Kordt, Theo und Erich

Identifier
ED 157
Language of Description
German
Level of Description
Series
Source
EHRI Partner

Biographical History

Theo Kordt wurde am 08. Oktober 1893 in Düsseldorf geboren. Sein Vater, Wilhelm Kordt, war Architekt und starb am 17. Oktober 1931. Sein Bruder Walter (geboren 13. Oktober 1899) studierte Kunstgeschichte und war zuletzt Theaterintendant in Münster. Über seinen Bruder Erich Kordt siehe unter Abschnitt Auswärtiger Dienst.1923 heiratete Theo Kordt seine Cousine Thea Kordt, geborene Simonis. Von 1912 bis 1914 und von 1919 bis 1920 (dazwischen Kriegsdienst) studierte er Rechts- und Staatswissenschaften sowie englische und französische Sprache und Literatur an den Universitäten München, Bonn, Cambridge, Edinburgh, Genf und Grenoble.1921 promovierte er bei Ebers an der Universität Köln und trat dann in den auswärtigen Reichsdienst ein. Nach der Abschlussprüfung im Jahre 1924 war Theo Kordt zunächst in der kulturpolitischen und politischen Abteilung Europa des Auswärtigen Amtes tätig, 1925 amtierte er als Vizekonsul am Generalkonsulat Neapel, 1926-1931 als zweiter Sekretär an der Gesandtschaft Bern. 1931 kehrte er in das Auswärtige Amt zurück, wo er bis 1934 als Sekretär des Staatssekretärs von Bülow tätig war. Im Oktober 1934 wurde er als Gesandtschaftsrat nach Athen versetzt.Vom März 1938 bis zum Kriegsausbruch amtierte er als Botschaftsrat an der Botschaft in London, wo er zeitweilig in Abwesenheit des Botschafters von Dirksen deutscher Geschäftsträger war. Über seinen Bruder Erich, der in dieser Zeit Leiter des Ministerbüros des Auswärtigen Amtes war, hielt er Kontakt mit oppositionellen Beamten des Auswärtigen Amtes. Über Kontakte mit Beamten des Foreign Office und englischen Freunden (vor allem Convell Evans) versuchte er, die britische Regierung zu einer härteren Haltung gegenüber Hitler (besonders im Zusammenhang mit der Sudetenkrise) zu ermuntern.Nach der Kriegserklärung kehrte Theo Kordt nach Berlin zurück und wurde an die Gesandtschaft Bern versetzt, mit dem Auftrag, die deutschen Interessen wahrzunehmen, soweit die Schweiz als Schutzmacht bestellt war. Hier schrieb er im Februar 1941 in Rigi-Kaltbad gemeinsam mit seinem Bruder Erich und Susanne Simonis das so genannte "Rigi-Kaltbad-Memorandum" (siehe Abschnitt Deutsche Gesandtschaft, Dienstkorrespondenz), das von Erich an Beck weiter geleitet wurde. Auch in dieser Zeit bestanden Kontakte zum Umkreis der deutschen Opposition (vergleiche Korrespondenz mit Hanna von Bredow, Abschnitt Deutsche Gesandtschaft, Private Korrespondenz). Noch in der Schweiz nahm er Kontakt mit dem amerikanischen Investigations-Officer E.A. Bayne auf (vermutlich über seinen Bruder).Im Mai 1946 kehrte Theo Kordt nach Deutschland (Bad Godesberg) zurück. Ab dem Wintersemester 1946 war er Gast beim Institut für Internationales Rechts an der Universität Bonn. Im Sommer 1947 erhielt er einen Lehrauftrag über Praxis des Völkerrechts und der Diplomatie an derselben Universität, den er bis zu seiner Versetzung nach Athen 1953 innehatte (vergleiche Abschnitt Wissenschaftliche Tätigkeit).Im Juni 1947 wurde er vom Entnazifizierungsausschuss der Stadt Bonn wegen nachgewiesener aktiver Opposition als "unbelastet" eingestuft. Im Juli 1948 sagte er als Zeuge im Weizsäckerprozess aus. In diesem Zusammenhang führte er eine umfangreiche Korrespondenz.Im August 1948 nahm er als Vertreter des Landes Nordrhein-Westfalen am Verfassungskonvent in Herrenchiemsee teil, danach wurde er als Beobachter des Landes zu den Verhandlungen des Parlamentarischen Rates nach Bonn entsandt.Im Dezember 1948 übernahm er die Leitung des Referats für Internationales Recht beim Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen. In diesem Zusammenhang befasste er sich besonders mit Besatzungsfragen, dem Ruhrstatut und völkerrechtlichen Problemen. 1949 wurde er in den Arbeitsstab zur Vorbereitung einer Abteilung für Auswärtige Angelegenheiten im Kanzleramt berufen. Im Juni 1950 ernannte ihn Adenauer zum Leiter der Konsularabteilung in der Dienststelle für Auswärtige Angelegenheiten des Bundeskanzleramtes. Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Personalpolitik des Auswärtigen Amtes recherchierte auch über Theo Kordt, entlastete ihn aber. Dennoch dürfte seine überraschende Ernennung zum Botschafter in Athen damit in Zusammenhang stehen (vergleiche Abschnitt Dienststelle für Auswärtige Angelegenheiten, Parlamentarischer Untersuchungsausschuss). Bis September 1958 übte Theo Kordt dieses Amt aus und trat dann in Ruhestand.Am 30. Januar 1962 verstarb er in Bad Godesberg. Erich Kordt wurde am 10. Dezember 1903 in Düsseldorf geboren. Nach dem Jurastudium in Köln, Berlin, Bonn, Frankreich, England und Spanien und der Promotion in Tübingen im Jahre 1928 trat er im gleichen Jahr noch in den Auswärtigen Dienst ein. Er war bis 1933 zunächst im Rechts- und Südamerikareferat, dann in der Osteuropaabteilung, später in der Völkerbunds- und Abrüstungssektion tätig. In