bildeten. Im Lager mit seinen Außenlagern waren schließlich 30 Nationalitäten untergebracht. Die ersten Juden aus Deutschland trafen 1940 ein. Mit der Befreiung anderer Lager gelangten zwischen August 1944 und Januar 1945 mindestens 10.000 osteuropäische Juden nach Flossenbürg und seinen Außenkommandos. Die letzte Zählung am 14. April 1945 ergab über 45.000 Personen, davon ca. 16.000 Frauen und Mädchen. Etwa 100.000 Häftlinge waren zwischen 1939 und 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg untergebracht, vermutlich 30.000 davon starben. Am 23. April 1945 wurde das Konzentrationslager von der U.S. Army befreit.

Scope and Content

Geschichte des Bestandsbildners

Bestandsgeschichte

Verwaltungsunterlagen gerieten nach der Befreiung des Lagers in die Hände der US-amerikanischen Besatzungstruppen. Zuvor waren noch große Teile von Schriftgut durch die SS vernichtet worden. Neben den im Lager vorgefundenen Akten wurden dort auch nicht unerhebliche Teile der Akten des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes verwahrt, die von Oranienburg nach Flossenbürg verlagert worden waren (vgl. US Mikrofilm T-580 in den National Archives). Dort befinden sich auch die originalen Zugangsbücher (8 Bände). Weitere Teile der Unterlagen, die sich auf Häftlinge beziehen, sind von den Amerikanern an den Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen übergeben worden. Die übrigen Unterlagen, die - bis auf wenige Ausnahmen - den heutigen Bestand des Bundesarchivs bilden, wurden wie andere beschlagnahmte Akten, zur Auswertung und Mikroverfilmung nach Alyandria, Virginia, verbracht (vgl. US Mikrofilme T 175 und T 1021). Im Zuge der Rückführung deutscher Akten aus den USA gelangte der Bestand im April 1962 ins Bundesarchiv.

Archivische Bewertung und Bearbeitung

Ende 1962 überprüfte der Erste Staatsanwalt bei dem Landgericht Weiden/Oberpfalz im Zuge seiner Ermittlungen gegen ehemalige Angehörige des Konzentrationslagers Flossenbürg den Bestand, suchte relevante Unterlagen heraus und formierte sie zu Einheiten. Für die übrigen Archivalien erstellte er eine grobe Übersicht, überließ sie aber im vorgefundenen Zustand. Anhand seiner Verzeichnisse entstand Anfang 1963 ein vorläufiges Findbuch, das durch die nun vorliegende Findmittel-Version ersetzt wird. Nach der Übernahme des Berlin Document Center im Jahre 1994 konnten Unterlagen der Provenienz Konzentrationslager Flossenbürg in den Bestand intergriert werden. Ebenso gelangten Unterlagen aus dem sogenannten NS-Archiv des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR inklusive Kopien von Häftlingslisten aus den USA zum Bestand.

Bestandsbeschreibung

Lagerkommandant und Adjutant 1936-1945 (11), Verpflegung und Bekleidung 1939-1945 (21), Materialverwaltung, Lager und Unterkunft 1935-1945 (30), Amtsbefehle, Anordnungen, Personalstandsmeldungen, Richtlinien und Rundschreiben 1933-1945 (19), einzelne Baumaßnahmen 1938-1945 (278), Korrespondenzen mit Firmen und amtlichen Stellen 1938-1945 (42), Kassen- und Rechnungswesen 1938-1945 (73), Arbeitseinsatz von Häftlingen 1940-1945 (9), Nachkriegsunterlagen 1945-1968 (10)

Zitierweise

BArch NS 4-FL/...

Related Units of Description

  • Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv

  • Ergänzende Überlieferung befindet sich in den Beständen SS-Witschafts-Verwaltungshauptamt (NS 3), Persönlicher Stab Reichsführer-SS (NS 19), Reichssicherheitshauptamt (R 58), SS-Hauptamt (NS 31), SS-Führungsauptamt (NS 33), SS-Personalhauptamt (NS 34), in den personenbezogenen Beständen und Sammlungen des ehemaligen Berlin Document Center und des sogenannten NS Archivs des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (R 9355) sowie in der Überlieferung zu den Alliierten Prozessen (ALLPROZ).

  • Literatur

  • Brenner, Hans: Frauen in den Außenlagern des KZ Flossenbürg, hrsg. im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft ehem. KZ Flossenbürg e.V. von Hans Simon-Pelanda, Ingolstadt 1999;

  • Klausch, Hans-Peter: Widerstand in Flossenbürg, in: Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs, Oldenburg 1990;

  • Schlaffer, Rudolf: GeRechte Sühne? Das Konzentrationslager Flossenbürg. Möglichkeiten und Grenzen der nationalen und internationalen Strafverfolgung von NS-Verbrechen, Hamburg 2001;

  • Siegert, Toni: 30.000 Tote mahnen. Die Geschichte des Konzentrationslagers Flossenbürg und seiner 100 Außenlager von 1938 bis 1945, 3. Auflage, Weiden 1987;

  • Skriebeleit, Jörg: Die Außenlager des KZ Flossenbürg in Böhmen, in. Dachauer Hefte 15 (1999), S. 196-217;

  • Tuchel, Johannes: Die Kommandanten des Konzentrationslagers Flossenbürg - Eine Studie zur Personalpolitik der SS, in: Helge Grabitz u.a. (Hrsg.), Die Normalität des Verbrechens. Bilanz und Perspektiven der Forschung zu den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen., Berlin 1994.

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