dieser Eigenschaft nahm er an der Abrüstungskonferenz in Genf 1932 und den Reparationsverhandlungen in Lausanne im Juni 1932 teil, ebenso an der Völkerbundstagung in Genf im Januar 1933. Nach dem Austritt aus dem Völkerbund wurde er der deutschen Botschaft in Bern als Attaché zugeteilt und ab 01. Februar 1934 zum stellvertretenden Leiter des Generalkonsulates Genf ernannt.Am 24. April 1934 kehrte er in das Auswärtige Amt zurück, wo man ihn dem Beauftragten für Abrüstungsfragen Ribbentrop als Legationssekretär zuteilte. Mit ihm nahm er im Sommer 1935 an den Londoner Flottenbesprechungen und im Frühjahr 1936 an der Londoner Locarno-Konferenz teil.Nach der Ernennung Ribbentrops zum deutschen Botschafter in London im Oktober 1936 blieb Erich Kordt als 1. Sekretär bei ihm. Nach dem Aufstieg Ribbentrops zum Außenminister im Februar 1938 wurde Kordt von ihm als Leiter des Ministerbüros berufen. Diese Funktion übte Erich Kordt mit Ausnahme einer mehrmonatigen Pause 1938/1939 bis Ende 1940 aus.Während der Sudetenkrise versuchte er über seinen Bruder Theo die englische Regierung zu einer härteren Politik gegenüber Hitler zu veranlassen. Er nahm auch an der Münchner Konferenz 1938 teil. Vom November 1938 bis März 1939 meldete er sich nach Differenzen mit Ribbentrop mehrere Monate krank und unternahm größere Reisen. Danach nahm er seine Tätigkeit wieder auf. Im April und Juni fuhr er nach England, wobei es unter anderem zu Besprechungen mit Vansittart kam. Im Oktober 1940 nahm er noch an der Konferenzreise Montoire-Hendaye-Florenz teil, zwei Monate später wurde er nach einem Zusammenstoß mit Ribbentrop beurlaubt. Im Februar 1941 traf er sich mit Beck, dem er das zusammen mit seinem Bruder Theo und Susanne Simonis erstellte "Rigi-Kaltbad-Memorandum" vorlegte.Im April 1941 wurde er an die deutsche Botschaft nach Tokio versetzt, von dort nach der Affäre Sorge an die deutsche Botschaft in Shanghai. In Shanghai nahm er nach Beendigung des Krieges Kontakt mit dem US-Investigations-Officer E.A. Bayne auf, für den er mehrere Memoranden über die deutsche Außenpolitik unter Hitler und die weiteren Perspektiven Deutschlands lieferte (vergleiche Abschnitt Deutsche Botschaft Tokio und Shanghai, Aufzeichnungen für amerikanische Dienststellen).Im Dezember wurde er über Washington (Gespräche im State Department) nach Nürnberg gebracht, wo er als Zeuge aussagte und als Berater für den amerikanischen Chef-Ankläger tätig war. Im September 1946 wurde er der Intelligence Control Division in München zugewiesen.Im September 1947 wurde Erich Kordt im Spruchkammerverfahren als Entlasteter eingestuft (vergleiche Abschnitt Entnazifizierung 1947). Im Verfahren gegen Staatssekretär von Weizsäcker war er einer der wichtigsten Zeugen der Verteidigung. In diesem Zusammenhang führte er einen umfangreichen Briefwechsel (vergleiche Abschnitt Weizsäckerprozess, Korrespondenz).Ab November 1947 wirkte er als freier Mitarbeiter des Deutschen Büros für Friedensfragen.1947 legte er sein Buch über die deutsche Außenpolitik unter Hitler, "Wahn und Wirklichkeit", vor, mit dem er sich im Januar 1948 an der Universität München habilitierte.Ab dem Wintersemester 1948/1949 hielt er an der Universität München als Privatdozent für Völkerrecht und diplomatische Geschichte Vorlesungen und Seminare (vergleiche Abschnitt Wissenschaftliche Tätigkeit).Im September 1949 wurde er in den Arbeitsstab zur Vorbereitung einer Abteilung für Auswärtige Angelegenheiten im Kanzleramt berufen. Ein Jahr später erschien sein zweites Buch "Nicht aus den Akten" über die Opposition im Auswärtige Amt. Dazu hatte auch sein Bruder Theo einige Kapitel beigetragen. Ebenfalls ab 1950 war Erich Kordt Mitherausgeber der neu gegründeten Zeitschrift "Außenpolitik".1951 wechselte er an die Universität Köln und wurde gleichzeitig Sachbearbeiter und Berater des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen in Fragen des Internationalen Rechts. Beide Aufgaben übte er bis zu seinem Tode aus.Im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit war er auch Mitglied verschiedener Institutionen, so zum Beispiel Mitglied des Direktoriums des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche Fragen und internationale Studien in Köln, Vorsitzender des Arbeitskreises für Ost-Westfragen. Über seine Tätigkeit geben zahlreiche Veröffentlichungen (vergleiche Abschnitt Manuskripte und Veröffentlichungen) Aufschluss. Auch unternahm er zahlreiche Vortrags- und Informationsreisen, von denen die USA-Reise im Sommer 1948 (vergleiche Abschnitt Vortragsreisen, USA) und die Reisen nach Ostasien und Afrika Anfang der 60er Jahre besonders zu erwähnen sind (vergleiche Abschnitt Vortragsreisen, Tokio, Kopenhagen und Stockholm, Saigon, Nairobi und Mogadischu, Asien und Australien, Lomé und Jaunde).Schwerkrank beging er am 11. November 1969 Selbstmord.1952 hatte Erich Kordt Lore Kordt, geborene Broicher, geheiratet, die er schon von Tokio her kannte, wo sie als Sekretärin gearbeitet hatte.

Scope and Content

Der Bestand "Nachlass Theo und Erich Kordt" besteht aus der hinterlassenen Korrespondenz, Dokumenten und Manuskripten der beiden Brüder, die im Zusammenhang mit ihrer beruflichen Tätigkeit im Auswärtigen Amt, und im Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen sowie ihrer Lehrtätigkeit an Universitäten entstanden.Nach dem Tode Theo Kordts gelangte dessen Nachlass zunächst in die Hände seiner Cousine Susanne Simonis, die bis in die Nachkriegszeit Erich Kordts engste Vertraute war und ihn überall hin begleitet hatte. Frau Simonis sichtete den Nachlass Theo und Erich Kordts und versah einzelne Dokumente mit erklärenden Vermerken. Nach ihrem Tode im Jahre 1978 gelangte der - im übrigen unvollständige - Nachlass Theo Kordts ebenso wie ein Teil des Nachlasses von Erich Kordt an das Institut für Zeitgeschichte. Ein Teil des Nachlasses von Erich Kordt befindet sich noch in den Händen seiner Witwe.Der Ordnungszustand der beiden Nachlässe, wie er bei der Bearbeitung vorgefunden wurde, war desolat. Beide Nachlässe waren durcheinander geraten, so dass die Zuordnung in manchen Fällen nur schwer möglich beziehungsweise unsicher war. Deshalb und da die parallele berufliche Entwicklung der beiden und ihre enge Zusammenarbeit sowohl vor als auch nach 1945 es auch von der inhaltlichen Seite her zuließ, wurde der Nachlass als eine Einheit behandelt.Soweit möglich wurden die Nachlässe getrennt und nach den verschiedenen Abschnitten der beruflichen Tätigkeit chronologisch gegliedert. Es ist zu berücksichtigen, dass beide Nachlässe unvollständig sind. So fehlen die Korrespondenzen nach 1951/1952 fast völlig. Der geringe Umfang des aus der Zeit vor 1945 stammenden Materials (und hier besonders soweit es sich auf die Opposition im Auswärtigen Amt bezieht) dürfte auf die besonderen Umstände und die Auslandstätigkeit zurückzuführen sein.Der Schwerpunkt des Nachlasses liegt in der Zeit von 1945-1951 (bei Erich Kordt sind danach nur Vorlesungsskripte, Referate und Veröffentlichungen vorhanden). Besonders hervorzuheben ist die Korrespondenz mit ehemaligen Auswärtigen Amt-Beamten in der Nachkriegszeit und der Schriftwechsel im Zusammenhang mit dem Weizsäckerprozess; bei Erich Kordt zusätzlich die Memoranden für das US-State-Department 1945 (Abschnitt Deutsche Botschaft Tokio und Shanghai, Aufzeichnungen für amerikanische Dienststellen), bei Theo Kordt die Gutachten, Aufzeichnungen und Materialien aus der Zeit seiner Tätigkeit im Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen.

Conditions Governing Access

Bestandsnutzung gemäß aktuell gültiger Benutzungsordnung des Archivs des Instituts für Zeitgeschichte.

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